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Bamberger Hall of Fame

Die Tradition des Bamberger Basketballs ist lang. Seit mehr als 40 Jahren wird dem orangenen runden Leder nachgejagt. In dieser Zeit haben hunderte von Spielern ihre Sneakers für Bamberg geschnürt, aber nur wenige haben einen bleibenden positiven Eindruck hinterlassen.
Die Auswahl der nun folgenden Spieler ist rein subjektiv und entspricht nur meinen Eindrücken. Objektive Kriterien wie erzielte Punkte, Rebounds oder ähnliche statistische Werte haben keinen primären Einfluss. Vielmehr zählt der Gesamteindruck, der Wert des Spielers innerhalb seiner Zeit und auch für die Mannschaft.
Aufnahme finden nur Akteure, die ich selbst habe spielen sehen. Deshalb fehlen auch die Helden der frühen Jahre Jim Wade und Duci Simonovic. Auch muss der Spieler mehr als nur ein Jahr für Bamberg gespielt haben.
Durch mein Auswahlraster gefallen sind zum Beispiel Jason Sasser, Kyle Hines und PJ Tucker die zwar alle hervorragende Ballers waren bzw. noch sind, aber zu kurz für Bamberg spielten um einen dauerhaften und bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Die alphabetische Aufstellung geht los mit:

EnsmingerChris Ensminger

Als der US-Amerikaner 1999 in die Liga kam, ahnten nur die wenigsten (und er wohl auch nicht), dass er 2013 immer noch in der Bundesliga spielen würde. Ich kenne jetzt nicht alle sportlichen Lebensläufe der letzten Jahrzehnte, aber es wird sicher kaum einen ausländischen Spieler geben, der länger in Deutschland ununterbrochen aktiv war. Weißenfels, Bamberg, Paderborn und Bonn waren seine Stationen. Immer war er einer der tragenden Säulen seiner Teams. Als klassischer Brettcenter konnte er mit rechts und links in unmittelbarer Korbnähe Punkte erzielen. Ein filigraner Techniker war er nie, er beherrschte aber die Basics in Perfektion. Auch schien er immer zu erahnen, wo und in welche Richtung ein Rebound abprallen würde. Folgerichtig war er mehrere Jahre in Folge der Top-Rebounder der Bundesliga.
Kurios: als seine Freiwurfquote immer weiter sank, wechselte er die Wurfhand. So versuchte er es eine Zeit lang mit der linken statt mit der rechten Hand. Großen Einfluss auf die Quote hatte die Aktion aber nicht. Erst im Herbst seiner Laufbahn konnte er seine Freiwurfquote auf akzeptable 75% (mit rechts) steigern.
Auch, wenn sich seine Spielzeit im Laufe der vielen Jahre reduziert hat, er brachte immer die richtige Einstellung zum Sport mit. Nach dem Sommer kam er zu Saisonbeginn immer topfit aus dem Urlaub zurück. Fast schien es so, er hätte einen Jungbrunnen zuhause stehen. Er hat es verstanden seinen Körper zu pflegen und sich fit zu halten und so seine Karriere um etliche Jahre zu verlängern.
Müsste man jemanden suchen, der den Begriff Musterprofi verdient hätte, Chris Ensminger wäre die erste Wahl.

 

GavelAnton Gavel

Er findet als einer der wenigen noch aktiven Basketballer Aufnahme in meine persönliche Hall of Fame. Nach der vierten Meisterschaft in Folge ist er aus der aktuellen Bamberger Mannschaft nicht mehr wegzudenken. Nicht nur sportlich ist er einer der Besten, sondern auch als Leader innerhalb des Teams nimmt er eine entscheidende Rolle ein. Sein basketballerisches Talent schien in jungen Jahren überschaubar. Nach Stationen in Karlsruhe, Gießen, Spanien und Griechenland war er ohne Beschäftigung, als im Herbst 2009 Bamberg Ersatz für den verletzten John Goldsberry suchte. Es ist für mich immer noch unerklärlich, dass er so lange unter dem Radar vieler Manager und Trainer blieb. In Bamberg erkannte man sehr schnell, welches unglaubliche Potential in ihm schlummert.
Das bisher erreichte hat er sich durch harte Arbeit verdient. Kaum ein anderer Akteur scheint so verbissen zu trainieren und zu versuchen sich zu verbessern. Er ist einer der wenigen die die Big Points erzielen können, die in der Crunch Time das Spiel an sich reißen und damit ihr Team auf die Siegerstraße bringen können. Trotz wesentlich höher dotierten Angeboten hält er bislang Bamberg die Treue.
Anton Gavel hatte in den vergangen Jahren sehr großen Einfluss auf das Bamberger Spiel, sei es als Scorer oder Führungspersönlichkeit. Dies macht ihn zum würdigen Hall of Famer.

 

HamannSteffen Hamann

Einige werden jetzt verdutzt reagieren. Was hat Steffen Hamann in einer Hall of Fame zu suchen?
Es ist unbestritten, dass er seit 1999, als er erstmals in der Bundesliga zum Einsatz kam, großes geleistet hat. Viele Jahre war er eines der Gesichter des Bamberger Basketballs. Seine Karriereleistung vom jungen Nachwuchsakteur zum Nationalspieler und Olympiateilnehmer verdient Respekt. Er spielte neben Bamberg auch noch in Berlin und aktuell in München. Sein kurzer Abstecher nach Bologna brachte ihm zwar einiges an Geld, aber keine sportliche Meriten ein. In seinen jeweiligen Teams verehrt, wenn nicht sogar geliebt, war und ist er für die gegnerischen Fans eine Reizfigur, an der man sich reibt.
Unstrittig ist sein Einsatzwille und die Einstellung zum Sport, auch wenn er offensiv immer limitiert war und ist. Seine Stärken hat er in der Defensive und als Antreiber seiner Teams. Er kann durch seinen Einsatzwillen ein Team mitreißen und macht so seit mehr als einem Jahrzehnt den Unterschied aus.
Für mich gehört er der Generation an, die den Aufstieg Bambergs aus den Niederungen der Liga zu höchsten sportlichen Erfolgen nicht nur mitgemacht, sondern entscheidend geprägt haben.
Darum hat er für mich einen Platz in der Hall of Fame verdient.

