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Hürde Bonn genommen

Bamberg wankte, fiel aber nicht. Nach einer unter dem Strich souveränen Darbietung gewinnt Bamberg in Bonn mit 85:73 und damit auch das siebte Spiel dieser Saison. Somit ist Bamberg Saison übergreifend nun schon seit 15 Hauptrundenpartien in der Bundesliga ungeschlagen.

Glaubt man den Augenzeugen, die in Bonn dabei waren, dann war der Erfolg hart umkämpft. Bamberg setzte sich mehrmals ab, Bonn jedoch vermochte die Rückstände zu egalisieren. Letztlich gab aber die längere Bank der Oberfranken den Ausschlag gegenüber den Bonnern, denen am Ende die Kraft fehlte um Bamberg die erste Niederlage beizubringen.

Bamberg besitzt dank der Erfolge der letzten Jahre mittlerweile eine mentale Stärke (man kann es auch als Selbstvertrauen bezeichnen), die sie selten am eigenen Leistungsvermögen zweifeln lässt. Zumindest in Bundesligabegegnungen, Sie verstehen es in den entscheidenden Spielphasen noch eine Schippe drauf zu legen um den Gegner in die Schranken zu weisen. International klappt dies nur selten, dazu sind die Kontrahenten oftmals zu selbst zu stark.

Der Sieg in Bonn war der erste richtige Gradmesser in dieser Bundesligasaison. Nichts gegen die bisherigen Gegner, aber ein richtig starker war außer Ulm nicht dabei. Jetzt weiß die Mannschaft wo sie steht, wenn sie es sowieso nicht schon vorher wusste.

Die ultimative Standortbestimmung folgt aber erst am kommenden Wochenende, wenn die Mutter aller Schlachten, das Duell in Berlin stattfindet. Ich bin schon auf das mediale Pre-Game-Schwanzlängen-messen gespannt. Mal schauen, ob die Berliner oder die Bamberger Protagonisten den Anfang machen.

3:0 für Bamberg

Heute nur ganz kurz.

Bamberg gewinnt auch das dritte Spiel gegen Bonn und steht damit im Halbfinale. Der 2-Punkte Erfolg war hart erarbeitet, letztlich aber verdient. Fast über die gesamte Spielzeit lag Bamberg in Führung. Und selbst als Bonn im letzten Viertel einmal mit fünf Zählern vorne lag, spielte man ruhig weiter, glaubte an die eigene Stärke und schaffte schließlich den Sweep.

Das man sich gegen Bonn so klar und ohne Niederlage durchsetzt, daran glaubten wohl vor Beginn der Serie nur die Daueroptimisten. Der erneute Einzug in das Halbfinale ist ein großartiger Erfolg und eine Bestätigung von Coach Chris Fleming. Dies mus ich als oftmaliger Kritiker seiner Arbeit freimütig zugeben und respektvoll anerkennen.

2:0 für Bamberg

Also mir hat es gefallen, das zweite Play-off Spiel gegen Bonn. Und der 83:71 Sieg natürlich auch. So muss es sein: die eigene Mannschaft mit 10 Punkten in Rückstand, kämpft sich jedoch wieder heran, geht kurz vor der Halbzeit in Führung, baut diese dann im dritten Viertel aus und gewinnt am Ende sicher. So muss Basketball sein, so machen die Play-off Spaß.

Aber ganz so klar, wie es der Endstand vermuten läßt, war die Partie dann doch nicht. Das Spiel war lange Zeit ein verdammt enges Höschen, stand auf Messers Schneide. Bonn war der erwartet schwere Gegner, steckte nie auf und war drauf und dran den Sieg zu stehlen. Doch in der zweiten Halbzeit hatte ich nie das Gefühl, Bamberg könnte den Erfolg noch aus der Hand geben. Es ist schon komisch, normalerweise gehöre ich nicht zu den Berufsoptimisten, doch in dieser Serie gegen Bonn hatte ich bisher (auch bei klaren Rückständen) nie das Gefühl, Bamberg könnte als Verlierer vom Parkett gehen. In gleichem Maß wie die Bonner Trefferquote sank, stieg das Bamberger Selbstvertrauen. Aber nicht nur das Vertrauen in die eigene Stärke war ausschlaggebend, sondern auch die größere Entschlossenheit. Sinnbild war ein Defensivrebound John Goldsberrys, obwohl die versammelte Centergarde von Freund und Feind daneben stand. Dies war purer Wille.

