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Podcast Ausgabe 2

In der zweiten Ausgabe des Podcast lässt sich der Hausherr über das erste Spiel der Bamberger Basketballer gegen Olympiakos Piräus beim Domreitercup aus und erzählt über seine Eindrücke von der Premiere von brosebaskets.tv.
Die Länge des Podcast ist diemal mit 13:30 Minuten deutlich kürzer als die der Ausgabe 1.
Für Kritik und Anregungen bitte die Kommentarfunktion nutzen.

 

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Podcast Folge 2

Härtetest

Ab Freitag steigt der traditionelle Domreitercup. Leider nicht in Bamberg in der Stechert-Arena, sondern in Nürnberg in einer besseren Schulturnhalle. Dies ist einfach kein würdiger Rahmen für ein Turnier, das so gut besetzt ist wie noch nie zuvor. Olympiakos Athen (amtierender Euroleague-Champion und griechischer Meister), Khimki Moskau und Maccabi Tel Aviv (Serienmeister aus Israel) sind die Gegner der Bamberger Basketballer. Nach den eher besseren Trainingsspielchen bei einen Turnier an gleicher Stelle vor zwei Wochen geht es diesmal um mehr.

Nach dem Wochenende wird man wissen, wo man als Mannschaft steht, wo es noch offene Baustellen gibt. Der neue australische Center A.J. Ogilvy ist bislang so ein Sorgenkind, verbrachte er doch mehr Zeit beim Arzt als beim Training. Erst war es der Oberschenkel, zuletzt die Leiste. Wenn er nicht langsam fit wird, wie soll er dann die kommende stressige Spielzeit durchstehen? Die drei Spiele gegen die namhaften Gegner werden für ihn ein Lackmustest, danach wird man sehen, ob er in Bamberg eine Zukunft hat.

Es würde mich nicht wundern, wenn der Kader bis zum Saisonstart in zwei Wochen noch die ein oder andere Änderung erfährt. Aber sind nur Spekulationen, vielleicht auch nur Ausdruck meiner Wünsche. Die andere Baustelle war in den vergangenen Wochen Sharrod Ford, der klare Defizite im physischen Bereich offenbarte. Auch er muss sich an diesem Wochenende beweisen, zeigen, dass er an seiner körperlichen Leistungsfähig gearbeitet hat.

Ich habe 25 € ausgegeben und mir das Jahresticket bei brosebasket.tv gegönnt. Dadurch komme ich in den Genuss alle Partien des Domreitercups bequem vom heimischen Sofa aus anzusehen. Denn nach Nürnberg werde ich nicht fahren.

Besser geht’s nicht

Kann man erfolgreicher spielen? Nein
Kann man schöner spielen? Nein

Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Was in den letzten Wochen die Bamberger Basketballer gezeigt haben, verdient allergrößten Respekt. Madrid, Berlin, Malaga, Oldenburg, alles Opfer der wie geschmiert laufenden Bamberger Basketballmaschinerie.

Nach dem Spiel wurde ich Ohrenzeuge eines Dialogs zwischen zwei Frauen, eine davon war Besucherin der Partie, die andere nicht: Frage der Anderen: „Wie war das Spiel?“, Antwort: „Langweilig“.

Auch bei mir setzt langsam eine Sättigung ein, man erwartet schon gar keine Niederlage mehr, sondern jedes Mal Festspiele auf hohem Niveau – zumindest von Bamberger Seite. Diese Erwartungshaltung kann zu einer großen Gefahr werden, dadurch wird der Druck des immer gewinnen müssen größer und größer. Bislang meistert die Mannschaft jede Herausforderung mit Bravour. Es verdient allergrößten Respekt, dass man sich in der bisherigen Partien nie hat hängen lassen. Es wäre zum Beispiel ein leichtes gewesen, nur zwei Tage nach der bitteren Niederlage gegen Rom beim Auswärtsspiel in Weißenfels sich seinem Schicksal zu ergeben und die Partie ab zu schenken. Stattdessen wird der Gegner mit 23 Zähler aus der eigenen Halle geschossen. Bamberg geht jedes Spiel konzentriert und engagiert an, als wäre es ein Endspiel. Und dieses Level wird auch fast immer über die gesamte Partie gehalten. Natürlich gibt es zwischendurch auch einmal Phasen, in denen die Intensität etwas nachlässt. Dann ist aber Coach Fleming zur Stelle und fängt seine Jungs während einer Auszeit wieder ein und mahnt erfolgreich die passende Einstellung an.

