Archiv für den Monat: Mai 2010

FC Bayern München Basketball 2010/11

Ja, richtig gelesen, der große Fußballklub FC Bayern München spielt auch Basketball. Die älteren unter uns werden sich noch erinnern, die Münchner waren in den 90ern sogar schon mal in der Bundesliga und spielen momentan in der ProA. Noch. Jedoch werden den Münchner Verantwortlichen Interesse an der Bundesliga-Wildcard nachgesagt, die es wahrscheinlich geben wird. Denn der zweite der ProA, Cuxhaven, obwohl sportlich aufgestiegen, hat den Verzicht auf die Bundesliga schon bekanntgegeben.

Aber kann Basketball in München funktionieren, kann es neben Fußball noch andere Götter geben?
Betrachtet man die Münchner Sportszene, wird deutlich, dass es eigentlich nur den FC Bayern München gibt, der die Massen zieht. Selbst 1860 München hat schon Probleme das Stadion halbwegs zu füllen. Eishockey fristet nur ein Nischendasein und überlegt, nach der Absage der DEL zum Aufstieg, ob sie sich nicht der österreichischen Liga (!) anschließen sollen. Es gibt dann noch die Volleyballer aus Unterhaching, aber das war es dann auch schon mit der höherklassigen sportlichen Vielfallt in der bayerischen Landeshauptstadt.

Also, was liegt dann näher als wenn der Branchenprimus das Projekt Basketball selbst in die Hand nimmt. Hier kann nur das Motto lauten: „Nicht kleckern, sondern klotzen“. Das Modell kann nur funktionieren, wenn von Anfang an viel Geld in die Hand genommen wird. Dazu müssen Namen auf und neben dem Basketballfeld stehen, mit denen nicht nur die Insider und Hardcore-Fans was anfangen können. Nur so ist es dann möglich ausreichend Zuschauer für den Sport zu begeistern, so wie es in der Anfangszeit auch einmal in Köln der Fall war.

Es muss medial und marketingmäßig in die Vollen gegangen werden, die Erfahrung und Manpower hätte nur der FC Bayern München. Sportlich müsste man aber fast bei Null anfangen, mit ausreichend Geld sollte es aber möglich sein, eine Mannschaft zusammenzustellen, die den Abstieg verhindern kann. Zielsetzung kann dies aber für den großen FCB nicht sein. Ziel muss es sein, dauerhaft in Europa eine Rolle zu spielen. Und dann wird es wieder teuer. Ein zweistelliger Millionenbetrag pro Jahr sollte es dann schon sein.

Um einmal ein paar Namen in den Ring zu werfen:
Als Trainer können nur Dirk Bauermann oder Svetislav Pesic erste Wahl sein. Beide sind auch Nicht-Insidern bekannt und dürften alleine schon für viel Aufemrksamkeit sorgen. Auch sollte man versuchen namhafte deutsche Spieler zu verpflichten. Akteure, die schon bekannt sind und die medial „verwertbar“ sind. Spontan fallen mir da Steffen Hamann, Pascal Roller und Heiko Schaffartzik ein.

Mal sehen, ob etwas daraus wird. Bislang hat sich noch kein Verantwortlicher wirklich zu den Zielen geäußert.

Finaleinzug geschafft

Wo soll das bloß enden? Mehr rhetorisch gemeint als wirklich eine Frage, kann, nein muss die Zielsetzung jetzt Meisterschaft lauten. Und dies hat nichts mit Arroganz zu tun, mehr mit Selbstbewusstsein und tiefer Überzeugung. Bamberg muss und wird deutscher Meister werden.

Warum? Die Serie gegen Braunschweig hat es deutlich gezeigt: Bamberg hat eine Tiefe im Kader die andere Teams so nicht haben. In den drei Halbfinalspielen gegen die Niedersachsen haben nicht weniger als acht Bamberger Akteuere mindestens einmal zweistellig punkten können. Diese Ausgeglichenheit macht Bamberg so unberechenbar und im Moment auch schwer zu bezwingen. Dazu kommt eine mentale Stärke, die auch Schwächephasen, die es in jeder Partie gibt, sicher überstehen lässt. Hat ein Spieler einmal einen schwächeren Tag, übernimmt eben ein anderer die Verantwortung. Bamberg hat auf fast jeder Position Alternativen und kann den Ausfall einzelner Akteure verkraften. Kurzum, die Oberfranken waren bislang in den Play-off eine Klasse für sich.

