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Meister

Was kann es Schöneres geben als das letzte Spiel einer Saison zu gewinnen, noch dazu wenn es gleichbedeutend mit der Deutschen Meisterschaft ist.
GHP Bamberg hat sich selbst, den vielen Fans, der Stadt, ja ganz Nordbayern einen einmaligen Erfolg beschert. Der 23. Juni 2005 wird in Zukunft als Feiertag in die Bamberger Sportgeschichte eingehen. Weniger die Finalpartie gegen Frankfurt, als vielmehr was danach passierte, wird Allen die dabei waren in bester Erinnerung bleiben. Mehr als zwei Stunden wurde die Mannschaft im Forum gefeiert, ehe die Festlichkeiten in der Innenstadt weiter gingen. Knapp 10000 Anhänger machten die Nacht zum Tage, feierten ihre Helden am Gabelmann. Manch einer sprach von Palermo in Oberfranken, so etwas hat Bamberg noch nie erlebt! Die erste Meisterschaft eines Ballsportteams aus Bamberg löste eine kollektive Jubelarie aus. Was dieser Erfolg für den Verein und Bamberg bedeutet, wird man wohl erst im Abstand von einiger Zeit, vielleicht sogar Jahren, beurteilen können. 
Der Gewinn der Meisterschaft ist keinesfalls ein Zufallsprodukt, zielstrebig wurde seit Jahren auf diesen Tag hin gearbeitet. Begonnen hat eigentlich alles im Sommer 1999 mit der Insolvenz des TTL Bamberg. Eigentlich war damals die Lizenz schon an die Liga zurückgegeben, ehe sich einige Mutige entschlossen den Standort Bamberg nicht sterben zu lassen. Angeführt von Wolfgang Heyder als Manager, Armin Andres als Trainer, der Familie Sieben, dem Oberbürgermeister Herbert Lauer und nicht zuletzt Günter Tröster als Geldgeber wurde aus Trümmern binnen sechs Jahren ein Meisterteam geformt. 
Dies wäre aber nutzlos gewesen, wenn nicht vor zwei Jahren Familie Günther groß als Sponsor eingestiegen wäre. Der Erfolg hat bekanntlich viele Väter und der Misserfolg ist eine Waise. Aber hervorzuheben ist Dirk Bauermann, ohne den diese Meisterschaft wohl nicht gefeiert worden wäre. Das Management bewies im Dezember 2001 ein glückliches Händchen, als Bauermann für ein Engagement gewonnen werden konnte. Für beide Seiten erwies sich die Verpflichtung als Glücksgriff, denn für Dirk Bauermann war es nach einigen Entlassungen bzw. unglücklichen Engagements fast die letzte Chance als Trainer wieder in Deutschland Fuß zu fassen. Innerhalb von drei Jahren führte er Bamberg zu zwei Vizemeisterschaften und 2005 zum nationalen Titel.
Gemeinsam wurde das brachliegende Potential geweckt, neue Sponsoren gewonnen, das Forum Bamberg zu einer Frankenhölle gemacht und eine Begeisterung bei den Fans entfacht, die in der Bundesliga seinesgleichen sucht.
Für viele "alte" Basketballfans, die die Zeiten in der Kennedy- oder Graf-Stauffenberg-Halle noch mitgemacht haben, ist diese Meisterschaft ein Lohn für viele, viele Jahre treue Anhängerschaft. Tiefe Genugtuung umschreiben die Gefühle am besten, die langjährige Zuschauer nun empfinden. 
Es gab vielleicht in den letzten 30 Jahren Bamberger Mannschaften, die mehr Talent hatten, aber nur diese Meistermannschaft hat das nötige Herzblut, die Leidenschaft und Begeisterung an den Tag gelegt, um Großes zu leisten.

Zurück liegt eine Saison mit einigen Tiefen und vielen Höhen. Nach der schweren Knieverletzung von Hurl Beechum am 9. April in Köln haben nur die kühnsten Optimisten an einen Titelgewinn geglaubt. Und als dann auch noch Kämpferherz Rick Stafford sich beim zweiten Viertelfinalspiel den Ellbogen lädierte, schienen sich die Hoffnungen auf die Meisterschaft in Luft aufzulösen. Aber das Team rückte noch enger zusammen, jeder kämpfte für den anderen und ließ sich auch durch Rückschläge von ihrem Ziel, dem nationalen Titel, nicht abbringen. 
