Archiv für den Monat: September 2010

Alles wird gut

27:17

Nein, dies ist nicht der Zwischenstand in einem Freundschaftsspiel der Bamberger Basketball.
27:17 ist das Abstimmungsergebnis im Bamberger Stadtrat für den Vorschlag der Verwaltung die Jako-Arena durch die Stadt Bamberg bzw. durch die Töchter Stadtbau und Stadtwerke zu übernehmen.

Dies bedeutet den Fortbestand der Jako-Arena und auch die Fortsetzung der Erfolgsgeschichte des Basketballs. Allen Fans von Freak-City wird diesen Abend ein riesen Stein vom Herzen fallen. Nun kann die Konzentration auf das erste Saisonspiel am Sonntag gegen Ulm beginnen.

Fifty-fifty

Viele Informationen drangen nicht aus der nicht öffentlichen Sitzung des Stadtrats am Mittwoch in der es um die Zukunft der Jako-Arena ging. In dieser ersten Informationsveranstaltung von Insolvenzverwalter Dr. Beck und Oberbürgermeister Starke wurde ein Rettungspakt vorgestellt, welches im wesentlichen das umfasst, was an dieser Stelle bereits skizziert wurde.

Viel mehr als um die Frage, wer was zu bezahlen hat, scheint es wie so oft im politischen Tagesgeschäft, darum zu gehen, andere zu diskreditieren. Während alle Fraktionen für die Übernahme der Halle durch die städtischen Töchter Stadtbau und Stadtwerke sind, haben die Grünen (die ja oft als Bedenkenträger auftreten) und die CSU große Vorbehalte. Gerade bei den Christsozialen scheinen aber nicht die finanziellen Aspekte eine große Rolle zu spielen, sondern eine Opposition zum Oberbürgermeister Starke zu bilden. Nächstes Jahr wird das Oberhaupt der Stadt Bamberg gewählt und der SPD-Mann Starke hat gute Karten auf eine Wiederwahl. Nach dem Fiasko der letzten 15 Jahre mit gescheiterten Kandidaten und Selbstzerfleischungen in den eigenen Reihen versucht die CSU ihre Truppen in Stellung zu bringen. Und dazu gehört es zu ihrem Selbstverständnis zu Vorschlägen, die aus der Richtung des politischen Gegners kommen, erst einmal auf Distanz zu gehen. Aber ob sich die CSU mit der Schließung der Halle einen Gefallen tut, darf bezweifelt werden. Mehr Profil und letztlich Wählerstimmen werden sie dadurch sicher nicht erreichen.

Ich denke die Bevölkerung hat schon längst mit den Füssen abgestimmt, nämlich dadurch das jährlich 500.000 Besucher in die Jako-Arena zu Veranstaltungen kommen. Vielleicht sollten die Entscheidungsträger einmal über den Tellerrand hinausschauen und den Blick in die weitere Zukunft richten. Man braucht kein Prophet sein um vorherzusagen, dass wenn die Halle endgültig schließen sollte, wird es auch in den nächsten 50 Jahren kein Veranstaltungsort vergleichbarer Größe in Bamberg geben. Bamberg schmückt sich gerne mit dem Titel Weltkulturerbe und war nicht im Fränkischen Tag nach dem Umbau des Foyers der Kongress- und Konzerthalle (Kosten übrigens 7,5 Millionen Euro, getragen von der Stadt Bamberg!) von „Weltstadtniveau“ die Rede?

Was ich damit ausdrücken möchte: Bamberg würde gerne in der Liga der Großen mitspielen, und dabei geht es nicht um Basketball. Nein, Bamberg hat, nein muss, den Anspruch haben zu wachsen, sich weiterzuentwickeln, den Menschen die hier leben etwas zu bieten. Dazu gehören neben Rauchbier, dem Dom, den Symphonikern, einem Spaßbad eben auch eine große Veranstaltungshalle mit einem breitgefächerten Angebot. Ich bin jedes Jahr etwa 35 Mal in der Jako-Arena. Davon entfallen circa 30 Besuche auf Basketball und die restlichen 5 auf andere Veranstaltungen. So war ich, um nur eine kleine Auswahl zu geben, in den letzten Monaten zum Beispiel bei der Freizeitmesse, beim Volleyball, habe Schiller live gesehen und werde dieses Jahr (sofern es die Halle dann noch gibt) Horst Lichter beim Kochen zusehen. Alles Veranstaltungen, die es ohne die Halle wohl kaum in Bamberg gäbe.