Wird dies aber im Finale, sei es gegen Bremerhaven oder Frankfurt auch so sein? Für die Konkurrenz fürchte ich, wird es sehr schwer werden Bamberg in einer Serie dreimal zu schlagen. Unmöglich ist nichts, in engen Spielen können schon Kleinigkeiten den Ausschlag geben oder der Gegner kann einen Glückswurf zum Sieg treffen. Aber wie schon erwähnt, über eine Finalserie sehe ich im Moment keine Mannschaft, die Bamberg schlagen könnte.

Sollte man deswegen schon den Schampus kalt stellen? Nein, bloß nicht. Hochmut kommt vor dem Fall, der Ball ist rund und das nächste Spiel ist immer das schwerste. (Wo ist das Phrasenschwein?)

Matchball für Bamberg

Bamberg gewinnt auch das zweite Halbfinalspiel mit 82:73 in Braunschweig und hat das Tor zum Finaleinzug ganz weit aufgestoßen. Wie die vergangenen Wochen auch schon, hatte ich nie das Gefühl, Bamberg könnte diese Partie verlieren. Manche würden es Argoganz nennen. Sicher ist es aber nur grenzenloses Selbstvertrauen, welches der Mannschaft durch die Siege der letzten Zeit eine Sicherheit gibt, die unheimlich ist. Selbst als Braunschweig im vierten Viertel auf 2 Punkte herankam, verloren die Oberfranken nicht die Nerven.

Nein, ganz im Gegenteil, basierend auf einer bärenstarken Abwehr, wurden die Systeme ruhig und abgeklärt weiter gelaufen und Braunschweig im wahrsten Sinne des Wortes ausgespielt. Abwehr, bei diesem Wort bekommen einige Akteure einen allergischen Anfall. Nicht so die Bamberger in dieser Phase der Saison. Da ist sich keiner zu schade die Drecksarbeit zu erledigen, es wird jedem Lose-Ball hinterher gehechtet. Und wenn ein Spieler in der Defensive mal die nötige Intensität vermissen lässt, dann kommt halt von der Bank ein anderer und übernimmt den Part.

Das die Niedersachsen sich nicht so abschlachten lassen wie in Spiel 1 war verhersehbar. Doch am Ende des Tages hat Bamberg einfach mehr Alternativen auf der Bank sitzen als Braunschweig. Deutlich wird dies an den Bench-Points, also den Punkten der Spieler, die von der Bank kommen: Hier hat Bamberg mit 39 zu 25 klar die Nase vorne. Und Bamberg kann es sich leisten gegen Ende der Partie Small-Ball zu spielen und Pleiß und Brown auf der Bank sitzen zu lassen. Mark Worthington war in diesem Spielabschnitt der längste Bamberger auf dem Feld.

Überhaupt Mark Worthington. Er wirkt so unscheinbar, fast träge. Er hat aber die Erfahrung von zahlreichen Play-off-Serien, gewonnenen Meisterschaften (in Australien) und internationalen Turnieren als Kapitän seiner Nationalmannschaft. Dies zahlt sich für Bamberg aus. Auch vertritt er Peja Suput excellent und stachelt diesen zu noch besseren Leistungen an. Suput kam diesmal schwer in Tritt, machte die Mehrzahl seiner Zähler erst im letzten Viertel. Aber da waren sie am Wichtigsten. Vielleicht lag es auch daran, dass der Serbe nicht schon am Dienstag mit der Mannschaft nach Braunschweig flog, sondern erst am Mittwoch Mittag nachreiste.

Beachtung verdient die Tatsache, dass das Bamberger Team nun endlich weiß wie man ein Match nach Hause bringt. Man lässt sich auch in engen Spielsituationen nicht aus der Ruhe bringen. Dies war lange Zeit während der Saison ganz anders. Habe ich an dieser Stelle Coach Fleming öfters dafür kritisiert, muss man diese hinzugewonnene mentale Stärke ihm anrechnen. Es ist ganz sicher der Verdienst des Trainers, wenn Bamberg nun schon den fünften Sieg in Folge in den Play-offs einfuhr.

