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Transfergeflüster

Das Fieber steigt, die Bamberger Basketballfans sind ganz unruhig, können es kaum noch erwarten. Was ist passiert? Geht die Saison doch noch weiter?

Nein, was die Anhänger zur Zeit bewegt, sind die vielen Gerüchte, die sich einzig und alleine um die Fragen drehen:
Welcher Spieler bleibt?
Welcher Spieler geht?
Und welcher Spieler kommt?

Kaum ein Tag vergeht, an dem ich nicht gefragt werde: Wie schaut es aus? Weißt du was? Hast du schon gehört?

Eines sei gleich mal klargestellt: Niemand weiß etwas genaues. Nicht 99% derjenigen, die irgendwelche Kaderpläne in diversen Internetforen posten. Nicht diejenigen, deren Schwager beim Stammtisch etwas aufgeschnappt hat. Und auch nicht ich.
Halten wir uns an die Fakten: Suput, Pleiß und Slaughter sind definitiv weg und Zirbes dockt neu in Bamberg an.
Gavel hat mit München verhandelt und ein sehr gutes Angebot erhalten. Ob die kolportierten Summen von über 400.000 € p.A. stimmen, werden nur er und seine Verhandlungspartner in München wissen. Angeblich (!) hat er aber bereits vor Wochen in Bamberg unterschrieben mit einer Ausstiegsklausel bis 30.06.2012, falls er doch noch ein besseres Angebot erhält. Ob ein besseres Angebot unbedingt mehr Geld beinhalten muss und welche Prioritäten Anton Gavel setzt, kann keiner wissen. Vielleicht geht es ihm gar nicht so sehr um das Geld, sondern ein intaktes Umfeld, ein guter Coach sind ihm wichtiger als noch mehr Geld auf dem Konto.

Ähnlich liegt der Fall bei Brian Roberts. Letztes Jahr versuchte er in Europa einen höher dotierten Vertrag zu erhalten, ist mit seinem Unterfangen aber ziemlich auf der Nase gelandet. So kam er dann kleinlaut wieder nach Bamberg zurück und Bambergs Manager Wolfgang Heyder wäre nicht der schlaue Fuchs, wenn er die (Not-)Lage der Familie Roberts nicht ausgenutzt und den Spielmacher im Preis gedrückt hätte.
In diesem Sommer sieht die Sache vermutlich anders aus, denn die gute Leistungen haben sich herumgesprochen und Brian Roberts dürfte sicherlich gute Angebote erhalten haben.
Auch für ihn stellt sich nun die Frage: Bleibe ich für weniger Geld in Bamberg und weiß, was ich habe, das Geld ist pünktlich am Monatsende auf dem Konto, meine Frau und Kind fühlen sich wohl? Oder wechsel ich für mehr Gehalt in ein Land, wo die Lage nicht so stabil ist wie in Deutschland und auch die sportliche Zukunft unsicher ist?
Es hängt halt immer von der persönlichen Einstellung ab. Manche Typen sind bodenständiger und bevorzugen Stabilität und Konitinuität (bestes Beispiel ist Chris Ensminger). Zu diesen Menschen zähle ich Brian Roberts. Es gibt aber auch die anderen Typen, solche wie Marcus Slaughter und auch P.J. Tucker.

Marcus Slaughter war in seiner gesamten Karriere schon immer ein Wandervogel, der gerne jedes Jahr woanders spielte. Darum verwundert mich sein Abgang aus Bamberg nicht. Ausserdem wird er bei Real Madrid sicher ein paar Euros mehr erhalten als im Frankenland.
P.J. Tucker ist auch der typische Vertreter eines Basketballsöldners. Dies soll keinesfalls abwertend gemeint sein. Wer würde nicht seinen Arbeitgeber wechseln, wenn er bei der neuen Stelle das doppelte verdient? Wie schon geschrieben, es kommt halt immer auf das persönliche Umfeld und auch auf die Herkunft an. Wenn man aus den Südstaaten der USA kommt und nicht unbedingt in einer privilegierten Umgebung aufgewachsen ist, dann kann ich die Einstellung, nur auf das Geld zu schauen und seine Talente an den meistbietenden zu verkaufen, sehr gut verstehen.
Darum glaube ich auch nicht an ein Verbleib P.J. Tuckers in Bamberg. Es wird sich garantiert ein Klub finden, der ihm so viel Geld bietet, dass er einfach nicht nein sagen kann. Und wenn es sein muss, dass er dann 9 Monate kaum Tageslicht sieht, weil er in einer Gegend spielt, wo der ewige Winter herrscht.

