Archiv für den Monat: Juni 2011

Saisonbilanz 2011 2. Teil

Den 27. Oktober 2010 werden ganz viele Bamberger Basketballfans nicht mehr vergessen. An diesem Tag war die Spitzenmannschaft Olympiakos Piräus zu Gast. Vor der Partie wurde nur über die Höhe der Niederlage gesprochen, von einem Sieg redete niemand. Als es nach dem ersten Viertel 16:16 stand, meinte mein Sitznachbar zu mir: „Wenigstens haben wir jetzt ein Viertel nicht verloren“. Auch zur Halbzeit beim Stand von 34:28 für die Franken trauten wir dem Braten noch nicht. Doch ein an diesem Tag nicht zu stoppender Brian Roberts mit 23 Zählern führte Bamberg zum unerwarteten Sieg gegen die Griechen.
Wer nochmal ein paar bewegte Bilder sehen möchte, kommt hier auf seine Kosten.

Dies war der erste Erfolg gegen einen wirklich großen Klub. Bamberg hatte an diesem Tag einen riesen Vorteil auf seiner Seite: sie waren eingespielt. Für Piräus war es dagegen erst das dritte Pflichtspiel der Saison und dies merkte man ihnen deutlich an. Auf dieser Seite war damals zu lesen:

„Natürlich haben die Superstars aus Griechenland Bamberg unterschätzt, sie dachten wohl nach dem klaren Erfolg vor Wochenfrist gegen Real Madrid, gegen Bamberg nur mit halber Kraft spielen zu können. Die Franken hatten keine Chance, nutzen diese aber eiskalt aus. Leidenschaft, Einsatzwille und Herzblut – diese Eigenschaften zeigten die Franken am Mittwochabend und wenn dann auch noch spielerisch überzeugt wird, hat es eben auch eine Multi-Millionen-Truppe schwer, in der Frankenhölle zu bestehen. Bamberg zeigte eine geschlossene Mannschaftsleistung, alle Akteure zeigten viel Willen und Einsatz.“

Der Erfolg gegen Piräus ließ das Selbstvertrauen noch einmal wachsen. Zu spüren bekamen dies in der Folgezeit nicht nur die Konkurrenten in der Bundesliga, sondern auch die Gegner in der Euroleague. Der 15. Dezember 2010 ist das nächste denkwürdige Datum, denn an diesem Tag musste Real Madrid dran glauben. Auf die mangelnde Eingespieltheit konnten die Madrilenen ihre Niederlage in Bamberg nicht schieben, auch dürfte Unterschätzung (vor allem nach dem knappen 83:81 Sieg im Hinspiel) nicht dazu geführt haben, dass sie verloren. Bamberg war an diesem Abend schlicht und ergreifend besser. Aber nach der verlorenen Partie in Charleroi und der äußerst unglücklichen Niederlage in letzter Sekunde durch einen Wahnsinnsdreier von Roms Charles Smith war ein Aufsteigen in die Runde der besten 16 Teams nicht mehr möglich.

Am letzten Spieltag der Euroleague setzte man aber noch einmal ein Ausrufezeichen mit dem Erfolg in Malaga. Letztlich fehlte aber nur ein Sieg für den Einzug in die Runde der Top 16. Piräus, Madrid und Malaga bezwungen und dennoch nicht weitergekommen – dies war schon bitter.
Die Mannschaft nahm aber sehr viel an Erfahrung und Selbstvertrauen aus den 10 Spielen der Euroleague mit. Das Wissen um die eigene Stärke wurde im Verlauf der Saison und besonders in den Play-off ein wichtiger Faktor. Bamberg konnte die großen Vereine einige Male gehörig ärgern, zum ganz großen Wurf langte es aber nicht. Dieses zu erreichen könnte ein Ziel für die neue Spielzeit in der Euroleague werden.

Der grandiose Gewinn der Partie gegen Madrid war der Beginn von zwei Wochen, die unglaubliche Resultate brachten. Nur drei Tage nach Madrid musste Alba Berlin dran glauben. Das 103:52 war nicht nur der höchste Sieg einer Bamberger Basketball Mannschaft, es war auch die höchste Berliner Niederlage aller Zeiten. Und es war der Anfang vom Ende des Alba-Coaches Luka Pavicevic. Bamberg stürzte die Hauptstädter in die größte Krise ihrer Vereinsgeschichte.