Die 30 Spiele dauernde Hin- und Rückrunde wurde als zweiter der Tabelle, mit nur einer Niederlage hinter Alba Berlin, abgeschlossen. Dabei leistete man sich vier deutliche Heimniederlagen, konnte aber auswärts so viele Siege erringen wie kein anderes Team der Liga. In den Play-offs fertige man erst Oldenburg mit 3:0 und im Halbfinale Gießen mit 3:1 Siegen ab. So kam es zur Neuauflage des Vorjahres-Finale gegen Frankfurt, mit dem letztlich entscheidenden Unterschied, Heimrecht zu haben. Beide Teams gewannen ihre beiden Heimspiele, so kam es dann am 23. Juni zum Showdown im Forum Bamberg mit dem besseren Ende für die Oberfranken.
Aber nicht nur sportlich konnte ein Triumph gefeiert werden, auch die Übernahme der Spielstätte durch Bamberger Investoren vom bisherigen Inhaber, einer Frankfurter Bank, ist wegweisend für die Zukunft. Das Forum wird auf 7000 Plätze ausgebaut und ist dann neben der Nürnberger Arena die größte Halle in Nordbayern. Apropos Nürnberg: viel Unmut lösten die drei ULEB-Cup- Spiele in der Arena in der Lebkuchenstadt bei den Fans aus, denn viele befürchteten einen Umzug in die Mittelfränkische Stadt. Aber die Gastspiele von GHP Bamberg waren wohl mehr als Druckmittel gegen den Inhaber des Forums gedacht um den Kaufpreis zu senken, was wohl am Ende auch zutraf. 

Total subjektive Einzelkritik der Bamberger Spieler
Ensminger
. Wieder war der US-Amerikaner bester Rebounder der Liga, nun schon zum fünften Mal in Folge. In 53 Saisonspielen war er nur sieben Mal nicht bester Rebounder von GHP Bamberg. Gehandicapt von zwei Bänderrissen biss er auf die Zähne und war wie gewohnt der Turm in der Schlacht. Zu Recht ist er nach dem Berliner Stanojevic als der zweitbeste Center der Bundesliga zu bezeichnen. Nach einem Trainingslager während der Spielzeit wechselte er die Wurfhand bei den Freiwürfen. Schoss er zuvor mit der linken Hand, versuchte er es in der Folgezeit mit rechts. An seiner Trefferquote hat der Wechsel leider nicht viel ändern können. Aber würde er auch noch aus der Mitteldistanz hochprozentig treffen, dann spielte er schon lange südlich der Alpen. Wir alle wissen was wir an Chris Ensminger haben, er ist ein ganz wichtiger Baustein des Erfolgs.
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Mallet
. Vor der Saison aus Braunschweig an die Regnitz gekommen, präsentierte er sich nicht immer in Topform. Schwächen beim Ballvortrag machte er aber durch seine Schussgefährlichkeit mehr als wett. Viele Spiele gewann er fast im Alleingang, unvergessen sind seine Korberfolge bei den Auswärtserfolgen in Oldenburg, Bonn und Trier, als er 29 bzw. 27 und 30 Punkte beisteuerte und die Gegner fast im Alleingang besiegte. In der Play-off machte er seine Ankündigung wahr, man hätte noch nicht den wahren Demond Mallet gesehen. Durch sein Auftreten wurde er schnell zum Liebling der Fans, vor allem bei den weiblichen. Der Cousin dritten Grades von NBA-Superstar Shaquille O'Neal hat noch in der nächsten Saison einen Vertrag in Bamberg und wird so sicher den Zuschauern noch viel Freude bereiten.
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Hamann
. Seit zwei Jahren hat er bedingt durch die Erfolge mit GHP Bamberg und seinen Einsätzen in der Nationalmannschaft fast keine Pause mehr gehabt um seinen Akku aufzuladen. Unglücklicherweise zog er sich auch noch zwei Bänderrisse zu, die ihn mehr mitnahmen als die Fans lange Zeit wahr haben wollten. Von ihm wird immer voller Einsatz verlangt, aber wenn der Körper streikt ist dies nicht immer möglich. In der Finalserie zeigte er dann aber sein volles Potential. Er war der Motor des Bamberger Spiels, er trieb sein Team immer nach vorne und er übernahm mehrmals die Verantwortung bei schwierigen Würfen. Defensiv ist er sowieso einer der besten von GHP Bamberg und im Angriff riss er durch seine Dynamik und Energie seine Mannschaft aus so manchem Loch wieder heraus. Von den Fans auf Händen getragen kann er eigentlich gar nicht anders als seinen auslaufenden Vertrag zu verlängern. Wo sonst könnte er als Starter bei einer Mannschaft in der Europaliga auflaufen?
