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Alba geht in der O2-World die Luft aus

Was früher die Siege gegen den oberfänkischen Nachbarn aus Bayreuth waren, sind heute Erfolge gegen Alba Berlin: Eine tiefe Genugtuung. Man kann jetzt nicht gerade behaupten, dass zwischen beiden Lagern eine innige Fanfreundschaft besteht. Man respektiert sich – das war es dann aber auch. Zu oft wurde der David vom Golitath in vergangenen Jahren, man könnte auch von Jahrzehnten sprechen, gedemütigt. Dieser Stachel saß tief. Richtig Ernst genommen wurde Bamberg dann von Berlin erst mit dem Gewinn der Meisterschaft 2005. Seitdem hat sich das Kräfteverhältnis mehr in Richtung Ausgeglichenheit verschoben. Soviel zur Erklärung, warum man sich als Bamberger Fan so freut, wenn gegen und besonders in Berlin gewonnen wird.

Der 79:64 Sieg in Berlin hat mich in der Deutlichkeit sehr überrascht, hätte mir von Alba mehr erwartet. Die Hauptstädter spielten leidenschaftslos, ohne wirklichen Willen zu gewinnen. Genau das Gegenteil die Bamberger, die von Coach Fleming hervorragend auf den Gegner eingestellt wurden.  Peja Suput konnte offensiv machen, was er wollte. Er vernaschte, wie schon im Spiel gegen Frankfurt, reihenweise seine Bewacher. Aber auch Brown setzte sich gekonnt unter dem Korb durch und erzielte wichtige Zähler. Auch, wenn es schwer fällt aus einer geschlossenen Mannschaftsleistung einen Akteur herauszuheben, Brain Roberts ist für mich der entscheidende Mann gewesen. Unauffällig in Halbzeit 1, erzielte er eiskalt im zweiten Abschnitt seine Punkte immer dann, wenn Berlin drauf und dran war, die Partie zu kippen. Aber auch John Goldsberry verdient Erwähung. Er ist momentan der bessere Aufbauspieler als Anton Gavel, der seiner guten Form von vor einigen Wochen hinterherläuft.

Wenn der Spruch „Offense wins Games, Defense wins Championships“ gilt, dann sollte Bamberg gute Chancen in den Play-offs haben. Denn wie auch schon gegen Frankfurt war es die Abwehrarbeit die den Grundstein zum höchsten Sieg einer Auswärtsmannschaft in der O2-World in der Bundesliga legte. Mit teils wechselnden Abwehrtaktiken wurde Berlin ihrer schärfsten Waffen beraubt. Eine desaströse Dreierquote von 10% (2 von 20) spricht für die mangelnde Treffsicherheit Alba’s, die ihre Ursache sicherlich auch in der Defensivqualität Bamberg’s hatte.

Berlin wird noch zum Lieblingsgegner, denn von den letzten 5 Partien konnte Bamberg 4 für sich entscheiden. Überbewerten sollte man den schönen Erfolg aber nicht, denn es ist nur eine Momentaufnahme, die aber auf jeden Fall Spaß gemacht hat.

Noch ein Wort zu den Schiedsrichtern. Vor Wochenfrist an dieser Stelle von mir noch gelobt, fällt das Urteil diesmal nicht so gut aus. Kleinlicher kann man wohl nicht mehr pfeifen. Jeder noch so winzige Kontakt wurde mit einem Foulpfiff geahndet. Und dies in einem Spiel welches nicht unfair geführt wurde. Durch ihre harte Linie haben die Unparteiischen jeglichen Spielfluss aus der Partie genommen und ein unansehnliches Spiel entstehen lassen.