Weil es so schön war, hier die Highlights:

Der Hunger der Franken war aber noch nicht gestillt. Nach Oldenburg mit 35 Punkten Unterschied wurde auch noch Ludwigsburg 28 Zählern Differenz abgefertigt.
Der Dezember 2010 war der unglaublichste Basketball Monat den die meisten Bamberger Anhänger je erlebt haben.

Um die Play-offs wird es im 3. Teil der Saisonbilanz 2011 ab Samstag 2. Juli gehen.

Saisonbilanz 2011 1. Teil

Nach einer Saison mit ganz vielen Höhepunkten und nur sehr wenigen Tiefpunkten fällt die Bilanz natürlich positiv aus. Pokalsieger und Deutscher Meister, beide Titel nach 2010 verteidigt, noch dazu in der Euroleague nicht nur mitgespielt, sondern einige große Teams mächtig geärgert. Die Spielzeit 2010/2011 wird in die Geschichte des Bamberger Basketballs eingehen.

Nach dem Ende der Feierlichkeiten und nachdem die Fans von Freak City wieder nüchtern sind, möchte ich nicht nur auf die Highlights zurückblicken, sondern auch die wenigen nicht so positiven Sachen betrachten.

Fast alle Leistungsträger der Meistermannschaft 2010 konnten gehalten werden, einzig von Center Elton Brown trennte man sich. Beckham Wyrick zog es nach München, bei Mark Worthington war das Heimweh nach Australien zu groß und Robert Garrett beendete im Zorn seine Karriere (zumindest vorläufig, ehe er dem Ruf von Dirk Bauermann folgte und in München ein Comeback startete). Aber der Kern um John Goldsberry, Anton Gavel, Brian Roberts, Peja Suput, Tibor Pleiß und Casey Jacobsen blieb Bamberg erhalten. Man konnte also das Mannschaftsgefüge erhalten und verstärkte sich mit Center Kyle Hines und Forward Reyshawn Terry.

Anders als in den Vorjahren und auch bei den meisten anderen Teams in der Bundesliga kannte man sich, war eingespielt und motiviert den nächsten Schritt zu tun. Gerade die Eingespieltheit war in den ersten Wochen ein riesiger Vorteil den anderen Mannschaften gegenüber. Man musste sich nicht erst lange finden, man musste nicht erst eine Teamstruktur und Hierarchien entwickeln und Angriffs- und Abwehrsysteme lernen. Die Eingewöhnungszeit war kurz und auch die neu dazugekommenen Spieler gewöhnten sich schnell ein.

Es gab sicherlich Mannschaften, die die besseren Einzelspieler hatten, aber niemand war als Team besser als Bamberg. Jedes Zahnrad passte perfekt zum anderen, Bamberg war eine hocheffiziente Maschine, die aus ihren Einzelteilen das Optimum herausholte und jedes einzelne Bestandteil im Gesamtverbund besser machte. Nie trifft das Sprichwort „Das Ganze ist mehr als die Summe der Einzelteile“ mehr zu, als auf diese Bamberger Mannschaft der Saison 2010/2011.

Anhand einiger Statistiken möchte ich dies verdeutlichen:
Der beste Bamberger Scorer ist erst auf Platz 26 der Rangliste aller Korbschützen der Bundesliga zu finden: Peja Suput mit im Schnitt 12,6 Punkten. Dafür hatte man fünf Akteure mit mindestens zweistelliger Punkteausbeute, soviel wie keine andere Mannschaft. Ein Indiz für die Ausgeglichenheit des Kaders, was ein wesentlicher Vorteil darstellte. So konnte sich der Gegner nicht nur auf den einen Überflieger konzentrieren (wie zum Beispiel Frankfurts Wood), Bamberg dagegen war nicht auszurechnen. Zehn Spieler waren in der Lage in mindestens einer Partie offensiv zweistellig zu produzieren – ein Spitzenwert in der Liga.

