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Immer noch mehr ratlos

Nach dem tollen Erfolg gegen den Erzrivalen Alba Berlin am Wochenende hat das Formpendel wieder in die andere Richtung ausgeschlagen. In Bremerhaven verloren die Bamberger Basketballer am Dienstag nach Verlängerung.

Hat man angesichts des sicheren Tabellenrang eins das Spiel locker angehen lassen, oder war man durch den kurzfristigen Ausfall Boki Nachbars einfach nicht besser?
Oder war die Niederlage einfach die Fortsetzung der schwankenden Darbietungen der letzten Wochen?

Die Wahrheit wird wohl wie immer in der Mitte liegen, jedenfalls ist der Sieg Bremerhavens für die Tabellensituation Bambergs unerheblich. Man grüßt immer noch von ganz oben in der Tabelle und der Rang eins ist Bamberg auch nicht mehr zu nehmen.

Der Sieg gegen Alba Berlin am vergangenen Samstag gab den Fans die Hoffnung an erfolgreiche Play-off zurück. Wurde damit der Schalter für die Titelverteidigung umgelegt? Fast schien es so – bis Dienstag Abend.

Ich bleibe bei meiner Meinung: Ich traue dem Braten noch nicht, die Karten werden/müssen erst mit Beginn der Play-off auf den Tisch gelegt werden. Bis dahin wissen wir alle nicht, wie die Play-off ausgehen werden.

Auftakt gelungen

Jahrelang lief der Saisonauftakt für die Bamberger Basketballer nach dem gleichen Schema ab: Man gab den netten Gastgeber und überließ dem Gegner den Sieg. Achtmal in Folge war dies der Fall. Seit einigen Jahren nun hat sich der Trend umgekehrt, denn Bamberg startet erfolgreich in die neue Spielzeit. Da machte die Auftaktpartie gegen Bremerhaven keine Ausnahme. 85:68 lautete am Ende der Spielstand und diese Zahlen spiegeln exakt die Kräfteverhältnisse zwischen beiden Mannschaften wider. Letzten Endes ist nur der Sieg wichtig, weniger die Höhe des Erfolges. Jedoch gibt es schon ein paar Eindrücke anzumerken.

Obwohl Coach Fleming eisern an John Goldsberry festhält ist der Aufbauspieler offensiv überhaupt kein Faktor. Er trifft seine Würfe nicht, setzt im Spielaufbau zu wenig Impulse und kann dass Bamberger Spiel zu selten lenken. Dies wäre eigentlich seine Aufgabe. Nach einem Jahr Verletzungspause kann er aber natürlich noch nicht wieder an sein altes Leistungsniveau anknüpfen. Die Kernfrage ist aber, ob er jemals wieder der alte sein kann. Nicht wenige haben da große Zweifel. Eine Profimannschaft kann es sich in der heutigen Zeit nicht leisten einen Spieler durchzuschleifen, der nur bei 70% seiner Schaffenskraft steht. Nicht bei den Ansprüchen die in Bamberg herrschen und bei dem straffen Programm der nächsten Wochen und Monate. Für mich war es ein Fehler John Goldsberry im Sommer einen neuen Vertrag zu geben. Auch, wenn die Verantwortlichen wie Manager und Trainer von seiner Genesung überzeugt waren. Erschwerend kommt nun die neuerliche Knieverletzung hinzu, die sich John Goldsberry in der ersten Halbzeit zuzog. Wie schwer die Blessur ist, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch niemand sagen.

Nach dem Spiel fragte mich jemand, was Bostjan Nachbar eigentlich bei uns will, er ist doch viel zu gut für die Liga. Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt. Ein Spieler seines Kalibers habe ich in der Liga schon sehr lange nicht mehr gesehen. Es gibt wenig, was er nicht kann. Am meisten beeindruckend ist jedoch seine Spielübersicht. Er weiß zu jedem Zeitpunkt, was er mit dem Ball anzufangen hat. Dass sein Wurf sehr sicher ist und hochprozentig in den Korb fällt, braucht man nicht extra erwähnen. Auch scheint er schon als Leader innerhalb des Team akzeptiert zu sein, wenn man sein Verhalten und vor allem das seiner Mitspieler in den Spielpausen beobachtet.