Ein weiteres großes Plus ist neben der zweifelsohne vorhandenen individuellen Klasse die Breite des Kaders. In den bisherigen 15 Saisonspielen gab es sieben verschiedene Topscorer, ein deutliches Indiz für die Ausgeglichenheit der Bamberger Mannschaft. Und zählt man Karsten Tadda noch hinzu, dann sind acht Akteure im Team, die das Können haben zweistellig zu punkten. Andere Mannschaften sind da wesentlich schwächer besetzt. Auch scheint im diesjährigen Kader kein faules Ei im Nest zu liegen, die Harmonie innerhalb des Team scheint intakt zu sein. Nichts ist süßer als der Erfolg, diese alte Binsenweisheit trifft den Nagel auf den Kopf. Oder wie der Franke sagt: „Wenn’s läuft, dann läuft’s“. Bamberg wird aber nicht bis an das Ende aller Tage unbesiegt bleiben. Irgendwann wird es auch mal wieder eine Niederlage geben. Ich erwarte sie aber nicht bei einem Spitzenteam, sondern bei einer Mannschaft aus dem hinteren Bereich der Tabelle, dann, wenn keiner damit rechnet.

Zum Abschluss noch ein paar Zahlenspielereien. Bamberg gewann in 2010 von den 45 Spielen gegen Bundesligamannschaften inklusive Pokal und Play-off 38. Man feierte Siege gegen Alba Berlin (3 mal), Treviso, Panellinios Athen, Olympiacos Piräus, Real Madrid, Malaga, wurde Meister und Pokalsieger, überwand die drohende Hallenschließung (gibt es eigentlich noch jemanden, der heute daran denkt? Oder sich ausmalt, was gewesen wäre, hätte die Stadt Bamberg die Halle nicht übernommen), begeisterte die tosende Menge mit Basketball vom anderen Stern, versetzte die Fans in Verzückung, setzte Emotionen frei die es sonst nur in der Liebe oder dem Tod gibt. Ich freue mich auf 2011, wohl wissend, dass alles auch einmal ein Ende hat und mit Sicherheit auch wieder schmerzvolle Momente kommen werden.

Allen Lesern wünsche ich an dieser Stelle ein glückliches, zufriedenes und gesundes 2011!

Glücksgefühle

@ E.M. Luft: Die Buzzer-Beater Niederlage war zwar gegen Rom, aber das ist ja jetzt auch egal.

Nach dem Sieg gegen Real Madrid saß ich noch länger auf meinem Platz in der Halle und empfand einfach nur ein unglaubliches Glücksgefühl. Innerhalb weniger Wochen Erfolge gegen Piräus (!!!) und Madrid (!!!) miterleben zu dürfen, davon werden alle echten Bamberger Basketballfans noch viele Jahre zehren. Als ich mich dann endlich  erhob um ein Siegerbier (na ja, eigentlich war es ein Siegerradler) zu holen, kam mir Manager Wolfgang Heyder entgegen. Auch er hatte diesen „endlich hat es gegen große europäische Mannschaften gelangt“-Ausdruck im Gesicht Die Arbeit der letzten Jahre, fast Jahrzehnte, kulminierte sich in diesem einen Augenblick. Ungezählte Stunden der Arbeit für das Projekt Spitzenbasketball fand ihren Höhepunkt im Sieg gegen Real Madrid. Ein Ereignis, von dem die Fans und Verantwortlichen seit Jahren träumten.
Wie schon mein Basketballfreund E.M. Luft schrieb, kann man den Verantwortlichen nur danken, solche Abende zu ermöglichen.

Um es einmal Lesern, die mehr dem Fußball als dem Basketball zugetan sind, zu verdeutlichen: Die Siege gegen Piräus und Madrid sind ungefähr so viel wert, wie wenn der 1. FC Nürnberg in der Championsleague spielt (ok, sehr hypothetisch…) und in der Gruppenphase zuerst Inter Mailand und dann auch noch Barcelona klar und deutlich mit jeweils 3:1 bezwingt.

Solche Abende machen mir klar, warum ich zum Basketball gehe, warum ich die letzten 25 Jahre mich bei Wind und Wetter in die Hallen schleppte, warum ich trotz mehrerer Pleiten und Fast-Insolvenzen und unzähligen Hallendiskussionen immer an „meine“ Basketballer geglaubt habe. Piräus und Madrid zu schlagen, dies werden wir wahrscheinlich (ich wünsche es mir, nur es ist unrealistisch) nicht mehr erleben dürfen. Eigentlich müsste man seine Dauerkarte verschenken, so schön, wie es zur Zeit ist, wird es nie mehr werden. Aber vielleicht warte ich mit dem (nicht ganz Ernst gemeinten) Vorschlag bis nach dem Berlin Spiel. Dann wird die Freude noch viel größer sein…. 🙂