Vielleicht kommt es aber ganz anders und wir werden auch in der neuen Saison alle Spieler wieder im Bamberger Trikot auflaufen sehen. Denn: was wirklich hinter den Kulissen läuft, wissen nur die daran Beteiligten. Ausserdem sollte man nicht alles glauben, was so in der Öffentlichkeit erzählt wird. Wolfgang Heyder ist ein Meister seines Fachs, mit allen Wassern gewaschen und perfekt daran, zur rechten Zeit auch mal Nebelkerzen zu zünden, um seine wahren Absichten zu verschleiern. Ich vertraue ihm und seiner Arbeit und bin mir sicher, dass die Fans auch in der nächsten Spielzeit wieder eine Mannschaft sehen werden, die nicht schlechter ist, als die der abgelaufenen Spielzeit.

Dream Team

Bamberg ist das Dream Team dieser Dekade. Wie sagt man eigentlich zu diesem Jahrzehnt? In den 80ern und 90ern war es noch einfach einen Namen zu finden, aber das laufende Jahrzehnt zu benennen fällt schon schwer. Vorschläge dazu gerne in den Kommentaren. Aber zurück zum Thema.

Es gibt nur ein Dream Team. Die Mannschaft um Jordan, Johnson, Bird, Stockton, Malone, Pippen, Ewing, Laettner, Robinson, Mullin, Drexler und Barkley, die 1992 die olympischen Spiele so dominierten, dass der Sieg im Finale gegen Kroatien mit 32 Punkten Differenz der knappste Erfolg war. Dazu kann ich nur jedem diese absolut sehenswerte Dokumentation empfehlen. Sehbefehl!
Falls der Link mal wieder nicht funktionieren sollte, dann einfach bei Youtube nach „Dream Team Documentary“ suchen.

Ähnlich dominant sind seit mehr als zwei Jahren die Bamberger Basketballer. In der gerade eben abgelaufenen Bundesliga-Spielzeit verlor man nur fünf Partien. Waren schon letzte Saison viele Fans davon überzeugt, es gäbe keine Steigerung, wurden sie eines Besseren belehrt. Mit P.J. Tucker und Marcus Slaughter wurden zwei Akteure an Board geholt, die das Niveau noch einmal steigerten. Aber den Erfolg einzig diesen beiden zuzuschreiben, würde die Leistungen der anderen Spieler nicht gerecht werden. Gerade die Ausgeglichenheit des Kaders war die große Stärke Bambergs. Die Gegner konnten sich nie sicher sein, welcher Bamberger Akteur sie erledigen würde.

Einen ausführlichen Rückblick auf die Saison erspare ich mir. Vielmehr möchte ich Peja Suput würdigen.

Der Serbe zeigte viel Mut mit fast 30 Jahren den Schritt in ein ihm fremdes Land zu wagen. Der Sprache nicht mächtig, eine andere Kultur, war Bamberg für ihn nach einigen Stationen in Rest-Yugoslawien der erste Auslandsverein. Als ich ihn in den ersten Vorbereitungsspielen im September 2007 sah, war für mich schnell klar, Bamberg hat einen sehr guten Fang gemacht. Seine Cleverness, sein Spielverständnis, seine Beweglichkeit und seine Abschlusssicherheit suchte seines gleichen. Aber auch seine Defensearbeit wurde oft unterschätzt. Zumindest in den Bamberger Anfangsjahren konnte er seine Gegenspieler auch in der Defensive dominieren. Klar, er konnte sich nicht in allen Begegnungen voll motivieren. Aber oftmals war er in wichtigen Partien da und zeigte sein ganzes Offensivarsenal. Sein serbischer Tango in unmittelbarer Korbnähe verzückte die Bamberger Fans ein ums andere Mal und ließ die Gegner erst alt aussehen und dann verzweifeln.
Die Erfolge der letzten Jahre sind unzertrennbar mit seinem Namen verbunden. Peja, du wirst uns fehlen!
Ich fordere das Bamberger Management auf, sein Trikot unter die Hallendecke zu hängen. Ein Brauch und eine Ehre, die in der NBA verdienten Spielern zuteil wird und auch bei uns eingeführt werden muss.