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Stafford
. Zweifelsohne der Akteur mit dem größten Pech im vergangenen Jahr. Im Sommer stand eine Fortführung seiner Karriere durch eine Gehirnhautentzündung lange Zeit auf des Messers Schneide, doch er kämpfte sich langsam wieder heran. Vor den Play-off unterzog er sich noch einer Operation am Sprunggelenk, nur um sich im dritten Spiel gegen Oldenburg schwer am Ellbogen des Wurfarms zu verletzen. Dadurch war GHP Bamberg eines ihrer stärksten Offensivwaffen beraubt. Freuen konnte er sich zwar über die Geburt seines Kindes, aber Grund zu lachen hatte er in der Folgezeit nicht immer. Unvergessen wird aber die Szene aus dem dritten Finalspiel in Frankfurt bleiben, als er von Dirk Bauermann getröstet werden musste. Der Mann mit dem großen Kämpferherz erkannte, dass sein Körper ihn im Stich lässt. Er, der immer will und mit vollem Einsatz spielt, konnte der Mannschaft einfach nicht das geben, was er wollte.
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Weber
. Der Youngster kam hauptsächlich beim Zweitligsten Breitengüßbach zum Einsatz und spielte bei GHP Bamberg nur fünfmal, ohne aber groß aufzufallen.
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Helmanis
. Uvis Helmanis hat eine durchwachsene Saison hinter sich. Vor Weihnachten fehlte er bedingt durch eine Oberschenkelverletzung sechs Partien. Auch er hat wie Steffen Hamann in den vergangenen Jahren nur wenige Pausen im Sommer gehabt. Fast zwangsläufig zog er sich die langwierige Blessur zu. Dadurch fehlte Bamberg ein langer Mann, noch dazu, als Dirk Mädrich ebenfalls durch einen Bänderriss ausfiel. Dies ist vielleicht der einzige Kritikpunkt der dem Management zu machen ist, denn zu spät wurde mit Mike Nahar ein alter Bekannter zurückgeholt, der die Lücken in der langen Garde schloss. Zurück zum lettischen Bär: gerade ein Spieler wie er, der von seiner Physis lebt, muss topfit sein um optimale Leistungen zu bringen. Darunter litt fast folgerichtig seine Trefferquote von jenseits der Dreierlinie. Auch in den Play-off zeigte er zu selten sein Potential auf, wirkte gehemmt und lief seiner Form weiter hinterher. Aber alle wissen, was er in Normalform drauf hat und darauf freuen wir uns in der neuen Saison schon jetzt.
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Beechum
. Der "Gunman aus Iowa" machte seinem Namen alle Ehre. In 37 Pflichtspielen konnte er bis auf einmal mindestens einen Dreier erzielen. Kein anderer Spieler der Liga probierte mehr Dreier und dank seiner Treffsicherheit war er bis zu seiner Verletzung bester Scorer von GHP Bamberg. Aber nicht nur seine Punkte waren wichtig, auch durch seine Abwehrarbeit trug er zum Mannschaftserfolg bei. Bei ihm merkte man, er hat das Spiel verstanden. Dann kam der 9. April 2005, der Tag, der vielleicht entscheidend zur Meisterschaft beitrug. So schmerzvoll der Kreuzband- und Meniskusriss für Hurl Beechum gewesen sein mag, die mannschaftliche Geschlossenheit wurde nun noch größer, die Rollen etwas anderes verteilt. Demond Mallet bekam nun "Schussfreigabe" und Koko Archibong rückte mehr auf den Flügel, was ihm und dem Team sehr gut tat. Ob wir Hurl Beechum in diesem Jahr noch einmal auf einem Basketballfeld sehen werden ist mehr als fraglich. Es bleibt ihm nur baldige Genesung zu wünschen und auf seine Dreier freuen wir uns alle schon.
