Archiv für den Tag: 3. November 2012

Team ohne Führung

Spätestens als sich die Leistungsträger vergangener Jahre verabschiedeten, musste den Fans klar sein, dass der Start in die Saison 2012/13 würde holprig werden. In der Phase des Umbruchs und Neuaufbaus ist es wichtig Spieler zu haben, die der Mannschaft Stabilität und Führung geben können. Dem Starting Five Aufbauspieler kommt dabei ganz entscheidende Bedeutung zu. Bamberg ging mit Gipson, Goldsberry, Schmidt und Gavel im Backcourt in die Saison. Sich auf Akteure zu verlassen, die entweder mehr als 1 Jahr verletzungsbedingt nicht gespielt haben (Goldsberry), noch lernen müssen (Schmidt), eigentlich keine richtigen Spielgestalter sind (Gipson & Gavel), war und ist sehr fahrlässig. Solch eine Strategie kann in Jahren gutgehen, in denen nicht die Mannschaft fast komplett neu zusammengestellt ist.

In der jetzigen Bamberger Lage muss man aber sagen, dass Experiment ist gescheitert. John Goldsberry machte zwar beim Sieg gegen Vilnius eine gute Partie, kann solche Leistungen aber zur Zeit nicht konstant bringen. Wann Daniel Schmidt nach seiner Erkrankung wieder auf dem Parkett stehen wird, ist noch unklar. Man sollte aber nicht den Fehler begehen, alle Hoffnungen auf Besserung im Spielaufbau alleine auf ihn setzen. Anton kann nicht in jedem Spiel den besten gegnerischen Akteur decken, im Angriff hochprozentig treffen und auch noch das Bamberger Spiel lenken. Alles zusammen funktioniert auf Dauer nicht.

Und Gipson ist sowieso ein spezieller Fall. Er ist mit unglaublichen Offensiven Fähigkeiten ausgestattet, ein Floor-General ist er aber nicht. Leitet er den Spielaufbau ist man als Fan hin- und hergerissen. Es gibt Tage, da überzeugt er als Regisseur, und dann gibt es Tage an denen er dem Bamberger Spiel kaum eine Struktur gibt. Diese Phasen können sich aber auch innerhalb einer Partie abwechseln. Konstant sieht aber jedenfalls anders aus. Und es soll keiner glauben, dass ein bald 33jähriger Basketballspieler sich noch groß weiterentwickeln kann. Wäre er 10 Jahre jünger, würde ich daran glauben.

John Goldsberry machte am Freitag gegen Vilnius ein gutes Spiel, er traf einen wichtigen Dreier und machte im Angriff keine großen Fehler. Aber kann man damit schon zufrieden sein? Kann er eine/seine Mannschaft dauerhaft führen? Ich habe da so meine Zweifel.

Ein weiteres Sorgenkind ist Sharrod Ford, der am Freitag ganz klar nicht seinen besten Tag hatte. Es kann nicht sein, dass am Ende der 24 Sekunden, die man im Angriff zur Verfügung hat, Sharrod Ford als letzte Option den Ball an der Dreierlinie bekommt und unter Zeitnot und Bedrängnis vom Gegner sein Glück suchen muss. Er ist nicht gerade als Dreiergott bekannt, dies sollte auch den Aufbauspielern bewusst sein. Und da kommt man wieder zum Eingangsthema Führung.

Latavious Williams wurde am Freitag früh beim McDonalds gesehen. Am Mittag erhielt ich die Nachricht, dass er nicht mehr für Bamberg spielen werde. Am Abend gibt brose baskets bekannt, Williams hätte sich einen Magen-Darm-Virus zugezogen und stehe deswegen nicht im Kader. Was stimmt jetzt? Was ist die Wahrheit? Ich weiß es nicht, man kann nur spekulieren. Vielleicht hat er sich wirklich nur den Magen verdorben, vielleicht steckt aber auch mehr dahinter. Spätestens am Montagabend werden wir es wissen, ob er der Partie gegen Frankfurt beiwohnt.

Ford fort! Williams weg?

Ja, wenn man so die Kommentare im Netz liest, dann war das gestern so etwas wie ein Offenbarungseid von Sharrod Ford.

Auch ich teile diese Ansicht. Nicht nur wegen seines gestrigen Auftrittes, sondern wegen seiner erkennbar gleichgültigen Art und dem Auftreten in den bisherigen Spielen.

Denn wenn Körpersprache etwas sagt, dann die von Ford im Vergleich  zu der seiner Mannschaftskollegen. Was die Mannschaft gestern gegen Vilnius zeigte, war endlich so, wie man es sich eigentlich von Anfang der Saison an gewünscht hätte. Auch wenn die Litauer der erhofft und erwartet schwache Gegner – außer Seibutis – war, so war von Anfang an zu spüren, dass man nicht gewillt war, eine weitere Niederlage in der Euroleague hinzunehmen.

Nach einem etwas „schlaffen“ ersten Viertel drehten eigentlich alle Spieler – wir spielten ja mit einer 9er Rotation, allerdings ohne einen – dermaßen auf, dass die Zuschauer in der Halbzeit nur noch über die Höhe des Sieges diskutierten.

Es war eine Freude zu sehen, wie vor allem der sog. Nachwuchs sich durchsetzte und besonders Neumann seine Chancen nutzte. Auch wenn er nicht so viele Punkte machte – ich hätte ihn gerne mal als MVP gesehen!

Allmählich merkt man auch die Ordnung im Aufbau und in der Verteidigung. Selbst Gipson, der für mich bisher mit der schwächste Verteidiger war, scheint sich in diesem System allmählich einzufinden. Lediglich sein Aufbau erscheint mir noch zu egoistisch zu sein, was vielleicht auch aus seiner Rolle in Frankreich herrührt, wo er möglicherweise viel auf sich alleine gestellt war. Der Pass zum besser postierten Mitspieler fällt ihm schon noch manchmal schwer.

Tja, und Williams… Da haben wir einen Spieler für die Euroleague verpflichtet und dann spielt er fast nie – auch wenn es gestern gesundheitliche Gründe waren (an Stego: es wäre schön, wenn das Publikum vielleicht erfahren könnte, warum ein Spieler nicht spielt).

Auch wenn sein Fehlen gestern nicht so tragisch war, wäre es für uns Zuschauer doch schön und wichtig gewesen, ihn endlich mal zu Hause zu sehen. Und er hätte sich, angesichts einer Mannschaft, die fast ihne Center spielte, sicher mal zeigen können. Aber so ist das nun mal im Leben.

Nun hoffen wir, dass der Anstieg der Form so weitergeht und auch die letzten Teile der Mannschaft begreifen, worum es hier in Bamberg geht.

Ein Interview mit Franz Stegner spät abends auf TV Oberfranken war da ein echter Motivator. Da hörte man durch, warum sich dieser Mann dermaßen für den Verein engagiert und sich aktiv einbringt! Mustergültig, danke Franz Stegner!