Unheimlich wird mir langsam Tibor Pleiß. Obwohl es sich nach dem Sieg gegen Bonn eigentlich verbietet einen Bamberger Akteur herauszuheben, muss man den jungen Bamberger Center extra erwähnen. Erzielte er seine Punkte bislang hauptsächlich in unmittelbarer Korbnähe, hat er sein Wurfarsenal um eine Komponente erweitert, die es nun noch schwerer macht, ihn am Punkten zu hindern. Am Mittwoch erzielte er einige Punkte aus der Mitteldistanz, eine Entfernung aus der andere Center nicht mal ein Scheunentor treffen würden. 18 Punkte und 10 Rebounds sind eine erstklassige Ausbeute und macht ihn für andere Klubs oder Ligen nur noch interessanter.

War der Sieg zum 2:0 in der Serie eine Vorentscheidung? Ja, obwohl ich es Bonn durchaus zutraue in die Serie zurückzukommen. Gelegenheit dazu gibt es am Sonntag bei Spiel 3 in Bonn. Ich erwarte nicht unbedingt einen Bamberger Erfolg, Bonn wird noch einmal alles versuchen und Bamberg wird im Hinterkopf haben, dass man bei einer Niederlage ja immer noch zwei Möglichkeiten hätte den Einzug in das Halbfinale perfekt zu machen. Also, stellen wir uns schon mal darauf ein, am kommenden Mittwoch erneut in die Jako-Arena zu pilgern. Dazu muss es aber nicht kommen, warten wir es einfach ab.

1:0 für Bamberg

Bamberg gewinnt das erste Play-off Spiel in Bonn mit 80:78. So viel die Fakten.

Jenseits der nackten Daten muss es eine intensive und dramatische Partie gewesen sein. So wie es sich für eine Play-off Begegnung zwischen den beiden Dauerrivalen gehört. Auch bei 10 Punkten Rückstand blieb ich am Radio ruhig. Ich hatte irgendwie nie das Gefühl die Bamberger könnten das Spiel verlieren. Suput schien am Samstag Abend unstoppable zu sein, ausser von sich selbst. Was er dann auch tat, denn nach seinem zweiten unsportlichen Foul war für ihn der Auftakt in die Play-offs beendet. Zum Glück haben wir ja noch unseren Australier Mark Worthington, der erfolgreich in die Bresche sprang und Suput würdig vertrat – defensiv wie offensiv.

Beim Blick auf den Scoutingbogen fallen gleich mehrere Dinge auf:

  • Bamberg hat mal wieder das Reboundduell mit 25:34 verloren
  • Bonns Freiwurfquote von 53% (10 von 19) hat das Spiel verloren. Miserable Quoten von der Wohlfahrtslinie sind typisch für PLay-offs und kann in der nächsten Partie Bamberg genauso treffen.
  • Bamberg nahm 38 Zweier und nur 17 Dreier (47%, 8 von 17). Scheinbar wurde nicht nur von aussen geballert, sondern klug zwischen Inside- und Outsidegame gewechselt. Dadurch wird man für jede Verteidigung unberechenbarer.

War das schon eine Vorentscheidung? Ganz klares Nein! Ein Auswärtssieg zum Auftakt einer Play-off Serie ist nett, aber nicht entscheidend. Bamberg hat es in der Vergangenheit oft genug vorgemacht. Es sei nur an das Meisterjahr 2007 erinnert: In der ersten Runde gewann Bonn Spiel eins in Bamberg, genauso wie Artland im Finale. Wichtig wird nun das Spiel am Mittwoch in der heimsichen Jako-Arena (weiß eigentlich jemand wer als Namensgeber der Nachfolger von Jako wird? Für sachdienliche Hinweis bitte die Kommentarfunktion nutzen). Ein Sieg und man würde mit 2-0 in Führung gehen; dies wäre dann eine Vorentscheidung.