Wie geht es nun weiter? Ich lehne mich jetzt mal ganz weit aus dem Fenster und prophezeie auch in der dritten Partie am kommenden Sonntag einen Sieg gegen Braunschweig. Damit stünde Bamberg dann im Finale. Und danach gilt: only the sky is the limit.

Optische Täuschung

Kann die Anzeigetafel in der Jako-Arena defekt sein? Ja, sie muss es. Zwar stand nach dem Erfolg im ersten Spiel der Halbfinalserie gegen Braunschweig ein 86:77 weiß auf schwarz geschrieben, gefühlt betrug der Sieg aber nicht 9 sondern 19 Punkte. Ging es nur mir so, aber ich hatte nicht eine Sekunde Bedenken, Braunschweig könnte den Heimvorteil klauen.

Gut, wenn man Anhänger der Niedersachsen ist, dann könnte man sich Mut machen, dass nach dem 9:0 Lauf zu Beginn des Spiels eigentlich nicht mehr viel passiert ist. Dies spiegelt aber in keinster Weise den tatsächlichen Spielverlauf wider. Bamberg war dominant, beherrschte die Partie fast nach Belieben und erdrückte den Gegner mit einer beeindruckenden Defensive. Ich bin fast versucht zu behaupten, die erste Halbzeit war mit das Beste, was ich in dieser Saison gesehen habe. Besser geht es fast nicht mehr.

Aber Bamberg wäre nicht Bamberg, würde es nicht auch Schwächephasen geben. Man gestattete es Braunschweig den Rückstand konstant bei 10 bis 15 Zählern zu halten. Aber wie oben schon geschrieben, auch als der Vorsprung auf sieben Punkte schmolz hatte Bamberg immer eine Antwort parat.

Braunschweig wird sich nach der Auftaktniederlage versuchen an drei Dingen aufzurichten:

1) Man verlor in Bamberg nur mit neun Punkten und die kassierte man bereits in den ersten Minuten. Dies ist aber sehr trügerisch. Wie schon geschildert, war die gefühlte Niederlage nicht mit minus 9, sondern mit minus 19. Vor allem, wenn Bamberg nicht eine peinliche 60% Quote von der Wohlfahrtslinie gehabt hätte.

2) Ob man nun mit 9, 19 oder 29 Zählern verliert ist egal, Niederlage ist Niederlage. Dies gilt aber auch für Siege: egal, ob man mit 9, 19 oder 29 gewinnt, Sieg ist Sieg.

3) Man verlor auch im Viertelfinale die erste Partie in Oldenburg glasklar und gewann dann in der Folge die nächsten drei Spiele und eliminierte damit den amtierenden Meister aus dem Play-off Rennen. Aber Bamberg ist nicht Oldenburg. Die Oberfranken waren schon gegen Bonn sehr fokussiert und ließen nichts anbrennen. Ich möchte jetzt nicht allzu optimistisch sein, aber ein 3:0 Durchmarsch könnte ich mir schon vorstellen.

Halbfinalvorschau

Als Vorschau auf die Halbfinalserie gegen Braunschweig einen Gastbeitrag von Kosmonaut, der vielen von schoenen-dunk.de bekannt ist:

Braunschweig hat gegen Oldenburg wirklich sehr überzeugt, wie mich die NY Phantoms überhaupt schon die gesamte Saison absolut überzeugen. Mir gefällt das Konzept wie Oliver Braun die Mannschaft zusammen gestellt hat. In Machowski einem jungen deutschen Trainer eine Chance gegeben. Wir reden alle immer darüber, dass wir mehr deutsche Spieler brauchen, wir brauchen aber für die Zukunft des schwarz-rot-goldenen Basketballsports auch eigene Trainer in der BBL.

Der Mix des Teams ist mit Bedacht ausgewählt. In Schaffartzik, Idbihi und Mittmann vertraut man auf gleich drei nationale Führungsspieler. Dazu hat Machowski ihm bekannte Akteure aus Polen importiert und das Team mit BBL Veteranen komplettiert. Eine sehr ausgewogene und gute Mischung. Mich freut es für das Konzept der Braunschweiger, dass man jetzt am Saisonende so erfolgreich ist und zumindest unter den besten vier Team der Liga steht.