 

JackelMike Jackel

Er ist der nach erzielten Punkten erfolgreichste Basketballspieler in der deutschen Basketball-Bundesliga. Als „Mister Bundesliga“ brachte es der Small Forward in 17 Jahren auf 10.783 Punkte. Er war 1993 Europameister und jeweils viermal Deutscher Meister und Pokalsieger. Dies allein macht ihn schon zu einem würdigen Hall of Famer. Nimmt man die insgesamt und pro Spiel erzielten Korbpunkte zum Maßstab, war Jackel nach Dirk Nowitzki der erfolgreichste Nationalspieler der jüngeren Geschichte.
Als er 1990 von Galatasaray Köln nach Bamberg wechselte, brachte er eine Qualität mit, die man vorher noch nicht kannte. Er konnte nach Belieben punkten, ob nach dem Zug zum Korb, aus der Mitteldistanz oder aus dem Dreierland. Sein Signature Move war aber ohne Zweifel die Bewegung zum Korb, unter Bedrängung vom Gegenspieler mit Körperkontakt in der Mitteldistanz hochsteigen und sicher vollstrecken. Nicht selten wurde er dabei noch gefoult und kam dadurch zu vielen And-1. Zusammen mit Kai Nürnberger bildete er über Jahre hinweg das Rückgrat der Bamberger Mannschaften.
Er war kein Spieler der Wert auf Show legte, er zeigte lieber sein grundsolides, aber sehr erfolgreiches Spiel. In seiner Bamberg Zeit sah ich zum Beispiel nie ein Dunking von ihm.
Mit seinen Fähigkeiten würde er heute nicht in Bamberg spielen, er wäre mit Sicherheit ein hochbezahlter Akteur in einer der Ligen rund um das Mittelmeer.
Als er vor einigen Jahren anlässlich der 40 Jahr-Feier des Bamberger Profibasketballs in einem Showspiel mitwirkte, konnte man sehen, er hat auch mit 50 Jahren nichts von seinem Können verlernt.

 

JacobsenCasey Jacobsen

5 Meisterschaften und 4 Pokalsiege. Casey Jacobsen ist ohne Zweifel einer der erfolgreichsten Basketballer, die jemals in Deutschland aktiv waren. Mit der Erfahrung von 293 Einsätzen in der NBA, der nordamerikanischen Profiliga, brachte er ein Niveau nach Bamberg, das man vorher noch nicht kannte. Gleich in seiner ersten Spielzeit 2007 war er maßgeblich am zweiten Bamberger Titelgewinn beteiligt. Ihm wurde viel Verantwortung übertragen und er enttäuschte nicht. Nach einem Abstecher in die NBA nach Memphis und einem Jahr in Berlin fand er den Weg zurück nach Oberfranken. Mit ihm kam der Erfolg und die bislang erfolgreichste Zeit des Bamberger Basketballs. Der Kapitän ist das Herzstück des aktuellen Kaders und ist nicht nur dank seiner Einstellung, sondern auch wegen seiner sportlichen Leistungen ein Vorbild. Den sympathischen Kalifornier nur auf seine Stärken als Distanzschütze zu beschränken, würdigt in keinster Weise sein Können. Dank seines hohen Basketball-IQ hat er das Spiel verstanden. Er scheut sich nicht auch in engen Spielen und schwierigen Phasen Verantwortung zu übernehmen und den Abschluss zu suchen. Die Erfolge der letzten Jahre wären ohne ihn nicht denkbar. Deswegen gebührt ihm zu Recht ein Platz in der Hall of Fame.

 

NürnbergerKai Nürnberger

Als er 1991 nach Bamberg wechselte war er etwas pummelig und nicht wenige Basketballfans waren von seiner Verpflichtung nicht überzeugt. Aber recht schnell schlossen die Bamberger Anhänger Kai Nürnberg in ihr Herz ein. Er brachte die bei Aufbauspielern nicht immer vorhandene Eigenschaft mit, das Spiel seiner Mannschaft zu führen und sicher im Abschluss zu sein. Er ist sicherlich einer der besten deutschen Akteure, die nie Meister wurden. Mit Bamberg wurde er zwar 1992 Pokalsieger, zur nationalen Meisterschaft langte es mit den Oberfranken aber nie, dazu war in den 90ern Bayer Leverkusen zu dominant. Seine größten sportlichen Erfolge dürften aber die Olympia-Teilnahme 1992 und der Gewinn der Europameisterschaft 1993 sein. Nach dem Ende seiner Laufbahn zog er zusammen mit seiner amerikanischen Frau in die Nähe von Chicago.

 

RobertsBrian Roberts

Die Fans wussten wohl erst nach seinem Abgang aus Bamberg, was sie drei Jahre lang an ihm hatten. Als junger Spieler mit nur einer Saison Profierfahrung in Israel kam er 2009 nach Bamberg, wo seine Fähigkeiten aber recht schnell deutlich wurden. In seinen Adern muss Eiswasser fließen, denn mehrmals nahm er letzten und entscheidenden Wurf, den er auch hochprozentig traf. Ohne ihn wäre so manche enge Partie verloren gegangen. Spontan fällt mir ein Spiel gegen den italienischen Klub Biella ein, als Roberts mit zwei Dreiern in Folge einen fünf Punkte Rückstand innerhalb weniger Sekunden in eine Führung drehte und so den Sieg sicherte. Auch bei anderen Gelegenheiten  suchten seine Mitspieler ihn für den letzten Wurf. In seinem dritten Jahr in Bamberg schulte man ihn erfolgreich vom Shooting zum Point Guard um. Aber auch als Aufbauspieler konnte er überzeugen, ohne seinen absolut sicheren Wurf zu verlieren. Nach seiner Bamberger Zeit erhielt er einen Vertrag beim NBA-Klub New Orleans, wo er auch nach kurzer Zeit bereits zu gefallen wusste und sich als Rollenspieler etablieren konnte.

 

New Yorker Phantoms - Brose BasketsPeja Suput

Es war unglaublich mutig von ihm im Alter von 30 Jahren, ohne Fremdsprachenkenntnisse das heimische serbische Umfeld zu verlassen und nach Bamberg zu wechseln. Dies allein spricht schon Bände für seine Einstellung, sich vor nichts zu fürchten und nicht immer den leichten Weg zu gehen.
Bereits nach wenigen Partien wurde klar, er wird den Basketballfans noch viel Freude bereiten. Als Power Forward mit klassischer jugoslawischer Ausbildung, beherrschte er das volle Programm. Ein sicherer Wurf aus allen Distanzen war sein Markenzeichen. Aber unvergessliche war sein „serbischer Tango“, den er regelmäßig mit seinen Gegenspielern in Korbnähe tanzte. Er ließ die Gegner reihenweise wie Schulbuben aussehen, wenn er sie mit mehreren Finten ins Leere springen ließ, nur um anschließend mit Unterhandkorbleger den Ball einzunetzen. Fünf Jahre trug Peja Suput das Bamberger Trikot – die erfolgreichsten Jahre der Bamberger Basketballgeschichte. Auch in der Abwehr konnte er anfangs aggressiv verteidigen, wenn er denn wollte.  In Allerweltsspielen war seine Motivation nicht immer vorhanden, in wichtigen Partien aber, zeigte er sein Können. Er punktete dann nach Belieben und war dadurch ein unverzichtbarer Eckpfeiler der Bamberger Erfolge.

