Archiv für den Tag: 23. September 2010

Fifty-fifty

Viele Informationen drangen nicht aus der nicht öffentlichen Sitzung des Stadtrats am Mittwoch in der es um die Zukunft der Jako-Arena ging. In dieser ersten Informationsveranstaltung von Insolvenzverwalter Dr. Beck und Oberbürgermeister Starke wurde ein Rettungspakt vorgestellt, welches im wesentlichen das umfasst, was an dieser Stelle bereits skizziert wurde.

Viel mehr als um die Frage, wer was zu bezahlen hat, scheint es wie so oft im politischen Tagesgeschäft, darum zu gehen, andere zu diskreditieren. Während alle Fraktionen für die Übernahme der Halle durch die städtischen Töchter Stadtbau und Stadtwerke sind, haben die Grünen (die ja oft als Bedenkenträger auftreten) und die CSU große Vorbehalte. Gerade bei den Christsozialen scheinen aber nicht die finanziellen Aspekte eine große Rolle zu spielen, sondern eine Opposition zum Oberbürgermeister Starke zu bilden. Nächstes Jahr wird das Oberhaupt der Stadt Bamberg gewählt und der SPD-Mann Starke hat gute Karten auf eine Wiederwahl. Nach dem Fiasko der letzten 15 Jahre mit gescheiterten Kandidaten und Selbstzerfleischungen in den eigenen Reihen versucht die CSU ihre Truppen in Stellung zu bringen. Und dazu gehört es zu ihrem Selbstverständnis zu Vorschlägen, die aus der Richtung des politischen Gegners kommen, erst einmal auf Distanz zu gehen. Aber ob sich die CSU mit der Schließung der Halle einen Gefallen tut, darf bezweifelt werden. Mehr Profil und letztlich Wählerstimmen werden sie dadurch sicher nicht erreichen.

Ich denke die Bevölkerung hat schon längst mit den Füssen abgestimmt, nämlich dadurch das jährlich 500.000 Besucher in die Jako-Arena zu Veranstaltungen kommen. Vielleicht sollten die Entscheidungsträger einmal über den Tellerrand hinausschauen und den Blick in die weitere Zukunft richten. Man braucht kein Prophet sein um vorherzusagen, dass wenn die Halle endgültig schließen sollte, wird es auch in den nächsten 50 Jahren kein Veranstaltungsort vergleichbarer Größe in Bamberg geben. Bamberg schmückt sich gerne mit dem Titel Weltkulturerbe und war nicht im Fränkischen Tag nach dem Umbau des Foyers der Kongress- und Konzerthalle (Kosten übrigens 7,5 Millionen Euro, getragen von der Stadt Bamberg!) von „Weltstadtniveau“ die Rede?

Was ich damit ausdrücken möchte: Bamberg würde gerne in der Liga der Großen mitspielen, und dabei geht es nicht um Basketball. Nein, Bamberg hat, nein muss, den Anspruch haben zu wachsen, sich weiterzuentwickeln, den Menschen die hier leben etwas zu bieten. Dazu gehören neben Rauchbier, dem Dom, den Symphonikern, einem Spaßbad eben auch eine große Veranstaltungshalle mit einem breitgefächerten Angebot. Ich bin jedes Jahr etwa 35 Mal in der Jako-Arena. Davon entfallen circa 30 Besuche auf Basketball und die restlichen 5 auf andere Veranstaltungen. So war ich, um nur eine kleine Auswahl zu geben, in den letzten Monaten zum Beispiel bei der Freizeitmesse, beim Volleyball, habe Schiller live gesehen und werde dieses Jahr (sofern es die Halle dann noch gibt) Horst Lichter beim Kochen zusehen. Alles Veranstaltungen, die es ohne die Halle wohl kaum in Bamberg gäbe.

Bamberg braucht die Halle, die Menschen brauchen die Halle! Und beim Entscheidungsprozess haben politische Ränkespiele und Kindergartengehabe um gekränkte Eitelkeiten keinen Platz!

PS: Eine Liste der Mitglieder der CSU-Fraktion findet man hier. Es ist jedem unbenommen die Stadträte zu kontaktieren und darauf hinzuweisen, was die Bevölkerung will. Schließlich sind die Stadträte ja auch vom Volk gewählt.