Archiv für den Monat: November 2012

Verloren? Gewonnen!

Ja, verloren – aus meiner Sicht fast ein bisschen unglücklich (zittrige Hände, manche fragwürdige Schiedsrichterentscheidung) – aber dennoch wegen der überragenden Leistung der Moskoviter, insbsondere von Teodosic und Christmas, nicht unverdient!

Nein, gewonnen – weil jetzt endlich – nach überstandener Krankheit von Nachbar und Schmidt deutliche Steigerungen erkennbar waren.

Besonders das Zusammenspiel der Mannschaft steigert sich sichtbar von Spiel zu Spiel. Besonders Goldsberry scheint doch wieder der „Alte“ zu werden, gestern sogar mit drei erfolreichen Würfen! Als Spielmacher sind seine Qualitäten sowieso unbestritten. Und diese setzt er immer mehr zur Freude seiner Mitspieler um! Freilich wird er nie ein Teodosic werden (dessen Zuckerpässe wirklich eine Augenweide waren), aber allmählich  merkt man ihm eigentlich keine Verletzung oder Wehwehchen mehr an.

Auch der Kapitän, Casey Jacobsen, scheint seine Zielsicherheit wieder gefunden zu haben. Dazu kommt, dass er häufiger als früher erfolgreich zum Korb zieht um einen Korbleger oder Floater zu machen oder aber den Ball an einen Center durchsteckt.

Besonders zu erwähnen ist auch Neumann, der den Ball immer fest ergreift und auch festhält (!!!) und ohne Umschweife (unnötiges Zwischendribbeln) zum Dunk kommt. Das hat Pleiss erst in seinem dritten Jahr manchmal geschafft und auch Zirbes kann es  nicht so konsequent!

Über die Qualitäten von Gavel und Nachbar muss man erst gar nichts sagen, die sind einfach Spitze.

Aber auch, dass der Ball wieder über mehrere Stationen gepasst wird und der besser postierte Mitspieler gesucht wird, sehen wir jetzt immer öfter.

Für die BBL wird das sicher auch weiterhin reichen, besonders wenn Gavel endlich seine deutsche Staastbürgerschaft bekommen hat und Ogilvy richtig gesund und in die Mannschaft integriert ist.

In der Euroleague können wir nur hoffen, dass sich der Aufwärtstrend, der deutlich erkennbar ist, beibehalten werden kann und wir Zuschauer weiterhin so gute Spiele mit Weltklassespielern in Bamberg sehen wie gestern!

Nach dem FCB ist vor dem FCB

Ein Spiel gegen den FC Barcelona, noch dazu wenn es mit einer Niederlage endet, kann kein Gradmesser für den Zustand einer Mannschaft sein. Man darf ein Team nicht am Erfolg oder Misserfolg gegen eine der besten europäischen Mannschaften messen. Aber ein paar Bemerkungen müssen erlaubt sein.

Die alten Probleme sind geblieben, Besserung ist nicht in Sicht. Wie ich schon vor zwei Wochen an dieser Stelle schrieb, Bamberg ist immer noch ein Team ohne Führung. Mittlerweile bin ich mit meiner Meinung nicht mehr alleine. Mit wem ich auch nach dem Spiel gegen Barcelona am Donnerstag sprach, keiner zeigte sich mit dem Aufbau im Bamberger Spiel zufrieden. Auch die treuesten Goldsberry Fans erkannten (endlich) seine Defezite im köperlichen Bereich und übten starke Kritik an seiner Weiterverpflichtung im Sommer.

Auch Ford stand weder im Zentrum der Kritik, aber ich möchte seine Personalie nicht zum wiederholtem Male diskutieren. Meine Meinung zu ihm ist bekannt und dürfte sich auch in Zukunft nicht so schnell ändern.

Am Sonntag gibt sich der nächste FCB die Ehre. FC Bayern München ist der Gegner und nur die kühnsten Optimisten erwarten einen Sieg der Gäste. Mit der Leistung vom Donnerstag dürfte Bamberg diesmal gegen den anderen FCB die Oberhand behalten.

Team ohne Führung

Spätestens als sich die Leistungsträger vergangener Jahre verabschiedeten, musste den Fans klar sein, dass der Start in die Saison 2012/13 würde holprig werden. In der Phase des Umbruchs und Neuaufbaus ist es wichtig Spieler zu haben, die der Mannschaft Stabilität und Führung geben können. Dem Starting Five Aufbauspieler kommt dabei ganz entscheidende Bedeutung zu. Bamberg ging mit Gipson, Goldsberry, Schmidt und Gavel im Backcourt in die Saison. Sich auf Akteure zu verlassen, die entweder mehr als 1 Jahr verletzungsbedingt nicht gespielt haben (Goldsberry), noch lernen müssen (Schmidt), eigentlich keine richtigen Spielgestalter sind (Gipson & Gavel), war und ist sehr fahrlässig. Solch eine Strategie kann in Jahren gutgehen, in denen nicht die Mannschaft fast komplett neu zusammengestellt ist.

In der jetzigen Bamberger Lage muss man aber sagen, dass Experiment ist gescheitert. John Goldsberry machte zwar beim Sieg gegen Vilnius eine gute Partie, kann solche Leistungen aber zur Zeit nicht konstant bringen. Wann Daniel Schmidt nach seiner Erkrankung wieder auf dem Parkett stehen wird, ist noch unklar. Man sollte aber nicht den Fehler begehen, alle Hoffnungen auf Besserung im Spielaufbau alleine auf ihn setzen. Anton kann nicht in jedem Spiel den besten gegnerischen Akteur decken, im Angriff hochprozentig treffen und auch noch das Bamberger Spiel lenken. Alles zusammen funktioniert auf Dauer nicht.

