Vor der Saison war lange unklar ob es mit dem Basketball in Bamberg überhaupt
weiter geht. Erst durch den enormen finanziellen Einsatz der
Unternehmensgruppe GHP wurde eine Rettung des Standorts Bamberg erreicht. Für
800.000 Euro wurde dem bisherigen Inhaber Herrn Günter Tröster die Lizenz
zum Betrieb der Basketballmannschaft abgekauft. Hätte man dieses Geld in
die Mannschaft gesteckt, wäre mehr als der erneute Vizemeistertitel dabei
herausgekommen? Wie auch immer: auch im Abstand von einigen Tagen und Wochen
schmerzt die entgangene Deutsche Meisterschaft noch immer. Wer, wie der
Verfasser dieser Zeilen, seit 20 Jahren zum Basketball geht, hätte schon
gerne einmal eine Meisterschaft gefeiert. Sehr schade ist es nicht nur für
die unglaublichen Bamberger Fans, die wieder einmal das heimische Forum und
die Hallen bei Auswärtsfahrten in Hexenkessel verwandelten. Nein, besonders
für das Team, das die Bezeichnung Mannschaft mehr als verdient hat, ist es
mehr als bedauerlich. Wenn man fast ein Jahr nur auf das eine Ziel
hinarbeitet, dieses hässliche Meisterschild hoch halten zu können und so
knapp scheitert, dann fällt mir nur das Wort Sch... ein. Vor allem weil
einige Spieler genau wissen, dass es für sie die letzte Chance auf einen
Titel war.
Was bleibt von dieser Saison hängen? Unter dem Strich jedenfalls viele
positive Erinnerungen, so die Siegesserie vom 19. Oktober bis 22. November
2003 als GHP Bamberg in 12 Partien in Bundesliga und Europapokal
ungeschlagen blieb und mehrere Spieltage auf Platz eins der deutschen
Tabelle zu finden war. In diese Zeit fielen auf nationaler Ebene unter
anderem Siege gegen Alba Berlin und in Braunschweig und Oldenburg.
International hat sich Bamberg ebenfalls viel Reputation erspielt.
Herauszuheben sind die Heimsiege gegen die späteren Final-Four Teilnehmer
Ural Great Perm und Tel Aviv. Aber die Belastung durch die Spiele in der
FIBA Euro-League, vor allem die Reisestrapazen bis an das Ende von Europa
nach Finnland, Kiew, an den Rand des Urals, nach Griechenland und Israel führten
gerade gegen Ende des vergangenen Jahres doch zu einigen nicht eingeplanten
Niederlagen. Auf der anderen Seite muss man aber anerkennen, dass die
Partien gegen internationale Gegner die Mannschaft gerade im Hinblick auf
die Play-off doch hat reifen lassen.
Highlights in der Bundesliga, wie den Sieg nach zweimaliger Verlängerung
gegen Bonn, stehen auch einige mäßigere Spiele entgegen. Die Darbietung in
Ludwigsburg bei der 63:81 Schlappe grenzte doch schon fast an
Arbeitsverweigerung. Und hätte man zuhause gegen Oldenburg und den Aufsteiger Quakenbrück
insgesamt sieben Punkte mehr erzielt, wäre man in der
Abschlusstabelle vor Frankfurt gestanden.
Wobei ich nun bei den Play-off angelangt bin.
Was GHP Bamberg in den 13 Spielen in den drei Play-off Serien zeigte, war
sehr beeindruckend. Zuerst wurde Oldenburg in drei Spielen aus dem Rennen um
die Meisterschaft geworfen. Anschließend musste sich Alba Berlin vom Traum
vom achten Titel in Folge verabschieden und wurde von GHP Bamberg in die
tiefste Sinnkrise seit ihrer Vereinsgründung geschickt. GHP Bamberg führte
schnell mit 2:0 Siegen und nichts deutete auf fünf Spiele hin. Berlin
raffte sich aber auf und erzwang nach dem Sieg in Bamberg eine fünfte
Partie. In diesem denkwürdigen Spiel zeigte GHP Bamberg dann das wohl beste
Spiel einer Basketballmannschaft in Deutschland in den letzten Jahren.
