Schlecht gespielt und
doch gewonnen! Wie man ein Spiel trotz einer miserablen Trefferquote von
nur 28% gewinnen kann, ist auch einen Tag nach dem 70:68 Sieg von GHP
Bamberg über die Honka Playboys aus Finnland noch kaum zu glauben.
Bamberg traf im gesamten Spiel lediglich 17 Würfe aus dem Feld. Die Gäste
zwar mit 22 Treffern auch nicht viel besser, zum knappen Erfolg hat es
aber doch gelangt.
Im Vorfeld der Partie wurde von den Bamberger Fans nur noch über die Höhe
des Sieges geredet. Offenbar nahmen auch die GHP-Spieler ihren Gegner
nicht ganz Ernst, nur so ist die Leistung der Heimmannschaft mehr als eine
Halbzeit lang zu erklären. Honka war keineswegs überragend, nutzte aber
die Nachlässigkeiten von GHP Bamberg gnadenlos aus. Zu wenig
Einsatzbereitschaft in Abwehr und Angriff, Unkonzentriertheiten beim
Spielaufbau und kein mannschaftlich geschlossenes Auftreten wird halt auch
von einem Tabellenletzten eiskalt ausgenutzt und bestraft. Dazu kam, dass
die Playboys ihre Distanzwürfe trafen und mit einer kompromisslosen
Abwehr die vermeintlichen Bamberger Stärken unter den Körben mit
Ensminger, Nahar und Helmanis aus dem Spiel nahmen. Völlig verdient ging
der finnische Gast mit einer 13 Punkte Führung (39:26) in die Halbzeit.
Auch im dritten Viertel änderte sich zunächst nichts. Bis dann GHP-Coach
Dirk Bauermann seine großen Auftritt hatte. Über vermeintliche
Fehlentscheidungen der beiden Schiedsrichter regte er sich so auf, dass er
auf die Tribüne verbannt wurde. Dies war die Initialzündung für sein
Team und die Fans auf den Rängen. Nicht nur, dass es auf der Tribüne zu
einem Handgemenge zwischen zwei Herren im gesetzteren Alter und
benachbarten Zuschauern kam, weil alle bis auf die beiden nun stehend ihr
Team anfeuerten. Nein, auch die Gangart auf dem Parkett im Forum wurde nun
härter. Bamberg sorgte von nun an mit einer intensiveren Defensive dafür,
dass bei Honka nun nicht mehr viel zusammenlief. GHP kämpfte jetzt
endlich um jeden Ball und Rebound und gab sich nicht geschlagen. Punkt um
Punkt wurde vom Vorsprung der Finnen abgeknabbert und mit Beginn des
letzten Viertels bestand bei einem 10 Punkte Rückstand (45:55) wieder
Hoffnung auf einen Heimerfolg.
Die abschließenden 10 Spielminuten waren an Dramatik kaum zu überbieten.
Bamberg holte weiter auf und Rick Stafford eroberte eine Minute vor
Schluss mit einem Dreier zum 68:67 die Führung für GHP zurück. Im
Gegenzug traf Honka nur einen Freiwurf, so dass die Entscheidung im
allerletzten Angriff fallen musste. Derrick Taylor hatte zehn Sekunden vor
Ende den Ball und das Spiel in seiner Hand und nahm einen seiner typischen
Bogenlampenwürfe in Höhe der Freiwurflinie. Er traf und damit war eines
der sensationellsten Comebacks in der Bamberger Basketballgeschichte
perfekt, denn 19 Punkte holte der GHP Bamberg auf. Die Begeisterung war
kaum noch zu steigern, beinahe wäre das Dach des Forums davongeflogen!
Auch diesmal gibt es die individuelle Einzelkritik:
Ensminger (10 Punkte): Er hatte gegen den „Playboy“ Rich einen
schweren Stand. Dieser ließ dem in den vergangen Spielen überragenden
Ensminger wenig Platz unter dem Korb. Der US-Boy im GHP-Dress verlegte die
Würfe, die er in den letzten Spielen noch traf.
Taylor (7): Er wird wohl lange zurück denken müssen um eine
Trefferquote von 10% in seiner Karriere zu finden. Der Sieg bringende Wurf
war für ihn der einzige erfolgreiche Wurf aus dem Feld im gesamten Spiel.
Auch im Aufbau gab er dem Spiel nicht die erforderliche Ruhe und hatte die
Fäden zu selten in der Hand.
Hamann (4): Auch er hat schon bessere Leistungen gezeigt. Er sorgte
zwar durch seine aggressive Abwehr für einige Ballverluste der Finnen,
aber in der Offensive hatte auch er einen rabenschwarzen Tag. Zudem wurde
er mit zwei Offensivfouls belegt, die ihm offensichtlich den Zahn zogen.
Stafford (18): Er und Jason Sasser waren im abschließenden Viertel
die Garanten für den Sieg. Er zog viel zum Korb und provozierte damit
Fouls von Honka. Sein Dreier kurz vor dem Ende holte die Führung zurück.
Auch seine Abwehr verdient wieder höchste Anerkennung.
Helmanis (6): Er war als einer der wenigen noch nahe dran an seiner
Normalform. In der Abwehr lautete wie immer sein Motto: „es werden keine
Gefangenen gemacht“. Lag ein Gästespieler am Boden, war nicht selten er
die Ursache. Aber solche Spielertypen braucht man als erfolgreiches Team,
denn irgendeiner muss ja die „Drecksarbeit“ erledigen. Ich kann es
nicht verheimlichen, ich oute mich jetzt: er ist einer meiner
Lieblingsspieler
Zapf (0): Er war nur wenige Sekunden im Einsatz.
Nahar (0): Auch er hatte kein Wurfglück, denn alle seine vier
Versuche gingen nicht in den Korb. Ansonsten blieb er unauffällig und
wurde in der zweiten Halbzeit dann fast gar nicht mehr eingesetzt.
Kullamäe (0): Er scheint im Moment der größte Problemfall bei
GHP Bamberg zu sein. Schon seit einigen Spielen läuft er seiner
Normalform hinterher. Selbst frei Würfe, die er sonst, würde man ihn
Nachts um halb drei wecken mit verbunden Augen träfe, gingen daneben.
Wenn er schon in die Zone zieht, dann sollte er auch versuchen den
Abschluss zu suchen. Und nicht mit riskanten Pässen quer über die Abwehr
probieren einen besser postierten Teamkollegen anzuspielen.
Zdravkovic (0): Wie auch Zapf durfte er nur Sekunden mitspielen.
Sasser (25): Seine Punkte hielten GHP Bamberg im Spiel und brachten
letztendlich auch den Sieg. Seit Beginn der Saison spielt er auf der
Position 3 und kommt damit nicht mehr so oft in Korbnähe wie noch in der
vergangen Spielzeit. Darunter leidet nicht nur seine Rebound-, sondern
auch seine Trefferquote. Er muss mehr aus der Distanz werfen und wenn er
einen schlechten Tag erwischt, dann hat auch die Mannschaft Probleme. Zum
Glück war es aber gestern nicht der Fall und er wurde verdient nach der
Partie zum „Most valuable Player (MVP)“ gewählt.
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