Will man ehrlich sein, dann ist Maik Zirbes offensiv schon besser, als es Tibor Pleiß in vielen Spielen war. Die Walz aus der Pfalz (für die Jüngeren: http://de.wikipedia.org/wiki/Hans-Peter_Briegel) versteht es seinen wuchtigen Körper zielgenau einzusetzen. Er ist sich nicht zu schade auch in das Getümmel unter den Körben zu gehen, also genau dort, wo es wehtun kann. Wo die Ellbogen der Gegner sehr spitz sein können und sehr schnell ein paar Zähne verloren gehen oder das Nasenbein Schaden erleiden kann. Maik Zirbes scheint also nicht an der Centerkrankheit zu leiden, die man schon so oft in Bamberg beobachten konnte. Dies Krankheit machte sich dadurch bemerkbar, dass die Spieler die Zone mieden, wie der Teufel das Weihwasser und lieber Würfe aus der Distanz bevorzugten. Walter Palmer und Tim Ohlbrecht waren die bekanntesten Vertreter dieser Spezies. Defensiv hat Zirbes noch Defizite, denn er versteht es noch nicht regelmäßig, Würfe seiner Gegner dadurch zu beeinflussen, dass er sie blocken könnte. Aber dafür ist ja Sharrod Ford da.

Sharrod Ford pumpt nicht schon nach wenigen Minuten wie ein Maikäfer. Dies ist für mich die wichtigste Erkenntnis der beiden Spiele gegen Ulm am vergangen Sonntag und gegen Bremerhaven. Seine körperliche Fitness konnte er verbessern und dies tut seinem Spiel gut. Defensiv strahlt er eine unheimliche Gefahr aus. Die Gegenspieler können sich nicht sicher sein, dass ihre Würfe nicht postwendend zurück zum Absender oder auf die Tribüne geschickt werden, frei nach dem Motto „return to sender“. Im Angriff hat er sich auch stabilisiert, zumindest trifft er jetzt regelmäßiger Distanzwürfe. Aber ganz warm werde ich mit ihm noch nicht, zu sehr habe ich ihn aus seiner Berliner Zeit als eindimensionalen Spieler in Erinnerung.

Teddy Gipson hat die Fähigkeit innerhalb weniger Spielminuten viele Punkte zu erzielen, er trifft dann aus allen Lagen. Dies zeichnet ihn aus. So schlecht wie ihn manche sehen, empfinde ich ihn nicht. Er ist schnell, hat einen sehr guten Wurf und rebounded für einen Aufbauspieler ausgezeichnet. Einzig an seiner Spielübersicht, an der Fähigkeit ein Spiel zu lesen und situationsbedingt die richtigen Entscheidungen zu treffen habe ich noch Zweifel. Es gibt Phasen innerhalb der Spiele, da dominiert er. Und es gibt nicht wenige Phasen, da taucht er komplett ab, kann das Spiel seiner Mannschaft kaum führen. Vielleicht muss man ihm und dem Team aber auch nur Zeit geben zueinander zu finden. Nach so relativ kurzer Zeit kann noch kein blindes Verständnis herrschen.

Phillip Neumann hat ganz klar einen Schritt nach vorne gemacht. Die Zeit im Sommer hat er genutzt um sich weiterzuentwickeln. Er scheint das Spiel immer besser zu verstehen. Bemerkbar wird dies daran, dass er nicht mehr nur zum Korb zieht und seine Mitspieler komplett übersieht. Er versteht es jetzt auch den besser postierten Akteur zu sehen und den Ball auch mal zu passen. Einen guten Center zeichnet aus, dass er nicht nur bedingungslos den eigenen Abschluss sucht, sondern auch passen kann.

Insgesamt war der Erfolg gegen Bremerhaven ein positiver Start in die neue Saison. Bamberg scheint auf dem Weg zur Titelverteidigung gut aufgestellt zu sein. Man muss den Spielern einfach Zeit geben sich zu finden, auch wenn es Rückschläge geben sollte.