Hier noch einige Highlights von Peja Suput.

Finale? Finale!

Privat wie im Berufsleben ist es doch erfreulich, wenn Ziele, die man sich steckt, erreicht werden. Die Bamberger Basketballer haben mit dem Finaleinzug ihr Mindestziel erreicht. aber wer im Finale steht, möchte sich damit nicht zufrieden geben. Nein, der Meistertitel muss das Ziel sein. Wie das zu schaffen ist, wissen die Bamberger ganz genau.

Für Finalgegner Ulm jedoch ist dies eine ganz neue Erfahrung. Warum sie die Hauptrunde auf Platz 2 abgeschlossen haben und durch die Playoff gepflügt sind, das wissen sie an den Donau wohl selbst nicht so genau. Klar, sie haben gute Spieler, die aber individuell betrachtet sicher nicht stärker sind, als die Bamberger. Also muss es das Kollektiv, die mannschaftliche Geschlossenheit sein, die für den Ulmer Höhenflug verantwortlich ist.
Mir scheint als hätten die Verantwortlichen bei der Ami-Lotterie die richtigen Lose, pardon Spieler, gezogen um erfolgreich Basketball spielen zu können. Die ist ja erst mal nicht verwerflich, man wird aber sehen müssen, wie sich das Ulmer Programm weiter entwickelt. Helfen würde auf jeden Fall eine deutsche Meisterschaft. Die Chancen dazu stehen nicht schlecht. Ich sehe die Finalserie als ausgeglichen an, mit leichten Vorteilen auf Bamberger Seite. Ausschlaggebend für Bamberg könnte der Heimvorteil sein, was im Übrigen auch Artland gespürt hat.

Jedenfalls sollten die Bamberger Basketballfans sich freuen die Mannschaft in der jetzigen Zusammenstellung zu sehen. Denn es ist schon klar, dass das Team in der nächsten Saison ein anderes Gesicht haben wird. Im worst case verliert Bamberg vier Spieler aus der starting five. Der Abgang Tibor Pleiss scheint schon fest zu stehen, die Frage ist nur wohin. Ob er gleich in die NBA zu Oklahoma City wechselt, oder erst noch ein Jahr im europäischen Ausland spielt, ist noch nicht geklärt. Ebenfalls besiegelt scheint der Wechsel Marcus Slaughter zu Real Madrid. Nachdem die Spanier ihn bereits im Winter haben wollten, und auch der Spieler einem sofortigen Wechsel nicht abgeneigt schien, soll der Wechsel nun im Sommer stattfinden.
Der dritte Kandidat für einen Abgang ist P.J. Tucker, der es entweder nochmal in der NBA versuchen möchte (aus meiner Sicht keine Chance, da zu klein) oder mit einem hochdotierten Vertrag irgendwo in Europa liebäugelt. Machen wir uns nichts vor, Tucker ist der Prototyp eines freiberuflichen Basketballakteurs. Er trägt seine Talent zwar nicht zum South Beach, aber dorthin, wo am meisten gezahlt wird. Loyalität oder auch Verbundenheit zu einem Basketballprogramm sind Eigenschaften die für ihn nicht an erster Stelle stehen. Aus seiner Sicht ist dieses Handeln durchaus verständlich, auch wenn es uns Fans schmerzt.
Un ob Brian Roberts nach dieser, auch für ihn persönlich, guten Saison in Bamberg zu halten sein wird, ist noch nicht entschieden.
Und der letzte, der auf der Wunschliste eines großen bayerischen Klubs steht ist Anton Gavel. Aber ist ja auch kein Geheimnis. Ob er sich für das ganz große Geld, oder doch für die Liebe entscheidet, steht noch nicht fest. Als Option gibt es noch einen Wechsel nach Spanien, um seiner Freundin wieder näher zu sein. Ob der Umbruch nun groß oder doch nur klein ausfallen wird, hängt auch davon ab, ob Bamberg wieder Meister wird und damit sich das Recht erwirbt in der Euroleague spielen zu dürfen.