Jetzt aber genug der Lobhudelei für den Gegner, zurück zu den eigenen Stärken, die WIR haben. Im Gegensatz zu Oldenburg sind wir eben keine Mannschaft, die sich primär auf Lust, Laune und Form von drei Stars verlassen muss, während der Rest kaum über die Rolle von Ergänzungsspielern hinaus kommt. Bei den Brose Baskets ist das anders, wir haben einen gesunden Mix, in dem immer wieder andere Spieler Verantwortung übernehmen. Es gibt mit Goldberry, Gavel, Roberts, Jacobsen, Suput, Worthington, Pleiß und Brown gleich 8 (in Worten: acht!) Spieler, die jederzeit für 15 – 20 Punkte gut sein können. Das ist es unglaublich schwer sich als Gegner darauf einzustellen und in der Verteidigung erfolgreiche Konzepte zu etablieren.

Stix hat mir seinem InFranken-Interview absolut recht, Braunschweig ist am Brett in der Tat sehr stark. Cain, Idbihi und Goree spielen allesamt sehr stark. Keiner von den dreien macht weniger als 10.0 ppg und holt weniger als 5.5 rpg. Das ist der vielleicht ausgeglichenste Frontcourt der Liga. Cain hat sich als Projekt stetig weiter entwickelt, Idbihi müsste eigentlich Nationalspieler sein und Gorees Vita liest sich wie das Who-is-who des europäischen Clubbasketballs. Mit dem langen Pleiß, dem kräfigen Brown und dem sensationellen Suput haben WIR aber Spieler die gegenhalten können. Wir alle wissen, dass Suput der wahre „Offensivspieler des Jahres“ ist und Goree hatte beim letzten Aufeinandertreffen (23 p. / 8-13) nicht den Hauch einer Chance des Serben zu halten.

Zudem haben WIR m. E. das beste Gesamtpaket auf den Guardpositionen. Goldsberry lenkt klug, Gavel und Roberts sind Spieler für die richtigen Big Points, wie sie im Saisonverlauf schon so oft bewiesen haben. Ein Pass-First Spieler, ein klassischer Scharfschütze und einer, der irgendwie dazwischen liegt.

Als letzten möchte ich noch Jacobsen erwähren. Eigentlich könnte ich mir die Worte auch sparen. Der kompletteste Spieler in der Liga und WIR können und sehr glücklich schätzen ihn in unseren Reihen zu haben. Die Statistik mag über ihn lügen und ich erwarte ihn jetzt mit der Pause vor dem Halfinale wieder topfit. Der Kapitän, der Anführer, ein spielintelligenter Passgeber, ein sicherer Schütze von draußen, einer der sich elegant zum Korb durchsetzen kann, einer engagierter Verteigier, ein echter Teamspieler. Das komplette Paket, basta.

Ich sehe demanch also keinen Grund warum WIR wie der Hase vor der Schlange kuschen sollten. Ich sehe uns, bei allem und großem Respekt vor dem Gegner, als Favorit für die Halbfinalserie. Ich glaube wir werden uns durchsetzen, weil WIR summa summarum die bessere Mannschaft sind. Nun wüssen WIR diese Wahrheit auf dem Platz zeigen.

Let the games begin!

3:0 für Bamberg

Heute nur ganz kurz.

Bamberg gewinnt auch das dritte Spiel gegen Bonn und steht damit im Halbfinale. Der 2-Punkte Erfolg war hart erarbeitet, letztlich aber verdient. Fast über die gesamte Spielzeit lag Bamberg in Führung. Und selbst als Bonn im letzten Viertel einmal mit fünf Zählern vorne lag, spielte man ruhig weiter, glaubte an die eigene Stärke und schaffte schließlich den Sweep.

Das man sich gegen Bonn so klar und ohne Niederlage durchsetzt, daran glaubten wohl vor Beginn der Serie nur die Daueroptimisten. Der erneute Einzug in das Halbfinale ist ein großartiger Erfolg und eine Bestätigung von Coach Chris Fleming. Dies mus ich als oftmaliger Kritiker seiner Arbeit freimütig zugeben und respektvoll anerkennen.

