Ende einer Dynastie

Vielen Dank allen Verantwortlichen und Spielern des Bamberger Basketballs. Die letzten 3 Jahre waren unglaublich, die Fans durften mehrere Pokalsiege und Meisterschaften feiern.
Nun bahnt sich ein Machtwechsel an. Die Kräfte verschieben sich in Richtung Süden, nach München. Schon jetzt haben die Bayern auf dem Papier den stärksten Kader der Liga. Wie wird es erst sein, wenn deren Trainer Pesic sich seine Wunschspieler zusammenkaufen kann?

Die ist aber die Zukunft, beschäftigen wir uns erst einmal mit der Gegenwart. Um zu verstehen, was am Mittwoch Abend mit den Bambergern passiert, muss man auch in die Vergangenheit schauen.

Vordergründig wurde das erste Play-off Spiel verloren, weil Anton Gavel wegen einer Grippe ausfiel. (Warum klärt man die fast 7000 Zuschauer in der Halle nicht auf, warum Anton nicht spielen kann?). Aber ich behaupte, auch mit dem Slowaken, äh Deutschen, hätte man die Partie nicht gewonnen.

Das Grundübel ist die Schwäche im Aufbau. Langsam werde ich müde, immer wieder die selben Sachen zu schreiben oder mich selbst zu zitieren. Heute muss ich es aber tun. Empfohlen sei die Lektüre eines Beitrags vom 3. November letzten Jahres. Bereits zum damaligen, frühen Zeitpunkt der Saison war klar, woran es im Bamberger Spiel krank. Daran hat sich bis dato nichts geändert.

Ich sehe mir seit 30 Jahren professionelle Basketballspiele in Bamberg an, habe seit 25 Jahren eine Dauerkarte und in dieser Zeit etwa 1000 Spiele entweder als Zuschauer oder im Fernsehen mitverfolgen dürfen. Aber so eine Hilflosigkeit und ein Mangel an Qualität beim Spielaufbau habe ich zuvor noch nie erlebt. Die Bamberger Spielmacher verdienten gestern ihren Namen nicht.

Wenn der einbeinige Goldsberry noch bester Mann im Backcourt ist, wenn ein Daniel Schmidt mehr Einsatz und Leistung bringt als ein Alex Renfroe, dann kann etwas nicht stimmen. Und alles nur auf das Fehlen von Anton Gavel zu schieben, wäre zu einfach.
Sechsmal hatte man beim Einwurf nach Korberfolg der Münchener größte Probleme den Ball überhaupt ins Spiel zu  bringen. Dreimal davon warf man den Ball einfach ins Feld, ohne dass ein Bamberger überhaupt in der Nähe stand. Und einmal verstieß man auch noch gegen die 5 Sekunden Regel.

Hilflosigkeit pur!

Basketball ist ja im Grunde ein einfaches Spiel. Am Ende gewinnt meistens derjenige, der besser ist, der die besseren Einzelspieler in seinen Reihen hat und der mit mehr System, Struktur und Willen agiert.
Gratulation an die Bayern, sie waren besser. Der Erfolg ist vollauf verdient, er kam nicht durch Glück oder durch Schiedsrichtereinfluss zustande. München war eine Klasse besser, auch wenn die Partie drei Viertel lang ausgeglichen war. Aber in den entscheidenden Momenten zu Beginn der letzten 10 Minuten machte Bamberg eben zu viele Fehler und die Bayern hatten in Rice den Akteur, der den Unterschied ausmachte. Einen solchen Spieler gab und gibt es auf Seiten der Bamberger nicht. Jedenfalls nicht am Mittwoch Abend.

Bamberg fehlt es schon die gesamte Saison an Qualität im Aufbau, an Athletik auf den Positionen 3 und 4 und an erfahrenen auf konstant hohem Niveau spielenden Centern.