Wie auch immer, es werden spannende Finalbegegnungen werden. Der Tisch ist gedeckt, mögen die Spiele beginnen.

Vom anderen Stern?

Spielen unsere Brösel zur Zeit „wie von einem anderen Stern“? Nein, beileibe nicht!
Gerade was sie uns gestern in der Anfangsphase des Spiels gegen Trier boten war echt enttäuschend.
Fast hatte man den Eindruck, sie spielten überheblich und arrogant, aber keineswegs sicher.

Aber dann! Dann kam P.J. Tucker! Und wie er auch noch von allen seinen Mitspielern in Szene gesetzt wurde war ein Augenschmaus. Gerade in der ersten Halbzeit hieß das Spiel ja fast Tucker gegen Trier, denn er hatte nur zwei Punkte weniger erzielt als die ganze Trierer Mannschaft zusammen.
Eine Trierer Mannschaft von der man einfach nur enttäuscht sein musste. Gerade nach dem knappen Hinspiel hätte man ein intensiveres und knapperes Spiel erwartet. Aber keiner in dieser Mannschaft entsprach auch nur annähernd den Erwartungen. Vor allem die zwei hoch gelobten Deutschen, Zirbes und Zwiener, brachten nicht viel zu Stande. Zirbes spielt viel mit Kraft aber ohne gute Centerbewegung und Zwiener erzielte keinen einzigen Korb – einfach enttäuschend!

Besonders zu erwähnen ist hier einmal mehr Peja Suput (oder sein jüngerer Bruder?). Vorne aber auch in der Verteidigung war er überaus präsent. Ein Leckerbissen sind seine Bewegungen (der „alten“ Schule) in Korbnähe. Drei Steals, hervorragende Pässe in der Zone und – diesmal – überzeugende Schnelligkeit, ihm merkt man den Spaß am Spiel manchmal direkt an. Gerade wenn ihm der Schalk aus den Augen blitzt, wenn er sich über gelungene Aktionen freut und wie er die Mitspieler zu solchen beglückwünscht.

Soviele Fastbreaks und Alley hoops haben wir in sieben Jahren Bauermann nicht gesehen wie sie jetzt in manchen einzelnen Spielen zu genießen sind!

Gratulieren muss man auch Chris Fleming und seinem Team zu der ausgezeichneten Coachingleistung. Jetzt ist die Gelegenheit günstig, dem Nachwuchs eine Chance zu geben und er tut das immer mehr. Und dieser dankt es ihm mit unbedingtem Einsatz und Fleiß.

Fast merkt man nicht, dass immerhin ein JJ noch auf der Bank sitzt und Roberts und Gavel gerade mal gute 20 Minuten auf dem Feld waren.

Bleibt zu hoffen, dass wir weiterhin vor schlimmen Verletzungen bewahrt bleiben und dass Wolfgang Heyder bald daran geht, den einen oder anderen Vertrag zu verlängern!

Der Traum geht weiter

Ich habe es nicht für möglich gehalten, aber die Bamberger Basketballer scheinen ihr hohes Niveau der Vorsaison halten zu können. Es deutet zurzeit überhaupt nichts darauf hin, dass die Erfolgsgeschichte zu Ende gehen könnte. Ganz im Gegenteil, Bamberg macht da weiter, wo man mit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft in der letzten Saison aufhörte. Nach fünf Spieltagen steht man dort, wo man Bamberg fast schon naturgemäß erwartet: An der Spitze der Tabelle.

