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Misslungene Revanche – aber kein Crashkurs

Nichts ist es aus der so erhofften Revanche nach dem bitteren Pokal-Ausscheiden gegen FC Bayern geworden. Doch manchmal darf auf Emotionen keine Rücksicht genommen werden, wenn andere Ziele höher priorisiert sind. Das höchste Ziel derzeit ist die EL. Auch wenn die Franken in der TOP16 alle Chancen auf ein Weiterkommen verspielt haben, so will die Mannschaft trotzdem mit aller Macht einen ersten Sieg landen. Deswegen sind die Leistungen in der EL in den letzten Wochen auf einem ganz anderen Niveau, als in der Beko BBL.

Ich war im Audi-Dome selbst dabei und es war nach ca. 5 Minuten klar, dass dieses Spiel an die Oberbayern geht. Warum? Die Bayern wollten den Sieg einfach mehr als die Bamberger und sie wirkten (über die gesamte Spieldauer) deutlich frischer. Das konnte in jeder Spielaktion beobachtet werden.

Den Bambergern dagegen war die Müdigkeit anzumerken, das Zurücklaufen bei den Fast-Breaks der Bayern hat jedes Mal weh getan. Öfters konnte ich bei Gavel beispielsweise beobachten, wie er den Spurt versuchte und dabei die Augen zumachen musste, um die letzte Energie aus dem Körper zu mobilisieren. Das konnte bei einigen anderen Spielern auch beobachtet werden. Ebenso war die Trefferquote in der ersten HZ unterirdisch schlecht, was aus meiner Sicht ebenfalls auf die unzureichende Frische zurückzuführen sein könnte. Das Spiel gegen Real hat einfach zu viel Kraft gekostet und wurde am Ende auch nicht mit einem Sieg belohnt, welcher eventuell die nötige zusätzliche Energie für das Spiel gegen die Bayern freigesetzt hätte. So standen sich letzten Endes die Müdigkeit und die Enttäuschung der Niederlage gegen Real Madrid und die Revanche-Emotionen gegen die Bayern gegenüber. Erstgenanntes hat sich dann im Laufe des Spiels durchgesetzt. In meinem letzten Beitrag schrieb ich noch, ein Sieg sei am vergangenen Wochenende möglich, wenn die Bamberger eine ähnliche Leistung auf das Parkett bringen würden, wie in Spanien. Das war jedoch bei weitem nicht so, deswegen ging das Spiel auch verloren.

Die unzureichende Integration der neuen Spieler lasse ich an dieser Stelle nicht unbedingt als Argument gelten. Gegen Madrid spielte Bamberg ohne Nachbar und ohne Goldsberry. Walsh und Massey haben viele Minuten bekommen und die ganze Mannschaft hat wirklich exzellent gespielt. Nahezu die gleiche Mannschaft, ergänzt um Nachbar, spielt dann unterirdisch schlecht gegen die Bayern in der ersten HZ. Renfroe wurde erst recht spät eingewechselt als Bamberg bereits weit hinten lag (ich meine -10 nach knapp 15 Minuten). Natürlich ist die Mannschaft noch nicht eingespielt und wie im letzten Beitrag erwähnt, noch auf dem Niveau von Oktober. Trotzdem sind solche Mannschaften zu Spitzenleistungen fähig, wenn der Wille und die nötigen Kräfte vorhanden sind, wie es letzten Donnerstag auch zu sehen war.

Diese Niederlage muss einfach als stink normale BBL Niederlage abgehakt werden. Bamberg liegt ungefährdet auf Platz eins und so wird es auch bis zum Ende der Saison blieben. Diese Niederlagen werden bewusst in Kauf genommen, auch wenn die geglückte Revanche von den meisten Bamberger Fans erwartet wurde. Bereits morgen Abend spielen wir wieder zu Hause gegen ZSKA Moskau. Und zwischen Madrid und Moskau geht München gerne mal unter 🙂 Das ist so, ohne den Münchnern zu nahe treten zu wollen.