Magerkost

Horst Seehofer hatte es am Samstag Abend gut. Der in der Jako-Arena weilende bayerische Ministerpräsident konnte sich während der Partie gegen Trier (69:53) wenigstens am Büffet vergnügen. Dies konnten die meisten der 6800 Zuschauer nicht, sie mussten das Spiel bis zum Ende ansehen. Und was sie sehen bekamen, war basketballerische Magerkost wie sie sonst bei den Weight Watchern üblich ist.

Ich weiß jetzt auch, warum Trier fast abgestiegen wäre, harmlos ist noch eine nette Umschreibung der Leistung der Gäste. Und mir ist jetzt auch klar, warum Bamberg letztes Wochenende erst in Gießen verlor und dann in Paderborn nur haarscharf an einer Niederlage vorbeischrammte. Irgendwie scheint nach dem Pokelerfolg Bamberg in einem Leistungsloch versunken zu sein. Der Wille ist den Spielern nicht abzusprechen, nur umsetzen können sie es zur Zeit nicht. Jedenfalls nicht immer. Phasenweise sieht das Gebotene schon nach Basketball aus, dann aber greift man sich als Fan ungläubig an den Kopf.

Getrau dem alten Honecker-Motto „Rückwärts nimmer, vorwärts immer“, waren die 34 Hauptrundenpartien nur der Aufgallop für die fünfte Jahreszeit, die Money-Time, die Silly Season und was für Begriffe man noch alles für die Play-offs finden möchte. Jetzt zeigt sich, wer das Zeug zum Meister hat. Die Bamberger Ausgangslage scheint auf den ersten Blick als fünfter der Tabelle gar nicht so schlecht. Auf den zweiten Blick jedoch hätte es nicht schlimmer kommen können. In Viertelfinale warten mit Bonn der Finalist der letzten beiden Jahre und Fast-Meister der letzten Saison. In Bonn zu gewinnen war schon immer nicht leicht und obendrein verbindet beide Fanlager Respekt aber keine Sympathie. Würde man die Hürde Bonn meistern, wartet wahrscheinlich im Halbfinale der amtierende Meister Oldenburg, gegen die Bamberg seit gefühlten hundert Jahren nicht mehr gewann.

Achtung Phrasenschwein: wer Meister werden will, muss alle schlagen. Unmöglich ist sind Erfolge gegen Bonn und Oldenburg nicht, aber die Bamberger Leistungen der letzten beiden Wochenende lassen mich nicht unbedingt zuversichtlich in die Zukunft schauen. Hoffentlich bewahrheitet sich der Pokalfluch der letzten sechs Jahre nicht, denn der Pokalsieger wurde im selben Jahr dann nie Meister.

Patient Bamberg weiter auf der Intensivstation

Was will man positives aus der 69:80 Niederlage gegen Bonn ziehen? Zumindest stimmte die Einstellung , im Gegensatz zum Sonntagsspiel gegen Berlin. Aber selbst eine Steigerung des Einsatzes langte nicht aus, um Bonn zu besiegen. Zu oft zitterte noch das Händchen beim Wurfversuch. Im dritten Viertel führte Bamberg mit einem Punkt, nur um im letzten Viertel, wie schon so oft zuvor, kein Bein mehr auf den Boden zu bringen.

Viele Argumente fallen mir spontan nicht ein, um ein Festhalten an Trainer Chris Fleming zu rechtfertigen. Wäre die Sportart nicht Basketball, sondern Fußball, dann hätten die Mechanismen schon lange gegriffen und der Trainer wäre seinen Job los. Da unser geliebter Sport aber nicht auf grünem Rasen,  sondern auf braunem Parkett stattfindet, ist einiges anders.