Bestanden vor der Saison Bedenken, ob sich die Neuzugänge Jenkins, Tucker und Slaughter in die Mannschaft einfügen werden können, so sind die Fragezeichen auf der Stirn der Fans deutlich kleiner geworden.
Über die Qualitäten Julius Jenkins bestanden keine Zweifel. Im Gegenteil, man konnte davon ausgehen, dass sich der Neuzugang aus Berlin würde problemlos integrieren können. Seine Rolle in Bamberg ist aber eine andere als noch bei Alba. Bei den Hauptstädtern nahm er eine Hauptrolle ein, in Bamberg ist er mehr ein Supporting Cast. Nicht nur seine Einsatzzeit je Spiel sank um mehr als 6 Minuten, sondern in der  Folge auch die erzielten Punkte (8,8 zu 14,2) und auch die Wurfquote verringerte sich von 47,5% auf 39,5%. Bamberg hat hervorragende Einzelspieler, die Stärke ruht aber nicht auf den Schultern weniger, sondern ist die Summe der Einzelteile. Und Jenkins nimmt auch nur eine Planstelle unter vielen ein.

Fragte ich noch vor Saisonbeginn welche Rolle für P.J. Tucker zugedacht sein wird, hat sich mittlerweile doch ein klares Bild ergeben. Er swingt zwischen den Positionen 3 und 4 hin und her. Mal gibt er den Backup für Casey Jacobsen, mal startet er auf der Position des Power Forwards. Bei ihm scheint es bislang nur hopp oder top zu geben. Bei seiner Punkteausbeute galt in den absolvierten fünf Partien entweder das Motto „überragend“ oder „bescheiden“: 16 – 6 – 14 – 4 – 22, so waren die Ergebnisse auf den Statistikbögen in der Spalte Zähler je Spiel. Seine Qualitäten spiegeln sich aber nicht nur in den erzielten Punkten wider. Er ist auch ein außergewöhnlicher Verteidiger, der aufgrund seiner Athletik in der Lage ist fast alle Spieler des Gegners zu verteidigen. Dabei geht er auch sehr geschickt vor, was seine geringe Anzahl von Fouls (1,0 je Partie) verdeutlicht. Sein Wurf aus dem Dreierland ist sicher (43%), jedoch hat er bisher auch nur sieben Würfe genommen.

Kyle Hines war der Liebling der Fans, folglich wurde die Verpflichtung von Marcus Slaughter besonders kritisch gesehen. Das Fazit jedoch fällt positiv aus: Seine Leistungen sind konstant aber nicht überragend. Die erzielten Punkte pendeln zwischen 8 und 12 Zählern, ohne Ausreißer nach oben oder unten. Aber nur 5,8 Rebounds sind ein nicht besonders hoher Wert für ein Spieler auf der zentralen Centerposition Jedoch ist Reboundarbeit in Bamberg ein Gemeinschaftsprojekt, welches nicht nur von den langen Leuten erledigt wird. Bamberg ist ein Team, welches hochprozentig trifft (53,9% sind der Bestwert in der Liga). Dies hat natürlich zur Folge, dass es auch weniger Rebounds zu holen gibt.

Auch in der Euroleague liegt man im Soll. Zagreb wurde im Heimspiel deutlich bezwungen und im Auswärtsspiel im Moskau kam man nicht unter die Räder. Eine 20 Punkte Niederlage beim hohen Favoriten auf den Gewinn der Euroleague liegt im Rahmen. Nur die kühnsten Optimisten erwarteten im der russischen Hauptstadt ein besseres Resultat. Jedoch zeigte man zu viel Respekt und zeigte an beiden Enden des Courts nicht den aggressiven Basketball den man von Bamberg gewohnt ist. Es ist also auch auf internationalem Parkett noch Luft nach oben. Ob es dann für den Einzug in die Runde der besten 16 Mannschaften langt, wird man sehen. Dies ist aber nicht von den Ergebnissen gegen Moskau abhängig, sondern von den Partien gegen Zagreb, Kaunas und Malaga. Diese Spiele müssen gewonnen werden, dann hat man eine gute Chance auf den Aufstieg.