War es dass mit der Bamberger Dynastie der letzten Jahre? Ich möchte jetzt nicht den Abgesang auf die Bamberger Basketballherrlichkeit führen. Aber mir fehlt der Glaube an die Möglichkeiten in München zu gewinnen. Auch mit einem Anton Gavel wird es sehr schwer. München hat uns in den letzten 2 Monaten nun schon zum dritten Mal gewaltig den Arsch versohlt. Und immer wieder lief das Spiel nach dem selben Schema ab. Die Bayern machten Druck auf den Bamberger Aufbau und brachten die Franken damit komplett aus dem Rhythmus. Warum sollten die Mannen von Sevtislav Pesic nun etwas anders spielen? Und warum sollten die Bamberger Aufbauspieler plötzlich eine Qualität entwickeln, die sie auf ein höheres Niveau hebt?

„Die Hoffnung stirbt zuletzt“, „Am Ende kackt die Ente“, „It ain’t over till it’s over“, „Unterschätze nie das Herz eines Champions“. Man könnte noch viele solcher Zitate anführen, für mich klingt das aber wie das Pfeifen im Walde. Ich würde mir nichts sehnlicher wünschen als eine weitere Meisterschaft. Aber mit dieser Mannschaft sehe ich dazu keine Möglichkeit.

Ein Gedanke zu „Ende einer Dynastie

  1. DRiW

    Hallo Walter,

    100 Punkte, den Nagel auf den Kopf getroffen. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

    Wir werden gesweept. Aber das kann auch etwas positives haben. Die Verantwortlichen werden sich dadurch umso mehr Ihre Gedanken machen. Nächstes Jahr wird sicher vieles wieder anders sein.
    Das Ende einer Dynastie? Das kommt ganz drauf an, was Bamberg nächstes Jahr auf die Beine stellt. Bayern wird auch kein 20 Millionen Etat haben. So weit sind die von Bamberg nicht entfernt.

    Nachbar, Renfroe, Walsh, Ogilvy, Goldsberry und Tadda, ja Tadda, möchte ich nächste Saison nicht mehr sehen. In der Liga gibt es Spieler, die deutlich günstiger zu haben sind und besseren Basketball aufs Parkett legen, z.B. Wendt, Hess, Jordan, usw. Dieses Jahr hat sich Wolle einfach verzockt. Doch das macht ihn nur stärker, dieselben Fehler wird er nicht noch mal machen.

    Gestern fand ich zwei Punkte einfach kläglich und fast schon angsteinflössend:

    1. Bamberger Einfallslosigkeit und somit auch Machtlosigkeit gegen die Zonen-Defense der Bayern. Da ging nahezu gaaar nichts. Die Dreierschützen wurden meisten ebenfalls stark verteidigt.
    2. Im Aufbau hat Bamberg einfach versagt. Das hast Du auch schon geschrieben. Das Problem ist so dermaßen offensichtlich. Wie Renfroe immer wieder den Ball verlor, Steffi hat ihm mehrfach einfach den Ball aus der Hand geschlagen. Goldsberry traut sich nichts, immer hintenrum gespielt, er strahlt 0,0 Gefahr aus, somit wird er meistens auch nicht richtig verteidigt, womit die Bayern andere Shooter umso mehr decken konnten. Schmidt hat schon in der EL gezeigt, dass das alles noch etwas zu früh für ihn ist. BL ja, aber EL und Playoffs, das ist für ihn zu schnell und zu physisch.

    Und Rice. Ja, das war schon eine Demonstration, was er im letzten Viertel aufs Parkett gelegt hatte, war schon erste Sahne. Die Bamberger konnten nur noch staunen. Die Zuschauer, mich inklusive, konnten ebenfalls nicht glauben, dass Brose nichts entgegenzusetzen hatte. Der hat uns den Arsch versohlt.

    Dieses Jahr kann man definitiv abhaken. Das hast Du und ich schon seit Monaten analysiert. Da sind einfach zu viele Baustellen offen: Falsche Spieler, Einsatzwille, Lustlosigkeit, Rebounds, Defense, Verletzungspech, Aufbau, Teamchemie, …
    Das ist dann auch für Bamberg irgendwann zu viel.

    Nächstes Jahr sind wir wieder da. Ganz sicher!

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