 

SweetKen Sweet

Der US-Amerikaner prägte wie kaum ein zweiter vor und nach ihm den Bamberger Basketball. Mehr als ein Jahrzehnt war er für die Oberfranken tätig und krönte seine Laufbahn mit dem Gewinn des deutschen Pokals 1992. In einer Zeit, als nur ein Ausländer je Team erlaubt war, kam es für den sportlichen Erfolg entscheidend darauf an, den richtige Akteur zu verpflichten. Das Ken Sweet dann fast 14 Jahre für Bamberg spielte, spricht für seine Klasse. Verantwortung zu übernehmen, das war seine Bestimmung. In sehr vielen Partien war er der Topscorer seiner jeweiligen Mannschaft. Mit seiner Athletik, Technik, Spielverständnis und Treffsicherheit war er den meisten Spielern (nicht nur beim Gegner) weit überlegen.
Für mich unvergessen ist das Spiel gegen Hagen 1985, als Ken Sweet fast im Alleingang einen 6 Punkte Rückstand binnen Sekunden in eine Führung umwandelte und Bamberg damit erstmals an die Tabellenspitze führte. Wer damals als Zuschauer in der Graf-Stauffenberg-Halle dabei war, wird diesen Tag niemals vergessen, auch dank Ken Sweet.

 

TaylorDerrick Taylor

Daddy Cool. Dies sagt eigentlich schon alles über ihn aus. Wenn seine Mannschaft Punkte brauchte war oft das Motto: Ball zu Taylor. Mit einer überragenden Technik ausgestattet, war er über einen sehr langen Zeitraum ein sehr dominanter Offensivakteur. Wie oft ärgerte man sich Bamberger Fan: „Nicht schon wieder dieser Taylor!“, wenn der US-Amerikaner im Dress des Gegners der eigenen Mannschaft wieder einmal viele Punkte einschenkte. Der stets sympathische Spieler kam erst im hohen Alter nach Bamberg und rettete die Mannschaft vor dem Abstieg. Er konnte nicht nur als Aufbauspieler in seiner Karriere stets überzeugen, auch als sicherer Vollstrecker war er eine Gefahr für den Gegner. Egal ob direkt am Korb oder aus der Distanz, er traf hochprozentig, wie man es in der Liga bis dahin nicht oft erlebte.
Nachdem er seine Karriere eigentlich schon beendet hatte und bereits als Trainer in Breitengüßbach aktiv war, wurde er im Frühjahr 2005 noch einmal reaktiviert weil sich Hurl Bechum am Knie schwer verletzte und verhalf damit Bamberg im zarten Alter von 41 Jahren zum Gewinn der ersten Meisterschaft.
Damit machte er sich für alle Bamberger Basketballfans unsterblich.

 

Transfergeflüster

Das Fieber steigt, die Bamberger Basketballfans sind ganz unruhig, können es kaum noch erwarten. Was ist passiert? Geht die Saison doch noch weiter?

Nein, was die Anhänger zur Zeit bewegt, sind die vielen Gerüchte, die sich einzig und alleine um die Fragen drehen:
Welcher Spieler bleibt?
Welcher Spieler geht?
Und welcher Spieler kommt?

Kaum ein Tag vergeht, an dem ich nicht gefragt werde: Wie schaut es aus? Weißt du was? Hast du schon gehört?

Eines sei gleich mal klargestellt: Niemand weiß etwas genaues. Nicht 99% derjenigen, die irgendwelche Kaderpläne in diversen Internetforen posten. Nicht diejenigen, deren Schwager beim Stammtisch etwas aufgeschnappt hat. Und auch nicht ich.
Halten wir uns an die Fakten: Suput, Pleiß und Slaughter sind definitiv weg und Zirbes dockt neu in Bamberg an.
Gavel hat mit München verhandelt und ein sehr gutes Angebot erhalten. Ob die kolportierten Summen von über 400.000 € p.A. stimmen, werden nur er und seine Verhandlungspartner in München wissen. Angeblich (!) hat er aber bereits vor Wochen in Bamberg unterschrieben mit einer Ausstiegsklausel bis 30.06.2012, falls er doch noch ein besseres Angebot erhält. Ob ein besseres Angebot unbedingt mehr Geld beinhalten muss und welche Prioritäten Anton Gavel setzt, kann keiner wissen. Vielleicht geht es ihm gar nicht so sehr um das Geld, sondern ein intaktes Umfeld, ein guter Coach sind ihm wichtiger als noch mehr Geld auf dem Konto.

Ähnlich liegt der Fall bei Brian Roberts. Letztes Jahr versuchte er in Europa einen höher dotierten Vertrag zu erhalten, ist mit seinem Unterfangen aber ziemlich auf der Nase gelandet. So kam er dann kleinlaut wieder nach Bamberg zurück und Bambergs Manager Wolfgang Heyder wäre nicht der schlaue Fuchs, wenn er die (Not-)Lage der Familie Roberts nicht ausgenutzt und den Spielmacher im Preis gedrückt hätte.
In diesem Sommer sieht die Sache vermutlich anders aus, denn die gute Leistungen haben sich herumgesprochen und Brian Roberts dürfte sicherlich gute Angebote erhalten haben.
Auch für ihn stellt sich nun die Frage: Bleibe ich für weniger Geld in Bamberg und weiß, was ich habe, das Geld ist pünktlich am Monatsende auf dem Konto, meine Frau und Kind fühlen sich wohl? Oder wechsel ich für mehr Gehalt in ein Land, wo die Lage nicht so stabil ist wie in Deutschland und auch die sportliche Zukunft unsicher ist?
Es hängt halt immer von der persönlichen Einstellung ab. Manche Typen sind bodenständiger und bevorzugen Stabilität und Konitinuität (bestes Beispiel ist Chris Ensminger). Zu diesen Menschen zähle ich Brian Roberts. Es gibt aber auch die anderen Typen, solche wie Marcus Slaughter und auch P.J. Tucker.

Marcus Slaughter war in seiner gesamten Karriere schon immer ein Wandervogel, der gerne jedes Jahr woanders spielte. Darum verwundert mich sein Abgang aus Bamberg nicht. Ausserdem wird er bei Real Madrid sicher ein paar Euros mehr erhalten als im Frankenland.
P.J. Tucker ist auch der typische Vertreter eines Basketballsöldners. Dies soll keinesfalls abwertend gemeint sein. Wer würde nicht seinen Arbeitgeber wechseln, wenn er bei der neuen Stelle das doppelte verdient? Wie schon geschrieben, es kommt halt immer auf das persönliche Umfeld und auch auf die Herkunft an. Wenn man aus den Südstaaten der USA kommt und nicht unbedingt in einer privilegierten Umgebung aufgewachsen ist, dann kann ich die Einstellung, nur auf das Geld zu schauen und seine Talente an den meistbietenden zu verkaufen, sehr gut verstehen.
Darum glaube ich auch nicht an ein Verbleib P.J. Tuckers in Bamberg. Es wird sich garantiert ein Klub finden, der ihm so viel Geld bietet, dass er einfach nicht nein sagen kann. Und wenn es sein muss, dass er dann 9 Monate kaum Tageslicht sieht, weil er in einer Gegend spielt, wo der ewige Winter herrscht.