Frohe Festtage

73:63 gegen Benetton Treviso. Klingt gut, ist es auch. Hochverdient bezwingt Bamberg den italienischen Gruppengegner und holt sich damit den ersten Sieg in der Zwischenrunde des Eurocups. Nur mit Schönspielerei ist auf internationalem Parkett nichts für Bamberg zu gewinnen, dazu langt die individuelle Klasse nicht. Die Bauermann drückte es einmal sehr treffend aus: Man muss mit Schaum vor dem Mund spielen. Bamberg kann gegen europäische Mannschaften nur bestehen, wenn deutsche Fußballtugenden zum Zug kommen: Leidenschaft, Intensität, Wille und ein wenig Glück zur rechten Zeit. Und ein Coach, der die richtigen Akteure spielen lässt. Und daran wäre die Mission fast gescheitert. Nicht nur ich habe es nicht verstanden, wie man zu Beginn des zweiten Viertels ohne Goldsberry, ohne Gavel dafür mit Tadda, Wyrick und Garrett spielen konnte. Prompt verdampfte die 21:11 Führung und die Partie war wieder ausgeglichen. Selbst Coach Flemming sah wohl ein, dass vier Minuten ohne Korberfolg genug gewesen sind und wechselte dann endlich seine besten Spieler wieder ein. Selbst ein traurige Dreierquote von 18% (4 von 22) konnte Bamberg nicht vom Erfolg abhalten, auch weil die Italiener gegen die diesmal bärenstarke Defensive so ihre Schwierigkeiten hatten sich gute Wurfchancen zu erarbeiten.

Spiele im Eurocup sind Festtage. Es ist so ähnlich wie der Geburtstag der geliebten Ehefrau oder einer sehr guten Freundin. Man freut sich darauf, gibt sich bei der Auswahl der Geschenke viel Mühe und geht mit einem guten Gefühl zur Feier. Bei Bamberg kommt es mir manchmal so vor, dass Bundesligaspiele wie der Geburtstag der ungeliebten Schwiegermutter sind. Es ist ein notwendiges Übel, man geht halt hin, weil man muss.

Würde man immer mit dieser Begeisterung und Einsatz spielen wie gegen Treviso, dann stünde man sicherlich nicht auf Platz 9 der Bundesligatabelle, sondern viel weiter oben. Ich möchte jetzt nicht schon wieder Trainerschelte betreiben, mich nervt es ja langsam auch immer wieder darüber was schreiben zu müssen. Aber Bamberg hat am Dienstag trotz einen Chris Fleming als Übungsleiters gewonnen. Nicht immer geht das gut. Was man ihm anlastet ist ja nicht neu: Das Bamberger Spiel ist zu Dreier lastig und fallen die Distanzwürfe nicht, hat Bamberg fast keine Chance die Partie zu gewinnen. Das Spiel gegen Treviso war da eine rühmliche Ausnahme. Und wenn schon aus der Distanz wenig geht, muss man fähig sein, das Spiel umzustellen und versuchen mehr den Ball unter den Korb zu bekommen. Dies ist auch nicht immer sichtbar.

Wie auch immer, Bamberg bleibt mit diesem schönen Erfolg im Eurocup diese Saison ungeschlagen.

Oldenburg zu stark

Um es gleich einmal klarzustellen: Oldenburg hat verdient mit 78:67 in Bamberg gewonnen. Aber wer ein Basketballspiel gewinnt, muss nicht immer die bessere Mannschaft gewesen sein. Oldenburg war nicht unbedingt als Team besser, sie hatten einfach nur einen überragenden Einzelspieler. Je’Kel Foster hätte vermutlich auch mit verbundenen Augen einhändig rückwärts durch die Beine am Mann seine Dreier getroffen. Die Spielfeldecke vor der Bamberger Bank heißt ab Samstagabend „Foster Corner“. Der Oldenburger traf im dritten Viertel fast alles und erledigte die Bamberger damit im Alleingang.

Ich möchte jetzt nicht vergangene Zeiten glorifizieren, aber spätestens nach dem zweiten Drittel hätten ein Helmanis oder Stafford den guten Foster mal zu verstehen gegeben, was „not in my house“ bedeutet. Einer der Knackpunkte der Niederlage war sicherlich die fehlende Bamberger Härte. Vielleicht liegt es an den Erfahrungen die die Oldenburger in der Euroleague sammelten, jedenfalls konnten die Hausherren der Härte nichts entgegensetzen. Mit Härte sind nicht unfaire, hinterlistige Aktionen gemeint. Nein, es ist das Ausreizen dessen, was die Schiedsrichter zuließen. Bamberg hatte bis zur Schlussphase, als man „stop-the-clock“ spielte und mit Fouls den Gegner an die Freiwurflinie zwang, erheblich weniger Fouls begangen. Dieses fehlende körperliche Dagegenhalten gegen aggressivere, flinkere Gegenspieler hat die Partie mitentschieden.