Die Saison kann kommen

Einen Turniersieg feiern zu können ist immer schön, auch wenn es „nur“ der Domreiter-Cup ist. In diesem Jahr war das 2-tägige Event so gut besetzt wie schon lange nicht mehr, denn mit Galil Gilboa aus Israel, Gran Canaria und dem wanna-be-Meister der nächsten Jahre Bayern München war die Gästeliste auf dem Papier hochkarätig besetzt. Bamberg hatte es am Samstag mit dem spanischen Vertreter von der Ferieninsel zu tun und setzte sich nach zähem Kampf erst in Verlängerung durch. Im Finale hatten dann die Münchener keine Chance und verloren deutlich mit 40 Punkten Differenz.

Weniger als das Ergebnis interessierte mich wie sich die Bamberger Mannschaft präsentieren wird und wie die Integration der neuen Spieler verläuft. Um es kurz zu machen: es passt. Bamberg hat nichts von der Spielfreude der vergangen Saison eingebüßt, das fast blinde Verständnis ist immer noch vorhanden und in der Abwehr wird auch immer noch Beton angerührt. Und man kann immer noch ein Schippe drauflegen, wenn es nötig ist. Deutlich wurde dies besonders in der Partie gegen Gran Canaria, als die Spanier in der zweiten Halbzeit schon mit 12 Punkten in Front lagen und trotzdem noch verloren. Bamberg intensivierte die Abwehrbemühungen und zwang dadurch den Gegner zu schwierigen Würfen.

Offensiv wurde noch eine Spur schneller der Abschluss gesucht, als noch in der vergangenen Spielzeit. Dies hat den Vorteil, dass sich die gegnerische Abwehr noch nicht formiert hat und man deshalb oftmals zu leichten Fast-break Zählern kommt. Diese Spielphilosophie steht im krassen Gegensatz zu der Auffassung die zum Beispiel Dirk Bauermann bei seinen Bayern spielen lässt. Um aber seine eigenen Leute rennen zu lassen braucht ein Trainer die passenden Spieler, Bamberg scheint sie zu haben.

Bambergs Offensive ist mit den Neuzugängen P.J. Tucker und Marcus Slaughter noch flexibler geworden. Ein 1:1 Ersatz für die Abgänge Terry und Hines sind die beiden nicht unbedingt, dafür ist Tucker mehr auf der Position 3 zu Hause als es Terry je war. Aber wer als Small Forward spielen will, der braucht einen stabilen Wurf, was bekanntlich nicht die Stärke einen Reyshawn Terry war. Auch scheint Tucker mehr zu wissen, was er auf dem Basketballfeld so treibt. Zumindest, wenn es Richtung Korb geht. Da versuchte es Terry zu oft mit der Brechstange, während die Aktionen Tuckers doch durchdachter aussehen.

Slaughter ist eindeutig nicht so eine Urgewalt wie Kyle Hines, dafür sollte er im Rebound stärker sein. Gegen die kantigen spanischen Center hatte er zwar einige Mühe in das Spiel zu finden, gegen Bayern München sah dies schon wieder ganz anders aus. Im Finale rollte er mehrmals mit enormen Zug in Richtung gegnerischen Korb und wenn er dabei nicht einige Male gefoult worden wäre, dann hätte die Korbanlage ziemlich gewackelt.

Unter dem Strich scheinen Tucker und Slaughter ein Upgrade zu sein, mit einigen Fragezeichen bezüglich der Roller von Tucker, ob er denn mehr auf der Position 4 oder doch der 3 zum Einsatz kommen wird.