Top4 2011 in Bamberg

Na, wenn das mal keine Steilvorlage für eine erfolgreiche Titelverteidigung ist: Das Pokal Top 4 findet 2011 in Bamberg statt! Vom 2. bis 3. April 2011 hat Bamberg als Gastgeber die Chance den in diesem Jahr in Frankfurt gewonnenen Pokal zu verteidigen. Obwohl, vielleicht ist ja die Rolle als Ausrichter kein gutes Omen. Beim letzten Finalturnier 2006 in Bamberg ging die Mission Pokalsieg ziemlich in die Hose, als Alba Berlin uns Bamberger böse abzog.

2:0 für Bamberg

Also mir hat es gefallen, das zweite Play-off Spiel gegen Bonn. Und der 83:71 Sieg natürlich auch. So muss es sein: die eigene Mannschaft mit 10 Punkten in Rückstand, kämpft sich jedoch wieder heran, geht kurz vor der Halbzeit in Führung, baut diese dann im dritten Viertel aus und gewinnt am Ende sicher. So muss Basketball sein, so machen die Play-off Spaß.

Aber ganz so klar, wie es der Endstand vermuten läßt, war die Partie dann doch nicht. Das Spiel war lange Zeit ein verdammt enges Höschen, stand auf Messers Schneide. Bonn war der erwartet schwere Gegner, steckte nie auf und war drauf und dran den Sieg zu stehlen. Doch in der zweiten Halbzeit hatte ich nie das Gefühl, Bamberg könnte den Erfolg noch aus der Hand geben. Es ist schon komisch, normalerweise gehöre ich nicht zu den Berufsoptimisten, doch in dieser Serie gegen Bonn hatte ich bisher (auch bei klaren Rückständen) nie das Gefühl, Bamberg könnte als Verlierer vom Parkett gehen. In gleichem Maß wie die Bonner Trefferquote sank, stieg das Bamberger Selbstvertrauen. Aber nicht nur das Vertrauen in die eigene Stärke war ausschlaggebend, sondern auch die größere Entschlossenheit. Sinnbild war ein Defensivrebound John Goldsberrys, obwohl die versammelte Centergarde von Freund und Feind daneben stand. Dies war purer Wille.

Unheimlich wird mir langsam Tibor Pleiß. Obwohl es sich nach dem Sieg gegen Bonn eigentlich verbietet einen Bamberger Akteur herauszuheben, muss man den jungen Bamberger Center extra erwähnen. Erzielte er seine Punkte bislang hauptsächlich in unmittelbarer Korbnähe, hat er sein Wurfarsenal um eine Komponente erweitert, die es nun noch schwerer macht, ihn am Punkten zu hindern. Am Mittwoch erzielte er einige Punkte aus der Mitteldistanz, eine Entfernung aus der andere Center nicht mal ein Scheunentor treffen würden. 18 Punkte und 10 Rebounds sind eine erstklassige Ausbeute und macht ihn für andere Klubs oder Ligen nur noch interessanter.

War der Sieg zum 2:0 in der Serie eine Vorentscheidung? Ja, obwohl ich es Bonn durchaus zutraue in die Serie zurückzukommen. Gelegenheit dazu gibt es am Sonntag bei Spiel 3 in Bonn. Ich erwarte nicht unbedingt einen Bamberger Erfolg, Bonn wird noch einmal alles versuchen und Bamberg wird im Hinterkopf haben, dass man bei einer Niederlage ja immer noch zwei Möglichkeiten hätte den Einzug in das Halbfinale perfekt zu machen. Also, stellen wir uns schon mal darauf ein, am kommenden Mittwoch erneut in die Jako-Arena zu pilgern. Dazu muss es aber nicht kommen, warten wir es einfach ab.

1:0 für Bamberg

Bamberg gewinnt das erste Play-off Spiel in Bonn mit 80:78. So viel die Fakten.

Jenseits der nackten Daten muss es eine intensive und dramatische Partie gewesen sein. So wie es sich für eine Play-off Begegnung zwischen den beiden Dauerrivalen gehört. Auch bei 10 Punkten Rückstand blieb ich am Radio ruhig. Ich hatte irgendwie nie das Gefühl die Bamberger könnten das Spiel verlieren. Suput schien am Samstag Abend unstoppable zu sein, ausser von sich selbst. Was er dann auch tat, denn nach seinem zweiten unsportlichen Foul war für ihn der Auftakt in die Play-offs beendet. Zum Glück haben wir ja noch unseren Australier Mark Worthington, der erfolgreich in die Bresche sprang und Suput würdig vertrat – defensiv wie offensiv.