Ich finde diese Niederlage darf deswegen auf gar keinen Fall überbewertet werden, trotzdem war sie wichtig, um die derzeitigen Bamberger Schwächen aufzuzeigen:

  • Unter den Brettern ist Bamberg nicht konkurrenzfähig. Zirbes mit 0 Punkten (!!!) und Neumann (3) waren gar keine Faktoren in dem Spiel. Und Ford (17) alleine gegen Homan (4), Troutman (19), Jagla (4), Thomas (4) und Benzing (12) hatte einfach keine Chance. Ein ums andere mal setzen sich die Bayern unter den Körben durch. Das erkannte auch der blindeste unter den Blinden. Wenn sich drei große Bayern in der Zone breit gemacht haben, dann war es vorbei mit dem Bamberger Zone Spiel. Rebounds? Bayern 46, Bamberg 32…
  • Wenn Bretter nicht gehen, dann ballert Bamberg gerne von außen. Das ist leider zu oft der Fall. Doch was wenn der Wurf nicht fällt? Dann ist Bamberg planlos. Das konnte in dieser Saison bereits des öfteren beobachtet werden (z.B. Spiele gegen Alba).
  • Nachbar ist der Schatten seiner selbst. Jaaaaaaaaa… er war krank. Aber wenn ein Profi spielt, dann erwarte ich 100% Leistung. Sonst soll er im Bett bleiben und sich erholen. Wenn Nachbar krank ist/war, dann hätten wir den AJ unter den Körben brauchen können. So wurde ein Ausländerplatz einfach verschenkt. Aber gut, die AJ Story steht auf einem ganz anderen Blatt. Doch zurück zu Nachbar. Wie kann sich ein solcher NBA Star von Hamann auf diese Art und Weise blocken lassen? Bei dieser Szene kurz vor Schluss hätte ich nur noch heulen können. Einfach erbärmlich. Auf der anderen Seite, toll von Hamann, der wirklich ein überragendes Spiel geliefert hatte.
  • Bambergs Aufbauspiel ist derzeit zu Turnover-lastig. Zu oft wird der Ball unnötig abgegeben. Gut, im Spiel gegen die Bayern können es auch Konzentrationsschwächen gewesen sein, aufgrund der fehlenden Frische.

Es gab auch Positives zu beobachten:

  • In aller erster Linie: Renfroe. Dieser Mann hat erst einen Tag mit der Mannschaft trainiert. Das war in manchen Aktionen natürlich zu erkennen, trotzdem war er ein großer Lichtblick an diesem schwarzen Tag in der Bamberger Basketballwelt. Die Videos haben nicht getäuscht, wir bekommen, was wir gesehen haben: Einen unglaublich schnellen und passsicheren Aufbauspieler, mit einem sehr energischen Zug zum Korb. Die Floater sitzen, der 3er fällt. Das Auge für den Mitspieler scheint ebenfalls da zu sein. Ich bin sehr gespannt auf die nächsten Spiele.
  • Die Mannschaft hat sich nicht komplett aufgegeben. In der zweiten HZ wurde Ergebniskorrektur betrieben. Das spricht für die intakte Mannschaftschemie und zeigt, dass die Mannschaft trotz Müdigkeit genügend Charakter hat, alles nochmal zu versuchen.

Am Ende noch zwei Punkte.

Der vom FC Bayern Basketball groß angekündigte „größte Indoor Harlem Shake Deutschlands“ entpuppte sich als eine Lachnummer. Doch seht selbst: vine.co/v/bX32h9dOxaV. Die Bayern verkaufen das natürlich etwas anders… youtu.be/YZlSnnAuKsc
Es wäre schön, bei einem der nächsten Heimspiele der Bamberger den wirklich größten Harlem Shake Deutschlands vorzuführen. Mir schwebt da so was vor: http://www.youtube.com/watch?v=G1qoZxWAsk8 Das wäre doch mal eine Idee, bzw. Herausforderung, für die Fanclubs 🙂

Und dann noch eine unschöne Szene. Basketball ist Basketball und Boxen ist Boxen. Leider hat Massey am Sonntag die beiden Sportarten im dritten Viertel zumindest für eine kurze Zeit verwechselst. Der Schlag gegen Hamann war zwar äußerst geschickt, weil ihn niemand wirklich gesehen hatte, doch hat dieser REIN GAR NICHTS im Basketball verloren. Solche Aktionen verurteile ich aufs Schärfste! Wenn die BBL nicht tätig wird und Massey für 1-3 Spiele sperrt, dann sollte es Brose Bamberg selbst tun, um den Kollegen Massey etwas zu besänftigen und zum Nachdenken zu bewegen, meine kleine bescheidene Meinung.

Im Spiel morgen gegen die Russen rechne ich mir keine Chancen auf einen Sieg aus. Die zwei Siege in der TOP16, die ich mir noch erhoffe, werden zu einem späteren Zeitpunkt eingefahren.