Im Fan-Talk nach dem Spiel stellte sich Manager Wolfgang Heyder vor Chris Fleming. Wie lange das noch so sein wird, bleibt abzuwarten. Wie viele Chancen der Trainer noch erhält das Ruder herumzureißen, wird man sehen.

Wie blank die Nerven liegen verdeutlich die Situation nach Spielende, als Chris Fleming sich bei den Schiedsrichtern über deren Leistung beschwerte. Chris Ensminger stand daneben und meinte, er hätte doch die Pfiffe bekommen, die er wollte. Darauf tickte Chris Fleming richtig aus und schrie das F-Wort in Richtung Ensmingers.

Das Warten hat ein Ende

Endlich ist die silly season, die Zeit zwischen den Spielzeiten, zu Ende.
Endlich wird wieder Basketball gespielt und nicht nur darüber geredet.
Endlich haben die Spekulationen, wer kommt, wer bleibt, ein Ende.
Endlich können wir uns wieder über Schiedsrichter aufregen.
Endlich hören wir wieder vom ewigen Hallensprecher „Und Bamberg gibt Gasss“

Ach, was habe ich das die letzten 125 Tage vermisst. Ja, solange ist es seit dem letzten Spiel her. Für die, die es vergessen haben, Gegener damals war, wie heute auch, Oldenburg. Es wird nun mal Zeit, die schreckliche Negativserie gegen die Norddeutschen zu beenden. Seit sechs Spielen hat Bamberg nicht mehr gewonnen. Ob die Oberfranken ausgerechnet heute in Oldenburg gewinnen, daran habe ich schon große Zweifel. Entscheidend wird sein, wie fit Peja Suput und Elton Brown nach ihren Verletzungen sind.
Eigentlich ist Oldenburg der große Favorit, nicht nur für die heutige Partie, sondern auch für die Meisterschaft. Aber kann man sie schon als Dynastie bezeichnen? Sind sie in der Lage auch das dritte Jahr in Folge erfolgreichen Basketball zu spielen? Sind ihre Spieler noch hungrig genug, Erfolge zu feiern? Auch daran habe ich kleine Zweifel.
Aspiranten auf den Titel gibt es einige, aber im Oktober darüber zu spekulieren, wer im Juni des nächsten Jahres die hässlichste aller Meistertrophäen die der Sport zu bieten hat, in die Höhe recken darf, verbietet sich.

Zum Schluss noch kurz was anderes: beim Auftaktsieg der Bonner in Ulm erzielten ex-Bamberger folgende Werte:
Ensminger 18 Punkte, 6 Rebounds
Yarbrough 17 Punkte, 9 Rebounds
Ohlbrecht 9 Punkte, 8 Rebounds

Lasset die Spiele beginnen!

Oldenburg bekommt Meisterschaft geschenkt

Oldenburg ist verdient Meister geworden, keine Frage. Wer das letzte Spiel der Saison gewinnt ist Meister, aus, basta. Egal wie der Erfolg zu Stande kam. Und den knappen Sieg gegen Bonn als kurios zu bezeichnen ist die Untertreibung des Jahres.
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Bonn zu blöd war den Sack zuzumachen und erstmals Meister zu werden. Wen man 23 Sekunden vor dem Ende mit 3 Punkten führt, 2 Freiwürfe hat und dann noch verliert, dann ist das Ganze eigentlich nur als tragisch zu bezeichnen.
Einen Meister Bonn hätte mir zwar besser gefallen, aber so können wir Bamberger uns wenigstens trösten gegen den späteren Champion Oldenburg im Halbfinale ausgeschieden zu sein.
Ich war sicherlich nicht der Einzige, der vergeblich darauf wartete, das 5. Finalspiel auf Eurosport zu verfolgen. Dem war aber nicht so. Ein Einloggen auf der Homepage von BBL.tv war lange Zeit nicht möglich. Einzige Alternative war ein Stream auf einer der einschlägigen Seiten im Internet.
Zu diesem Thema hat dogfood auf seine Seite sehr viel Wahres geschrieben, ich zitiere jetzt mal:

Die BBL hat eine goldene Chance vergeben, der Liga zur mehr TV-Präsenz zu verhelfen. Auch wenn man en-detail und von außen die “Schuldfrage” zwischen der BBL, EUROSPORT und sportdigital.tv nicht klären kann: in dieser Konstellation hätte die BBL Himmel und Hölle in Bewegung setzen müssen, um das Spiel auf EUROSPORT zu bringen. Alles andere ist ein massiver, strategischer Fehler der BBL-Geschäftsführung, denen von den Vereinen einen Einlauf verpasst bekommen müssen.

Die BBL hat nichts anderes als diese Finalserie als “Kronjuwelen” um für mehr TV-Präsenz zu werben. Kein All-Star-Game, kein Pokalendspiel und kein Europacup-Spiele die mit 40 Punkten Unterschied gegen spanische oder israelische Mannschaften verloren werden, kommen gegen ein Spiel 5 an, dass acht Sekunden vor Schluß entschieden wird.

Die Reaktionen auf Twitter zeigten, dass dieses Spiel an einem mit einiger Konkurrenz (Wimbledon, Confed-Cup) ausgestatteten Donnerstag, rege verfolgt oder nachgefragt wurde. Und die BBL-Führung verschenkt dieses Interesse und fährt die TV-Verbreitung gegen die Wand. Für die Geschäftsführung kann man eigentlich nur noch Worte jenseits dessen finden, was abmahnfähig ist.

ALBA-Geschäftsführer Marco Baldi hat im Rahmen der Euroloeague-League-Spiele von ALBA und des neuen Lizenzsystems, immer wieder geklagt, was für ein negativer Faktor die schwache TV-Verbreitung des Basketballs in Deutschland ist. Diese Reaktion der BBL-Geschäftsführung ist eigentlich ein direkter schlag ins Gesicht von Baldi.

Stattdessen die Interessen eines Pay-TV-Senders zu schützen, von dem noch nicht einmal sicher ist, ob er nicht seine allerletzte Übertragung getätigt hat oder stattdessen die Interessen eines Streamangebots zu schützen, dessen Abonnentenzahlen offensichtlich so gering sind, das man in den letzten zwei Jahren keine Zahlen veröffentlicht hat, dienen nicht dem Interesse des deutschen Basketballsports.

Alle die seit zwei Tagen beklagten, dass die BBL hier eine fantastische Gelegenheit vergibt, dürften sich mit dem Spielverlauf bestätigt fühlen: über die komplette Spielzeit ein enges Spiel, dass in der Schlußminute entschieden wurde, als Bonn erst aus einem einfachen Korb der Oldenburger durch ein Foul ein 3-Punktspiel machten (Ausgleich für Oldenburg), gefolgt von zwei Steals der Oldenburger in der Bonner Hälfte. Es war ein prachtvolles Spiel. Für die wenigen Zuschauer.

Und was war jetzt auf der TV-Seite passiert?

EUROSPORT hatte ein 10-Spielepaket für die Playoffs gekauft und die Spiele gewählt. Und im Glauben dass die Serien nicht bis Spiel 5 gehen würden, wurden für die Finals nur die Spiele 1-4 eingekauft, um in den vorigen Runden mehr zeigen zu können.