Vielleicht kommt es aber ganz anders und wir werden auch in der neuen Saison alle Spieler wieder im Bamberger Trikot auflaufen sehen. Denn: was wirklich hinter den Kulissen läuft, wissen nur die daran Beteiligten. Ausserdem sollte man nicht alles glauben, was so in der Öffentlichkeit erzählt wird. Wolfgang Heyder ist ein Meister seines Fachs, mit allen Wassern gewaschen und perfekt daran, zur rechten Zeit auch mal Nebelkerzen zu zünden, um seine wahren Absichten zu verschleiern. Ich vertraue ihm und seiner Arbeit und bin mir sicher, dass die Fans auch in der nächsten Spielzeit wieder eine Mannschaft sehen werden, die nicht schlechter ist, als die der abgelaufenen Spielzeit.

Finale? Finale!

Privat wie im Berufsleben ist es doch erfreulich, wenn Ziele, die man sich steckt, erreicht werden. Die Bamberger Basketballer haben mit dem Finaleinzug ihr Mindestziel erreicht. aber wer im Finale steht, möchte sich damit nicht zufrieden geben. Nein, der Meistertitel muss das Ziel sein. Wie das zu schaffen ist, wissen die Bamberger ganz genau.

Für Finalgegner Ulm jedoch ist dies eine ganz neue Erfahrung. Warum sie die Hauptrunde auf Platz 2 abgeschlossen haben und durch die Playoff gepflügt sind, das wissen sie an den Donau wohl selbst nicht so genau. Klar, sie haben gute Spieler, die aber individuell betrachtet sicher nicht stärker sind, als die Bamberger. Also muss es das Kollektiv, die mannschaftliche Geschlossenheit sein, die für den Ulmer Höhenflug verantwortlich ist.
Mir scheint als hätten die Verantwortlichen bei der Ami-Lotterie die richtigen Lose, pardon Spieler, gezogen um erfolgreich Basketball spielen zu können. Die ist ja erst mal nicht verwerflich, man wird aber sehen müssen, wie sich das Ulmer Programm weiter entwickelt. Helfen würde auf jeden Fall eine deutsche Meisterschaft. Die Chancen dazu stehen nicht schlecht. Ich sehe die Finalserie als ausgeglichen an, mit leichten Vorteilen auf Bamberger Seite. Ausschlaggebend für Bamberg könnte der Heimvorteil sein, was im Übrigen auch Artland gespürt hat.

Jedenfalls sollten die Bamberger Basketballfans sich freuen die Mannschaft in der jetzigen Zusammenstellung zu sehen. Denn es ist schon klar, dass das Team in der nächsten Saison ein anderes Gesicht haben wird. Im worst case verliert Bamberg vier Spieler aus der starting five. Der Abgang Tibor Pleiss scheint schon fest zu stehen, die Frage ist nur wohin. Ob er gleich in die NBA zu Oklahoma City wechselt, oder erst noch ein Jahr im europäischen Ausland spielt, ist noch nicht geklärt. Ebenfalls besiegelt scheint der Wechsel Marcus Slaughter zu Real Madrid. Nachdem die Spanier ihn bereits im Winter haben wollten, und auch der Spieler einem sofortigen Wechsel nicht abgeneigt schien, soll der Wechsel nun im Sommer stattfinden.
Der dritte Kandidat für einen Abgang ist P.J. Tucker, der es entweder nochmal in der NBA versuchen möchte (aus meiner Sicht keine Chance, da zu klein) oder mit einem hochdotierten Vertrag irgendwo in Europa liebäugelt. Machen wir uns nichts vor, Tucker ist der Prototyp eines freiberuflichen Basketballakteurs. Er trägt seine Talent zwar nicht zum South Beach, aber dorthin, wo am meisten gezahlt wird. Loyalität oder auch Verbundenheit zu einem Basketballprogramm sind Eigenschaften die für ihn nicht an erster Stelle stehen. Aus seiner Sicht ist dieses Handeln durchaus verständlich, auch wenn es uns Fans schmerzt.
Un ob Brian Roberts nach dieser, auch für ihn persönlich, guten Saison in Bamberg zu halten sein wird, ist noch nicht entschieden.
Und der letzte, der auf der Wunschliste eines großen bayerischen Klubs steht ist Anton Gavel. Aber ist ja auch kein Geheimnis. Ob er sich für das ganz große Geld, oder doch für die Liebe entscheidet, steht noch nicht fest. Als Option gibt es noch einen Wechsel nach Spanien, um seiner Freundin wieder näher zu sein. Ob der Umbruch nun groß oder doch nur klein ausfallen wird, hängt auch davon ab, ob Bamberg wieder Meister wird und damit sich das Recht erwirbt in der Euroleague spielen zu dürfen.

Wie auch immer, es werden spannende Finalbegegnungen werden. Der Tisch ist gedeckt, mögen die Spiele beginnen.

Die Saison kann kommen

Einen Turniersieg feiern zu können ist immer schön, auch wenn es „nur“ der Domreiter-Cup ist. In diesem Jahr war das 2-tägige Event so gut besetzt wie schon lange nicht mehr, denn mit Galil Gilboa aus Israel, Gran Canaria und dem wanna-be-Meister der nächsten Jahre Bayern München war die Gästeliste auf dem Papier hochkarätig besetzt. Bamberg hatte es am Samstag mit dem spanischen Vertreter von der Ferieninsel zu tun und setzte sich nach zähem Kampf erst in Verlängerung durch. Im Finale hatten dann die Münchener keine Chance und verloren deutlich mit 40 Punkten Differenz.

Weniger als das Ergebnis interessierte mich wie sich die Bamberger Mannschaft präsentieren wird und wie die Integration der neuen Spieler verläuft. Um es kurz zu machen: es passt. Bamberg hat nichts von der Spielfreude der vergangen Saison eingebüßt, das fast blinde Verständnis ist immer noch vorhanden und in der Abwehr wird auch immer noch Beton angerührt. Und man kann immer noch ein Schippe drauflegen, wenn es nötig ist. Deutlich wurde dies besonders in der Partie gegen Gran Canaria, als die Spanier in der zweiten Halbzeit schon mit 12 Punkten in Front lagen und trotzdem noch verloren. Bamberg intensivierte die Abwehrbemühungen und zwang dadurch den Gegner zu schwierigen Würfen.

