Archiv für den Monat: Oktober 2011

Der Traum geht weiter

Ich habe es nicht für möglich gehalten, aber die Bamberger Basketballer scheinen ihr hohes Niveau der Vorsaison halten zu können. Es deutet zurzeit überhaupt nichts darauf hin, dass die Erfolgsgeschichte zu Ende gehen könnte. Ganz im Gegenteil, Bamberg macht da weiter, wo man mit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft in der letzten Saison aufhörte. Nach fünf Spieltagen steht man dort, wo man Bamberg fast schon naturgemäß erwartet: An der Spitze der Tabelle.

Bestanden vor der Saison Bedenken, ob sich die Neuzugänge Jenkins, Tucker und Slaughter in die Mannschaft einfügen werden können, so sind die Fragezeichen auf der Stirn der Fans deutlich kleiner geworden.
Über die Qualitäten Julius Jenkins bestanden keine Zweifel. Im Gegenteil, man konnte davon ausgehen, dass sich der Neuzugang aus Berlin würde problemlos integrieren können. Seine Rolle in Bamberg ist aber eine andere als noch bei Alba. Bei den Hauptstädtern nahm er eine Hauptrolle ein, in Bamberg ist er mehr ein Supporting Cast. Nicht nur seine Einsatzzeit je Spiel sank um mehr als 6 Minuten, sondern in der  Folge auch die erzielten Punkte (8,8 zu 14,2) und auch die Wurfquote verringerte sich von 47,5% auf 39,5%. Bamberg hat hervorragende Einzelspieler, die Stärke ruht aber nicht auf den Schultern weniger, sondern ist die Summe der Einzelteile. Und Jenkins nimmt auch nur eine Planstelle unter vielen ein.

Fragte ich noch vor Saisonbeginn welche Rolle für P.J. Tucker zugedacht sein wird, hat sich mittlerweile doch ein klares Bild ergeben. Er swingt zwischen den Positionen 3 und 4 hin und her. Mal gibt er den Backup für Casey Jacobsen, mal startet er auf der Position des Power Forwards. Bei ihm scheint es bislang nur hopp oder top zu geben. Bei seiner Punkteausbeute galt in den absolvierten fünf Partien entweder das Motto „überragend“ oder „bescheiden“: 16 – 6 – 14 – 4 – 22, so waren die Ergebnisse auf den Statistikbögen in der Spalte Zähler je Spiel. Seine Qualitäten spiegeln sich aber nicht nur in den erzielten Punkten wider. Er ist auch ein außergewöhnlicher Verteidiger, der aufgrund seiner Athletik in der Lage ist fast alle Spieler des Gegners zu verteidigen. Dabei geht er auch sehr geschickt vor, was seine geringe Anzahl von Fouls (1,0 je Partie) verdeutlicht. Sein Wurf aus dem Dreierland ist sicher (43%), jedoch hat er bisher auch nur sieben Würfe genommen.

Kyle Hines war der Liebling der Fans, folglich wurde die Verpflichtung von Marcus Slaughter besonders kritisch gesehen. Das Fazit jedoch fällt positiv aus: Seine Leistungen sind konstant aber nicht überragend. Die erzielten Punkte pendeln zwischen 8 und 12 Zählern, ohne Ausreißer nach oben oder unten. Aber nur 5,8 Rebounds sind ein nicht besonders hoher Wert für ein Spieler auf der zentralen Centerposition Jedoch ist Reboundarbeit in Bamberg ein Gemeinschaftsprojekt, welches nicht nur von den langen Leuten erledigt wird. Bamberg ist ein Team, welches hochprozentig trifft (53,9% sind der Bestwert in der Liga). Dies hat natürlich zur Folge, dass es auch weniger Rebounds zu holen gibt.

Auch in der Euroleague liegt man im Soll. Zagreb wurde im Heimspiel deutlich bezwungen und im Auswärtsspiel im Moskau kam man nicht unter die Räder. Eine 20 Punkte Niederlage beim hohen Favoriten auf den Gewinn der Euroleague liegt im Rahmen. Nur die kühnsten Optimisten erwarteten im der russischen Hauptstadt ein besseres Resultat. Jedoch zeigte man zu viel Respekt und zeigte an beiden Enden des Courts nicht den aggressiven Basketball den man von Bamberg gewohnt ist. Es ist also auch auf internationalem Parkett noch Luft nach oben. Ob es dann für den Einzug in die Runde der besten 16 Mannschaften langt, wird man sehen. Dies ist aber nicht von den Ergebnissen gegen Moskau abhängig, sondern von den Partien gegen Zagreb, Kaunas und Malaga. Diese Spiele müssen gewonnen werden, dann hat man eine gute Chance auf den Aufstieg.

Mitleid?!

Muss man mit den Göttingern Mitleid haben? Ja – und nein. Eine junge uneingespielte Mannschaft gegen einen deutschen Meister und Pokalsieger, der nur drei – und dazu hochkarätige – Neuzugänge zu integrieren hat. Und ein Trainer, der manchmal wirkich ratlos wirkte und dachte mit Auswechslung vielleicht den Gegner zu irritieren. Erfolglos.

Auf der anderen Seite unsere Brösel mit dem sichtbar starken Willen ein Zeichen zu setzen. Bis zum Schluss kein Ausruhen oder Nachlassen, weder im Angriff noch in der Verteidigung.

JJ macht den Eindruck als sei er seit Jahren ein Bamberger und die beiden anderen Neuen, PJ und Marcus Slaughter integrierten sich hervorragend in das mannschaftsdienliche Spiel der Bamberger.

Aus meiner Sicht – trotz des Fehlens von Goldie – eine deutlich stärkere Mannschaft als letztes Jahr!
Ich will gar nicht auf einzelne Spieler eingehen,das Scouting spricht auch dagegen. Es gibt wohl in der BBL keine andere Mannschaft, in der so ausgeglichen gepunktet wird, wie in Bamberg. Kein Spieler stand länger als 28 Minuten (!!!) auf dem Feld. Wenige Fouls, viele gewonnene Turnover, auch mehr Rebounds als der Gegner (war letzte Saison oft nicht der Fall) -was will man mehr?

Dem Nachwuchs, besonders in Person von Neumann wurde viel Zeit geschenkt. Dabei fehlt ja auch noch Stuckey! Alles in Allem ein sehr erfreulicher Start in eine hoffentlich ebenso erfolgreiche Saison wie die vergangene!