Berlin wurde bei der 93:68 Schlappe geradezu deklassiert und in die Ferien
geschickt. Bamberg aber durfte in den Finals gegen Frankfurt um die Deutsche
Meisterschaft kämpfen. Wobei Kampf die fünf Spiele am besten beschreibt.
Spielerische Leckerbissen waren von den beiden defensiv besten Mannschaften
der Liga nicht zu erwarten und wurden auch selten geboten.
Warum durfte Frankfurt am Ende doch triumphieren? Wer wie Bamberg in den
Play-off von acht Auswärtsspielen sechs gewinnt, muss doch Meister werden?
Aber wer von fünf Heimspielen drei verliert nicht?
So einfach sind die Fragen leider nicht zu beantworten. Wie so oft
entschieden Kleinigkeiten über Sekt oder Selters. Ein Pluspunkt für
Frankfurt war sicherlich der wesentlich jüngere Altersdurchschnitt ihres
Team gegenüber Bamberg. Je länger die Finalserie dauerte merkte man den
Bamberger „Oldies“ die Strapazen an. Vorteil Frankfurt auch auf den
Positionen zwei und drei. Einem Robert Garrett oder Chris Williams, die
immer wieder zum Korb zogen und dann entweder gefoult wurden oder punkteten,
hatte GHP Bamberg wenig entgegen zu setzen. Aber man findet, wenn man will,
immer ein Haar in der Suppe. Fakt ist jedoch: Bamberg hat auch in den
Finals begeisternde Spiele gezeigt und das Basketballfieber in der Region
noch einmal ansteigen lassen. Bestes Beispiel dafür sind die Karawanen die
regelmäßig von Bamberg nach Berlin und Frankfurt zogen um „ihr“ Team
zu unterstützen. Nicht zu unrecht sind die Fans aus Freak-City als mit die
besten in der Liga zu bezeichnen.
Einzelkritik der Bamberger Spieler
| Ensminger |
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Bereits zum vierten Mal in Folge war er der beste Rebounder
der Liga in der normalen Hauptrunde. Auch, wenn seine Statistiken
etwas nach unten weisen (zu den Freiwürfen komme ich noch), er ist
einer der Eckpfeiler der Mannschaft und aus Bamberg fast nicht mehr
wegzudenken. Nach seiner schweren Schulterverletzung Anfang April im
Spiel gegen Leverkusen konnte er nicht mehr sein normales
Leistungspotential zeigen. Die Spiele gegen Frankfurt haben seine
Grenzen ganz klar aufgezeigt, so wenig wie er da zeigen konnte war
schon krass. Leider besitzt er bei den Schiedsrichtern fast keinen
Kredit, strittige Entscheidungen werden fast immer gegen ihn
gepfiffen.
Nun zu seinen Freiwürfen: oft gescholten ob seiner angeblichen
mangelhaften Ausbeute bei dem vermeintlich einfachsten Wurf im
Basketball, hat er sich im Vergleich zur vorherigen Saison enorm
gesteigert. Seine Trefferquote stieg von 43% auf 58%. Damit liegt er
nicht mehr weit von Steffen Hamann (61%), Rick Stafford (60%) und Mike
Nahar (67%) entfernt.
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| Taylor |
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Was soll man über den
besten deutschen Basketballer neben Mike Jackel noch anmerken? Zu ihm
ist schon fast alles gesagt und geschrieben worden. Wie viele Spiele
er für seine Mannschaften im Alleingang entschieden hat, weiß
niemand. Aber alle Bamberger Basketballfans wussten genau, was sie an
ihm hatten. Irgendwann muss aber Schluss sein und der Zeitpunkt für
das Ende seiner aktiven Karriere scheint richtig gewählt. Jetzt behält
man ihn in positiver Erinnerung und denkt mit Freude an die mehr als
drei Jahre zurück die er in Bamberg spielte. Ohne Übertreibung kann
man behaupten, dass ohne ihn Bamberg damals abgestiegen wäre. In den
Play-off Spielen gegen Oldenburg, Berlin und teilweise Frankfurt
zeigte er noch einmal sein großes Basketballkönnen. Er nahm es auch
ohne Murren hin, von der Bank zu kommen. Wie sagte doch einmal Detlef
Schrempf, der erste deutsche Spieler, der in der NBA richtig
erfolgreich war: „Es ist nicht wichtig, wer am Beginn eines Spiels
auf dem Parkett steht, sondern am Ende“. |
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| Hamann |
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Er war der einzige Bamberger
Spieler, der seine individuellen Statistiken im Vergleich zum Vorjahr
verbesserte.