Über den anderen Neuzugang Julius Jenkins braucht man eigentlich nicht viel sagen. Seine Verpflichtung ist ein „no brainer“, denn mit ihm kann man nichts falsch machen. Seine Stärken und Schwächen sind aus den letzten Berliner Jahren jedem bekannt. Jedenfalls ist Bamberg auch dank ihm in der Offensive noch durchschlagskräftiger geworden. Mit ihm hat man noch einen Spieler hinzu bekommen, der offensiv Akzente setzen und auch mal den Ball bringen kann. Auch, wenn ich mich erst daran gewöhnen muss ihn in einem Bamberger Trikot zu sehen.

Brain Roberts als Aufbauspieler ist ebenfalls ungewohnt, auch wenn er die letzten beiden Jahre John Goldsberry schon öfter einmal vertreten hat. Der verletzte Goldsberry ist nicht zu ersetzen, dies haben die beiden Spiele am Wochenende deutlich gezeigt. Seine Sicherheit im Spielaufbau hat Roberts noch nicht erreicht, auch wenn Roberts sich im Spiel gegen München in dieser Beziehung steigerte. Aber diese Saison scheint der Spielaufbau auch mehr ein Gemeinschaftsprojekt zu sein, denn neben Roberts sind auch Gavel, Jenkins und mit Abstrichen Jacobsen in der Lage den Ball zu bringen. Gerade Roberts hat in den letzten beiden Spielzeiten bewiesen, dass er die Fähigkeit besitzt zu lernen und sich zu steigern. Deutlich wurde dies nicht nur im Angriff, sondern auch im Defensivverhalten. Warum sollte er nicht auch noch als Spielgestalter seine Leistungen auf ein höheres Niveau heben?

Beeindruckt hat mich in den wenigen Minuten seiner Einsatzzeit Phillip Neumann. Er wirkte längst nicht mehr so hippelig, seine Aktionen hatten Hand und Fuß. Endlich einmal scheint Bamberg einen großen Mann zu besitzen (außer Kyle Hines im letzten Jahr natürlich), der sich traut mit aller Gewalt in Richtung Korb zu ziehen. Neumann scheint doch auf dem richtigen Weg zu sein.

Das Fazit der beiden Partien beim Domreiter-Cup ist schnell gezogen: Die Neuzugänge scheinen Bamberg nicht zu schwächen, ganz im Gegenteil. Man ist noch unberechenbarer geworden, noch mehr Akteure sind in der Lage zu punkten und Abwehrallergiker scheinen Jenkins, Tucker und Slaughter auch nicht zu sein. Die größte Schwierigkeit wird aber sein, sich neue Ziele zu setzen. Der Kern der Mannschaft hat national in den vergangenen zwei Jahren alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Da kann es schon mal schwierig sein, sich bei der ein oder anderen Auswärtsfahrt ausreichend zu motivieren. Wichtig wird auch sein, den neuen Spielern möglichst rasch das Freak-City Gen zu implantieren, ihnen also klar zu machen, wofür Freak-City steht.

Also, auf geht’s in die neue Saison, die hoffentlich lang werden wird, viele gute und ab und zu auch spannende Spiele bringen soll.

Die Mission Three-peat kann gestartet werden!

Comeback von John Goldsberry unsicher

John Goldsberry wurde vor einigen Tagen in den USA am Knie operiert, es soll eine Mikrofrakturierung durchgeführt worden sein. Viele werden sich darunter nichts vorstellen können. Darum will ich mich erst einmal an einer Begriffsklärung versuchen.

Eine Operation ist die Ultima-Ratio, das letzte Mittel, um ein geschädigtes Knie zu behandeln. Ursache ist in der Regel ein Knorpelschaden. Klingt erst einmal harmlos, ist aber eine ernsthafte Angelegenheit. Knorpelschäden sind meist verschleißbedingt, daher ist eine Heilung nur in Ausnahmefällen möglich. Bei eher oberflächlichen Schädigungen kann eine Glättung von losen Knorpelfragmenten Reizerscheinungen wie Schwellungen etc. lindern. Bei tiefgehenden, aber noch örtlich begrenzten, Defekten stehen u.a. Maßnahmen wie die Knorpeltransplantation zur Verfügung.