Offensiv wurde noch eine Spur schneller der Abschluss gesucht, als noch in der vergangenen Spielzeit. Dies hat den Vorteil, dass sich die gegnerische Abwehr noch nicht formiert hat und man deshalb oftmals zu leichten Fast-break Zählern kommt. Diese Spielphilosophie steht im krassen Gegensatz zu der Auffassung die zum Beispiel Dirk Bauermann bei seinen Bayern spielen lässt. Um aber seine eigenen Leute rennen zu lassen braucht ein Trainer die passenden Spieler, Bamberg scheint sie zu haben.

Bambergs Offensive ist mit den Neuzugängen P.J. Tucker und Marcus Slaughter noch flexibler geworden. Ein 1:1 Ersatz für die Abgänge Terry und Hines sind die beiden nicht unbedingt, dafür ist Tucker mehr auf der Position 3 zu Hause als es Terry je war. Aber wer als Small Forward spielen will, der braucht einen stabilen Wurf, was bekanntlich nicht die Stärke einen Reyshawn Terry war. Auch scheint Tucker mehr zu wissen, was er auf dem Basketballfeld so treibt. Zumindest, wenn es Richtung Korb geht. Da versuchte es Terry zu oft mit der Brechstange, während die Aktionen Tuckers doch durchdachter aussehen.

Slaughter ist eindeutig nicht so eine Urgewalt wie Kyle Hines, dafür sollte er im Rebound stärker sein. Gegen die kantigen spanischen Center hatte er zwar einige Mühe in das Spiel zu finden, gegen Bayern München sah dies schon wieder ganz anders aus. Im Finale rollte er mehrmals mit enormen Zug in Richtung gegnerischen Korb und wenn er dabei nicht einige Male gefoult worden wäre, dann hätte die Korbanlage ziemlich gewackelt.

Unter dem Strich scheinen Tucker und Slaughter ein Upgrade zu sein, mit einigen Fragezeichen bezüglich der Roller von Tucker, ob er denn mehr auf der Position 4 oder doch der 3 zum Einsatz kommen wird.

Über den anderen Neuzugang Julius Jenkins braucht man eigentlich nicht viel sagen. Seine Verpflichtung ist ein „no brainer“, denn mit ihm kann man nichts falsch machen. Seine Stärken und Schwächen sind aus den letzten Berliner Jahren jedem bekannt. Jedenfalls ist Bamberg auch dank ihm in der Offensive noch durchschlagskräftiger geworden. Mit ihm hat man noch einen Spieler hinzu bekommen, der offensiv Akzente setzen und auch mal den Ball bringen kann. Auch, wenn ich mich erst daran gewöhnen muss ihn in einem Bamberger Trikot zu sehen.

Brain Roberts als Aufbauspieler ist ebenfalls ungewohnt, auch wenn er die letzten beiden Jahre John Goldsberry schon öfter einmal vertreten hat. Der verletzte Goldsberry ist nicht zu ersetzen, dies haben die beiden Spiele am Wochenende deutlich gezeigt. Seine Sicherheit im Spielaufbau hat Roberts noch nicht erreicht, auch wenn Roberts sich im Spiel gegen München in dieser Beziehung steigerte. Aber diese Saison scheint der Spielaufbau auch mehr ein Gemeinschaftsprojekt zu sein, denn neben Roberts sind auch Gavel, Jenkins und mit Abstrichen Jacobsen in der Lage den Ball zu bringen. Gerade Roberts hat in den letzten beiden Spielzeiten bewiesen, dass er die Fähigkeit besitzt zu lernen und sich zu steigern. Deutlich wurde dies nicht nur im Angriff, sondern auch im Defensivverhalten. Warum sollte er nicht auch noch als Spielgestalter seine Leistungen auf ein höheres Niveau heben?

Beeindruckt hat mich in den wenigen Minuten seiner Einsatzzeit Phillip Neumann. Er wirkte längst nicht mehr so hippelig, seine Aktionen hatten Hand und Fuß. Endlich einmal scheint Bamberg einen großen Mann zu besitzen (außer Kyle Hines im letzten Jahr natürlich), der sich traut mit aller Gewalt in Richtung Korb zu ziehen. Neumann scheint doch auf dem richtigen Weg zu sein.

Das Fazit der beiden Partien beim Domreiter-Cup ist schnell gezogen: Die Neuzugänge scheinen Bamberg nicht zu schwächen, ganz im Gegenteil. Man ist noch unberechenbarer geworden, noch mehr Akteure sind in der Lage zu punkten und Abwehrallergiker scheinen Jenkins, Tucker und Slaughter auch nicht zu sein. Die größte Schwierigkeit wird aber sein, sich neue Ziele zu setzen. Der Kern der Mannschaft hat national in den vergangenen zwei Jahren alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Da kann es schon mal schwierig sein, sich bei der ein oder anderen Auswärtsfahrt ausreichend zu motivieren. Wichtig wird auch sein, den neuen Spielern möglichst rasch das Freak-City Gen zu implantieren, ihnen also klar zu machen, wofür Freak-City steht.

Also, auf geht’s in die neue Saison, die hoffentlich lang werden wird, viele gute und ab und zu auch spannende Spiele bringen soll.

Die Mission Three-peat kann gestartet werden!

Comeback von John Goldsberry unsicher

John Goldsberry wurde vor einigen Tagen in den USA am Knie operiert, es soll eine Mikrofrakturierung durchgeführt worden sein. Viele werden sich darunter nichts vorstellen können. Darum will ich mich erst einmal an einer Begriffsklärung versuchen.

Eine Operation ist die Ultima-Ratio, das letzte Mittel, um ein geschädigtes Knie zu behandeln. Ursache ist in der Regel ein Knorpelschaden. Klingt erst einmal harmlos, ist aber eine ernsthafte Angelegenheit. Knorpelschäden sind meist verschleißbedingt, daher ist eine Heilung nur in Ausnahmefällen möglich. Bei eher oberflächlichen Schädigungen kann eine Glättung von losen Knorpelfragmenten Reizerscheinungen wie Schwellungen etc. lindern. Bei tiefgehenden, aber noch örtlich begrenzten, Defekten stehen u.a. Maßnahmen wie die Knorpeltransplantation zur Verfügung.

Bei John Goldsberry ist die Sache jedoch komplizierter. Bereits im Sommer 2008 laborierte er an einer Schädigung des Knorpels im Knie. Mittels einer Operation wurde der Knorpel geglättet, erst im Februar des darauffolgenden Jahres feierte er sein Comeback, konnte aber in den verbleibenden Saisonmonaten seine wahre Leistung noch nicht abrufen.