Manchmal werden Träume wahr

Bamberg schlägt Olympiakos Piräus. Freunde des Basketballs, kreuzt euch den 27. Oktober 2010 rot an, denn dieser Tag geht in die Geschichte des Bamberger Basketballs ein. Wir werden noch in 10 Jahren über diesen denkwürdigen Abend reden. Wenn wir in die Vergangenheit blicken – vor allem die, die schon länger Basketball sehen – welche Spiele fallen uns als besonders erinnernswert ein? Der last-second Erfolge gegen Hagen Ende der 80er (Buzzerbeater durch Ken Sweet) und Berlin 2001 (Dreier von Fred Williams fast von der Mittellinie), der Pokalsieg 1991 oder der Sieg gegen Benetton Treviso 2005?

Jedenfalls sind es sicher nur eine Handvoll Erinnerungen an Basketballspiele die jeder in uns trägt. Seit Mittwochabend muss diese Reihe ergänzt werden. Mit Superlativen sollte man vorsichtig umgehen, doch der 73:61 Erfolg gegen die europäische Spitzennmannschaft aus Piräus ist schlicht eine Sensation. Um das Ganze richtig einzuschätzen: Es ist so, als wenn die Spvgg Stegaurach im DFB-Pokal gegen Bayern München gewänne.

Natürlich haben die Superstars aus Griechenland Bamberg unterschätzt, sie dachten wohl nach dem klaren Erfolg vor Wochenfrist gegen Real Madrid, gegen Bamberg nur mit halber Kraft spielen zu können. Die Franken hatten keine Chance, nutzen diese aber eiskalt aus. Leidenschaft, Einsatzwille und Herzblut – diese Eigenschaften zeigten die Franken am Mittwochabend und wenn dann auch noch spielerisch überzeugt wird, hat es eben auch eine Multi-Millionen Truppe schwer in der Frankenhölle zu bestehen. Bamberg zeigte eine geschlossene Mannschaftsleistung, alle Akteure zeigten viel Willen und Einsatz. Dirk Bauermann prägte einmal den Ausdruck „mit Schaum vor dem Mund spielen“. Dies umschreibt treffend den Zustand der Bamberger – sie wollten den Sieg einfach mehr als der Gegner.

Folgend die total subjektive Einzelkritik der Bamberger Spieler:

Goldberry (3 Punkte): Gut, dass er aus seiner Verletzung zurück ist. Schneller als erwartet gab John Goldsberry sein Comeback. Er gibt dem Aufbau eine ganz andere Qualität, Roberts und Gavel können auf die Position 2 und sind von der Last der Spielgestaltung befreit.

Terry (9): Momentan besser als Suput. Seine Athletik versetzt ihn in die Lage Dinge zu tun, die selbst die Gegner selten sehen. Er hat eigentlich das gesamte Pakte drauf. Die größte Gefahr strahlt er aber aus, wenn er dynamisch zum Korb zieht. Dann hat er dank seiner Größe die Optionen mit Dunking oder Leger abzuschließen oder aus der Mitteldistanz zu werfen. Einzig sein Dreier fällt zu Zeit nicht.

Suput (4): Körperlich nach seiner Knöchelverletzung noch nicht wieder der alte. Und gerade gegen Topgegner treten physische Defezite deutlich zu Tage.

Tadda (0): Kam nur zu einem Kurzeinsatz, überzeugte aber gewohnt als Terrier, der dem gegnerischen Aufbauspieler auf die Nerven ging.

Pleiss (2): Lehrstunde. So kurz und knapp kann man seine Leistung überschreiben. Wenn er immer noch von der NBA träumen sollte (was er aber wahrscheinlich nicht erst seit Mittwoch Abend sowieso nicht mehr macht), kam gegen Piräus das Erwachen. Basketball unter den Körben ist Männersport, besonders wenn dort Kerle wie Bourousis oder Nesterovic stehen. Tibor Pleiss hat gute Ansätze, doch körperlich ist er Meilen weit entfernt von dem, was richtig gute Center der europäischen Spitzenklasse auf das Parkett bringen.

Roberts (23): Was hat er denn zum Frühstück gehabt? Wie er mit einer Kaltschnäuzigkeit seine Körbe erzielte, war schon sehr beeindruckend. Es gibt so Abende, da klappt einfach alles. Man ist „in the zone“, kann gar nicht daneben werfen. So kam es mir bei Brian Roberts vor. Bei fast jedem seiner Würfe war ich mir sicher, er trifft. Auch defensiv wusste er zu überzeugen.

