Archiv für den Monat: März 2010

Zurück in der Erfolgsspur

Vor der Partie gab es höflichen Applaus der Bamberger Zuschauer für die Gäste aus Göttingen für das Erreichen dieses Fiba-Euro-Challenge-Dings-Bums-Final-4. Wie auch immer dieser Wettbewerb heißen mag, es ist eine tolle Sache für den Verein und den deutschen Basketball.

Dies war es dann aber auch mit den Geschenken für die Veilchen aus Niedersachen. Sie haben zwar einige athletische und talentierte Spieler in ihren Reihen, gegen das Bamberger Offensivfeierwerk der ersten zwei Viertel hatten sie aber keine Chance. Bis zur Halbzeitpause traf Bamberg alleine 10 Dreier und war auch in der Abwehr wacher und flinker. Nur konsequent war die 50:35 Führung zur Halbzeit. Zwar knüpften die Bamberger im dritten Viertel an ihre gute Leistung vor dem Seitenwechsel an und lagen schon bald mit 22 Punkten vorne, aber der Bruch im Spiel kam als Casey Jacobsen verletzt raus musste und Robert Garrett auf das Parkett kam. An letzterem lag es sicher nicht ausschließlich, dass die Bamberger Führung schmolz wie Schnee in der Frühlingssonne. Es wurde nicht mehr mit letztem Willen in der Abwehr gearbeitet und offensiv unterliefen nun mehr Fehler als zuvor in der Partie.

Diesen Schlendrian kennt man ja, er scheint der Bamberger sechste Mann zu sein. Er kommt immer dann ins Spiel, wenn man hoch führt und meint, sich seiner Sache sicher zu sein. Aber dieser Schlendrian ist wie ein Krebsgeschwür – er verbreitet sich unter allen Bamberger Akteuren. Ihn loszuwerden ist ganz schwer. Am Sonntag wurde die Plage rechtzeitig erkannt und eingedämmt, die Kurve wurde gerade noch so genommen. Dies war wohl der Grund, warum Manager Wolfgang Heyder am Mikrofon von Radio Bamberg nach dem Spiel so deutliche Worte fand. Er sprach von Charakterschwäche und watschte einige Spieler ab. Ob dies der richtige Weg ist, noch dazu öffentlich via Radio, darüber kann man streiten. Und wenn man es nach jeder Niederlage macht, dann verpufft die Wirkung irgendwann. Noch dazu bezweifle ich, dass viele Spieler dies überhaupt mitbekommen. Aber eines ist auch klar: Wolfgang Heyder wird sicherlich auch intern deutliche Worte finden. Womit ich wieder beim Trainer bin. Ein Dirk Bauermann hätte es sich verbeten, öffentlich über Spieler herzuziehen. Der hätte dies auf seine Art erledigt, Beispiele dazu gibt es genug. Aber die öffentliche Kritik an Spielern ist auch eine Kritik an Trainer Chris Fleming. Denn letztlich ist er für den sportlichen Bereich alleine verantwortlich.

Ich möchte jetzt nicht auf jeden Bamberger Spieler einzeln eingehen, aber zu einigen doch etwas schreiben:

Goldsberry (6 Punkte): Ich hätte es nicht mehr für möglich gehalten, dass er noch die Kurve kriegt. Lange Zeit sah es so aus, dass er sich von seiner schweren Knieverletzung von vor eineinhalb Jahren nicht wieder erholen wird können. Aber was er in den letzten Wochen abliefert nötig mir den größten Respekt ab. Auch gegen Göttingen zeigte er im Angriff wieder eine Klasseleistung. Er alleine verteilte acht Assist, soviel wie Göttingen in Summe.

Tadda (3): Er befindet sich offensiv in einem Tief – und dies nun schon seit Wochen. Mit einem jungen Spieler habe ich aber immer Nachsicht. Er muss seine Leistungen stabilisieren und auch seine Rolle erst noch finden. Aber Kraft und Stärke gewinnt man nicht aus Siegen, sondern aus Niederlagen.