Bei John Goldsberry ist die Sache jedoch komplizierter. Bereits im Sommer 2008 laborierte er an einer Schädigung des Knorpels im Knie. Mittels einer Operation wurde der Knorpel geglättet, erst im Februar des darauffolgenden Jahres feierte er sein Comeback, konnte aber in den verbleibenden Saisonmonaten seine wahre Leistung noch nicht abrufen.

Die nun erfolgte Mikrofrakturierung wird bei Defekten bis zu einem Durchmesser von maximal 2 cm durchgeführt. Dazu wird der erkrankte Knorpel radikal entfernt und in den nun freiliegenden Knochen werden mit Hilfe eines Bohrdorns Löcher eingestanzt. Die zusammen mit Blut aus dem Knochenmark austretenden Stammzellen können sich in Knorpelzellen umwandeln und es wird ein Ersatzknorpel aufgebaut. Es ist dann eine mehrwöchige Entlastung des betroffenen Beines erforderlich. Die Qualität des Ersatzgewebes entspricht nicht einem originären Knorpel. Beschwerdelinderung oder auch Beschwerdefreiheit ist durch diese Maßnahme für eine begrenzte Zeit meist möglich.

Es gibt einige namhafte Athleten, die sich einer Mikrofrakturierung unterzogen haben. Jason Kidd, John Stockton, Kenyon Martin, Zach Randolph und Amar’e Stoudemire konnten nach der Operation (fast) wieder an ihr altes Leistungsniveau anknüpfen, während Ron Harper, Brian Grant, Chris Webber, Allan Houston, Penny Hardaway, Jamal Mashburn, Terrell Brandon und Greg Oden niemals mehr ihre alte Form erreichten bzw. sogar die Basketballstiefel an den Nagel hängen mussten.

Wie bei John Goldsberry die Heilungsprognose sein wird, kann nur wenige Tage nach dem Eingriff niemand vorhersagen. Man sollte aber nicht von einem schnellem Comeback ausgehen, sondern sich für den Worst-Case, das Ende der sportlichen Karriere, wappnen. Dies hat natürlich große Auswirkungen auf die Planungen der Offiziellen der brose baskets. John Goldsberry ist der Aufbauspieler, gewissermaßen das Herz der Mannschaft. Mit ihm als Floor-General gewann Bamberg in den vergangenen beiden Spielzeiten national alles was es zu gewinnen gab. Ein Ersatz ist sicherlich zu finden, jedoch zu einem Preis, den Bamberg nicht bereits sein wird zu zahlen. Aufbauspieler die Bamberg weiterhelfen sind teuer und einen billigen College-Jüngling ohne Bundesliga- und Europaerfahrung werden wir in Bamberg in der kommenden Saison sicher nicht sehen.

Außer einigen wenigen Auserwählten wird niemand wissen, was im brose-Office wirklich läuft und mit wem verhandelt wird. Einige behaupten, die Fans werden Brian Roberts im Bamberger Trikot wiedersehen, was für mich eine fast optimale Lösung darstellen würde. Er kennt die Spielsystem und er hat bewiesen, dass er sich weiterentwickeln kann. Er ist zwar kein lupenreiner Aufbau so wie es John Goldsberry ist, aber warum soll er nicht auch diese Position noch lernen können? Angesichts der Offensivpower die mit den Neuzugängen Jenkins, Tucker und Slaughter hinzukam, könnte er sich zusammen mit Anton Gavel ganz auf den Spielaufbau konzentrieren. Eine Weiterverpflichtung des US-Boys ist noch eine Wunschvorstellung, doch unmöglich scheint sie nicht zu sein. Bis dato wurde Brian Roberts noch bei keinem anderen Klub als Neuzugang bestätigt, er scheint also noch auf dem Markt zu sein. Und jeder Tag der verstreicht, fällt sein Marktwert und er wird billiger.

Einige Sponsoren sollen jedenfalls bereits sein, ihre Schatulle nochmals zu öffnen, um die Verlängerung des Vertrags mit Brian Roberts zu ermöglichen. Ich würde mich freuen!