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Pavic
. Die Beschreibung "Kampfschwein" wird ihm nicht gerecht. Wenn er eingesetzt wurde, was leider zu selten der Fall war, zeigte er zwar immer viel Einsatz, er zeigte aber auch in Ansätzen, was er Offensiv zu leisten im Stande ist. Aber sind wir mal ehrlich, über einen Rollenspieler wird er bei GHP Bamberg nicht heraus kommen. Er wird immer als achter oder neunter Mann zum Einsatz kommen und nur dann in der Rotation nach vorne rücken, wenn sich ein anderer  verletzt.
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Mädrich
. Auch er hatte das Pech an den Basketballstiefeln hängen. Kurz vor Beginn der Saison zog er sich einen Bänderriss im Fuß zu und als er langsam wieder Anschluss fand, brach er sich die Hand. Derart zurückgeworfen war es klar, dass er keine Verstärkung sein kann. Aber er hat viel Talent, auch wenn ihm das ein oder andere Kilo mehr an Körpermasse helfen würde. Was er kann, konnte er leider zu wenig zeigen. Eigentlich ist er der Prototyp des modernen Centers: er kann Dreier schießen, ist beweglich genug seine Gegenspieler am Korb auszutanzen und geht aggressiv zum Rebound - dafür muss er aber gesund sein.
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Zapf
. Lange Zeit mit dem schrecklichen Begriff "Bamberger Eigengewächs" angekündigt, erfüllte sich endlich für ihn der Traum von einer Meisterschaft nach vielen Jahren als Profi. Eigentlich war sein Job nur noch der eines Konditionstrainers, aber durch die Verletzungsmisere musste er noch einmal ran. Im Heimspiel gegen Gießen punktete er sogar noch, nach mehr als zehn Jahren ohne Korberfolg in der Bundesliga, was wohl einzigartig im Profisport sein dürfte.
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Archibong
. OK, Nobody is perfect, auch der Verfasser dieser Zeilen nicht. Nach den ersten Saisonspielen fragte ich an dieser Stelle, ob er der Richtige für Bamberg sei. Heute muss man dies mit einem ganz klaren JA beantworten. Er ist noch jung und brauchte einfach Zeit sich an die neue Umgebung und seine Rolle in der Mannschaft zu gewöhnen. Aber wehe, wenn er losgelassen! Er ist ein Spieler, der fast alles kann. Er kann sehr gut verteidigen, was er vor allem in den Play-off wiederholt unter Beweis gestellt hat. Er kann aus allen Lagen werfen und auch treffen und er hat einen unheimlichen Drang zum Korb. Und springen kann er, als hätte er Sprungfedern in seinen Schuhen eingebaut. Zum Glück werden wir ihn nächste Saison noch in Bamberg bewundern dürfen.
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Nahar
. 2004 eigentlich schon ausgemustert kehrte er kurz vor Jahresende nach Bamberg, wie er selbst sagt, seiner Heimat, zurück. Nach den Verletzungen von Mädrich und Helmanis war Verstärkung auf den langen Positionen auch dringend geboten. Kreideten einige ihm die Vizemeisterschaft letztes Jahr an, war dies in diesem Jahr komplett anders. Mit seiner Leidenschaft und Einsatzbereitschaft heizte er die Stimmung immer wieder neu an. Leistete sich auch wenige Fehler und punktete in den Finalspielen konstant und über seinem Saisonschnitt. Mit ihm hatte man einfach mehr Möglichkeiten unter den Körben und die nötige Härte gegenüber sich und dem Gegner bringt er sowieso mit. 
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Taylor
. Last but not least. Mit dem Gewinn der Meisterschaft hat er sich endgültig unsterblich gemacht. Zehn Monate nach seinem vermeintlich letzten Basketballspiel schnürte er noch einmal nach dem Ausfall von Hurl Beechum seine Stiefel. Mit Fug und Recht darf man behaupten, ohne ihn wäre man nicht Meister geworden. Auch wenn er nicht mehr der Schnellste ist, das Schießen hat er nicht verlernt. Sein Comeback ist ein Hohn für alle Verfechter der Trainingslehre, denn wer fast ein Jahre lang nicht mittrainiert, der kann eigentlich nicht mehr zurückkommen. Aber wie er teilweise 20 Jahre jüngere Gegner "vernaschte" nötig allergrößten Respekt ab. Wäre er fünf Jahre jünger, die Europaliga würde ihn sicherlich noch einmal reizen. Mit dem Titelgewinn hat er aber ein würdiges Ende seiner großartigen Karriere gefunden. Derrick, du wirst immer einen Platz im Herzen aller Basketballfans haben!
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