Die nun erfolgte Mikrofrakturierung wird bei Defekten bis zu einem Durchmesser von maximal 2 cm durchgeführt. Dazu wird der erkrankte Knorpel radikal entfernt und in den nun freiliegenden Knochen werden mit Hilfe eines Bohrdorns Löcher eingestanzt. Die zusammen mit Blut aus dem Knochenmark austretenden Stammzellen können sich in Knorpelzellen umwandeln und es wird ein Ersatzknorpel aufgebaut. Es ist dann eine mehrwöchige Entlastung des betroffenen Beines erforderlich. Die Qualität des Ersatzgewebes entspricht nicht einem originären Knorpel. Beschwerdelinderung oder auch Beschwerdefreiheit ist durch diese Maßnahme für eine begrenzte Zeit meist möglich.

Es gibt einige namhafte Athleten, die sich einer Mikrofrakturierung unterzogen haben. Jason Kidd, John Stockton, Kenyon Martin, Zach Randolph und Amar’e Stoudemire konnten nach der Operation (fast) wieder an ihr altes Leistungsniveau anknüpfen, während Ron Harper, Brian Grant, Chris Webber, Allan Houston, Penny Hardaway, Jamal Mashburn, Terrell Brandon und Greg Oden niemals mehr ihre alte Form erreichten bzw. sogar die Basketballstiefel an den Nagel hängen mussten.

Wie bei John Goldsberry die Heilungsprognose sein wird, kann nur wenige Tage nach dem Eingriff niemand vorhersagen. Man sollte aber nicht von einem schnellem Comeback ausgehen, sondern sich für den Worst-Case, das Ende der sportlichen Karriere, wappnen. Dies hat natürlich große Auswirkungen auf die Planungen der Offiziellen der brose baskets. John Goldsberry ist der Aufbauspieler, gewissermaßen das Herz der Mannschaft. Mit ihm als Floor-General gewann Bamberg in den vergangenen beiden Spielzeiten national alles was es zu gewinnen gab. Ein Ersatz ist sicherlich zu finden, jedoch zu einem Preis, den Bamberg nicht bereits sein wird zu zahlen. Aufbauspieler die Bamberg weiterhelfen sind teuer und einen billigen College-Jüngling ohne Bundesliga- und Europaerfahrung werden wir in Bamberg in der kommenden Saison sicher nicht sehen.

Außer einigen wenigen Auserwählten wird niemand wissen, was im brose-Office wirklich läuft und mit wem verhandelt wird. Einige behaupten, die Fans werden Brian Roberts im Bamberger Trikot wiedersehen, was für mich eine fast optimale Lösung darstellen würde. Er kennt die Spielsystem und er hat bewiesen, dass er sich weiterentwickeln kann. Er ist zwar kein lupenreiner Aufbau so wie es John Goldsberry ist, aber warum soll er nicht auch diese Position noch lernen können? Angesichts der Offensivpower die mit den Neuzugängen Jenkins, Tucker und Slaughter hinzukam, könnte er sich zusammen mit Anton Gavel ganz auf den Spielaufbau konzentrieren. Eine Weiterverpflichtung des US-Boys ist noch eine Wunschvorstellung, doch unmöglich scheint sie nicht zu sein. Bis dato wurde Brian Roberts noch bei keinem anderen Klub als Neuzugang bestätigt, er scheint also noch auf dem Markt zu sein. Und jeder Tag der verstreicht, fällt sein Marktwert und er wird billiger.

Einige Sponsoren sollen jedenfalls bereits sein, ihre Schatulle nochmals zu öffnen, um die Verlängerung des Vertrags mit Brian Roberts zu ermöglichen. Ich würde mich freuen!

Bamberg 3:0 Bremerhaven

Das Mindestziel, der Einzug in das Halbfinale um die deutsche Meisterschaft, ist geschaft. Waren die ersten beiden Spiele gegen Bremerhaven zähe Angelegenheiten, zeigte Bamberg in der dritten Partie die Tugenden, die sie in dieser Saison bislang auszeichneten. Offense wins games, defense wins championships. Diese Formel ist eigentlich ganz einfach und sollte bei allen Mannschaften bekannt sein. Aber nur Bamberg schafft es so konsequent diese Marschroute auch in Erfolge umzusetzen.

In den beiden Auftaktbegegnungen gegen Bremerhaven ließ man aber den Biss in der Abwehr vermissen und gestattete den Norddeutschen schlappe 19 Punkte im Schnitt mehr zu erzielen, als Bamberg in der Hauptrunde den Gegnern zuließ. Dass es dennoch zu einem 2:0 Zwischenstand langte, war jeweils der überragenden Trefferquote in den letzten Minuten geschuldet. Immer wird dies aber nicht gutgehen dachte man sich wohl und ging am Sonntag wesentlich energischer und konsequenter an beiden Enden des Feldes zu Werke.

Aus der Distanz ließ man zwar die gewohnte Sicherheit vermissen (4 von 22 aus dem Dreierland), kompensierte diese Schwäche aber mit grandiosem Centerspiel. Tibor Pleiß und Kyle Hines zeigten Männersport und erzielten zusammen 29 Punkte. Man brachte immer wieder geschickt den Ball unter den Korb der Gäste oder zog mit viel Energie in die Zone. Vor allem die kleineren Bamberger Akteure zeichneten sich dabei aus.

Brian Roberts ist dabei besonders zu erwähnen. Er scheint in den höchsten Play-off Modus geschaltet zu haben, denn was er zur Zeit leistet ist unglaublich. Als Vertreter von John Goldsberry auf der Aufbauposition zog er geschickt zusammen mit Anton „coole Sau“ Gavel die Fäden und setzte immer wieder Nadelstiche, die den Bremerhavener sehr wehtaten.

Letztlich waren die Gäste chancenlos, verabschiedeten sich aber aus dem Titelrennen ehrenwert. Sie ließen sich, betrachtet man auch die ersten Partien, nicht, wie befürchtet, abschlachten. Wer der nächste Gegner Bambergs ist, wird noch zwischen Braunschweig und Artland entschieden. Persönlich wäre mir Braunschweig lieber, denn bei Artland habe ich das Gefühl die liegen uns nicht.

Pokalsieger 2011

Überraschung ist es keine, dass Bamberg seinen Pokalsieg vom Vorjahr wiederholen konnte. Fast jeder erwartete im Vorfeld einen Durchmarsch der Oberfranken, doch Artland im Halbfinale und Braunschweig im Endspiel verlangten dem Titelverteidiger alles ab.
Bamberg musste an seine Grenzen gehen, körperlich wie mental. Der Overtime-Krimi gegen Artland kostete viel Kraft. Kraft die im Endspiel gegen Braunschweig fehlte um den Gegner klar zu dominieren. So wurde es das prognostizierte enge, knappe Spiel mit glücklicherem Ende für Bamberg. Artland und auch Braunschweig hätten den Sieg genauso verdient gehabt, doch den Ausschlag gaben am Ende nur wenige Aktionen.