Jacobsen (10): Roberts hat zwar mehr Punkte erzielt, war offensiv der dominante Akteur, doch Casey Jacobsen liefert zum wiederholten Male eine famose Vorstellung ab. 10 Punkte, 6 Rebounds, 2 Assist und 3 Steals standen am Ende für ihn auf dem Scoutingbogen. Viel wichtiger war aber sein Einsatzwille, sein rackern und kämpfen und seine vorbildliche Leistungsbereitschaft. Alles Sachen die nie auf einem Statistikblatt auftauchen, aber fast wichtiger für den Teamerfolg sind als Korberfolge.

Gavel (11): Auch er zeigte eine tadellose Leistung. Bewies nicht zum ersten Male, dass er auch auf europäischen Niveau in der Lage ist, Spielen seinen Stempel aufzudrücken. Hielt vor allem im ersten Viertel sein Team mit 7 Zählern im Spiel.

Hines (14): In der Bundesliga nicht immer ohne Fehl und Tadel, bewies er seine Euroleaguetauglichkeit bereits schon zum zweiten Mal. Nach der Partie in Rom überzeugte er auch gegen Piräus. Eine Leistung die ich ihm so nicht zugetraut hätte. Auch gegen wesentlich größe Gegenspieler versteht er sich durchzusetzen.

Positive Überheblichkeit

Manchmal darf man einfach mal ein bischen Glück haben. Die bessere Mannschaft war am Samstagabend nicht Bamberg, nein, dies waren über das gesamte Spiel betrachtet die Gäste aus Artland. Aber ein Basketballspiel dauert bekanntlich nicht nur 35, sondern 40 Minuten. Und bei diesem Spiel mit 10 Akteuren, 1 Ball und 2 Körben kann man es sich durchaus leisten mehr als drei Viertel lang zweistellig zurückzuliegen und am Ende doch noch zu gewinnen. Man muss halt nur rechtzeitig den Hebel umlegen, die Intensität und Trefferquote steigern und ganz am Schluss die Glücksgöttin zwingen auf seiner Seite zu sein.

Schön spielen die Bamberger Basketballer zur Zeit selten, aber erfolgreich. Wenn man einmal den Auftritt unter der Woche in Rom in der Euroleague absieht. Die Bilanz in der Bundesliga ist lupenrein weiß: 6 Spiele, 6 Siege. Um etwas Wasser in den Wein zu gießen: die Bilanz könnte auch 3:3 stehen, denn gegen Frankfurt, in Braunschweig und jetzt gegen Artland hätten die Partien auch ganz anderes, nämlich zu Gunsten der Gegner, ausgehen können. Wie an dieser Stelle vor einigen Tagen schon zu lesen war: das diese Begegnungen eben nicht verloren wurden, ist die ganz besondere Qualität die Bamberg zur Zeit ausmacht. Die Spieler scheinen ein enormes Selbstbewusstsein zu haben, die Überzeugung gar nicht verlieren zu können – auch wenn es enge Spiele sind – ist groß.

Fast kommt es mir vor, die Mannschaft hat die Überzeugung, der Gegner kann sie sowieso nicht schlagen, egal wie weit er in Führung liegt. Wird halt die letzten 10 Minuten richtig Gas gegeben, zum Sieg wird es schon langen. Sollte diese Einstellung vorhanden sein, dann ist es ein gefährliches Spiel, was da betrieben wird. Irgendwann kann dieser Schuss auch ganz fürchterlich nach hinten losgehen. Möchte jetzt auch gar nicht zuviel herumkritisieren, berauschen wir uns an der alleinigen Tabellenführung und hoffen, dass diese noch lange anhält.

Apropos berauschen: am Mittwoch gibt die Übermannschaft Olympiacos Piräus in Bamberg ihre Visitenkarte ab. Die Griechen sind mit Superstars nur so bestückt und das Gastspiel im Rahmen der Euroleague lässt jeden Basketballfan mit der Zunge schnalzen.  Papaloukas, Nesterovic, Spanoulis, Keselj, Nielsen, Teodosic und Halperin sind alles Namen, die viele Zuschauer begeistern lassen. Ich werde mich in meinen Sitz ganz entspannt zurücklehnen und dieses Spiel genießen. Nur ein Narr wird einen Bamberger Erfolg erwarten, dazu sind die Gäste einfach zu stark besetzt. Die einzige Möglichkeit auf einen fränkischen Sieg wäre, wenn die Spieler aus Piräus bei einem der vielen Bockbieranstiche die zur Zeit stattfinden zu tief in die Biergläser schauen. Aber davon sollten die Bamberger Fans besser nicht ausgehen.