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Verdachtsmomente

Ich stehe nicht gerade im Verdacht, in Sachen Basketball ein grenzenloser Optimist zu sein, doch dieser Saison sehe ich gelassen entgegen. Die Mannschaft hat noch lange nicht ihr wahres Gesicht gezeigt und ihr volles Potenzial ausgeschöpft. Sie steht bei vielleicht gerade einmal 70% ihres Leistungsvermögens. Immer mal wieder zeigt sie phasenweise, was wäre, wenn sie bei 100% ist.

Lässt man die bisherigen Spiele einmal kurz Revue passieren:
Supercup in Berlin:
Mit nur einem Punkt verloren – kann passieren.
Bundesliga:
In München bis kurz vor Schluss geführt und nur durch eigene Fehler das Spiel noch verloren. Es wurde ein großer Rückstand aufgeholt.
Bei den Artländern hat man lange geführt und auch nur am Ende knapp verloren.
Zuhause gegen Bayreuth drehte man einen Rückstand im letzten Viertel durch eine fulminante Schlussphase.
Euroleague: In Madrid mit 40 Punkten Differenz zu verlieren schmerzt, letztlich ist es aber egal, ob man mit 10 oder 40 Zählern den kürzeren zieht. Lieber so verlieren, als wieder einmal knapp.

Also, was ist in dieser Spielzeit eigentlich passiert? Bamberg hat in Berlin, München, Quakenbrück und Madrid verloren und mit einer Ausnahme bis kurz vor Ende der Partie immer eine Siegchance gehabt. Bei all diesen Gegnern hat Bamberg in der Vergangenheit auch gerne mal verloren.

Natürlich läuft zur Zeit noch nicht alles rund. Auch in den siegreichen Partien gab es immer mal wieder Phasen, in denen man alles andere als dominant agierte. Aber auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Die Mannschaft hat noch lange nicht alles gezeigt. Einzelne Spieler haben noch nicht ihre Rolle innerhalb des Teams gefunden, während andere sich noch mit Verletzungen herumschlagen.

Die Neuzugänge Smith und Sanders sind dabei besonders zu erwähnen. Würde man Smith von der Leine lassen, er würde jedes Spiel 25 Punkte erzielen. Er hat nicht nur einen schönen und butterweichen, sondern auch sehr sicheren Wurf. Seine Wurfquoten in Bundesliga und Euroleague kann man als überragend bezeichnen: aus dem 2er Bereich trifft er 62% (28/45) seiner Würfe, aus der Dreierdistanz 50% (16/32). Sein Wurfstil erinnert an Brian Roberts.
Rakim Sanders dagegen hat mehr Schwierigkeiten sich zu integrieren. Offensiv will er zu oft mit dem Kopf durch die Wand und begeht auch einfache Fehler. In der Abwehr kann er seinen Gegenspieler dominieren, wenn er denn richtig steht. Manchmal scheint es, wisse (noch) nicht, wohin er laufen muss. Aber dies sind keine unüberwindbaren Schwierigkeiten, das Verständnis mit dem restlichen Team wird kommen.
Da hat sich Damir Makota schon wesentlich besser integriert. Er macht die Dinge, für die er geholt wurde: Rebounden, Härte unter den Körben zeigen und keine Fehler machen.

Noch passen nicht alle Puzzelteile zusammen, noch gibt es zu oft Abschnitte innerhalb eines Spiels, in dem die Mannschaft den Faden verliert. Ich bin von den Neuzugängen nach wie vor überzeugt und glaube, man wird noch viel Freude an ihnen haben.

Im knapp gewonnen Euroleaguespiel gegen Istanbul hat man schon gesehen, wohin die Reise in dieser Saison gehen kann. Zwar wird Casey Jacobson nicht immer sieben Dreier treffen, aber er alleine war auch nicht für den Sieg gegen die Türken verantwortlich.

Was mir an dem diesjährigen Team so gefällt: Sie können sich innerhalb eines Spiels steigern und den Schalter umlegen. Schon gegen München und Bayreuth und auch am Freitag wieder wurden deutliche Rückstände innerhalb kürzester Zeit aufgeholt. Deshalb bin ich auch, im Gegensatz zu so manch anderen in der Halle, während der Partien gelassen und glaube an die Mannschaft.

Und täglich grüßt das Murmeltier

„Phil Connors sitzt in einer Zeitschleife fest. Er durchlebt wieder und wieder denselben Tag, (…)“ – Quelle.