Warum der Bamberger Coach Chris Fleming zeitweise mit Garrett (dessen körperlichen Defizite gegen Akteure, wie sie Oldenburg hat, deutlich wurden), Wyrick und Taylor spielte, wird immer sein Geheimnis bleiben. Warum auch nicht mehr versuchte wurde über Brown und Pleiß zu gehen, weil die Oldenburger Centergarde nicht unbedingt ihren besten Tag erwischte, werden wir auch nicht mehr erfahren.

Auch nicht ihren besten Tag hatten die Bamberger Aufbauspieler, die wie auch schon in Trier dem Spiel nicht ihren Stempel aufdrückten. Anton Gavel scheint sich momentan in einem Leistungsloch zu befinden, seine grandiose Vor-Weihnachtsform scheint verloren gegangen zu sein. Und John Goldsberry läuft seiner Form seit einem Jahr schon hinterher.

Nichts Neues ist auch die Tatsache, dass Bamberg Probleme hat Spiele zu gewinnen, wenn der Dreier nicht fällt. Dann scheint es unmöglich das Spielsystem umzustellen und mehr das Inside-Play zu installieren. Da die nötigen Impulse und Vorgaben zu geben, ist Aufgabe des Trainerstabs.

Nun wissen wir Bamberger Fans, dass Erfolge gegen Gießen, Paderborn und Trier nichts bedeuten, dass Bamberg bis zur absoluten Bundesligaspitze noch ein wenig fehlt.

Vierter Sieg in Folge

images1Nun, denn. Vielleicht muss man doch Abbitte leisten. Beim Trainer und bei der Mannschaft. Vielleicht, nein ganz sicher,  haben sie doch mehr Potential Charakter als viele noch vor zwei Wochen dachten, mich eingeschlossen. Die Festung Ventspils wurde im Sturm erobert und ein klarer und in seiner Höhe (85:62) auch verdienter Sieg eingefahren.

Wie kann eine Mannschaft, die die Mehrheit der Bamberger Fans noch vor nicht allzu langer Zeit zum Teufel wünschte, so durchstarten? Macht Coach Chris Fleming jetzt etwas anders als bei den deprimierenden Niederlagen vor Wochen? Ich habe keine Ahnung, aber offensichtlich scheint der Overtime Erfolg in Düsseldorf der positive Knackpunkt gewesen zu sein. Dies hat dem Team gezeigt, sie können doch noch gewinnen. Ich bin überzeugt, hätte man gegen die Rheinländer wieder verloren, wären die letzten Erfolge nicht möglich gewesen.

Ist der Knoten jetzt geplatzt? Ich glaube schon, denn wenn man die letzten drei Partien im Schnitt mit mehr als 20 Punkten gewinnt, kann man schon von einer Steigerung sprechen. Bestimmt nicht nur ich sehe nun positiver der Zukunft entgegen, denn was gibt es denn Schöneres als Siege unserer Basketballer zu erleben?

Friede, Freude, Eierkuchen

Ach, war das ein herrlicher Basketballabend. Eine Mannschaft, die Lust hatte auf Basketball, ein Gegner, der keine Lust auf Basketball hatte und Fans, die begeistert mitgingen. Und ein Coach, der diesmal alles richtig machte. Meine ich die Bamberger Basketballer? Ja, genau, von denen ist die Rede. Die Bamberger Basketballer, die vor 10 Tagen von Berlin dermaßen den Hintern versohlt bekamen, dass es mir sogar auf der Tribüne weh tat. Die Bamberger Basketballer, die nach fünf Niederlagen in Serie am vergangenen Samstag erstmals wieder in Düsseldorf gewinnen konnten. Ja, genau die selben Spieler und Trainer waren es also am Mittwoch beim 101:78 Erfolg gegen Ulm, die uns Fans in Entzücken versetzten.

Wird jetzt wieder alles gut? Haben sich Mannschaft, Trainer und Fans jetzt wieder alle lieb? Oder war es nur ein Strohfeuer und auf den nächsten Einbruch kann man warten?
Ich neige ja selten zu ausgeprägtem Optimismus oder Pessimismus, ich versuche die Dinge sachlich subjektiv zu betrachten, höre mich in Fankreisen um und bilde mir dann meine Meinung. Die Grundstimmung seit Mittwochabend scheint zu gedreht zu haben. Überwogen bislang Misstrauen, so sehen viele Fans nun positiver in die Zukunft. Waren die knappen Niederlagen, hervorgerufen durch schwache Minuten am Ende der Partien, nur Ausrutscher? Hat die Mannschaft generell soviel Potential um in den oberen Tabellenrängen mitzuspielen?

