Archiv für den Monat: April 2011

Goldene Ananas

Für Bamberg geht es vor der Partie am heutigen Samstag gegen Bayreuth um gar nichts mehr. Von Platz 1 der Tabelle sind die Bamberger nicht mehr zu vertreiben, der Heimvorteil durch die Play-offs ist sicher. Für den oberfränkischen Rivalen geht es dafür um alles oder nichts. Siegen oder fliegen, eindeutiger könnte die Ausgangslage nicht sein.

Es ist einfach: gewinnt Bayreuth, dann bleiben sie in der Liga. Verlieren sie, dann müssen sie auf eine Niederlage des MBC gegen Göttingen hoffen. Auf einen Sieg Bayreuths in Bamberg zu wetten, ist ein Abenteuer: Bei bwin.com liegt die Quote bei 1:8,5. D.h. setzt man auf einen Sieg der Ostoberfranken 10 Euro ein, erhielte man im Erfolgsfall 85 Euro ausbezahlt.

Realistisch betrachtet ist die Chance der Bayreuther ziemlich klein. Hoffnung besteht nur, wenn die Bamberger Akteure nicht mit voller Intensität in die Partie gehen, weil sie das Risiko einer Verletzung scheuen. Oder es wird fränkische Nachbarschaftsschützenhilfe gegeben, frei nach dem Motto „lieber nächste Saison nach Bayreuth als nach Weißenfels fahren“. Daran glaube ich aber nicht, denn eine so offensichtliche Wettbewerbsverzerrung wird sich Bamberg nicht erlauben.

Sollte Bayreuth aber nach der Partie tatsächlich abgestiegen sein, dann ist sicherlich nicht die Niederlage in Bamberg schuld daran. Vielmehr hätte man vor Wochenfrist in Düsseldorf nie und nimmer verlieren dürfen. Oder wenigstens eines der Heimspiele gegen Gießen oder MBC gewinnen müssen. Dann wäre man schon längst gerettet und könnte dem Saisonabschluss gelassen entgegen sehen.

Die älteren Basketballfans werden sich noch erinnern. In den 80er waren Spiele gegen Bayreuth das, was heute die Duelle gegen Berlin sind. Damals gab es noch kein Internet (ja wirklich) und auch keine Handys. Die Rivalität mit gegnerischen Fangruppen wurde bei den Spielen ausgelebt und nicht schon Tage und Wochen vorher in Internetforen. Bamberg blickte jahrelang neidisch nach Bayreuth, die finanziell und somit auch sportlich eine Klasse höher angesiedelt waren.

Ab und zu konnte David den Goliath einmal ärgern. So geschehen beim Sieg in einem Pokalspiel 1986, als auf Bamberger Seite Mendel, McPherson, Sweet, Frank, von Waaden, Andres, Köpp und Goppert aktiv waren. Alles Namen, die vielen Fans auch noch heute geläufig sind. Bei den oberfänkischen Derbies platzte die Graf-Stauffenberg-Halle (früher waren die Spielstätten noch Hallen und nicht Arenen) regelmäßig aus allen Nähten. Offiziell waren dann 1500 Menschen als Zuschauer dabei, hätte man aber genau nachgezählt, dann wäre man bestimmt auf mehr gekommen.

Heute haben sich die Kräfteverhältnisse komplett umgedreht, Bamberg ist nicht nur in Franken die Nummer 1 und Bayreuth kämpft um das sportliche Überleben. Ich wünsche mir, dass die oberfänksichen Nachbarn nicht absteigen. Was wären das in der nächsten Saison für fränksiche/bayerische Duelle gegen Bayreuth, Würzburg und München. Ich würde mich freuen.

Langeweile

– nein! Aber eine gewisse Entspanntheit kann man beim Zuschauen zur Zeit schon haben.

Wie sich das Spiel gestern entwickelte, man bekam fast eine Gänsehaut. Gerade zu Beginn hatte man den Eindruck die Spieler dachten: „wirf Du, ich hab ja grade getroffen“. Auch im Verlauf des Spiels merkte man allen die Freude am Spiel permanent an. Es wurde gepasst und geworfen, dass es eine reine Freude war.

Auch wenn die Quote nicht so toll war, hatten die Zuschauer doch nie das Gefühl hier würde noch was anbrennen.  Selbst die Erfolglosigkeit beim Wurf von Roberts fiel nicht ins Gewicht. Er macht halt nur die wichtigen Punkte… Daher auch – mit Ausnahme des nimmermüden Fanclubs – geruhsames Zuschauen für die Anhänger dieses schönen Sports.

Dazu zwei, drei tolle Szenen (Suput und Hines mit Alleyhoop – Supertadda) die auf einen interessante und hochklassige Endrunde hoffen lassen.