Keine andere Mannschaft erzielte mehr Punkte aus der Dreierdistanz, niemand holte sich mehr defensive Rebounds und niemand verlor weniger den Ball. In der Kategorie Steals per Turnover stehen mit Goldsberry, Tadda und Gavel drei Bamberger ganz oben. Ein Indiz für Ballsicherheit im Aufbau und flinke Hände in der Abwehr.

Gerade die Guards waren ein Erfolgsgarant. Goldsberry, Roberts, Gavel und als Backup Tadda sind Spieler, die wissen wo der Korb hängt. Offensiv zu produzieren war für sie kein Geheimnis und in der Abwehr haben sie sich, im Vergleich zur Vorsaison, nochmals gesteigert.
Ein wichtiger Faktor, der gerne übersehen wird, war die Verpflichtung von Athletik-Trainer Marcus Lindner. Der bislang für die Nationalmannschaft tätige Fitness-Coach hob das körperliche Leistungsniveau auf eine höhere Ebene. Wurden in der vorangegangenen Spielzeit nicht wenige Partien gerade in der Schlussphase verloren (teils nach deutlichen Führungen), trat diese Saison eine bessere physische und damit einhergehende psychische Stabilität ein. Auch nach Rückständen glaubte das Team immer an sich und überrannte die Gegner regelmäßig im letzten Viertel. Die körperliche und geistige Fitness ist ein Faktor, der nicht von Allen als wichtig angesehen wird. Bamberg hat aber vor über einem Jahr mit Marcus Lindner einen anerkannten Fachmann verpflichten können, der von den Spielern respektiert wird.
Der Körper eines Leistungssportlers ist das Wichtigste was er hat. Er muss ihn hegen und pflegen und alles dafür tun, damit die Leistungsfähigkeit umfassend erhalten bleibt. Nur dann kann eine Karriere lange und erfolgreich sein. Nicht alle Basketballer haben das verinnerlicht, auch in Bamberg gab es in der Vergangenheit Spieler, die öfter bei den bekannten Fastfood-Ketten anzutreffen waren, als in der heimischen Küche.

Die Zeit vom Beginn der Saison bis zum Jahresende 2010 kann als die Erfolgreichste in der Geschichte bezeichnet werden. 16 Siege in Folge in der Bundesliga stellten einen Vereinsrekord dar. Aber nicht nur die blanken Siege waren bemerkenswert, sondern die Art und Weise wie sie zu Stande kamen.

Aber über den Wahnsinns-Dezember und die Erfolge in der Euroleague wird es im 2. Teil der Saisonbilanz gehen, die am Mittwoch, 29. Juni an dieser Stelle zu lesen sein wird.

Fünf gegen Jenkins

Das war ein Finale mit Gänsehautgefühl…!

Wieder einmal eine überragende Teamleistung mit fünf Spielern die zweistellig gepunktet haben. Bei Berlin überragte Jenkins und neben ihm Taylor, allerdings nur solange, bis die Verteidigung, hier vor allem Tadda, Jenkins im Griff hatte.

Dass bei beiden Teams die Kräfte schwanden war leicht festzustellen – aber auch verständlich. Allerdings hatten unsere Schützen den Korb deutlich besser im Visier als die Berliner.

Auch schien Katzurin diesmal kein Rezept gegen die variablen Angriffe und die beinharte Verteidigung der Bamberger eingefallen zu sein, außer dass er Schulze – er musste einem fast Leid tun – zum Zuschlagen (anders kann man es fast nicht mehr beschreiben) brachte.

Nun ist die Saison also zu Ende und wir dürfen uns, glaubt man Wolfgang Heyders Ankündigungen, schon auf eine interessante und spannende nächste Saison einstellen. Nachdem die Hauptleistungsträger Suput, Jacobsen, Golsberry, Gavel und seit gestern auch Tibor Pleiss neben den jungen Deutschen der Mannschaft erhalten bleiben, müssen wir hoffen, dass entweder die drei anderen ebenfalls hier bleiben oder dass es Heyder uns seinem Scout gelingen möge, wieder solche Diamanten zu finden.

Dann besteht berechtige Hoffnung, den einen oder anderen Erfolg dieser Saison zu wiederholen und vielleicht sogar in der Euroleague eine Runde weiter zu kommen. Wünschen wir es uns allen!