Trifft Marcus Goree im Finale Sekunden vor dem Ende einen vermeintlich leichten Korbleger (der Ball tanzt auf dem Ring), geht Braunschweig mit einem Zähler in Führung. Diese Szene erinnerte mich an das 5. Spiel in der Finalserie gegen Frankfurt 2005, als Malik Badiane ebenfalls gegen Derrick Taylor nicht punkten konnte und den Hessen die Meisterschaft kostete.
Matchwinner war für mich in beiden Partien Brian Roberts, durch dessen Adern ganz sicher Eiswasser fließt. So kalt und abgebrüht wie er regelmäßig die wichtigen Würfe nimmt und trifft verdient allergrößten Respekt. In der Schlussphase des Finals waren beide Team mit ihren Kräften am Ende. Braunschweig fiel auch nicht mehr viel ein, wie sie die Bamberger Betonabwehr knacken können. Von außen ging die Trefferquote immer mehr in den Keller. Wie schon so oft zuvor entschieden Kleinigkeiten über Sieg oder Niederlage. Und wie schon oft in den letzten Wochen waren die Bamberger die Mannschaft, die triumphierte.

Was ist es, was sie am Ende immer jubeln lässt? Ist es die Erfahrung aus der Euroleague? Ist es das grenzenlose Selbstvertrauen aus vielen, vielen Siegen und nur wenigen Niederlagen in den letzten 12 Monaten? Oder ist es einfach nur der ausgeglichen und hochkarätig besetzte Kader? Vermutlich ist das Erfolgsgeheimnis eine Mischung aus Allem plus ein fast optimales Umfeld mit Trainer und Betreuerstab.

Der Pokalsieg ist aber nur eine Momentaufnahme. Eine schöne zwar, aber keine Garantie für eine Meisterschaft. Denn eines hat das Wochenende gelehrt: Die Konkurrenz schläft nicht, hat aufgeholt, ist nur noch einen Atemzug hinter Bamberg und lauert auf ihre Chance.

Werbung für den Basketball

97:93, 190 Punkte im Spiel der beiden besten deutschen Basketballmannschaften. Wahrlich eine Werbung für den Basketball im Match Berlin gegen Bamberg. Die Franken manifestierten mit diesem erfolg ihre Vormachtstellung in der Liga und gehen mit Rückenwind in das Pokalfinal-Turnier am kommenden Wochenende.

Ein Spiel, welches eigentlich keinen Sieger verdient gehabt hätte. Mit dem besseren Ende für Bamberg bin ich natürlich nicht unzufrieden, aber wenn Berlin gewonnen hätte, dann hätte sich auch kein Freak beschweren können.

Die Franken blieben auch bei einem Rückstand von 15 Punkten im ersten Viertel gelassen und verloren nicht das Selbstvertrauen. Anders als noch vor einigen Wochen bei der Niederlage in Göttingen. Als in der Abwehr die Intensität erhöht wurde, hatte Berlin Probleme zu einfachen Körben zu kommen. Bamberg verstand es zudem gut den zuletzt überragenden Albatros Taylor Rochestie fast aus dem Spiel zu nehmen.

Wie von mir schon prophezeit war Peja Suput nicht zu stoppen. 34 Punkte bedeuten für ihn nicht nur persönlichen Bundesligarekord, sondern mit einem Effizienzindex von 40 zeigte er eine unglaubliche Leistung. Alle seine 11 Feldwürfe und 7 von 8 Freiwürfen fanden ihr Ziel. Obendrein schnappte er sich noch 9 Rebounds und war auch in dieser Kategorie der beste auf dem Feld.

Aber nicht nur Suput alleine war der Matchwinner, sondern auch die Dreier von Jacobsen und Roberts in der Endphase waren enorm wichtig.
Bamberg hat mi diesen Prestigeerfolg ein Zeichen gesetzt. Nicht nur gegenüber Berlin, sondern auch die Liga muss nun noch mehr Respekt vor Bamberg haben. Das Selbstvertrauen wird jetzt bestimmt nicht kleiner werden und man sollte das Momentum nutzen um in einer Woche mit dem Pokalsieg den ersten Titel der Saison einzufahren.

Respekt aber auch an Alba Berlin, die nach der schwierigen Ära Pavicevic an den richtigen Hebeln gezogen haben um die Saison noch zu retten. Mit den Neuverpflichtungen wurde die Mannschaft gestärkt, zu einem Sieg gegen den momentanen Branchenprimus Bamberg hat es aber knapp nicht gereicht – noch nicht. Aber die Saison ist noch lang, besonders in den Play-off zählt das bis dahin gezeigt überhaupt nichts mehr. Ich erwarte zum Saisonhöhepunkt eine noch stärkere Berliner Mannschaft. Und wer dann in einem Duell Bamberg gegen Berlin das bessere Ende für sich haben wird, kann heute noch niemand vorhersagen.

Das Fieber steigt

Nein, krank bin ich nicht. Mich hat auch kein Grippevirus befallen oder sonst ein körperliches Gebrechen ereilt. Was steigt ist das Basketballfieber in mir. Die Vorfreude auf zwei Wochenenden, die aus einer bislang erfolgreichen Saison auch eine mit einem Titel machen kann.

Am Samstag steht die Mutter aller Schlachten an, das ewig junge Duell Berlin vs. Bamberg. Der ehemalige Branchenprimus versucht Revanche für das Debakel vom letzten Dezember zu nehmen. Alle Bamberger Basketballfans erinnern sich mit Freude an den 103:52 Sieg, als man Berlin in ein tiefes Tal der Tränen und in eine Sinnkrise schickte, an deren Ende im Januar und Februar ein Trainer und zwei Spieler gehen mussten. Die Liste der Berliner Akteure, die unter Coach Pavicevic ihr volles Leistungsvermögen nicht abrufen konnten (oder wollten) ist lang. Nicht jeder kam mit der jugoslawisch geprägten Art der Team- und Menschenführung zurecht.

Es ist doch wie im richtigen Leben und mancher von uns wird es aus dem Berufsleben oder aus seinem Sportverein kennen: Es gibt Menschen, die können begeistern und wecken den letzten Rest Einsatzbereitschaft oder Leidenschaft. Und es gibt es eben auch Trainer, die unverrückbar an ihrer Linie festhalten (was erstmal nicht schlecht sein muss). Doch wenn der Erfolg ausbleibt, und nichts anderes lässt sich über die letzten zwei Jahre sagen, dann muss etwas geändert werden. Jedes Jahr eine neue Mannschaft zusammenstellen kann eine Methode sein, brachte für Berlin aber auch nicht die Wende zum Besseren. Wer sich Spieler wie Sven Schultze oder Patrick Femerling ins Boot holt, deren sportliches Verfallsdatum sich  bedrohlich nähert, braucht sich über mangelnden Erfolg nicht wundern. Letztlich wurde Luka Pavicevic seine mangelnde Bereitschaft zur Veränderung seiner taktischen Ausrichtung  zum Verhängnis.