Die Wahrheit liegt wahrscheinlich wie so oft in der Mitte. Es wird halt so sein, wie in den letzten beiden Jahren auch. Prinzipiell haben wir gute bis sehr gute Einzelspieler, wenn alles perfekt läuft, dann kommt so eine Partie wie gegen Ulm heraus. Läuft aber nicht alles perfekt, ist es dem ein oder andere nicht möglich seine optimale Leistung zu zeigen, dann kommen so Ergebnisse wie gegen Berlin oder Bonn zustande. Ich vermute, ja ich befürchte sogar, mit diesen Schwankungen werden wir in dieser Saison leben müssen. Nicht immer wird es ein Gegner Bamberg erlauben eine Dreierquote von 75% (18 von 24) aufzulegen. Und nicht immer werden Elton Brown und Tibor Pleiss unter den Körben machen können, was sie wollen.

Ausdrücklich erwähnen will ich Robert Garrett, dessen Leistung grandios war. 17 Zähler, davon 5 von 5 Dreiern eingenetzt und das alles in nur 15 Minuten Einsatzzeit. Auch Tibor Pleiss hat mir, nicht zum ersten Mal, sehr gut gefallen. Im Gegensatz zu Tim Ohlbrecht beherrscht er die Center-Basics, er weiß wie er sich als Center bewegen muss. Vor allem weiß er was er kann und was er nicht kann. Er versucht erst gar nicht an der Dreierlinie herumzuturnen, sondern beackert konsequent die Zone. Und wenn er in der Zukunft noch den Hakenwurf in sein Repertoire aufnimmt, dann könnte aus ihm ein richtig großer (damit ist nicht seine Körperlänge gemeint) Basketballer werden.

Ich möchte jetzt nicht das Haar in der Suppe suchen, ich freue mich sehr über den gelungen Abend, so stelle ich mir Basketball vor. Genau so waren die Vorstellungen der Fans vor mehr als einem Jahr, als Chris Fleming den Job in Bamberg antrat. Aber leider konnten wir Fans uns zu selten an so einer Spielweise erfreuen. Der Sieg von gestern zählt alles nichts, wenn morgen am Freitag nicht nachgelegt wird. Bremerhaven wird dann der nächste Gegner sein.

Warten wir ab, ob die beiden Erfolge in Düsseldorf und gegen Ulm nicht nur 2-Tagesfliegen waren und ein Trend nach oben festzustellen ist. Ich hoffe es.

Patient Bamberg weiter auf der Intensivstation

Was will man positives aus der 69:80 Niederlage gegen Bonn ziehen? Zumindest stimmte die Einstellung , im Gegensatz zum Sonntagsspiel gegen Berlin. Aber selbst eine Steigerung des Einsatzes langte nicht aus, um Bonn zu besiegen. Zu oft zitterte noch das Händchen beim Wurfversuch. Im dritten Viertel führte Bamberg mit einem Punkt, nur um im letzten Viertel, wie schon so oft zuvor, kein Bein mehr auf den Boden zu bringen.

Viele Argumente fallen mir spontan nicht ein, um ein Festhalten an Trainer Chris Fleming zu rechtfertigen. Wäre die Sportart nicht Basketball, sondern Fußball, dann hätten die Mechanismen schon lange gegriffen und der Trainer wäre seinen Job los. Da unser geliebter Sport aber nicht auf grünem Rasen,  sondern auf braunem Parkett stattfindet, ist einiges anders.

Im Fan-Talk nach dem Spiel stellte sich Manager Wolfgang Heyder vor Chris Fleming. Wie lange das noch so sein wird, bleibt abzuwarten. Wie viele Chancen der Trainer noch erhält das Ruder herumzureißen, wird man sehen.

Wie blank die Nerven liegen verdeutlich die Situation nach Spielende, als Chris Fleming sich bei den Schiedsrichtern über deren Leistung beschwerte. Chris Ensminger stand daneben und meinte, er hätte doch die Pfiffe bekommen, die er wollte. Darauf tickte Chris Fleming richtig aus und schrie das F-Wort in Richtung Ensmingers.