Er zeigte überragende Partien, aber auch Spiele in denen er sich
versteckte. Für ihn gilt es nun das Etikett eines talentierten
Spielers abzustreifen und den nächst höheren Level zu erreichen.
Anlagen dafür hat er, er muss aber lernen die Mannschaft noch mehr zu
führen und das Vertrauen von Dirk Bauermann in ihn noch mehr an das
Team zurückgeben. Ohne einen Derrick Taylor in der Hinterhand wird er
auch noch mehr im Focus stehen. Steffen Hamann ist aber immer noch ein
junger Spieler, der Erfahrung sammeln muss. Dies kann er nur durch
viel Einsatzzeit und einen Trainer erreichen, der ihn fördert. |
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| Stafford |
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Ohne Zweifel ist er das Herzstück von GHP Bamberg. Er zeigt
immer unbändigen Einsatzwillen und reißt mit seiner Art Basketball
zu spielen die Zuschauer mit. Hechtet jedem Ball hinterher und wenn er
vom Trainer eine bestimmte Aufgabe bekommt, dann erfüllt er sie auch.
Soweit das Positive. Nicht gefallen hat manchmal seine wilde Art verrückte
Würfe zu nehmen und mit dem Kopf durch die Wand zu wollen. Versuchte
teilweise auch die Entscheidung zugunsten seiner Mannschaft zu
erzwingen. Aber gerade in den Play-off hat er diese Dinge fast nicht
mehr gezeigt und eine sehr starke Leistung geboten.
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| Dasic |
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Hm, warum er während der Saison verpflichtet wurde und dann
aber fast nie spielen durfte, ist nicht wenigen Basketballanhängern
bis heute unklar geblieben. Er ist ein Spieler mit guten Anlagen, groß,
beweglich und mit einem recht guten Schuss ausgestattet. Sein Pech war
halt, dass Gert Kullamäe seine Form wiederfand und ihn aus der
Mannschaft verdrängte.
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| Helmanis |
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Ich habe es schon einmal geschrieben: in der Liste meiner
Lieblingsspieler steht er ziemlich weit oben. Er ist einer der noch
die alte russische Basketballschule durchlaufen hat. Er kann, bedenkt
man seine Größe, fast alles: dribbeln, zum Korb ziehen, sehr sicher
aus allen Lagen werfen und immer bereit Alles zu geben. Daß er von
den Gegnern für seine angebliche Härte angefeindet wird, ist nicht
korrekt. Zugegeben, er spielt hart, aber niemals mit unfairen Mitteln.
Viele Teams würden sich glücklich schätzen so einen Akteur in ihren
eigenen Reihen zu haben. Seine Leistungen in der abgelaufenen Saison
waren ein Auf und Ab. Starke Spiele wechselten sich ab mit Begegnungen
in denen er nach 10 Spielminuten bereits fünf Fouls auf seinem Konto
hatte. Aber durch seine Gefährlichkeit aus der Dreierdistanz konnte
er immer wieder auf die Außenpositionen ausweichen und damit so
manchem Gegner das Leben schwer machen. Manchmal hatte man den
Eindruck es tue ihm gut, wenn er in der Starting Five stehe, anstatt
von der Bank zu kommen.
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| Nahar |
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Er war der Spieler der Bamberg noch gefehlt hatte. Mit ihm
hatte man auf den Positionen vier und fünf mehr Rotationsmöglichkeiten.