Genau so kam ich mir in den letzten Wochen bei allen Spielen der Brose Baskets Bamberg in der Euroleague TOP16 vor. An jedem Do/Fr sitze ich wieder vor dem TV und glaube fest daran, endlich den ersten Sieg erleben zu können … und dann kommt doch alles wie im Spiel zuvor. Ich bin mir sicher, vielen anderen Fans ergeht es derzeit nicht anders. Egal was Bamberg in den letzten Wochen anstellte, am Ende jubelten immer die anderen. Es wäre für mich viel leichter die vielen Niederlagen zu akzeptieren, wenn die Franken alle Spiele klar mit -10 bis -30 Punkten verloren hätten. Aber wie so manche Niederlage zustande kam, und vor allem in welcher Häufigkeit, das hält mein Sportlerherz langsam nicht mehr aus.

Eine der übelsten „Buzzerbeater“ mussten die Bamebrger Fans im Spiel gegen Zalgiris Kaunas miterleben. Bamberg hat sich in diesem Spiel stark ins Spiel zurückgekämpft, hat am Ende mit viel Leidenschaft gespielt, genau so wie wir uns das alle wünschen. Der erste Sieg ist greifbar nahe und dann? Die letzten Sekunden…

Ein Dreier, ein Foul, drei Freiwürfe, verloren. Wie bitter das doch war. Doch dessen nicht genug, die darauffolgenden Spiele gegen Malaga und Madrid gingen auf ähnliche Art und Weise verloren. Gegen Malaga verpasst Bamberg selbst noch den Dreier (Ford und Nachbar) und wie es geht zeigte uns zum wiederholten Male ein gegnerischer Spieler: Dontaye Draper  im Spiel gegen Real Madrid, ein Buzzerbeater ins Gesicht von zwei Bambergern. Die neunte Niederlage im neunten Spiel der TOP16. Ich möchte es wagen meinem Vorredner wbeyersdorf etwas zu widersprechen, es liegt denke ich nicht an der Führung, weshalb diese Spiele verloren gehen. Es fehlt aus meiner Sicht an der Kaltschnäuzigkeit (Ja, immer noch die Eier). Ein Nachbar wurde genau für diese Momente geholt. Doch dieser Rolle wird er schlicht und ergreifend nicht gerecht. Um all diese knappen Spiele auf diesem hohen Niveau am Ende für sich zu entscheiden bedarf es jedoch nicht nur einen Zocker, sondern gleichen mehrere. Das ist der Unterschied zwischen der Spitzenmannschaft und einer guten Mannschaft, wie es Bamberg ist. Das ist der Unterschied zwischen einem 8 Mio Budget und einem 20 Mio Budget. Deswegen dürfen wir uns alle wegen der – wenn auch sehr schmerzhaften –  vielen Niederlagen nicht verrückt machen lassen.

Trotzdem sehe ich diese Entwicklung sehr positiv. Die Bamberger spielen unter den BESTEN Mannschaften in Europa und in den letzten vier Spielen (Panathinaikos, Kaunas, Malaga und Madrid) waren sie mit Ihren Gegnern auf Augenhöhe. Gegen Madrid lag Bamberg gar lange in Führung. Wir dürfen nicht vergessen, woher Bamberg kommt  und wir dürfen ebenfalls nicht vergessen, mit welchen Etats und mit welchen Stars die anderen Mannschaften bestückt sind. Es ist aber in den letzten Wochen eine stetige Steigerung zu erkennen und das stimmt mich doch sehr positiv. Habe ich vor ein paar Wochen noch die mangelnde Einstellung und den fehlenden Kampfgeist bemängelt, so kann ich diese der Mannschaft in den letzten vier Spielen nicht absprechen. Die Mannschaft hat jeweils alles gegeben. Gegen Madrid haben gleich zwei Leistungsträger mit Nachbar und Goldsberry gefehlt und trotzdem musste Real bis zur letzten Sekunde um den Sieg bangen.

Bamberg ist immer noch in der Entwicklung. Im einem Interview mit Fleming spricht er sogar vom Entwicklungsstand einer Mannschaft im Oktober. Mit den Neuzugängen Massey, Walsh und nun auch Renfroe und dem Abgang von Gipson und der aktuellen Erkrankung von Goldsberry wird es zwar noch länger dauern auf das nötige Niveau zu kommen, doch wichtig ist: Die Entwicklung ist langsam erkennbar. Ich bin deswegen viel positiver in Richtung Play-Offs gestimmt. Ich bin mir inzwischen auch sicher, Bamberg in den verbleibenden fünf EL Partien mindestens zwei mal siegen zu sehen.  Das ist ein Wort. Und am Sonntag, mit einer ähnlichen Leistung wie gegen Real (und wirklich nur dann), werden wir auch in München gewinnen.