Deutscher Meister, Bamberg heißt er

Als ich heute Früh in meinem Berliner Hotelzimmer aufwachte, musste ich mich erst einmal kneifen. Ist Bamberg wirklich Meister oder schlafe und träume ich noch? Aber ja doch, es ist wahr, Bamberg ist Meister 2011!!!

Meine Jubelschreie nach Abpfiff waren so laut, dass ich vermutete, jeden Moment kommt der Manager und bittet mich das Hotel zu verlassen. aber so weit kam es dann zum Glück doch nicht. Die innere Genugtuung bei mir ist auch nach einer sehr kurzen Nacht immer noch sehr groß. Stolz würde mein Gefühl auch sehr gut beschreiben, wenn ich an die jetzt zu Ende gegangene Saison zurück denke.
Den Double Repeat geschafft nach einer Spielzeit, die in die Ananlen der Bamberger Basketballgeschichte eingehen wird. Das alles entscheidende fünfte Spiel gegen Alba Berlin hatte alles, was ein packendes Finale ausmacht. Berlin forderte alles von den Bambergern, die am Ende noch ein paar Prozent an Energie und Willen drauflegten um die Meisterschaft zu erringen.

Respekt an beide Teams, an Berlin und an Bamberg. Besonders die Hauptstädter zeigten eine Leistung, die viele, mich eingeschlossen, nicht für möglich hielten. Aber: the winner takes it all, und der Sieger heißt verdient Bamberg.
Bamberg war vom ersten Spieltag an die dominierende Mannschaft, zeigte eine überragende Hauptrunde, gewann alle Heimspiele und schwächelte nur in den Play-off in den Auswärtssspielen.

So, genug für den Moment, ich muss jetzt los die Alba-Fans trösten…

Bin ja nicht wirklich ein Anhänger dieser Gruppe, aber das Lied passt einfach.

Danke an eine scheiße geile Saison:

Maximal 5 oder 7 Spiele?

2:2 steht es in der Finalserie zwischen Bamberg und Berlin und die nächste Partie muss die Entscheidung für oder gegen eine Mannschaft bringen. Maximal 5 Begegnungen gibt es also, aus den USA kennt man dies anders. Dort werden in der NBA, NHL und MLB vier Siege benötigt um sich als Meister feieren lassen zu können, in der BBL langen 3 Erfolge.

Es war irgendwann in den 90ern als es noch die Trennung zwischen Nord und Süd gab, da wurde im Viertelfinale auch einmal nach dem Modus best-of-seven gespielt. Halbfinale und Finale dann wieder nach best-of-five. Warum man dies damals so machte, daran kann ich mich nicht merh erinnern.

Ich möchte jetzt einmal die Diskussion aufbringen, warum man eigentlich nicht den Versuch wagen sollte, im Finale den Meister erst nach 4 Siegen zu feiern. Über die zusätztlichen Einnahmen würden sich die Kassenwarte sicherlich freuen. Das öffentliche Interesse würde länger anhalten, gerade bei solch bekannten Mannschaften wie Bamberg und Berlin.

Über wie viele Spiele sollten die Finals gehen?
Maximal 5 Spiele sind genug

Best of 7

Ist mir egal

Nur Auswertung

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Entscheidung vertagt

So wird Bamberg nicht Meister, jedenfalls wenn man wie am Dienstag bei der 67:87 Pleite spielt. Dies war mit Abstand (ich war bei der Niederlage in Düsseldorf nicht dabei) die schlechteste Saisonleistung die ich miterleben durfte.

Man hat den Gegner, wie übrigens auch schon in Spiel 2, am Boden, muss nur noch den letzten Sargnagel einschlagen und lässt ihn dann doch wieder vom Haken. Bamberg wirkte mental nicht bereit für den Titelgewinn. Im Hintergrund schwirrten wohl die Gedanken herum, dass man ja immer noch ein Heimspiel hat und es dort richten könne. Zu viele Spieler agierten weit unter ihrem Leistungsvermögen. Exemplarisch sind da Casey Jacobsen und Tibor Pleiß zu nennen, die gedanklich überhaupt nicht im Spiel waren.