Dadurch wurden Ensminger und Helmanis entlastet und Jason Sasser
konnte auf die Position drei wechseln. Allerdings machte Mike Nahar
aus seinen Anlagen zu wenig. Für einen Spieler seiner Größe muss er
mehr als nur 4,6 Rebounds pro Partie holen. Obwohl er als durchaus
beweglich bezeichnet werden kann, ließ er sich in der Abwehr öfters
einmal „vernaschen“ und konnte sich dann nur durch Fouls behelfen.
Aber machen wir ihn nicht schlechter als er ist, er hat einen sicheren
Schuss aus der Mitteldistanz und war insgesamt in der Defensivarbeit
sehr wichtig.
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| Kullamäe |
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Kaum ein anderer Spieler wirft so verrückte Dreipunktewürfe.
Kaum ein anderer Spieler kann sich in so einen Spielrausch schießen.
Kaum ein anderer Spieler macht aus seinem Zug zum Korb so wenig.
Leider ist er kein Akteur, der aus dem Eins gegen Eins heraus
besonders stark ist. Aber er war es, der nach einer mäßigen Saison
gerade in den Play-off der Mannschaft enorm geholfen hat. Seine
Galavorstellungen gegen Oldenburg und teilweise gegen Berlin und
Frankfurt machten erst den Erfolg möglich. In diesen Spielen war er
der Unterschied zugunsten von GHP Bamberg. Unvergessen werden seine 10
Dreier gegen Ural Great Perm jedem Bamberger Fan in Erinnerung
bleiben. Auf der anderen Seite muss man aber auch anmerken, dass er über
weite Strecken der Spielzeit fast nicht in Erscheinung getreten ist.
Und, wenn man ehrlich ist (daran können auch Internetabstimmungen von
den Fans nichts ändern), gibt es bestimmt auch andere Spieler, die im
Schnitt zwei Dreier pro Partie erzielen können, jünger sind und
besser verteidigen.
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| Zdravkovic |
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Das er kein Wurfgenie ist,
sollte jedem klar sein. Er bekam von Dirk Bauermann klare Rollen
zugeteilt die er auch meist erfüllen konnte. Je länger die Saison
dauerte, desto weniger kam er zum Einsatz. Aber er hatte auch mehrmals
mit Verletzung zu kämpfen. Mehr als über ein Reservistendasein wird
er wahrscheinlich in Bamberg nie hinauskommen |
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| Saller |
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Nach einem recht guten
Saisonbeginn wurde er dann fast nicht mehr eingesetzt. Er lieferte
seine beste Partie in Gießen ab, als er nach den Verletzungen von
Sasser und Ensminger als Center in der Pflicht stand. Seine 10 Punkte
bedeuteten ein Highlight in seiner Karriere. Er hätte es verdient
gehabt insgesamt zu mehr Einsatzzeit zu kommen.
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| Sasser |
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Der Amerikaner erfüllte die
in ihn gesetzten Hoffnungen nicht vollständig. An einen Spieler mit
US-Pass hat man nun einmal gesteigerte Erwartungen. Gut, er war in
vielen Spielen der beste Korbschütze und auch mehrmals bester
Rebounder. Blickt man aber in die vorletzte Spielzeit zurück, dann
bleibt in Erinnerung, dass er da mehr den Zug zum Korb gesucht hat. In
der vergangenen Saison rückte er mehr nach außen und haderte dann öfters
mit seiner mageren Trefferquote. Angeblich soll er auch zeitweise
Augenprobleme gehabt haben, was so manchen Fehlwurf erklären würde.
Er nahm etwa ein Viertel aller Bamberger Würfe und traf fast genau
50% davon. Übertrieb es manchmal mit eigensinnigen Aktionen, aber
vielleicht brauchte er einfach viele Würfe um seinen Rhythmus zu
finden. Gerade in den Finalpartien gegen Frankfurt hätte man sich von
ihm manchmal etwas mehr Abgeklärtheit gewünscht. Auf der anderen
Seite aber wären ohne ihn die Erfolge in den letzen beiden
Spielzeiten schwer möglich gewesen. Da er Bamberg definitiv verlassen
hat, wird man in Zukunft mit seinem Namen immer zwei
Vizemeisterschaften verbinden. |
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| Zapf,
Weber |
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Da die beiden kaum spielten
ist eine Beurteilung nicht möglich. |
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