Wünschen wir der Mannschaft die nötige Gesundheit (wir hatten heuer seit langem keine wirklich ernsthaft Verletzung) und Konzentration auf dem Weg zu einer erfolgreichen Titelverteidigung!

Bauermann in Doppelfunktion – eine schwierige Diskussion

Dirk Bauermann ist seit dem 1. Dezember 2003 Bundestrainer der deutschen Nationalmannschaft. Dieses Amt führte er in Doppelfunktion fast 5 Jahre aus, ehe er als Headcoach Bambergs zurücktrat. Schon 2008 gab es Diskussionen, dass ein Nationaltrainer nicht gleichzeitig einen Klub betreuen darf, geregelt ist dies angeblich in einem Grundlagenvertrag zwischen Basketballbund und Bundesliga. Seinen Rückzug als Bamberger Trainer begründete Bauermann damals wie folgt:

„Die Grenze der persönlichen Belastbarkeit war erreicht. Außerdem stehen Aufgaben an, die für den deutschen Basketball so wichtig sind, dass sie ein 100-prozentiges Engagement erfordern, auch zeitlich.“

3 Jahre lang fungierte Bauermann nur noch als Nationaltrainer und konnte mit der Teilnahme an den olympischen Spielen 2008 einen großen Erfolg feiern. 2009 und 2010 lief es bei den Europa- und Weltmeisterschaften weniger rund, beide Male kam die Nationalmannschaft (ohne Dirk Nowitzki) nicht sehr weit und schied früh aus. Nicht unbedingt ein Argument gegen die Doppelfunktion.

Nun hat Dirk Bauermann mit Bayern München den Aufstieg in die erste Liga geschafft. Die Verantwortlichen in der bayerischen Landeshauptstadt wollen nicht kleckern, sondern klotzen und nehmen nächste Saison viel Geld in die Hand, um möglichst schnell Erfolge zu feiern. Laut Aussage von Uli Hoeness, seines Zeichens Präsident des Gesamtvereins FC Bayern München, strebt man einen Etat von mindestens 6 Millionen Euro an, womit man sofort unter den Top 5, wenn nicht in den Top 3, was die finanzielle Grundausstattung betrifft, wäre. Wo bei anderen Klubs ein nicht unerheblicher Anteil des Etats für administrative Zwecke wie Geschäftsstelle, Verwaltung oder Marketing aufgewendet werden, belasten diese Dinge sicherlich nicht das Budget der Basketball-Abetilung, sondern werden vom Hauptverein getragen. Also ist davon auszugehen, dass unter dem Strich nicht weniger Geld für Spieler zur Verfügung stehen wird, als bei den Branchengrößen Bamberg, Berlin und Oldenburg. Wobei ein hoher Spieleretat noch lange keinen sportlichen Erfolg garantiert, wie man in Berlin und Oldenburg sieht. Aber dies ist ein anderes Thema.

Zurück zur Personalie Bauermann: Oft wird als Argument gegen eine Doppelfunktion angeführt, er sehe die Nationalmannschaftsaspiranten nur zweimal in der Saison bei den jeweilgen Spielen gegen Bayern München. Dies ist insofern nicht zutreffend, da von jeder Bundesligapartie Videoaufnahmen angefertigt und innerhalb von zwei (?) Tagen im Internet zum Abruf bereitgestellt werden müssen. Zugang haben nur die jeweilgen Bundesligavereine und bestimmt auch der Bundestrainer.
Ansonsten fällt mir kein sachlicher Grund mehr ein, dass ein Bundes- nicht auch Vereinstrainer sein sollte.

Dirk Bauermann ist eine Reizfigur. Mit ihm ist es wie mit Thomas Gottschalk, Michael Schumacher oder Nina Hagen: Entweder man mag sie, oder man mag sie nicht. Irgendetwas dazwischen gibt es nicht. Sein Auftreten ist von starkem Selbstbewußtsein geprägt und findet nicht nur Freunde. Ich behaupte, wenn ein anderer Bundestrainer wäre (zum Beispiel Bonn’s Michael Koch), dann würde die Diskussion über eine Doppelfunktion längst nicht so heftig geführt werden.