Und Gipson ist sowieso ein spezieller Fall. Er ist mit unglaublichen Offensiven Fähigkeiten ausgestattet, ein Floor-General ist er aber nicht. Leitet er den Spielaufbau ist man als Fan hin- und hergerissen. Es gibt Tage, da überzeugt er als Regisseur, und dann gibt es Tage an denen er dem Bamberger Spiel kaum eine Struktur gibt. Diese Phasen können sich aber auch innerhalb einer Partie abwechseln. Konstant sieht aber jedenfalls anders aus. Und es soll keiner glauben, dass ein bald 33jähriger Basketballspieler sich noch groß weiterentwickeln kann. Wäre er 10 Jahre jünger, würde ich daran glauben.

John Goldsberry machte am Freitag gegen Vilnius ein gutes Spiel, er traf einen wichtigen Dreier und machte im Angriff keine großen Fehler. Aber kann man damit schon zufrieden sein? Kann er eine/seine Mannschaft dauerhaft führen? Ich habe da so meine Zweifel.

Ein weiteres Sorgenkind ist Sharrod Ford, der am Freitag ganz klar nicht seinen besten Tag hatte. Es kann nicht sein, dass am Ende der 24 Sekunden, die man im Angriff zur Verfügung hat, Sharrod Ford als letzte Option den Ball an der Dreierlinie bekommt und unter Zeitnot und Bedrängnis vom Gegner sein Glück suchen muss. Er ist nicht gerade als Dreiergott bekannt, dies sollte auch den Aufbauspielern bewusst sein. Und da kommt man wieder zum Eingangsthema Führung.

Latavious Williams wurde am Freitag früh beim McDonalds gesehen. Am Mittag erhielt ich die Nachricht, dass er nicht mehr für Bamberg spielen werde. Am Abend gibt brose baskets bekannt, Williams hätte sich einen Magen-Darm-Virus zugezogen und stehe deswegen nicht im Kader. Was stimmt jetzt? Was ist die Wahrheit? Ich weiß es nicht, man kann nur spekulieren. Vielleicht hat er sich wirklich nur den Magen verdorben, vielleicht steckt aber auch mehr dahinter. Spätestens am Montagabend werden wir es wissen, ob er der Partie gegen Frankfurt beiwohnt.

Ford fort! Williams weg?

Ja, wenn man so die Kommentare im Netz liest, dann war das gestern so etwas wie ein Offenbarungseid von Sharrod Ford.

Auch ich teile diese Ansicht. Nicht nur wegen seines gestrigen Auftrittes, sondern wegen seiner erkennbar gleichgültigen Art und dem Auftreten in den bisherigen Spielen.

Denn wenn Körpersprache etwas sagt, dann die von Ford im Vergleich  zu der seiner Mannschaftskollegen. Was die Mannschaft gestern gegen Vilnius zeigte, war endlich so, wie man es sich eigentlich von Anfang der Saison an gewünscht hätte. Auch wenn die Litauer der erhofft und erwartet schwache Gegner – außer Seibutis – war, so war von Anfang an zu spüren, dass man nicht gewillt war, eine weitere Niederlage in der Euroleague hinzunehmen.

Nach einem etwas „schlaffen“ ersten Viertel drehten eigentlich alle Spieler – wir spielten ja mit einer 9er Rotation, allerdings ohne einen – dermaßen auf, dass die Zuschauer in der Halbzeit nur noch über die Höhe des Sieges diskutierten.

Es war eine Freude zu sehen, wie vor allem der sog. Nachwuchs sich durchsetzte und besonders Neumann seine Chancen nutzte. Auch wenn er nicht so viele Punkte machte – ich hätte ihn gerne mal als MVP gesehen!

Allmählich merkt man auch die Ordnung im Aufbau und in der Verteidigung. Selbst Gipson, der für mich bisher mit der schwächste Verteidiger war, scheint sich in diesem System allmählich einzufinden. Lediglich sein Aufbau erscheint mir noch zu egoistisch zu sein, was vielleicht auch aus seiner Rolle in Frankreich herrührt, wo er möglicherweise viel auf sich alleine gestellt war. Der Pass zum besser postierten Mitspieler fällt ihm schon noch manchmal schwer.

Tja, und Williams… Da haben wir einen Spieler für die Euroleague verpflichtet und dann spielt er fast nie – auch wenn es gestern gesundheitliche Gründe waren (an Stego: es wäre schön, wenn das Publikum vielleicht erfahren könnte, warum ein Spieler nicht spielt).

Auch wenn sein Fehlen gestern nicht so tragisch war, wäre es für uns Zuschauer doch schön und wichtig gewesen, ihn endlich mal zu Hause zu sehen. Und er hätte sich, angesichts einer Mannschaft, die fast ihne Center spielte, sicher mal zeigen können. Aber so ist das nun mal im Leben.

Nun hoffen wir, dass der Anstieg der Form so weitergeht und auch die letzten Teile der Mannschaft begreifen, worum es hier in Bamberg geht.

Ein Interview mit Franz Stegner spät abends auf TV Oberfranken war da ein echter Motivator. Da hörte man durch, warum sich dieser Mann dermaßen für den Verein engagiert und sich aktiv einbringt! Mustergültig, danke Franz Stegner!