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Area 51

Die Bamberger Halle bekommt ab sofort einen neuen Namen: Area 51.
Bamberg spielt momentan einen so überragenden Basketball, man könnte meinen die Spieler kämen von einem anderen Stern.

103:52, mehr muss man eigentlich nicht schreiben. 51 Punkte Differenz. Nein, nicht in einem Vorbeitungsspiel gegen irgendeine ProB Mannschaft aus dem Bayerischen Wald. Nein, gegen Alba Berlin. Wie an dieser Stelle bereits vor einigen Tagen bemerkt: Freunde des Bamberger Basketballs, schöner wird’s nimmer. Lehnt euch entspannt zurück, genießt die letzten Wochen, denn wir werden dies alles nie mehr erleben dürfen.

Die Liste der Bamberg Opfer wird immer länger: Piräus, Madrid und nun Berlin besiegt. Was heißt besiegt? Gedemüdigt, aus der Halle gejagt. Bei Bamberg passte einfach alles und Berlin hat ein Problem. Aber solange Leute wie Pavicevic, Femerling und Schultze an Board sind, wird es auch keine Besserung geben. Das Berliner Spiel wirkte – nicht zum ersten Mal – blutleer, emotions- und leidenschaftslos, maschinell, ohne Kreativität und Aggressivität. Kaum ein Spieler traut sich etwas zu, weil er Angst haben muss sofort auf die Bank beordert und dort beschimpft zu werden.
Wäre ich Spieler unter diesem Trainer, ich wäre schon lange zu einem anderen Verein gewechselt. Oder ich hätte mehrere Hunderttausend Gründe zu bleiben. Und genau dies ist das Kernproblem Berlins: Die Spieler agieren wie Bürokraten, wie Beamte. Sie sind individuell fachlich duraus kompetent, sitzen aber ihre Zeit ab ohne besonders Engagement zu zeigen. Und der Chef des Haufens hüft an der Seitenlinie wie ein HB-Männchen auf und ab, ohne seine Angestellte wirklich zu erreichen.

Da komplette Gegenteil davon ist zur Zeit Bamberg. Fast alles funktioniert wie am sprichwörtlichen Schnürchen, jeder weiß was er zu tun hat, jeder kennt seine Rolle im Team. Keiner ist sich zu schade die Drecksarbeit zu erledigen, jeder kämpft für jeden. Basierend auf einer grandiosen Defensive läuft es auch im Angriff beängstigend gut. 18 Assist, 11 Ballgewinne, 36 zu 23 Rebounds und 44% Trefferquote von der Dreierlinie, alles Zahlen die die Bamberger Überlegenheit eindrucksvoll belegen.

Trösten können sich die Berliner, dass es letztlich auch nur ein Spiel und zwei Punkte waren, die verloren gingen. Und Bamberg darf nun nicht den Höhenflug bekommen, meinen sie wären die Größten. Aber in diesem Punkt bin ich mir sicher, dass dies nicht passieren wird. Dafür wird schon Coach Fleming sorgen, der die Erfolge der letzten Wochen richtig einzuschätzen weiß. Wenn die Bamberger Mannschaft eines in dieser Saison bewiesen hat, dann, dass man jeden Gegner Ernst nimmt. Wie leicht hätte man sich nach den bitteren Niederlagen gegen Rom oder in Charleroi hängen lassen, die kommenden Partien abschenken und sich seinem Schicksal ergeben können.

Danke an Chris, Wolfgang, John, Reyshawn, Peja, Kartsen, Maurice, Philipp, Erik, Tibor, Brian, Casey, Anton und Kyle! Danke für die vergangenen Wochen, danke für geile Spiele, danke für unvergessene Emotionen und Momente!

Suput, Goldi & Gavel bleiben

Vor über einem Monat schrieb ich an dieser Stelle:

Eine schnelle Eilmeldung zwischendurch: Peja Suput wird seinen Vertrag in Bamberg verlängern. Laut einer gewöhnlich sehr gut informierten Quelle wird der Serbe, noch bevor er am Mittwoch Bamberg Richtung Heimat in den wohlverdienten Urlaub verlässt, einen neuen Vertrag unterschreiben.

Denke mein Informant wird es mir nicht übel nehmen, aber ich werde ihn jetzt outen: Es war Peja Suput. Normalerweise gebe ich meine Quellen nicht preis. Aber am Freitag Abend machte der Serbe selbst den Schritt in die Öffentlichkeit und verkündete bei Facebook:

Noch zwei Jahre in Bamberg!!

Warum zwischen seiner persönlichen Aussage und der halb-offiziellen Bekanntgabe bei Facebook mehr als vier Wochen liegen kann mehrere Gründe haben. Vielleicht hatte er damals nur eine Absichtserklärung oder einen Vorvertrag unterschrieben. Oder es ist etwas vorgefallen, dass er dann doch nicht sofort in Bamberg verlängerte. Dies könnte eine Offerte anderer Klubs sein, wobei ich an die Möglichkeit Berlin aus verschiedenen Gründen nie recht glauben konnte.

Egal, jetzt hat er wohl sicher einen neuen Vertrag in Bamberg unterzeichnet. Damit ist der erste sehr wichtige Baustein gesetzt worden.