Beim Blick auf den Scoutingbogen fallen gleich mehrere Dinge auf:

  • Bamberg hat mal wieder das Reboundduell mit 25:34 verloren
  • Bonns Freiwurfquote von 53% (10 von 19) hat das Spiel verloren. Miserable Quoten von der Wohlfahrtslinie sind typisch für PLay-offs und kann in der nächsten Partie Bamberg genauso treffen.
  • Bamberg nahm 38 Zweier und nur 17 Dreier (47%, 8 von 17). Scheinbar wurde nicht nur von aussen geballert, sondern klug zwischen Inside- und Outsidegame gewechselt. Dadurch wird man für jede Verteidigung unberechenbarer.

War das schon eine Vorentscheidung? Ganz klares Nein! Ein Auswärtssieg zum Auftakt einer Play-off Serie ist nett, aber nicht entscheidend. Bamberg hat es in der Vergangenheit oft genug vorgemacht. Es sei nur an das Meisterjahr 2007 erinnert: In der ersten Runde gewann Bonn Spiel eins in Bamberg, genauso wie Artland im Finale. Wichtig wird nun das Spiel am Mittwoch in der heimsichen Jako-Arena (weiß eigentlich jemand wer als Namensgeber der Nachfolger von Jako wird? Für sachdienliche Hinweis bitte die Kommentarfunktion nutzen). Ein Sieg und man würde mit 2-0 in Führung gehen; dies wäre dann eine Vorentscheidung.

Magerkost

Horst Seehofer hatte es am Samstag Abend gut. Der in der Jako-Arena weilende bayerische Ministerpräsident konnte sich während der Partie gegen Trier (69:53) wenigstens am Büffet vergnügen. Dies konnten die meisten der 6800 Zuschauer nicht, sie mussten das Spiel bis zum Ende ansehen. Und was sie sehen bekamen, war basketballerische Magerkost wie sie sonst bei den Weight Watchern üblich ist.

Ich weiß jetzt auch, warum Trier fast abgestiegen wäre, harmlos ist noch eine nette Umschreibung der Leistung der Gäste. Und mir ist jetzt auch klar, warum Bamberg letztes Wochenende erst in Gießen verlor und dann in Paderborn nur haarscharf an einer Niederlage vorbeischrammte. Irgendwie scheint nach dem Pokelerfolg Bamberg in einem Leistungsloch versunken zu sein. Der Wille ist den Spielern nicht abzusprechen, nur umsetzen können sie es zur Zeit nicht. Jedenfalls nicht immer. Phasenweise sieht das Gebotene schon nach Basketball aus, dann aber greift man sich als Fan ungläubig an den Kopf.

Getrau dem alten Honecker-Motto „Rückwärts nimmer, vorwärts immer“, waren die 34 Hauptrundenpartien nur der Aufgallop für die fünfte Jahreszeit, die Money-Time, die Silly Season und was für Begriffe man noch alles für die Play-offs finden möchte. Jetzt zeigt sich, wer das Zeug zum Meister hat. Die Bamberger Ausgangslage scheint auf den ersten Blick als fünfter der Tabelle gar nicht so schlecht. Auf den zweiten Blick jedoch hätte es nicht schlimmer kommen können. In Viertelfinale warten mit Bonn der Finalist der letzten beiden Jahre und Fast-Meister der letzten Saison. In Bonn zu gewinnen war schon immer nicht leicht und obendrein verbindet beide Fanlager Respekt aber keine Sympathie. Würde man die Hürde Bonn meistern, wartet wahrscheinlich im Halbfinale der amtierende Meister Oldenburg, gegen die Bamberg seit gefühlten hundert Jahren nicht mehr gewann.

Achtung Phrasenschwein: wer Meister werden will, muss alle schlagen. Unmöglich ist sind Erfolge gegen Bonn und Oldenburg nicht, aber die Bamberger Leistungen der letzten beiden Wochenende lassen mich nicht unbedingt zuversichtlich in die Zukunft schauen. Hoffentlich bewahrheitet sich der Pokalfluch der letzten sechs Jahre nicht, denn der Pokalsieger wurde im selben Jahr dann nie Meister.