Bamberg ließ die Berliner Aufbauspieler ihren Rhythmus finden und schaufelte sich damit selbst das Grab. Von den Bamberger Guards kam, mit Ausnahme von Brian Roberts, offensiv fast gar nichts. Ein guter Indikator für die Einsatzbereitschaft ist meist die Anzhal der Rebounds, die ein Team einsammelt. Denn rebounden ist bekanntlich Willenssache, nicht unbedingt von der Größe abhängig. Wie kann es sein, dass die Berliner Schaffarzik und Rochtestie zusammen 12 Rebounds holen, alle Bamberger Aufbauspieler zusammen aber nur 5?
Noch krasser wird die Differenz wenn man sich die Gesamtrebounds anschaut: Berlin 35, Bamberg 15.

Vielleicht ist es zu sehr durch die Bamberger Fanbrille betrachtet, aber Berlin war in dieser Partie schlagbar, allerdings nicht von Bamberg in dieser Verfassung. Die Franken bauten den Gegner selbst auf, machten ihn stark und ließen ihn dadurch in einen Lauf kommen.
Und gerade weil Bamberg so unglaublich schlecht spielte, bin ich mir sicher, am Samstag kann der deutsche Meister nur Bamberg heißen. Zweimal in Folge kann man gar nicht eine solche Leistung zeigen und die Mannschaft hat nach mageren Darbietungen immer die richtige Reaktion gezeigt.

Leider werde ich die 5. Partie nicht live in der Halle verfolgen können, denn ein länger geplanter und nicht verschiebbarer Kurztrip nach Berlin (!!!) steht an. Ich werde dann eben am Samstag Abend mein Fan-Trikot überstreifen und einen Mini-Autokorso über den Kuhdamm machen.

Nur noch 1

Berlin am Boden, Bamberg obenauf.

War der 90:76 Sieg am Samstag Abend ein großer Schritt zur Meisterschaft: Ja.
Gewinnt Bamberg auch am Dienstag in Berlin: Ja, aber.
Die 2:1 Führung in der Finalserie steht jetzt auf dem Papier, zu sicher sollten sich die Bamberger aber nicht sein. Der klare und deutliche Erfolg im dritten Spiel war nur eine Momentaufnahme. Berlin war über weite Strecken der Partie einfach nur schlecht. Sie haben schlechte Entscheidungen getroffen, waren unkonzentriert und hatten zu viele Spieler in ihren Reihen, die ihr wahres Spielvermögen nicht abrufen konnten.

Man spielt immer nur so gut, wie es der Gegner zulässt. Diese Phrase hatte am Samstag ihre Gültigkeit nicht verloren. Bamberg spielt im heimsicher Halle immer eine Nummer besser als auswärts, jedenfalls war dies in den bisherigen Play-off Begegnungen so. Nach diesem Schema sollte Berlin im vierten Spiel der Finals wieder zurückkommen.

Liegt es an der Kulisse oder an der größeren Bereitschaft der Bamberger Mannen noch ein paar Prozentpunkte mehr an Einsatz, Leidenschaft und Herzblut zu zeigen. Jedenfalls gewann Bamberg die Play-off Heimspiel dieses Jahr mit durchschnittlich 18,8 Zählern Differenz. Dagegen gingen von den vier Auswärtspartien drei verloren. Nicht gerade eine gute Ausgangslage um am Dienstag in Berlin den entscheidenden Schritt zur Meisterschaft zu machen.
Dennoch bin ich davon überzeugt, dass Bamberg den Sack bereits in der vierten Begegnung zu machen wird. Zum Einen ist der Kader wieder komplett. John Goldsberry meldete sich vor Partie 3 zur Überraschung aller aus dem Krankenstand zurück. Zwar merkte man ihm die Knöchelverletzung noch deutlich an, aber seine 2:25 Minuten Einsatzzeit gaben den anderen Aufbauspieler nicht viel, aber wertvolle Minuten der Erholung.
Zum anderen machte Berlin in den bisherigen Heimspielen nicht immer den sichersten Eindruck. Sie verloren 3 von 6 Partien in der O2 World und waren auch in Partie zwei gegen Bamberg erst in der Schlussphase den einen Tick stärker, der zum Sieg ausreichte.

Die Stimmung in der Stechert Arena war am Samstag Play-off würdig. Neutralität darf man in so wichtigen Spielen vom Bamberger Publikum nicht erwarten. Die Zuschauer pushten ihr Team von der ersten Minute an bedingungslos nach vorne. Die diesmal zahlreich angereisten Berliner Fans waren da auf verlorenem Posten.