Einige Worte noch zu der personellen Situation. Vor genauen drei Wochen schrieb ich, dass die Leistungen von Gipson, Ogilvy und Nachbar indiskutabel sind. Gipson hat Bamberg inzwischen verlassen und das ist gut so. Ogilvy spielt jetzt fast gar nicht mehr, obwohl er laut eigener Aussage zu 100% fit ist. Das oben genannte Fleming-Interview zeigt auch, wohin die Reise für ihn geht: Er wird diese Saison nur noch berücksichtig, wenn sich einer der drei großen Männer (Ford, Zirbes, Neumann) verletzt. Tolle Aussichten für AJ. Aus meiner Sicht macht diese Verbindung keinen Sinn mehr. Ich denke immer noch, AJ wird nicht bis zum Ende der Saison bei uns bleiben. Vor allem vor dem Hintergrund der Verpflichtung von Walsh und Renfroe, mit denen wieder die 6 Ausländerpositionen besetzt sind. Sich auf die verbleibenden fünf EL Spiele zu versteifen wäre aus meiner Sicht naiv, denn AJ spielt auch hier nie mehr als 2-3 Minuten. Nachbar habe ich gestern gegen Real Madrid gar nicht vermisst und ich glaube die Mannschaft ebenfalls nicht. Ich würde gar so weit gehen, seine Abwesenheit hat dem Bamberger Spiel gut getan. Jeder Spieler hat mehr Verantwortung übernommen, jeder hat mehr gekämpft, und vor allem, jeder hat sich mehr zugetraut. Ich habe viele schöne freche Aktionen gesehen, auch vor Zirbes und Tadda. Für die vielen 3er ist er nicht geholt worden. Er sollte der Führungsspieler sein und die Mannschaft führen. In den kritischen Phasen sollte er den Ball bekommen (go-to-guy) und die Mannschaft auf die Siegerstrasse bringen. Ich habe Nachbar aber noch nie wirklich kämpfen sehen, ich habe bei ihm noch nie Feuer in den Augen gesehen. Ich habe von ihm auch noch keinen Buzzerbeater gesehen. Sorry, aber für die vielen 3er hätte man sich auch einen Gert Kullamäe holen können. Mit seinen 42 Jahren hätte er wahrscheinlich gar bessere 3er Quoten und vor allem mehr Feuer in Augen, oh ja!

Goldsberry wird wohl länger ausfallen. Doch Walsh ist der bessere Goldsberry. Ich war im gestrigen Spiel fasziniert von ihm. Recht sichere Ballvorträge, Reboundmonster, sehr athletisch, guter Wurf und ein exzellentes Auge für den Mitspieler (ich denke z.B. an den Pass zu Zirbes zum Ausgleich 8 Sekunden vor Schluss). Er puscht die Mannschaft und baut viel Druck auf. Das hat uns so sehr gefehlt in den letzten Monaten. Auf diesen Spieler habe ich gewartet. An dieser Stelle muss ich nämlich wbeyersdorf Recht geben. Goldsberry ist gut genug für die BBL, aber auf EL Niveau werden seine Schwächen immer sichtbarer: Kein Zug zum Korb, fehlende Athletik, fehlende Schnelligkeit, Kein Mut zur Lücke … ähmm zum riskanten Pass. All das bringt Walsh mit, auch wenn er kein klassischer 1er ist.

Apropos 1er. In der letzten Sekunde wurde ein direkter Nachfolger von Goldsberry nachverpflichtet (was mir signalisiert, dass es eine ernsthafte Verletzung sein muss): Alex Renfroe. Ich kenne diesen Spieler nicht, aber seine Statistiken lesen sich sehr gut und er er ist ein klassischer Aufbauspieler. Er ist auch erst 26 Jahre jung, sprich Ausbaupotential ist vorhanden. Wenn er nur annähernd so gut einschlägt wie Massey und vor allem Walsh, dann kann diese Saison doch noch eine gute werden. Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass er auch bereits im Hinblick auf die nächste Saison verpflichtet wurde. Laut diesem Video ist er extrem schnell auf den Beinen, sucht oft den direkten Zug zum Korb und hat einen guten Wurf von Außen. Seine Floater erinnern mich etwas an Daddy Cool… Und dass er über Sprungkraft verfügt, beweist er hier.