EUROSPORT hatte sich spätestens seit Mittwoch um eine Übertragung von Spiel 5 bemüht. Nach der Pleite vor 2-3 Wochen, als man wegen ein überlanges Tennisspiel der French Open und Sponsorenverpflichtungen erst spät in der zweiten Halbzeit eines BBL-Playoffs-Spiels reingehen konnte, hagelte es Kritik. EUROSPORT zeigte sich lernfähig und hat in den letzten Tagen offen kommuniziert, das man sich um Spiel 5 bemühe. Man scheiterte aber an der BBL und/oder sportdigital.tv. Laut SPIEGEL Online hätte EUROSPORT die Partie sogar zeitversetzt gezeigt, um die Exklusivität von sportdigital.tv zu wahren. sportdigital.tv-Mitbesitzer SportFive hat für die Aussage nur den gestreckten Mittelfinger übrig: “Wir hätten das vor zwei Monaten in Ruhe vereinbaren können. Uns jetzt über die Medien die Schuld zu geben ist, weder fair noch zielführend.” – Puh, wo kämen wir hin, wenn im schnelllebigen Sport-TV-Rechte-Geschäft plötzlich von heut auf morgen Verhandlungen anstehen.

Das Krasse an der Situation: es ist keine 5 Jahre her, als die BBL nach dem Rausschmiss beim DSF, als man nicht mehr genügend Geld zur Finanzierung der dortige Übertragungen aufbringen konnte, noch Rotz und Wasser geheult hat und sich komplett aus dem Free-TV ausgeschlossen fühlte.

Dann kam PREMIERE, wo man sich anfangs noch bemühte die BBL mit einem guten Sendeplatz und aufwändigen Übertragungen aufzupäppeln, ehe das Sportportal und die damit verbundenen Umstrukturierungen in den Sportprogrammen, die Zuschauerzahlen zertrümmerten. Als die Idee mit sportdigital.tv von SportFive aufkam, gingen die BBL und PREMIERE getrennte Wege.

Für die BBL bedeutete sportdigital.tv vorallem den Vorteil, von recht vielen Spielen Bilder produziert zu bekommen, die dann von TV-Anstalten für Zusammenfassungen oder Nachrichtensendungen verwenden werden konnten. Wie groß die Hoffnungen waren, dass außerdem die Abos des Stream-Angebotes BBL.TV substantielle Einnahmen erzielten, weiß man nicht. Die BBL hat keine Abonnementszahlen veröffentlicht.

Trotz zahlreicher Sprüche der BBL, namentlich vom Geschäftsführer Jan Pommer, ist es der BBL auch diese Saison nicht gelungen, einen festen Platz im Free-TV-Angebot einzunehmen. Es blieb bei einigen wenigen Versuchen im RBB. Die viertelstündigen Zusammengfassungen z.B. im NDR heute abend, waren an Lächerlichkeit nicht zu überbieten.

Wenn in so einer Situation ein Sender wie EUROSPORT Interesse an der BBL zeigt, dann hat man als Liga Flexibilität zu zeigen. Vorallem wenn der einzige Broadcaster den man fix hat, sportdigital.tv, nach dem Verlust der Handballrechte einer sehr ungewissen Zukunft entgegensieht. Es macht fassungslos, wie starrsinnig BBL und sportdigital.tv die Chance auf 200.000 Zuschauer im Free-TV aus der Hand schlagen, um die Exklusivität einiger weniger sportdigital.tv-Abonnenten zu wahren.

Die BBL konnte auch nicht die Chance nutzen, via dem Stream-Angebot BBL.tv Werbung für sich zu betreiben: viele versuchten sich einzuloggen, aber anfangs kamen nur wenige durch. Wieviele zukünftige Abonnenten hat man wohl damit gewonnen? Während die BBL.tv-Streams immer wieder zusammenbrachen, wurden ausgerechnet jene Zuschauer glücklich, die die inoffiziellen Stream-Websites besuchten, auf denen sie das Spiel ohne Probleme und für lau zu sehen bekamen.

Dank der Freischaltung von sportdigital.tv im Rahmen der ARENA-Aktion und der guten Qualität der sportdigital.tv-Übertragungen, habe ich in diesen Playoffs Lust bekommen, die BBL nächste Saison verstärkt zu verfolgen. Es wäre schade, wenn die Liga die Chancen der unterhaltsamen Playoffs wegwerfen könnte. Vielleicht sind die Vereine gefragt, die Ligaführung wieder einzunorden.