Offenbarungseid

Geht es noch schlimmer? Ja, wenn Alba Berlin nicht im letzten Viertel beschlossen hätte das Spiel nicht mit +30 Punkte gewinnen zu wollen.
Spielten die Bamberger Akteure gegen Coach Fleming: Nein, glaube ich nicht, aber die Lustlosigkeit mit der einige Bamberger Spieler schon ab dem ersten Viertel über das Parkett der Jako-Arena schlurchten muss Gründe haben. Ich unterstelle man den Bambergern, sie wollten nicht absichtlich schlecht spielen und sie wollten vor Beginn die Partie mit Sicherheit gewinnen. Aber warum können sie dann nicht ihre optimale Leistung über 40 Minuten abrufen? Warum fällt die Mannschaft regelmäßig auseinander? Warum kann sie Spiele nicht über die Zeit bringen? Mit schöne Regelmäßigkeit bricht das Team auseinander, sei es wie bei den Auswärtspleiten in Ulm, Frankfurt und Weißenfels im letzten Viertel oder wie gegen Alba Berlin schon nach sieben Minuten.

Ist es nicht Aufgabe des Trainers dem entgegenzuwirken? Rechtzeitig seine Mannschaft neu einzustellen, frisch zu motivieren, ihnen taktische Handlungsweisen mitzugeben? Ja, es ist dies die Aufgabe eines Übungsleiters. Ich bin keiner, der vorschnell die Schuld beim Trainer sucht, aber mittlerweile komme ich zu der Überzeugung, Chris Fleming ist nicht der richtige für Bamberg.

Ein Trainer der offensichtlich nicht mehr seine Spieler erreicht ist nicht mehr tragbar.  Beispiele gefällig:
Erste Halbzeit gegen Berlin, Bamberg liegt nach einer 9:3 Führung nun mit 9:16 zurück. Auch nach der Viertlpause wird es nicht besser. Fleming nimmt schnell zwei Auszeiten und was passiert: Nichts! Ganz im Gegenteil, Berlin baut seine Führung bis zur Halbzeit sogar noch aus.
Weiteres Beispiel: In der Pause vor dem dritten Viertel hat Fleming 15 Minuten Zeit sein Team neu einzustellen, sie neu zu motivieren, sie heiß zu machen. Berlin legt jedoch einen amtlichen 8:0 Lauf auf das Parkett und damit war die Messe gelesen.

Ist Chris Fleming noch der richtige Trainer? Ich komme immer mehr zu der Meinung, er ist es nicht.
Das sich etwas ändern muss, dürfte ab heute auch dem Letzten klar geworden sein. Der Fisch fängt bekanntlich beim Kopf zum stinken an, also sollte sich auch dort was ändern. Ich fordere jetzt hier nicht die Entlassung Flemings, aber die Unruhe bei den Fans, im Umfeld und auch sicherlich bei den Geldgebern dürfte nach der Pleite gegen Berlin nicht kleiner werden.

Interessanter als die Spiele selbst sind oftmals die After-Game-Plaudereien der Fans im Foyer. So machten heute zwei Namen als mögliche Trainernachfolger die Runde: Dirk Bauermann und Svetislav Pesic. An ersteren glaube ich nicht so recht, er ist ja beim Basketballbund fest engagiert. Svetislav Pesic wäre frei und sofort verfügbar. Angeblich soll man sich mit ihm schon am Rande der Partie am vergangenen Mittwoch in Weißenfels unterhalten haben. Ob an dem Gerücht etwas dran ist, weiß ich nicht.

Bittere Niederlage in Weißenfels

Ich werde es nie verstehen, wie man einen Gegner, der schon am Boden liegt wieder aufstehen und siegen lassen kann. Bamberg führte beim MBC schon mit 12 Punkten, nur um am Ende, mal wieder, zu verlieren, diesmal mit 75:81. Wieder einmal spielte man mehr als drei Viertel sehr guten Basketball, hatte den Gegner im Griff, traf seine Würfe hochprozentig.