Bamberg 3:0 Bremerhaven

Das Mindestziel, der Einzug in das Halbfinale um die deutsche Meisterschaft, ist geschaft. Waren die ersten beiden Spiele gegen Bremerhaven zähe Angelegenheiten, zeigte Bamberg in der dritten Partie die Tugenden, die sie in dieser Saison bislang auszeichneten. Offense wins games, defense wins championships. Diese Formel ist eigentlich ganz einfach und sollte bei allen Mannschaften bekannt sein. Aber nur Bamberg schafft es so konsequent diese Marschroute auch in Erfolge umzusetzen.

In den beiden Auftaktbegegnungen gegen Bremerhaven ließ man aber den Biss in der Abwehr vermissen und gestattete den Norddeutschen schlappe 19 Punkte im Schnitt mehr zu erzielen, als Bamberg in der Hauptrunde den Gegnern zuließ. Dass es dennoch zu einem 2:0 Zwischenstand langte, war jeweils der überragenden Trefferquote in den letzten Minuten geschuldet. Immer wird dies aber nicht gutgehen dachte man sich wohl und ging am Sonntag wesentlich energischer und konsequenter an beiden Enden des Feldes zu Werke.

Aus der Distanz ließ man zwar die gewohnte Sicherheit vermissen (4 von 22 aus dem Dreierland), kompensierte diese Schwäche aber mit grandiosem Centerspiel. Tibor Pleiß und Kyle Hines zeigten Männersport und erzielten zusammen 29 Punkte. Man brachte immer wieder geschickt den Ball unter den Korb der Gäste oder zog mit viel Energie in die Zone. Vor allem die kleineren Bamberger Akteure zeichneten sich dabei aus.

Brian Roberts ist dabei besonders zu erwähnen. Er scheint in den höchsten Play-off Modus geschaltet zu haben, denn was er zur Zeit leistet ist unglaublich. Als Vertreter von John Goldsberry auf der Aufbauposition zog er geschickt zusammen mit Anton „coole Sau“ Gavel die Fäden und setzte immer wieder Nadelstiche, die den Bremerhavener sehr wehtaten.

Letztlich waren die Gäste chancenlos, verabschiedeten sich aber aus dem Titelrennen ehrenwert. Sie ließen sich, betrachtet man auch die ersten Partien, nicht, wie befürchtet, abschlachten. Wer der nächste Gegner Bambergs ist, wird noch zwischen Braunschweig und Artland entschieden. Persönlich wäre mir Braunschweig lieber, denn bei Artland habe ich das Gefühl die liegen uns nicht.

Bamberg 1:0 Bremerhaven

Die platten Sprüche über den erlegten Eisbären usw. erspare ich mir jetzt mal an dieser Stelle. Viel wichtiger ist, dass Bamberg im Play-off Viertelfinale mit 1:0 in Führungen gegangen ist. Wie hoch der Gegner bezwungen wird, ist in den Play-off generell egal. Es gibt zwar Anhänger der Theorie, man müsse den Kontrahenten hoch und deutlich besiegen um deren Selbstvertrauen zu zerstören. Ich dagegen halte davon nichts, jedes Spiel ist anders und muss auch erst gespielt werden.

Der 91:80 Erfolg Bambergs gegen Bremerhaven war verdient aber glanzlos. Lange, sehr lange Zeit war die Partie ausgeglichen und es war nicht vorhersehbar, wer gewinnen würde. Auch, wenn mein Sitznachbar mehr zu den Pessimisten zuzurechnen ist und eine Niederlage prophezeite, war mir klar, dass sich die Qualität Bambergs irgendwann einmal durchsetzen müsse. Nach dem Dreier von Casey Jacobsen zum 82:75 war ich mir siegessicher. Bamberg besitzt einfach die Fähigkeit in den wichtigen entscheidenden Phasen eines Spiels sich unheimlich zu fokussieren und die eigene Fehlerquote zu minimieren. Eine Eigenschaft, die in dieser Saison schon oft den Unterschied ausmachte.