Tadda und Zirbes zeigen ebenfalls eine ansteigende Form an. Das sind für mich weitere positive Signale. Massey ist immer noch recht unkonstant und er ballert mir ehrlich gesagt etwas zu viel von Außen. Mit seiner Athletik und Schnelligkeit gehört er viel öfter unter den Korb, wo Bamberg ohnehin eine große Schwäche in dieser Saison aufweist. In wichtigen Phasen taucht er zu oft ab oder trifft die falschen Entscheidungen, was noch auf fehlende Integrität deutet. Auch Casey trifft wieder und seine kämpferische Einstellung ist wie immer vorbildlich. Was bei ihm aber immer wieder auffällt, ist sein amateurhafter Zug zum Korb. Ich verstehe einfach nicht, wie ein Spieler dieser Klasse so oft einen Floater oder Korbleger vergibt. Er ist und bleibt einfach ein Shooter. Eines Besseren belehrt hat mich Ford. Ich hätte im November-Dezember nie für möglich gehalten, was ich derzeit von ihm sehe. Er ist in den letzten Wochen derjenige, der Bamberg in kritischen Phasen im Spiel hält. Seine Monsterblocks sind phänomenal, das hat Real Madrid gestern mehrfach zu spüren bekommen. Symbolisch war gestern eine Szene für diese Leistung: Ford blockt mit einem Wahnsinnsblock einen Spanier ab, der weiß gar nicht wie ihm geschieht und im Gegenzug ballert Ford einen Dreier rein. Dann wieder Ballgewinn Bamberg und Ford legt einen schönen Korbleger nach. Neumann rackert wie immer und über Gavel muss man kein Wort verlieren: Er ist das Herz der Mannschaft.

Ante Tomic ante portas

Bamberg scheint auf der Suche nach einem Nachfolger von Tibor Pleiss, der ja bekanntlich nach Vitoria (Spanien) wechselt, fündig geworden zu sein. Ante Tomic, ein 25 jähriger Kroate weilt zur Zeit im Bamberg zum Vorspielen und medizinischen Untersuchungen. Die letzten beiden Spielzeiten war er bei Real Madrid unter Vertrag und wäre es auch noch, wenn sein Vertrag nicht aufgelöst worden wäre. Deshalb ist er auf dem Markt und für ein Team wie Bamberg interessant. Sicherlich wird er keinesfalls so viel verdienen wie bei den Königlichen, einen gewissen Provinzabschlag würde er schon in Kauf nehmen müssen. Aber dafür hätte er in Bamberg die Chance seinen Marktwert durch gute Leistungen wieder zu steigern. Denn Bamberg hat sich in den letzten Jahren bestimmt einen guten Ruf erarbeitet, Spieler zu entwickeln und Sprungbrett für höhere Aufgaben zu sein. Beste Beispiele sind Hines, Pleiss, Slaughter und auch Tucker.

So weit ich mich an die beiden Spiele in der Euroleague gegen Real Madrid in der vorvergangenen Saison erinnere, ist Ante Tomic so eine Art Tibor Pleiss Klon. Lang, beweglich und nicht unbedingt der Brecher am Brett. Dafür hat man aber ja auch Maik Zirbes geholt, der deutlich mehr Muskelmasse in das Spiel am Brett einbringen wird. Tomic ist in Madrid gescheitert, für Bamberg scheint er gut genug zu sein, sonst hätten die Verantwortlichen um Coach Fleming und Manager Heyder ihn nicht einfliegen lassen. Ob es zu einer Verpflichtung kommt, werden die nächsten Tage zeigen.

Wer sich schon einmal einen Eindruck von Ante Tomic machen möchte, kann dies in den folgenden Videos tun:

Besser geht’s nicht

Kann man erfolgreicher spielen? Nein
Kann man schöner spielen? Nein

Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Was in den letzten Wochen die Bamberger Basketballer gezeigt haben, verdient allergrößten Respekt. Madrid, Berlin, Malaga, Oldenburg, alles Opfer der wie geschmiert laufenden Bamberger Basketballmaschinerie.

Nach dem Spiel wurde ich Ohrenzeuge eines Dialogs zwischen zwei Frauen, eine davon war Besucherin der Partie, die andere nicht: Frage der Anderen: „Wie war das Spiel?“, Antwort: „Langweilig“.