Garrett (0): Nach dem Spiel gegen Göttingen müsste wohl auch dem treuesten Fan klar geworden sein, Garretts Zeit in der Bundesliga ist abgelaufen. Wiederholt wurde er in der Abwehr überlaufen. Symptomatisch die letzte Aktion im dritten Viertel: die Gäste haben den Ball, es nur noch wenige Sekunden auf der Uhr. Jedem ist klar, dass nur noch eine „eins-gegen-eins“ Aktion kommen kann. Und wer verteidigt den Göttinger Angreifer? Richtig, Robert Garrett. Und wie ging die Aktion weiter? Richtig, mit einem Korb der Gäste. Der Bamberger war nicht in der Lage seinen Gegenspieler auch nur annähernd zu halten.

Mir hat dieses Spiel gefallen. Das es nicht zum Gewinn des direkten Vergleichs langte, ist pille-palle. Wer glaubt denn ernsthaft daran, Göttingen verliert noch drei Spiel mehr als Bamberg? Für die Franken geht es also nur noch um die Plätze 5 bis 8 in der Tabelle, die Play-off Qualifikation dürfte eingetütet sein.

Alba geht in der O2-World die Luft aus

Was früher die Siege gegen den oberfänkischen Nachbarn aus Bayreuth waren, sind heute Erfolge gegen Alba Berlin: Eine tiefe Genugtuung. Man kann jetzt nicht gerade behaupten, dass zwischen beiden Lagern eine innige Fanfreundschaft besteht. Man respektiert sich – das war es dann aber auch. Zu oft wurde der David vom Golitath in vergangenen Jahren, man könnte auch von Jahrzehnten sprechen, gedemütigt. Dieser Stachel saß tief. Richtig Ernst genommen wurde Bamberg dann von Berlin erst mit dem Gewinn der Meisterschaft 2005. Seitdem hat sich das Kräfteverhältnis mehr in Richtung Ausgeglichenheit verschoben. Soviel zur Erklärung, warum man sich als Bamberger Fan so freut, wenn gegen und besonders in Berlin gewonnen wird.

Der 79:64 Sieg in Berlin hat mich in der Deutlichkeit sehr überrascht, hätte mir von Alba mehr erwartet. Die Hauptstädter spielten leidenschaftslos, ohne wirklichen Willen zu gewinnen. Genau das Gegenteil die Bamberger, die von Coach Fleming hervorragend auf den Gegner eingestellt wurden.  Peja Suput konnte offensiv machen, was er wollte. Er vernaschte, wie schon im Spiel gegen Frankfurt, reihenweise seine Bewacher. Aber auch Brown setzte sich gekonnt unter dem Korb durch und erzielte wichtige Zähler. Auch, wenn es schwer fällt aus einer geschlossenen Mannschaftsleistung einen Akteur herauszuheben, Brain Roberts ist für mich der entscheidende Mann gewesen. Unauffällig in Halbzeit 1, erzielte er eiskalt im zweiten Abschnitt seine Punkte immer dann, wenn Berlin drauf und dran war, die Partie zu kippen. Aber auch John Goldsberry verdient Erwähung. Er ist momentan der bessere Aufbauspieler als Anton Gavel, der seiner guten Form von vor einigen Wochen hinterherläuft.

Wenn der Spruch „Offense wins Games, Defense wins Championships“ gilt, dann sollte Bamberg gute Chancen in den Play-offs haben. Denn wie auch schon gegen Frankfurt war es die Abwehrarbeit die den Grundstein zum höchsten Sieg einer Auswärtsmannschaft in der O2-World in der Bundesliga legte. Mit teils wechselnden Abwehrtaktiken wurde Berlin ihrer schärfsten Waffen beraubt. Eine desaströse Dreierquote von 10% (2 von 20) spricht für die mangelnde Treffsicherheit Alba’s, die ihre Ursache sicherlich auch in der Defensivqualität Bamberg’s hatte.

Berlin wird noch zum Lieblingsgegner, denn von den letzten 5 Partien konnte Bamberg 4 für sich entscheiden. Überbewerten sollte man den schönen Erfolg aber nicht, denn es ist nur eine Momentaufnahme, die aber auf jeden Fall Spaß gemacht hat.

Noch ein Wort zu den Schiedsrichtern. Vor Wochenfrist an dieser Stelle von mir noch gelobt, fällt das Urteil diesmal nicht so gut aus. Kleinlicher kann man wohl nicht mehr pfeifen. Jeder noch so winzige Kontakt wurde mit einem Foulpfiff geahndet. Und dies in einem Spiel welches nicht unfair geführt wurde. Durch ihre harte Linie haben die Unparteiischen jeglichen Spielfluss aus der Partie genommen und ein unansehnliches Spiel entstehen lassen.