Bamberg braucht die Halle, die Menschen brauchen die Halle! Und beim Entscheidungsprozess haben politische Ränkespiele und Kindergartengehabe um gekränkte Eitelkeiten keinen Platz!

PS: Eine Liste der Mitglieder der CSU-Fraktion findet man hier. Es ist jedem unbenommen die Stadträte zu kontaktieren und darauf hinzuweisen, was die Bevölkerung will. Schließlich sind die Stadträte ja auch vom Volk gewählt.

High Noon in der Harmonie

Über den am Wochenende stattgefundenen Domreiter-Cup möchte ich gar nicht mehr viel schreiben. Wichtig war die Partie gegen Göttingen, denn da war die Mannschaft erstmals in der Vorbereitung spielerisch und emotional richtig gefordert. Die klaren Siege in den Wochen vorher gegen schwächere Gegner sind zwar gut für das Selbstvertrauen, sagen aber nicht viel über die wahre Stärke aus.

Aber die Vorbereitung könnte für die Katz sein, wenn der Stadtrat in seiner heutigen Sitzung am Mittwoch den Stecker aus der Jako-Arena zieht. Denn dann finden die Spiele der Bamberger Basketballer nicht hier, sondern in Nürnberg statt. Dies wäre der Super-Gau für das Projekt Profi-Basketball in Bamberg. Ich für meinen Teil würde die Fahrerei in die mittelfränkische Metropole nicht auf mich nehmen, ich wüsste mit der dann vergeudeten (Fahr)Zeit besseres anzufangen. Zum Beispiel würde sich Familie & Hund bestimmt freuen. Ich will MEINE Mannschaft in MEINER Halle sehen und nicht in der Diaspora.

Abert soweit muss es ja nicht kommen. Ein (wahrscheinliches) Szenario skizzierte in der der Sendung Blickpunkt Sport am Montag Abend Oberbürgermeister Andreas Starke. Er sprach davon, dass Stadtbau und Stadtwerke die Halle übernehmen könnten, allerdings vorbehaltlich der Zustimmung des Stadtrates. Und dieser soll laut seinen Worten bereits am Dienstag Mittwoch hinter verschlossenen Türgen tagen. High Noon in der Harmonie (dem Tagungsort des Stadtrats)?

Die Lösung könnte so aussehen: die Firma Stechert wird der neue Namensgeber der Halle (nun doch) und bürgt gleichzeitig mit der Firma Brose (wahrscheinlicher aber deren Macher Michael Stoschek), während die städtischen Töchter Stadtbau GmbH und/oder die Stadtwerke die Halle offiziell besitzen. Betreiber wird dann die ebenfalls in städtischer Hand befindliche Stadthallen GmbH, die auch schon die Konzert- und Kogresshalle verwaltet und betreibt. Dann hätte deren Chef Horst Feulner bereits zum zweiten Mal das Sagen über die Jako-Arena, denn bereits nach der Fertigstellung 2001 war er Herr der Halle bevor es ihn in städtische Obhut zog. Und sind wir doch einmal ehrlich: Einen anderen Weg zur Rettung der Jako-Arena wird und kann es nicht geben, die Stadt Bamberg ist jetzt gefordert. Die Alternativen sind entweder übernehmen oder zusperren.

Interessant war auch der Auftritt Wolfgang Heyders in der schon angesprochen Sendung im Bayerischen Fernsehen. Er forderte ein klares Bekenntnis und größere Unterstützung zur Halle durch die Stadt, verweigerte aber seinerseits – trotz Nachfrage der Moderatorin – ein klares Statement für den Standort Bamberg. So eierte er bei der Frage, ob er seine Beratertätigkeit für den FC Bayern München in der Zukunft ausbaue, herum und sprach davon, dass man sich im „Januar zusammensetzen werde“ und „schaut, wie es in Bamberg weitergeht“. Er forderte auch eine langfristige Zusage der großen Sponsoren für den Bamberger Basketball. Ein klares Bekenntnis pro Bamberg ohne Wenn und Aber klingt für mich anders.