Auch bei mir setzt langsam eine Sättigung ein, man erwartet schon gar keine Niederlage mehr, sondern jedes Mal Festspiele auf hohem Niveau – zumindest von Bamberger Seite. Diese Erwartungshaltung kann zu einer großen Gefahr werden, dadurch wird der Druck des immer gewinnen müssen größer und größer. Bislang meistert die Mannschaft jede Herausforderung mit Bravour. Es verdient allergrößten Respekt, dass man sich in der bisherigen Partien nie hat hängen lassen. Es wäre zum Beispiel ein leichtes gewesen, nur zwei Tage nach der bitteren Niederlage gegen Rom beim Auswärtsspiel in Weißenfels sich seinem Schicksal zu ergeben und die Partie ab zu schenken. Stattdessen wird der Gegner mit 23 Zähler aus der eigenen Halle geschossen. Bamberg geht jedes Spiel konzentriert und engagiert an, als wäre es ein Endspiel. Und dieses Level wird auch fast immer über die gesamte Partie gehalten. Natürlich gibt es zwischendurch auch einmal Phasen, in denen die Intensität etwas nachlässt. Dann ist aber Coach Fleming zur Stelle und fängt seine Jungs während einer Auszeit wieder ein und mahnt erfolgreich die passende Einstellung an.

Ein weiteres großes Plus ist neben der zweifelsohne vorhandenen individuellen Klasse die Breite des Kaders. In den bisherigen 15 Saisonspielen gab es sieben verschiedene Topscorer, ein deutliches Indiz für die Ausgeglichenheit der Bamberger Mannschaft. Und zählt man Karsten Tadda noch hinzu, dann sind acht Akteure im Team, die das Können haben zweistellig zu punkten. Andere Mannschaften sind da wesentlich schwächer besetzt. Auch scheint im diesjährigen Kader kein faules Ei im Nest zu liegen, die Harmonie innerhalb des Team scheint intakt zu sein. Nichts ist süßer als der Erfolg, diese alte Binsenweisheit trifft den Nagel auf den Kopf. Oder wie der Franke sagt: „Wenn’s läuft, dann läuft’s“. Bamberg wird aber nicht bis an das Ende aller Tage unbesiegt bleiben. Irgendwann wird es auch mal wieder eine Niederlage geben. Ich erwarte sie aber nicht bei einem Spitzenteam, sondern bei einer Mannschaft aus dem hinteren Bereich der Tabelle, dann, wenn keiner damit rechnet.

Zum Abschluss noch ein paar Zahlenspielereien. Bamberg gewann in 2010 von den 45 Spielen gegen Bundesligamannschaften inklusive Pokal und Play-off 38. Man feierte Siege gegen Alba Berlin (3 mal), Treviso, Panellinios Athen, Olympiacos Piräus, Real Madrid, Malaga, wurde Meister und Pokalsieger, überwand die drohende Hallenschließung (gibt es eigentlich noch jemanden, der heute daran denkt? Oder sich ausmalt, was gewesen wäre, hätte die Stadt Bamberg die Halle nicht übernommen), begeisterte die tosende Menge mit Basketball vom anderen Stern, versetzte die Fans in Verzückung, setzte Emotionen frei die es sonst nur in der Liebe oder dem Tod gibt. Ich freue mich auf 2011, wohl wissend, dass alles auch einmal ein Ende hat und mit Sicherheit auch wieder schmerzvolle Momente kommen werden.

Allen Lesern wünsche ich an dieser Stelle ein glückliches, zufriedenes und gesundes 2011!

Glücksgefühle

@ E.M. Luft: Die Buzzer-Beater Niederlage war zwar gegen Rom, aber das ist ja jetzt auch egal.

Nach dem Sieg gegen Real Madrid saß ich noch länger auf meinem Platz in der Halle und empfand einfach nur ein unglaubliches Glücksgefühl. Innerhalb weniger Wochen Erfolge gegen Piräus (!!!) und Madrid (!!!) miterleben zu dürfen, davon werden alle echten Bamberger Basketballfans noch viele Jahre zehren. Als ich mich dann endlich  erhob um ein Siegerbier (na ja, eigentlich war es ein Siegerradler) zu holen, kam mir Manager Wolfgang Heyder entgegen. Auch er hatte diesen „endlich hat es gegen große europäische Mannschaften gelangt“-Ausdruck im Gesicht Die Arbeit der letzten Jahre, fast Jahrzehnte, kulminierte sich in diesem einen Augenblick. Ungezählte Stunden der Arbeit für das Projekt Spitzenbasketball fand ihren Höhepunkt im Sieg gegen Real Madrid. Ein Ereignis, von dem die Fans und Verantwortlichen seit Jahren träumten.
Wie schon mein Basketballfreund E.M. Luft schrieb, kann man den Verantwortlichen nur danken, solche Abende zu ermöglichen.