Bamberg spielte seine Stärke, die Ausgeglichenheit des Kaders, voll aus. So nahm kein Akteur mehr als 7 Würfe, auch die Treffsicherheit aus der Distanz (3er 7 von 15) kehrte zurück. Auch Karsten Tadda und Maurice Stuckey zeigten sich verbessert und waren vom Trainerstab sehr gut auf die Berliner Guards eingestellt. Beide begeisterten an beiden Enden des Feldes mit starken Leistungen.

Will man ein Haar in der Suppe finden, dann sind es die 15 Ballverluste, die am Samtag aber zum  Glück nicht Spiel entscheidend waren. Am Dienstag muss aber wesentlich besser auf den Ball aufgepasst werden. Die Berliner Aufbauspieler haben flinke Hände, dies ist bekannt. Und gerade Fastbreaks nach Ballgewinnen werden gerne zu spektakulären Aktionen genutzt, die dann auch das Berliner Publikum aufwecken.

Der Tisch ist gedeckt, Bamberg muss nur noch seinen Teller leer essen, dann schmeckt auch der Siegessekt lecker.

Berlin gleicht Serie aus

Alba Berlin hat seinen Heimvorteil genutzt und gleicht die Finalserie nach dem 80:71 Erfolg zum 1:1 aus. John Goldsberrys Fußverletzung, die er im ersten Finalspiel erlitten hat, hinderte ihn daran an der Partie teilzunehmen. Und dies war letztlich für die Niederlage entscheidend.

Goldsberrys Qualitäten spiegeln sich nicht in Punkten wider. Nein, er ist der Kopf seiner Mannschaft, er zieht die Fäden im Aufbau. Zu Beginn der Partie war sein Fehlen nicht zu merken, Bamberg erwischte einen Superstart und führte nach dem ersten Viertel mit 27:14. Bamberg profitierte von der schlechten Wurfquote der Berliner. Die Abwesenheit des Aufbauspielers machte sich dann aber im weiteren Verlauf des Spiels immer mehr bemerkbar. Brian Roberts und Anton Gavel mussten die Aufgabe des Ballvortrags übernehmen. Dadurch fehlten ihnen die Ruhephasen und schließlich die Konzentration um wie gewohnt im Abschluss erfolgreich zu sein.

Die Berliner Rentnertruppe konnte wesentlich mehr Druck auf die Bamberger Aufbauspieler ausüben und mit einer an das Göttinger System angelehnten Taktik immer wieder frische Akteure auf die Franken hetzen. So war Sven Schultzes einzige Aufgabe die Bamberger zu foulen. Diese von Trainer Katzurin ausgegeben Marschroute war genau die richtige. Bamberg fehlte einfach die Alternativen, Tadda und Stuckey konnten offensiv überhaupt keine Akzente setzen. Die Rotation mit Jacobsen, Roberts und Gavel im Ballschleppen verbrauchte zu viel Energie, die dann im Abschluss fehlte.

Negativ hat auch die Foulbelastung der Bamberger deren Spiel beeinflusst. Ich möchte jetzt kein Schiedsrichter Bashing betreiben, insgesamt waren die umstrittenden Pfiffe fast gerecht verteilt. Der Knackpunkt war aber, wann die Pfiffe kamen. Das Offensivfoul bei -4 Punkkten war keines, wie man im Fernsehen deutlich sehen konnte. Im Gegenzug machte Radulijica 2 Zähler und so stand es statt -2 nun -6 Zähler gegen Bamberg.

Wie gesagt, die Schiedsrichter haben diese Partie nicht entschieden, Bamberg hätte im 2. Viertel einfach zurück zu ihrer Linie finden müssen. Stattdessen versuchte man es durch gemächlichen Spielaufbau und lief nicht die Systeme konsequent zu Ende. Gerade in dieser Phase fehlte eine ordnende Hand im Aufbau, wie sie John Goldsberry sonst ist. Auch war die schon erwähnte Foulbelastung, von zum Beispiel Peja Suput, ein Faktor gegen Bamberg.