Zum dritten Mal in Folge, nach Ulm und Frankfurt wurde wieder ein Sieg in der Schlußphase hergeschenkt, noch dazu gegen eine nominell schwächer besetzte Mannschaft. Ausreden gibt es jetzt keine mehr. Letzte Saison hatte man verletzte oder zu spät in das Training eingestiegene Akteure. Doch dieses Jahr war man von Trainingsbeginn an, bis auf Pleiß, komplett. Trainer Fleming hatte im Sommer Zeit sich seine Wunschelf zusammenzustellen. Und trotzdem läuft es nicht nach Wunsch. Die Bilanz mit nur zwei Siegen aus sechs Partien ist genauso schlecht wie vor Jahresfrist.

Habe ich bislang immer an Fleming geglaubt, so gehen mir langsam die Argumente für ihn als Trainer aus. Und wenn ich die Stimmung bei den Fans richtig deute, bin ich nicht der Einzige. Auch werden sich die Geldgeber fragen, was mit ihrem Geld nun schon im dritten Jahr in Folge angestellt wird. Besonders erfolgreich angelegt waren die vielen Euros bis dato nicht unbedingt.

Wäre ein Trainerwechsel zum jetzigen Zeitpunkt das richtige Zeichen? Es ist ja nicht so, dass die Mannschaft in jeder Partie den Hintern vom Gegner versohlt bekommt. Ganz im Gegenteil, denn man hatte in fast allen Begegnungen bis zum Ende eine Siegchance. Und ob der Trainer unbedingt daran Schuld ist, wenn seine Spieler den Ball verlieren, wage ich zu bezweifeln. Sind sich die Bamberger Akteure bei hoher Führung schon zu siegessicher oder habe sie schlicht nicht die Nerven? Es sind doch nicht nur Jungspunde in den Bamberger Reihen. Ein Jacobsen und ein Suput sollten doch genug Erfahrung mitbringen um ihr Team zu führen. Aber gerade bei der Führung scheint es zu hapern. John Goldsberry scheint doch kein Floor General zu sein und ein Roberts bringt zwar gute Statistiken, aber macht er das Team auch besser? Die Mannschaft scheint blutleer zu sein, zu wenig Emotionen, zu wenig Leidenschaft, zu viel Dienst nach Vorschrift. Und dies zu ändern ist Aufgabe eines Trainers. Und darin hat Fleming bislang versagt.

Ich will jetzt keinen Abgesang auf die Bamberger schreiben. Ich bin mir fast sicher, am Sonntag wird Alba Berlin besiegt. Aber ein fröhliches „weiter so“ darf es nicht geben. Ich fürchte Bamberg hat ein grundsächliches Problem, und ob es mit einem Sieg gegen Berlin behoben sein wird, daran glaube ich nicht so recht.

Herbstkrise?

„Was, haben wir jetzt eine Krise“ werden sich manche Leser ob dieser Überschrift fragen. Ich behaupte nein, auch wenn dies manche anders sehen. Was ist denn in dieser Saison bislang passiert? Bamberg hat in der Auftaktpartie beim amtieren Meister Oldenburg verloren, hat daheim gegen Tübingen mehr als zwei Viertel überragend gespielt und letztlich sicher gewonnen, hat in Ulm mit einem Punkt verloren (und hatte am Ende Pech als zwei Dreierversuche nicht saßen) und hat gegen eine Yugoslawische (ja, ich weiß Yugoslawien gibt es nicht mehr, ich zähle Montegrino jetzt einfach mal pauschal zu Ex-Yugoslawien dazu, man möge mir das nachsehen) Mannschaft, gegen die es immer schwer ist zu gewinnen, einen Sieg landen können. Wo da genau eine Krise sein soll, das soll man mir mal erklären.

Vielleicht hat es aber auch mit den Ansprüchen zu tun. Nicht mit denen des Vereins, nein mit denen der Fans. Nach zwei Meisterschaften und zwei folgenden mageren Jahren erwarten viele einen Durchmarsch zu möglichst drei Titeln. Gut, mit dem Etat wächst auch die Erwartungshaltung. Aber sollte uns allen nicht ein wenig Bescheidenheit gut zu Gesicht stehen? Sollten wir nicht zufrieden sein, wenn ein Gegner „nur“ mit acht Punkten besiegt wird?