Testspielsieg gegen Bayreuth

Ein Testspiel ist genau das, was es ist: man testet sich und den Gegner. Man sollte nicht den Fehler begehen, das Ergebnis überzubewerten und falsche Schlüsse zu ziehen. Aber oft kann man aus Testspielen, bei denen es eigentlich um die goldene Ananas geht, schon einen Trend erkennen, wohin die Reise in der kommenden Spielzeit geht. Und bei Bamberg zeigt der Daumen eindeutig nach oben.

80:54 lautete das Endresultat des Freundschaftsspiels gegen den oberfränkischen Nachbarn aus Bayreuth. 26 Punkte Unterschied spiegelten auch das Kräfteverhältnis wider. Bamberg hatte über weite Phasen Lust auf richtigen guten Basketball und Bayreuth wollte, aber konnte nicht. Das Hauptinteresse der zahlreichen Zuschauer in der überfüllten Halle in Breitengüßbach (mal ganz nebenbei: es war schon fast unverantwortlich wieviele Zuschauer in die Halle gelassen wurden. Die Aufgänge und die Fluchtwege waren voll von Menschen und an der Grenze des Zumutbaren) galt natürlich den Bamberger Neuzugängen.

Von denen stand Kyle Hines als einziger in der Anfangsformation. Mit offiziell 1,96 Metern ist er ja nicht der größte, trotzdem kommt er als Center zum Einsatz. Was mir vor dem Spiel sofort auffiel: Seine Waden haben eine Größe die eines Radrennfahrers würdig wären. Dies lässt auf enorme Sprungkraft schließen. Und schon nach wenigen Minuten in der Partie wird klar, dieser Typ ist krass! So ein wenig ein Jeff Gibbs Klon, nur noch beweglicher und schneller, dafür aber mit keinem Schuss aus der Distanz. Muss er aber auch nicht können, unter dem Korb überzeugt er dafür umso mehr. Seine Bewegungen um die Gegenspieler herum mit abschließendem Dunking sind klasse. Er ackert, er kämpft um jeden Ball, er gibt alles. Denke die Bamberger Fans werden ihn lieben.

Der andere Neuzugang ist Reyshawn Terry und ist auch ein richtig guter. Eigentlich auf der Position 3 zu Hause, kam er gegen Bayreuth aber auch auf der 4 zum Einsatz, wobei er mich aber mehr auf der kleineren Position überzeugte. Da kommt seine Beweglichkeit, Athletik und sein sicheres Schusshändchen mehr zur Geltung. Aber auch direkt unter dem Korb wusste er sich gekonnt in Szene zu setzen. Da spielte er seine körperliche Robustheit voll aus.

Mit Hines und Terry haben zwei Spieler den Weg nach Bamberg gefunden die ein echtes Upgrade zu Brown, Worthington und Garrett darstellen. Athletik, Spielverständnis und Einsatzbereitschaft scheinen bei den beiden US-Amerikanern reichlich vorhanden zu sein.

Kurz noch ein paar Sätze zu Neumann, Stuckey und Land. Letzteren kennt man ja schon aus der vergangenen Saison. Interessant war am Dienstag zu beobachten, dass Land den Vorzug vor Neumann erhielt. Letzterer soll aber bereits im Vorspiel mit Breitengüßbach im Einsatz gewesen sein und deshalb nur wenig Minuten erhalten haben. Stuckey wusste durchaus zu gefallen. Er traute sich einiges zu und Athletik ist bei ihm sowieso kein Thema. Ob die Youngsters allerdings viel Einsatzzeit erhalten werden, wenn es im Ligabetrieb Ernst wird, ist zu bezweifeln. Es gibt schon genug andere gestandene Akteure die sich um die raren Spielminuten streiten werden.