Patrick King dürfte den Älteren unter uns noch bekannt sein, er spielte in den 90ern für Bamberg. Nach seiner aktiven Karriere blieb er dem Basketball verbunden und ist nun President International Division der Spieleragentur „Pro One Sports“. Zu deren Klienten gehören unter anderem auch John Goldsberry und Anton Gavel. Auf der Homepage der Spieleragentur hat sich am Freitag Nachmittag etwas getan: So änderte sich nicht nur der Status der beiden Aufbauspieler in „Signed Players“, sondern unter „Team“ steht jetzt auch Bamberg.

Nun ist es ja öfters so, dass Agenturen schneller als der Verein sind. Schon öfters verkündete ein Spielervermittler den Deal als perfekt und dann wurde doch nichts daraus. Denke aber hier ist die Sache anders. So hat Anton Gavel schon vor einigen Tagen selbst verkündet, er bleibe in Bamberg.

Sollte sich die Vertragsverlängerungen für Goldsberry, Suput und Gavel als richtig erweisen (wovon ich ausgehe), bin ich gespannt wann es der Klub mitteilt. Eines habe ich in den vergangen Jahren auch gelernt: Was offiziell erzählt wird und was tatsächlich war oder ist, darin besteht nicht selten ein großer Unterschied.

Mit den drei Spielern und den noch Vertrag habenden Roberts, Pleiß, Tadda hat Bamberg sehr gutes Grundgerüst für die kommende Saison.

Alba geht in der O2-World die Luft aus

Was früher die Siege gegen den oberfänkischen Nachbarn aus Bayreuth waren, sind heute Erfolge gegen Alba Berlin: Eine tiefe Genugtuung. Man kann jetzt nicht gerade behaupten, dass zwischen beiden Lagern eine innige Fanfreundschaft besteht. Man respektiert sich – das war es dann aber auch. Zu oft wurde der David vom Golitath in vergangenen Jahren, man könnte auch von Jahrzehnten sprechen, gedemütigt. Dieser Stachel saß tief. Richtig Ernst genommen wurde Bamberg dann von Berlin erst mit dem Gewinn der Meisterschaft 2005. Seitdem hat sich das Kräfteverhältnis mehr in Richtung Ausgeglichenheit verschoben. Soviel zur Erklärung, warum man sich als Bamberger Fan so freut, wenn gegen und besonders in Berlin gewonnen wird.

Der 79:64 Sieg in Berlin hat mich in der Deutlichkeit sehr überrascht, hätte mir von Alba mehr erwartet. Die Hauptstädter spielten leidenschaftslos, ohne wirklichen Willen zu gewinnen. Genau das Gegenteil die Bamberger, die von Coach Fleming hervorragend auf den Gegner eingestellt wurden.  Peja Suput konnte offensiv machen, was er wollte. Er vernaschte, wie schon im Spiel gegen Frankfurt, reihenweise seine Bewacher. Aber auch Brown setzte sich gekonnt unter dem Korb durch und erzielte wichtige Zähler. Auch, wenn es schwer fällt aus einer geschlossenen Mannschaftsleistung einen Akteur herauszuheben, Brain Roberts ist für mich der entscheidende Mann gewesen. Unauffällig in Halbzeit 1, erzielte er eiskalt im zweiten Abschnitt seine Punkte immer dann, wenn Berlin drauf und dran war, die Partie zu kippen. Aber auch John Goldsberry verdient Erwähung. Er ist momentan der bessere Aufbauspieler als Anton Gavel, der seiner guten Form von vor einigen Wochen hinterherläuft.

Wenn der Spruch „Offense wins Games, Defense wins Championships“ gilt, dann sollte Bamberg gute Chancen in den Play-offs haben. Denn wie auch schon gegen Frankfurt war es die Abwehrarbeit die den Grundstein zum höchsten Sieg einer Auswärtsmannschaft in der O2-World in der Bundesliga legte. Mit teils wechselnden Abwehrtaktiken wurde Berlin ihrer schärfsten Waffen beraubt. Eine desaströse Dreierquote von 10% (2 von 20) spricht für die mangelnde Treffsicherheit Alba’s, die ihre Ursache sicherlich auch in der Defensivqualität Bamberg’s hatte.

Berlin wird noch zum Lieblingsgegner, denn von den letzten 5 Partien konnte Bamberg 4 für sich entscheiden. Überbewerten sollte man den schönen Erfolg aber nicht, denn es ist nur eine Momentaufnahme, die aber auf jeden Fall Spaß gemacht hat.

Noch ein Wort zu den Schiedsrichtern. Vor Wochenfrist an dieser Stelle von mir noch gelobt, fällt das Urteil diesmal nicht so gut aus. Kleinlicher kann man wohl nicht mehr pfeifen. Jeder noch so winzige Kontakt wurde mit einem Foulpfiff geahndet. Und dies in einem Spiel welches nicht unfair geführt wurde. Durch ihre harte Linie haben die Unparteiischen jeglichen Spielfluss aus der Partie genommen und ein unansehnliches Spiel entstehen lassen.