Um es einmal Lesern, die mehr dem Fußball als dem Basketball zugetan sind, zu verdeutlichen: Die Siege gegen Piräus und Madrid sind ungefähr so viel wert, wie wenn der 1. FC Nürnberg in der Championsleague spielt (ok, sehr hypothetisch…) und in der Gruppenphase zuerst Inter Mailand und dann auch noch Barcelona klar und deutlich mit jeweils 3:1 bezwingt.

Solche Abende machen mir klar, warum ich zum Basketball gehe, warum ich die letzten 25 Jahre mich bei Wind und Wetter in die Hallen schleppte, warum ich trotz mehrerer Pleiten und Fast-Insolvenzen und unzähligen Hallendiskussionen immer an „meine“ Basketballer geglaubt habe. Piräus und Madrid zu schlagen, dies werden wir wahrscheinlich (ich wünsche es mir, nur es ist unrealistisch) nicht mehr erleben dürfen. Eigentlich müsste man seine Dauerkarte verschenken, so schön, wie es zur Zeit ist, wird es nie mehr werden. Aber vielleicht warte ich mit dem (nicht ganz Ernst gemeinten) Vorschlag bis nach dem Berlin Spiel. Dann wird die Freude noch viel größer sein…. 🙂

Leider, leider…

sollte es nicht sein. Aber, Respekt Bamberg!

Wer das Spiel gesehen hat (vielen Dank an die Livestreamsucher und -finder!), der weiß nun, dass Bamberg mit dieser Mannschaft durchaus in Europa mitspielen kann und wird. Die Niederlage nur mit dem nicht gegebenen Dreier von Roberts zu entschuldigen, wird m.E. der Sache nicht ganz gerecht. Vielleicht hätte Fleming Hines nach dem vierten Foul doch mal gegen Terry (ich weiß, er ist kein Center) oder Pleiss auswechseln sollen, denn er hätte den letzten Korb möglicherweise verhindern können.

Aber es ist wie es ist. Das Spiel wird in die Annalen der Broses eingehen wie der Sieg gegen Piräus oder seinerzeit gegen Treviso.

Nun heißt es schnell regenerieren (hier denke ich an das Programm des neuen Athletikcoaches Lindner) und zuversichtlich in die nahe Zukunft schauen. Auch Schiedsrichtergunst muss man sich erarbeiten und nicht erkaufen. Das gelingt mit gutem Spiel und internationalen Erfolgen – hoffen wir drauf!

Weitere Sensation nur knapp verpasst

Bitte, zwickt’s mich, ich glaube ich träume. Ganz langsam zum Mitschreiben: Real Madrid gewinnt in allerletzter Sekunde in Verlängerung gegen Bamberg. Nochmal, vielleicht begreife ich es dann: Bamberg verliert nur mit 2 Punkten bei Real Madrid.

Die Cinderella-Story geht weiter, Bamberg konnte das Momemtum der 2 Erfolge gegen Piräus und Charleroi nutzen und lieferte auch in der spanischen Hauptstadt eine überzeugende Leistung ab. Schon vor ein paar Tagen meinten 2 Spieler in kleinem Kreis, sie hätten eine Chance dieses Spiel zu gewinnen. Nach 8 Erfolgen in Folge in der Bundesliga und den Siegen in Europa ist das Selbstvertrauen grenzenlos.

Man kann stolz sein auf diese Mannschaft, deren Etat bei Real Madrid wohl gerade dazu reicht den Ballaufpumper und den Handtuchwedler zu bezahlen. Diese Erfolge, auch wenn es gegen die Iberer knapp nicht zum Sieg reichte, verschaffen Bamberg und auch dem deutschen Basketball Respekt in Europa. Man spricht wieder positiv über uns.