Ich habe den Eindruck, hier geht es schon lange nicht mehr um eine sachliche Auseinandersetzung, sondern es werden alte offene Rechnungen beglichen. Und unterschwellig schwingt auch mit, dass in Gestalt von Bayern München am Horizont ein neuer Faktor auftaucht, von dem in der Zukunft eine Dominanz ausgehen kann, vor der sich die meisten Vereinsverantwortlichen und auch Funktionäre fürchten. Welche Strahlkraft die Marke Bayern München, auch schon im Basketball, besitzt, zeigt das jetzt schon vorhandene enorme Medieninteresse. Liveübertragung der ProBA Partie gegen Würzburg, 20 Minuten Bericht in Blickpunkt Sport im Bayerischen Fernsehen und ständig Artikel in den großen Münchener Tageszeitungen – mit Dirk Bauermann im Mittelpunkt als Anchorman des Projekts. Nicht wenige ballen angesichts des Aufstiegs in die Beletage des deutschen Basketsball schon jetzt die Faust in der Tasche. Erst führt er Bamberg von Aschenputtel zum Primus des Liga und nun hat er mit München ähnliches vor. Wobei die Vorraussetzung bei den Bayern um einiges besser sind, denn er hat von Anfang an ein funktionierendes Umfeld und ausreichend Geld zur Verfügung. Es ist doch klar, dass ein solches Vorhaben, noch dazu, wenn man wie Bauermann zugleich Bundestrainer ist, auf Mahner, Bedenkenträger und Neider trifft.

Vielleicht ist aber diese ganze Diskussion sowie nach den diesjährigen Europameisterschaften hinfällig, wenn die direkte Qualifikation zu den olympischen Spielen 2012 in London verpasst wird. Dann würde die Nationalmannschaft erst wieder 2013 zur Europameisterschaft in Slowenien ernsthaft ins Geschehen eintreten und einen Trainer brauchen.

Pokalsieger 2011

Überraschung ist es keine, dass Bamberg seinen Pokalsieg vom Vorjahr wiederholen konnte. Fast jeder erwartete im Vorfeld einen Durchmarsch der Oberfranken, doch Artland im Halbfinale und Braunschweig im Endspiel verlangten dem Titelverteidiger alles ab.
Bamberg musste an seine Grenzen gehen, körperlich wie mental. Der Overtime-Krimi gegen Artland kostete viel Kraft. Kraft die im Endspiel gegen Braunschweig fehlte um den Gegner klar zu dominieren. So wurde es das prognostizierte enge, knappe Spiel mit glücklicherem Ende für Bamberg. Artland und auch Braunschweig hätten den Sieg genauso verdient gehabt, doch den Ausschlag gaben am Ende nur wenige Aktionen.

Trifft Marcus Goree im Finale Sekunden vor dem Ende einen vermeintlich leichten Korbleger (der Ball tanzt auf dem Ring), geht Braunschweig mit einem Zähler in Führung. Diese Szene erinnerte mich an das 5. Spiel in der Finalserie gegen Frankfurt 2005, als Malik Badiane ebenfalls gegen Derrick Taylor nicht punkten konnte und den Hessen die Meisterschaft kostete.
Matchwinner war für mich in beiden Partien Brian Roberts, durch dessen Adern ganz sicher Eiswasser fließt. So kalt und abgebrüht wie er regelmäßig die wichtigen Würfe nimmt und trifft verdient allergrößten Respekt. In der Schlussphase des Finals waren beide Team mit ihren Kräften am Ende. Braunschweig fiel auch nicht mehr viel ein, wie sie die Bamberger Betonabwehr knacken können. Von außen ging die Trefferquote immer mehr in den Keller. Wie schon so oft zuvor entschieden Kleinigkeiten über Sieg oder Niederlage. Und wie schon oft in den letzten Wochen waren die Bamberger die Mannschaft, die triumphierte.

Was ist es, was sie am Ende immer jubeln lässt? Ist es die Erfahrung aus der Euroleague? Ist es das grenzenlose Selbstvertrauen aus vielen, vielen Siegen und nur wenigen Niederlagen in den letzten 12 Monaten? Oder ist es einfach nur der ausgeglichen und hochkarätig besetzte Kader? Vermutlich ist das Erfolgsgeheimnis eine Mischung aus Allem plus ein fast optimales Umfeld mit Trainer und Betreuerstab.

Der Pokalsieg ist aber nur eine Momentaufnahme. Eine schöne zwar, aber keine Garantie für eine Meisterschaft. Denn eines hat das Wochenende gelehrt: Die Konkurrenz schläft nicht, hat aufgeholt, ist nur noch einen Atemzug hinter Bamberg und lauert auf ihre Chance.

Bamberg im Finale

Das erste Zwischenziel ist erreicht: Bamberg steht im Top4 Finale gegen Braunschweig, die sich etwas überraschend, aber verdient, gegen Frankfurt durchsetzten.

Innerhalb von einer Woche haben die Basketballfans zwei tolle Spiele miterleben dürfen. Erst die Partie in Berlin und am Samstagabend der Overtimek-Krimi gegen Artland. Der 101:93 Erfolg war für die Fans ein Wechselbad der Gefühl mit einem glücklicheren Ende für Bamberg. Artland war ebenbürtig und der erwartet schwere Gegner. Letztlich war die hohe Foulbelastung der Niedersachsen und die etwas abgezocktere Erfahrung Bambergs in engen Spieler entscheidend.