Von Luka Pavicevic befreit wurden auch gleich die Aufbauspieler Marinovic und Price abgeschoben und mit Heiko Schaffartzik, Taylor Rochestie und Raduljica (Center) drei neue verpflichtet. Während Schaffartzik kaum spielt und im Konzept vom neuen Trainer Katzurin keine große Rolle zu spielen scheint, ist die Verpflichtung Taylor Rochestie’s ein gelungener Schachzug. Er macht den Unterschied, kann er doch zum Korb ziehen oder auch aus der Distanz punkten. Ganz entscheidend wird es sein, ihn zu stoppen. Nimmt man ihn aus dem Spiel, stehen die Chancen auf einen Bamberger Sieg sehr gut.

Insgesamt habe ich den Verdacht, Berlin liegt Bamberg als Gegner. Mangelnde Einstellung oder Motivation kann man bei den Bamberger Spielern sicherlich ausschließen. Und einschüchtern, wie noch vor kurzem in Göttingen passiert, wird man sich auch nicht mehr lassen. Die Vorteile Bambergs liegen auf den Positionen 1 und 4 und in der Defensive. Der geballten (offensiv und defensiv) Power von Goldsberry, Gavel, Roberts und Tadda hat Berlin quantitativ nichts entgegenzusetzen. Peja Suput hat als Power Forward in der Liga sowieso keinen Gegner zu fürchten, sofern er denn die richtige Einstellung zu Spiel und Gegner findet. Aber da habe ich keine Bedenken, gegen Berlin zeigte er bislang immer gute Leistungen.

Wie schon erwähnt, die Partie wird in der Abwehr entschieden. Die Liste der Mannschaften, die an Bambergs Defensive in dieser Saison schon verzweifelten ist lang. In engen Spielen machte dann meist die Abwehr den Unterschied zugunsten der Franken. Nicht selten stürmen die Aufbauspieler Goldsberry, Gavel oder Roberts wie ein Hornissenschwarm auf den gegnerischen Guard zu und bringen ihn durch doppeln in Bedrängnis. Dies könnte auch gegen den Berliner one-man-Aufbau in Gestalt von Rochestie ein probates Mittel sein.

Ich freue mich auf diese Partie, von mir aus kann das Vorgeplänkel in den Play-off in Form von Viertel- und Halbfinale entfallen und Berlin und Bamberg gleich im Finale den deutschen Meister ausspielen.

Sehr gut sind auch die Aussichten auf eine erfolgreiche Verteidigung des Pokaltitels am ersten Aprilwochenende in der heimischen Stechert Arena. Zu dieser Veranstaltung wird es in der nächsten Woche an dieser Stelle noch eine ausführliche Vorschau geben.

Am Ende kackt die Ente

Ein Sieg in letzter Sekunde ist das Schönste was es gibt. Er löst unbeschreibliche Glücksgefühle aus, setzt Emotionen frei, die es sonst nur selten gibt. Nach der 67:68 Niederlage am Donnerstag gegen Rom durften nur die Gäste dies erleben. Bamberg jubelte – aber nur bis 1,7 Sekunden vor dem Ende.

Brian Roberts hatte gerade mal wieder einen seiner unglaublichen Dreier getroffen und Bamberg mit 2 Zählern in Front gebracht. Aber ein Spiel dauert bekanntlich 40 Minuten und nicht nur 39:58,3 Minuten. Schade – dieses Wort hörte man nach der Partie häufiger. Bamberg hat nun in der Euroleague die dritte Partie in Folge mit 4 oder weniger Punkten verloren. Mit etwas mehr Glück, oder Begünstigung der Schiedsrichter, könnte unsere Bilanz wesentlich besser aussehen.

Die Niederlage tut weh, zeigt aber auch deutlich, Bamberg kann in der europäischen Königsklasse mithalten und eine durchaus respektable Leistung zeigen. Was zählt sind aber nur Siege, Meister der Herzen ist ein Titel für den man sich nichts kaufen kann. Sechs Spieltage sind in der Euroleague absolviert, gesehen habe ich alle, sei es nun live in der Stechert-Arena oder vor dem PC mittels eines Internetstreams.

Das Bamberg in Europa so gut mithalten kann liegt sicherlich zum Großteil an der geschlossenen Mannschaftsleistung. Um aber Duftmarken zu setzen, sprich Erfolge zu haben, bedarf es aber auch Einzelkönnern, die sich über das Kollektiv erheben. Spieler, die den Unterschied machen, hat Bamberg im Grund nur zwei, vielleicht drei.

Brian Roberts gehört auf jeden Fall zu den Akteuren, die konstant auf hohem Niveau agieren. Er hat den Killerinstinkt schwierige Würfe zu treffen, im Tennis würde man sagen, er macht die „Big Points“. Seine Leistungskurve zeigt nach oben, er hat sich zur letzten Saison verbessert, Er nimmt sich zwar immer noch seine Auszeiten, trifft aber, wenn es darauf ankommt.

Der zweite Spieler, die europäisch mithalten kann ist Kyle Hines. Erwarten konnte man dies nicht, ist er doch mit offiziell 1,96 Metern seinen Gegenspielern auf der Centerposition um mindestens einen Kopf unterlegen. Er ist aber so schnell, wendig und mit soviel Kraft und Athletik ausgestattet, dass er sich am Korb immer wieder durchsetzen kann – und dies konstant in fast jedem Spiel.

Dahinter kommen mit Abstrichen Casey Jacobsen und Peja Suput. Beides sind Akteure, die mal ein Highlight – ich spreche nur von der Euroleague – setzen können, dies aber nicht jeden Spieltag. Ganz klar blieben den Beweis europäischer Tauglichkeit bislang Reyshawn Terry und Tibor Pleiß schuldig. Terry ist ein Backup für Peja Suput, mehr nicht. Er kann ihn nicht vollwertig ersetzen, dazu trifft er aus der Distanz zu schlecht. Und Tibor Pleiß muss endlich den nächsten Schritt machen, zur Zeit verharrt er auf einem Leistungsstand, welcher nicht gerade nach europäische Klasse oder gar NBA klingt.

Leichter wird die Aufgabe die nächste Runde zu erreichen durch die Niederlage nicht, zwei Erfolge sind sicherlich noch nötig um den Aufstieg zu schaffen. Realistische Möglichkeiten ergeben sich höchstens bei den Spielen in Charleroi und gegen Madrid. In Piräus oder Malaga auf einen Erfolg zu hoffen, wäre übertrieben.