Angesichts der vorgerückten Stunde – irgendwann muss ich auch mal schlafen – gibt es jetzt nur ein paar Zitate und einen Spielbericht von der Euroleage-Seite:

A huge thriller on Thursday night fell on the hosts‘ side when the dust settled, as Real Madrid needed overtime to defeat Brose Baskets by 83-81. With an aggressive and fine performance in defense, Brose Baskets dominated much of the game smothering the hosts in all fronts. However, when the guests missed too many open shots, Real Madrid used it to trim the deficit and finally jump ahead. Carlos Suarez, who played a complete game, missed one free throw with less than three seconds to go however, and Predrag Suput hit two for the guests to send the game into overtime. Jorge Garbajosa kept the hosts ahead most of the time but in the last play, with 81-81, Sergio Llull missed a layup only to see how D’Or Fischer appeared from nowhere to put the ball back in the rim and give Real Madrid a tough win. The victory allos Real Madrid to improve to 3-1 in the Group B standings, while Brose Baskets drops now to 2-2. Felipe Reyes led the winners with his 18 points. Llull added 12 and Fischer had 10. For Brose Baskets, Brian Roberts had a good performance with 21 points, Kyle Hines added 17 and Suput posted 14. The German team hit as many as 11 threes against Real Madrid’s 3, but among the 18 Brose missed, there were some open shots that could have marked a different sign for the game. On its part, Real Madrid won the rebounding battle with no doubts, 44-34.

After 90 seconds of play, Felipe Reyes opened the score for Real Madrid with a layup but good ball circulation by Brose Baskets allowed for the first open three of the night from John Goldsberry’s hands, 2-3. Both defenses made it hard to find good shots with constant switches on the picks but when Brose found Tibor Pleiss inside, the guests led by 4-7. Ante Tomic was the one keeping the hosts in the pace with his moves inside, but points came in scarce on both sides as defense was the way to go. Reyes finally broke the drought and put Real ahead again from the line, 8-7, and Casey Jacobsen soon joined in for a three to keep Brose Baskets in the turf. Both sides traded free throws and when Brian Roberts hit the bucket for the 10-14 Brose edge, the hosts were forced to call a timeout. More turnovers for Real Madrid arrived after a good Brose Baskets defense, and Hines‘ good move in the paint for the three-point play made it 13-19 entering the last minute of the period. One free throw each for Novica Velickovic and Reyshawn Terry left things at 14-20 after 10 minutes.

Both teams moved the ball well in offense to start the second quarter but only Brose put it in the basket when Terry pulled up after a fake for a clean jumper. Jorge Garbajosa hit it from the baseline and then D’Or Fischer joined the party for 18-22 as Real Madrid seemed to be in a better moment than those during the first period. Anton Gavel found the space for a long jumper to give some air to Brose, but Tomic was still the man for the hosts in offense, imposing his law in the lane even though his accuracy was not always the best for his team. When Roberts beat the 24-second clock with a jumper, it started a personal 8-point run including back-to-back threes that gave Brose Baskets a big momentum and Hines soon joined in for a fast pace that made it 26-34 for the guests. Tomic, who else, stopped the bleeding from the charity line and that sparked a 9-0 run capped by Sergio Llull’s dunk off the fastbreak to put Real Madrid in the driver’s seat again, 35-34. In the last seconds of the quarter, Hines scored fast for Bamberg an Clay Tucker hit the long jumpe in the last play of the first half to close it with a 37-36 Real Madrid edge.

It took 90 seconds again to open the score in the third period with free throws by Hines. Those points sparked a 0-8 run for Brose Baskets with straigh threes by Gavel and Predrag Suput around amonster block by Hines over Reyes, that forced Real Madrid called a quick timeout with 37-44. The guests dominated the offensive rebounds at ease but at the same time, missed too many open shots and when Llull fed Fischer for the dunk, the stands fired up in no time. Jacobsen insisted from the arc with a new three for 39-47 but Velckovic first, and then Llull with a three-pointer forced the timeout of the guests with a 44-49 score. When Velickovic slammed the ball and Real Madrid started to run from defense it looked that the tide could change. Jacobsen fed Hines, who scored on the baseline avoiding a forest of arms above him but Tucker stole the ball and hit the break and then replied Roberts‘ new three with one of his own to leave Real in command after 30 minutes, 55-54.