Nach dem Spiel gab es leider nur ein Thema: Die Schiedsrichter. Die überragende Leistung der beiden Mannschaften trat in den Hintergrund, es wurde nur noch über die 3 Herren in Grau diskutiert. In der hitzigen Athmosphäre einer Testosteron geschwängerten Masse und Menge in der Stechert Arena ist der schwierigste Job sicherlich der eines Unparteiischen. Den Überblick zu behalten, keine falschen Entscheidungen zu treffen ist bestimmt nicht einfach.

Ich möchte jetzt kein Plädoyer für die Schiedsrichter halten, ganz im Gegenteil. Schon seit längerer Zeit ist eine Tendenz zu beobachten, dass die Leistung der 3 Männer mit der Pfeife nicht mit der der restlichen auf dem Platz befindlichen mithält. In jedem Spiel gibt es zahlreichen Aktionen, bei denen ein Pfiff erfolgt, oder eben kein Foul geahndet wird. Es ist die unterschiedliche Regelauslegung, die die Zuschauer in Rage bringt. Oft wird kleinlich gepfiffen, andererseits dann aber werden wieder klare Fouls nicht bestraft.

Jeder Akteur bei einem Basketballspiel macht innerhalb der 40 Minuten Fehler, Spieler wie Schiedsrichter. So zum Beispiel fragte sich nicht nur Coach Stefan Koch, was sein Spieler Johannes Strasser vorhatte, als er in der Verlängerung einen Bamberg er ohne Not foulte und daraufhin sein 5. Foul zugesprochen bekam. Stop-the-clock bei noch 2 Minuten Restspielzeit macht meistens keinen Sinn.

Die Vorfreude auf das heutige Finale ist riesengroß. Favorit ist für mich Braunschweig. Warum? Dafür gibt es 2 gute Gründe: Zum Einem hat Bamberg weniger Ruhezeit zur Verfügung, der Kräfteverschleiß dürfte nach der auch mentale spannenden Partie gegen Artland größer gewesen sein als der Braunschweiger Sieg gegen Frankfurt. Und zum Anderem haben die Niedersachsen weniger Druck. Sie können unbeschwert in das Finale gehen, jeder erwartet doch eine Bamberger Titelverteidigung.
Ich lasse mich aber gerne überraschen.

TOP 4 fällt aus!

Riesenschock bei den Verantwortlichen der BBL, den beteiligten Mannschaften und den Fanlagern: Das eigentlich an diesem Wochenende geplant Finalpokalturnier muss ausfallen!

Bei einer routinemäßigen Überprüfung des Brandschutzes in der Stechert-Arena wurde am späten Donnerstag Nachmittag festgestellt, dass unter dem Dach ein Paar Spitzohrfledermäuse brüten. Diese in Franken schon als ausgestorben geltende Spezies hat in den letzten Tagen ihr Nest auf einen der Stahlträger gebaut, die das Dach der Basketballhalle tragen. Die sofort gerufenen Tierschutzexperten der Stadt Bamberg und des Bund Naturschutz erklärten spontan ein sofortiges Veranstaltungsverbot für die nächsten 18 Tage. Solang dauert die Brutzeit der äußert scheuen Tiere. Wie das Pärchen den Weg in die Halle gefunden hat, darüber rätseln noch die Experten.

Mit Unverständnis reagierte nicht nur BBL-Vorsitzender Jan Pommer: „Wochenlange Vorbereitungen sind mit einem Schlag zunichte gemacht. Ich bin sehr enttäuscht.“ Eine Ersatzhalle kann man natürlich nicht in der kurzen Zeit zur Verfügung stellen. Die Arena in Nürnberg wäre eine Alternative, doch sie ist an diesem Wochenende bereits belegt. Es findet dort – welch eine Zufall – eine Ausstellung von Brieftauben statt. Ein namentlich nicht genannt werden wollender US-Spieler reagierte trotzig: „Daheim in Texas würden wir das Problem auf unsre Art regeln. Schließlich haben wir doch alle Gewehre.“ Für ein fried- und tierliebendes Volk ist dies natürlich keine Lösung.

Auch von Sport 1, die eigentlich am Samstag und Sonntag alle Spiele live ausstrahlen wollten, gibt es schon eine Reaktion. Kommentatorlegende Frank Buschmann sagte zu, dass statt Basketball eben die seltenen Vögel gezeigt werden: „Sport 1 wird eine Kamera installieren, die die Fledermäuse beim Brüten beobachtet. Immer, wenn sich etwa tut, werden wir live dorthin schalten. Ist eine gute Gelegenheit das Profil von Sport 1 zu schärfen und unsere Kompetenz im Nachrichtensektor zu stärken.“