Auf der anderen Seite aber wurde das Produkt Basketball zu einem Event aufgebaut. Dies hat einen Teufelskreis in Gang gesetzt, aus dem es kein Entfliehen mehr geben kann. Die vielen Zuschauer erwarten große Leistungen, Fehlschläge werden nicht mehr geduldet. Jahrelang wurde die jeweils aktuelle Mannschaft als die beste, die je in Bamberg spielte, verkauft. Irgendwann hat es die breite Masse auch geglaubt und ist in die Halle geströmt. Nur die letzten Jahre, ich zähle auch das Meisterjahr 2007 mit dazu, ist zuviel auf und neben dem Basketballfeld passiert, was das zahlende Publikum unruhig werden ließ.

Aber ich merkte, ich schweife ab. Eigentlich wollte ich etwas über den Trainer schreiben.

In meiner Saisonbilanz 2009 habe ich schon einiges dazu geschrieben, ich zitiere mich jetzt mal selbst:

Nach dem Ende der Ära Dirk Bauermann wurde in Chris Fleming recht schnell ein neuer Übungsleiter gefunden. Dass mit Chris Fleming ein anderer, ein neuer Stil in Bamberg Einzug halten würde, war Jedem klar und die Erwartungen waren hoch. Man erhoffte sich einen attraktiveren Basketball als er in der letzten Zeit von Dirk Bauermann gespielt wurde. Auch ging dem neuen Trainer der Ruf voraus bei der Auswahl seiner Spieler stets ein glückliches Händchen zu haben.
Nicht alles, was man erwartete, wurde auch erfüllt.
Nicht jeder der Zuschauer war immer mit dem einverstanden, was Chris Fleming an taktischen Vorgaben an seine Spieler ausgab. Es ist aber auch nichts Neues, dass von den 6800 Zuschauern mindestens 6000 dabei sind, die alles besser wissen. Es ist aber auch nicht die Aufgabe eines Trainers es der Kulisse auf den Tribünen Recht zu machen. Ich gehe mal davon aus, dass Chris Fleming immer einen Game Plan hatte und wusste, was er tat. Zumindest meistens.
Auf der anderen Seite gab er aber auch vor einigen Wochen zu, in dieser Saison einiges dazu gelernt zu haben. Es steht mir nicht zu, die Taktik zu kritisieren, dazu verstehe ich davon zu wenig.
Was ich aber bemängeln muss, ist die Spielerauswahl. Ich werde nie verstehen, warum er bei Amtsantritt nicht tabula rasa gemacht hat und sich von Altlasten trennte. Jeder der Augen im Kopf hat, musste doch erkennen, dass ein Duo Greene/Garrett eher suboptimal ist.
Vom Berliner Coach Pavicevic mag man halten was man will, aber er hat es vor zwei Jahren richtig gemacht. Er schmiss fast die gesamte Mannschaft raus und trennte sich trotz laufender Verträge von den Spielern, die nicht in sein Konzept passten. Dies hat Chris Fleming verpasst.

Dies ist auch heute noch meine Meinung. Nur, jetzt hat er sein Wunschteam beisammen, kein Akteur (bis auf Tibor Pleiß) kam verspätet zur Saisonvorbereitung. Aber trotzdem hat man das Gefühl, es passt noch nicht alles zusammen. Braucht die Mannschaft noch Zeit um sich zu finden? Und wenn ja, woran liegt das? Gibt es zuviel Häuptlinge und zuwenige Indianer oder ist es genau anders herum?
Mir ist es auf jeden Fall lieber, die Mannschaft zeigt Viertelweise wozu zu sie fähig ist, denn dann weiß ich, dass sie es können. Vor Jahresfrist war es doch viel schlimmer, da war überhaupt keine Struktur zu erkennen. Und für Struktur in einem Team ist immer noch der Trainer verantwortlicht.

Inkonsequenz kann man Coach Chris Fleming nicht vorwerfen. So verbannte der Jared Newson nicht nur aus der Rotation, weil er spielerisch mehr von ihm erwartete. Nein auch seine nächtlichen Eskapaden waren bestimmt dafür verantwortlich.

Letztlich gipfelt doch das ganze Thema in der einen Frage: Ist Chris Fleming der richtige Trainer für Bamberg? Ich meine ja, auch wenn schon Wetten laufen, dass er Weihnachten kein Trainer mehr sein wird.