Velickovic opened the last and decisive period slamming for Real Madrid, that strengthened its defense another notch. The battle for the rebounds was in favor of the hosts, 36-25, but Brose Baskets didn’t give up yet. Roberts found Hines for a leyup and Hines again, stole the ball with big defense from the guests. It had to be Reyes who, with free throws and then a basket in fast transition, hit a quick 4-0 that made it 61-56, the first clear lead of Real Madrid in the game. Goldsberry had to hit a couple of threes to keep Brose Baskets‘ options alive but between reyes first, and Llull later, the hosts seemed to take full control of the game. A huge dunk by Llull over two defenders for 67-64 and then a steal that allowed Tucker to hit the 69-64, forced a Brose timeout. With 100 seconds left Reyes nailed a hook for 71-66 and Roberts missed a three after that. However, with 20 seconds on the clock, Suput nailed a three that made it 71-69. After the foul, Llull went to the line to hit only one attempt and then Roberts replied with both attempts in for 72-71 and 9 seconds to go. With 7 seconds, Suarez scored only one free throw for 73-71 and then it was Suput’s turn on the line with 2.5 to go, and he hit both to make it 73-73. Llull had the last shot, and even though it was close, the game would be headed to overtime.

Garbajosa was the man of the extra session. His three-pointer opened the scoring, and then his hard work in defense paid off for the hosts. With Hines fouling out for Brose, Gavel scored to make it 78-77, but Fischer had a layup for 81-77 later with 75 seconds to go. Pleiss stepped up to drive to the basket and keep all options open, and then Roberts joined in to tie the game again, 81-81. With the last seconds to go, Ral Madrid’s play was for Llull to drive to the basket. So he did lifting a layup. The ball didn’t go in but the miraculous hands by Fischer put the ball back in the rim for the final 83-81 on the buzzer as Real Madrid survived a nightmare with a proper name: Brose Baskets.

Ettore Messina, Reals Trainer nach der Partie:

It was a difficult game for us that showed that Brose’s wins against Charleroi and Olympiacos didn’t happen by accident. They set the tempo of this game and we suffered. Especially against the one on one of the big men, we had some problems. However, we played good defense but in the end we had to win the game with heart.

Bambergs Coach Chris Fleming:

Congratulation to Real Madrid for the win. They are a team that was trailing most of the time but they never gave up. I had two goals for this game: defending the rebounds and move the ball well against their defense. I think we did fine but by the third quarter we missed too many open shots. If the had gone in maybe we would be talking about a different outcome, but against a team like Real Madrid you can never be sure.

Und Brian Roberts merkte noch an:

I think it was a good game. We had options until the end and I had a last shot in my hands but we didn’t win. I think we can make the Top 16. It is a tough group but we already showed that we can go anywhere and play tough. We know we have our chances and we will fight for them.

Ist Bamberg unschlagbar?

Nein, Bamberg ist nicht unschlagbar, dies wird am Donnerstag Real Madrid beweisen. Aber in der Bundesliga hat es in acht Spielen noch keine Mannschaft geschafft, Bamberg zu besiegen. Einige Male war es eng und fast hätte nach dem Ende der Partien der Gegner gejubelt. Die Spieler von Coach Fleming agieren mit einem Selbstbewusstsein, welches momentan größer nicht sein kann. Auch bei engen Spielständen kommt es mit vor, als wenn sie genau wüssten, dass der Gegner ihnen nichts anhaben kann. Ich nannte es einmal vor Wochen positive Arroganz.

Dies kann natürlich auch einmal ganz fürchterlich nach hinten losgehen. Nächste Gelegenheit für einen Ligakontrahenten ist am Wochenende bei der Begegnung in Tübingen. Die Saison der Schwaben ist bislang ein einziges Auf und Ab: Nach 3 Siegen und 3 Niederlagen steht man im Niemandsland der Liga und brennt sicherlich darauf Bamberg ein Bein zu stellen. Vorsicht ist also angebracht für die Franken, jeder Gegner ist hoch motiviert, noch dazu in heimischer Halle.

Voll motiviert wird auch Real Madrid zu Werke gehen, die Spanier sind sicherlich vorgewarnt und werden Bamberg nicht unterschätzen. Niemand erwartet einen Bamberger Erfolg in Spaniens Hauptstadt und auf einen schwachen Gegner braucht man bestimmt nicht hoffen. Es geht nur darum sich gut zu verkaufen, die Höhe der Niederlage in Grenzen zu halten und sich nicht wie bei der 57:93 Schlappe am 03. Januar 2008 abschlachten zu lassen.

Dieser Tag wird auch wegen einer anderen Anekdote in Erinnerung bleiben: Der Mannschaftsbus steht zur Abfahrt zum Spiel bereit. Spieler, Trainer und Betreuer sitzen alle bereits im Bus – bis auf Kimani Ffriend, der noch sanft in seinem Zimmer den Termin verschlief. Das Spiel wenige Tage darauf in Jena durfte er noch mitmachen, danach wurde er entlassen.