Bremerhaven verstand es nahezu perfekt die wenigen Schwächen im Bamberger Spiel auszunutzen. Im ersten Viertel trafen sie ihre Würfe, Bamberg nicht. Dadurch setzten sie die Oberfranken so unter Druck, dass diese ein wenig ins Schwimmen gerieten. Der Schlüssel zu der bisher grandiosen Saison liegt eindeutig in der Abwehr, denn die Defensive ist in der Lage jede deutsche Mannschaft zu stoppen. So wurden auch die Nordlichter zu schlechten Würfen gezwungen und trafen folgerichtig nicht mehr so hochprozentig wie noch in der ersten Halbzeit.

Insgesamt bin ich mit dem Erfolg zufrieden, ich habe schon ganz andere erste Play-off Partien mit schlechterem Ausgang für Bamberg gesehen. Vielleicht war so eine Partie, bei der man gleich mal an seine Grenzen gehen und alles geben musste, gar nicht so verkehrt. So weiß die Mannschaft nun, man muss in jeder Partie immer alles geben – auch und gerade von Anfang an. Nur wenn die Intensität von Beginn an vorhanden ist, können die Play-off für Bamberg ein Erfolg werden.

Im Folgenden nun die total subjektive Einzelkritik der Bamberger Akteure:

Goldsberry (3 Punkte): Ihm merkte man sein Knieprellung noch an, spielte er doch ungewohnt gehemmt und ließ die letzte Spur Intensität vermissen. Er hat noch Luft nach oben.

Terry (10): Soll ich mit seiner Leistung nun zufrieden sein oder doch nicht. 10 Zähler und 8 Rebounds klingen auf den ersten Blick ganz gut. Auf den zweiten Blick will er zu oft mit dem Kopf durch die Wand. Er hat zwar die Athletik auch gegen zwei Gegenspieler zum Korberfolg zu kommen, doch ein Pass zum besser postierten Nebenmann wäre manchmal besser.

Suput (11): Auch bei ihm lief zu Beginn der Partie vieles verkehrt. Ungewohnt viele Ballverluste leistete er sich, als die Mannschaft Stabilität gebraucht hätte. Er fing sich dann aber doch im Laufe des Spiels und zeigte sein gewohntes Programm.

Tadda (3): Abwehr hui, Angriff pfui. Aber dies ist ja nichts Neues.

Pleiß (15): 15 Punkte, 12 Rebounds in nur 18 Minuten Spielzeit. Tibor, dies war eine starke Vorstellung. Manche Fans beklagen sich. Tibor spiele nicht konstant genug und er könne Gegenspieler nicht dominieren. Diese Argumente kann ich verstehen, aber er spielt nunmal unter den Körben, dort wo Basketball Männersport ist und viel mit Erfahrung zu tun hat. Erfahrung, die er gerade sammelt. Man darf auch nicht vergessen, er ist, nicht nur gegen Bremerhaven, der effektivste Bamberger Akteur.

Roberts (17): Über ihn braucht man eigentlich nur noch ein Wort verlieren: Unglaublich! Er reißt die Mannschaft mit, er ist der Go-to-Guy, er ist der Clutch-Player. Sperrt ihm sämtlich Kommunikationsmittel wie Handy und Internet, damit ja kein anderer Klub mit ihm Kontakt aufnehmen kann. Brian Roberts muss bleiben.

Jacobsen (15): Im alllgemeinen Jubel ging seine Leistung ein wenig unter. Nicht nur, die pure Anzahl der Dreier (vier) war eindrucksvoll, sondern der Zeitpunkt, wann er seine Bomben von Downtown traf. Der Distanzwurf zum 82:75 war wohl der wichtigste.

Gavel (9): Anton der Wusler, Anton der auf-die-Nerven-geher, Anton der Mann für die wichtigen Momente (des Basketballs). Kein Wunder, dass sich viele Berliner ihn als Neuzugang wünschen.

Hines (8): Täusche ich mich, oder haben sie die Gegenspieler die letzten Wochen besser auf ihn eingestellt? So dominant wie noch in den ersten Saisonmonaten agiert der bullige Center nicht mehr. Angeblich soll Bayern München Interesse an ihm und Terry haben. Kann mir aber gut vorstellen, dass die Oberbayern Angebote an die halbe Liga verschicken.