Noch etwas, was mit der Partie nur indirekt zu tun hat:
Wenn Bamberg verliert, dann stört mich die sprichwörtliche Fliege an der Wand, dann werden Kleinigkeiten plötztlich wichtig und ich bekomme schlechte Laune. So hat es mich wahnsinnig gestört nach dem Ende der Partie einen Papa Schultze, seines Zeichens gefühlte 100 Jahre Hallensprecher in Bamberg und immer noch Leiter der Past-Game Pressekonferenzen in der Stechert Arena, klatschend und lachend mitten unter Berliner Fans hinter der Bank der Albatrosse zu sehen.

Dieter „Beppo“ Pfeifer ist tot

Die Nachricht schockt alle: Dieter „Beppo“ Pfeifer ist tot. Er starb nach kurzer, schwerer Krankheit im Kreis seiner Familie.

Dieter Pfeifer war die Stimme des Bamberger Basketballs. Seine Berichterstattung in Radio Bamberg war vor Live-Ticker, Facebook und Twitter lange Zeit die einzige Informationsquelle von Auswärtsspielen. Mit seiner markanten Stimme zog er die Zuhörer in seinen Bann. Neutralität war seine Sache nicht, immer bezog er klar Stellung für sein Team. Oft sah er Fouls, wo keine waren, vermutete hinter vielen Pfiffen eine Intrige der Schiedsrichter. Aber gerade dafür liebten ihn die Fans, soweit sie für Bamberg die Daumen drückten.

„The Voice“ Pfeifer wird untrennbar mit der jüngeren Geschichte des Bamberger Basketballs verbunden bleiben.

Nur noch 2

Aus Bamberger Fansicht war es das fast perfekte Spiel. Erfolge gegen Alba Berlin schmecken immer noch süßer als gegen andere Mannschaften. Dies ist historisch bedingt, denn in der Vergangenheit wurde Bamberg zu oft gedemüdigt. Nichts gegen Artland oder Frankfurt, aber eine Meisterschaft gegen Berlin zu gewinnen wäre für Bamberg (Mannschaft und Fans) das Höchste.

Am Ziel ist man noch lange nicht, aber den ersten Schritt hat man mit dem 90:76 Sieg gemacht. Die Serie kann noch lange dauern, wird es aber aus meiner Sicht nicht werden. Angesichts des Spielverlauf könnte man vermuten, Berlin hätte nur knapp verloren. Der 14 Punkte Vorsprung ist kanpper, als es es die Kräfteverhältnisse tatsächlich waren. Die Bamberger ließen die Gäste drei Viertel lang mitspielen, nur um die Partie innerhalb von wenigen Minuten zu entscheiden.

Berlin wirkte verunsichert, was auch daran deutlich wird, dass bereits im ersten Viertel 11 Spieler zum Einsatz kamen. Das wilde Durchwechseln trug nicht gerade zur Stabilisierung bei. Das Berlin das Spiel trotzdem bis weit in die zweite Halbzeit offen hielt, war weniger der eigenen Stärke als vielmehr den Bamberger Nachlässigkeiten geschuldet. Gerade vor der Pause vergab man zahlreiche Möglichkeiten und ließ die gewohnte Kaltschnäuzigkeit vermissen. Dies wurde dann in Halbzeit zwei wesentlich besser, Bamberg konnte noch einen Gang hochschalten, Berlin war dazu nicht in der Lage. McElroy mit null Punkten und Jenkins mit drei Zähler waren bei der Bamberger Abwehr bestens aufgehoben. Und warum Berlins Coach in Halbzeit seinen Center Idbihi so fast gar nicht mehr spielen ließ, obwohl er bis dahin die Bamberger Defensive gut beschäftigte, wird wohl für immer sein Geheimnis sein.

Berlin hielt sich mit Nebenkriegsschauplätzen auf. So beklagten die wenigen mitgereisten Berliner Fans auf einem Plakat warum Stehplätze 28 € kosten. Wenn man keine anderen Probleme hat…
Probleme dürfte aber in Kürze der Berliner Mannschaftsbetreuer bekommen, der in der ersten Halbzeit einen direkt hinter der Bank sitzenden Bamberger Zuschauer mit der Faust gegen die Brust schlug und auch noch beleidigte. Nicht gerade die feine Art.