Archiv der Kategorie: Saisonbilanz

SCHLUSSPUNKT

Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende…

Das könnte das Motto diese abgelaufenen Saison gewesen sein.

Artland hat gegen eine desolate Bamberger Mannschaft, die während der gesamten Saison nie eine Einheit wurde und zu „Ihrem“ Spiel fand, ein Zeichen gesetzt.

Geschlagen wurde Bamberg diesmal mit den eigenen Waffen: Den erfolgreichen Dreiern und einer geschlossenen Mannschaftsleistung.

Fleming „verabschiedete“ sich ja anscheinend schon von einigen Spielern mit seinem Statement nach dem Spiel, während die Sport1 Reporter über ein „sich verdichtendes Gerücht“ über eine Rückkehr von Dirk Bauermann spekulierten.

Für mich der GAU (größtes anzunehmendes Unglück) schlechthin. Außer mit Leverkusen und eine Zeit lang mit Bamberg oft gescheitert: Hagen, Nationalmannschaft (trotz Nowitzki), Polen, Litauen – keine überzeugenden Stationen.

Meines Erachtens nach sollte man wirklich einen Strich ziehen und sowohl was Spieler aber auch Trainer angeht, den Markt sorgfältig(er) sondieren und vorbehaltlos (auch entgegen den Vorurteilen mancher Fans) die wirklich besten Spieler hier her holen.

Dazu zähle ich z.B. Schaffartzik, aber auch Leute wie Stockton von Ludwigsburg und manche andere in Deuschland spielende Ausländer. Auch den Balkan sollte man auf Grund der dortigen schlechten Zahlungsmoral gut im Auge haben.

Nun will auch ich mich von dieser Seite verabschieden, denn auch bei mir macht sich – nicht zuletzt wegen der zunehmenden Zahl von ignoranten und engstirnigen Fanatikern unter den Fans, die nur noch brüllen und trommeln können – ein leichter „Basketballburnout“ bemerkbar.

„Back to the roots“ nach Güssbach, Rattelsdorf, Baunach, in die JBBL oder die NBBL… Denn dort wird ohne allzu lautes und fantisches Getue schöner Basketball gespielt.

Meine Dauerkarte werde ich zwar noch behalten, aber sicher nicht mehr mit dem bisherigen – auch zeitlichen – Engagement mit dem „Verein“ zittern, bangen oder hoffen.

IMHO – Die Einzelkritik der Saison 2012/2013

Rückblick: Mein letzter Beitrag „Mannschaft, die nicht ansatzweise funktioniert“ vom 24. März war vernichtend. Das war zu diesem Zeitpunkt jedoch auch vollkommen berechtigt.

Die Prognose mit 14 Niederlagen in den TOP16 hat sich dann leider auch bestätigt. Bitter aber gerecht. Doch alles andere kam dann anders…

Auch wenn im Rückblick die Saison extrem zäh war und die meisten von uns viel Frust geschoben haben, allen voran wegen diverser Personalien, war sie unter dem Strich doch ein voller Erfolg. Bamberg ist in die TOP16 eingezogen, ein Riesenerfolg für sich. TOP4 war ohnehin utopisch und wer davon träumte, der sollte sich mal wieder zwicken. Und: Bamberg ist tatsächlich zum vierten Mal in Folge Deutscher Meister geworden und das ist einfach unfassbar! Baut Fleming noch zu Lebzeiten ein Denkmal, direkt am Kranen oder gleich im Dom neben dem Bamberger Reiter! Das hat er sich redlich verdient, diese Leistung ist einzigartig! ALBA hat uns mehrfach geschlagen, hat den Pokal geholt und zwei Siege in der TOP16 eingefahren. Aber: Meister ist mal wieder Bamberg. Ätsch.

Der Wendepunkt war tatsächlich der Rauswurf von Massey. Das hat der Mannschaft die nötige Ruhe gegeben. Die knappen vier Wochen im April wurden von Fleming genutzt, um die Mannschaften wieder aufzubauen und zu formen. Doch auch die ersten Playoffs-Spiele gegen Hagen waren aus meiner Sicht eine reine Katastrophe. Die Mannschaft wirkte nach wie vor höchst verunsichert und ließ sich ein ums andere mal von den Hagenern wie eine Jugendtruppe ausspielen. Erst die Spiele gegen den FC Bayern haben Bamberg endgültig wachgerüttelt und  das Letzte aus der Mannschaft heraus gekitzelt. Es war einfach der richtige Gegner zum richtigen Zeitpunkt. Bamberg war bis unter die Haarspitzen motiviert und wurde in jedem Spiel von einem anderen Bamberger getragen: Ogilvy (zweites Spiel), Renfroe, Ford, Jacobsen und natürlich Gavel. Am Ende siegte die Erfahrung und die homogene Mannschaftsleistung. Das Bayern Spiel ist doch zu sehr von Rice abhängig gewesen. Das Finale war dann nur noch die Kür.

Alles andere hat Walter in seiner Saisonbilanz bereits erwähnt.

Doch nun zu meiner persönlichen und natürlich rein subjektiven Einzelkritik der abgelaufenen Saison:

Gavel

Der Name steht für ganz hohe Qualität: exzellente Defense, bedingungslose Einsatzbereitschaft, Leadership, hohe 3er Quoten, hoher Baskteball-IQ und Loyalität. Kurz gesagt, der Star der Mannschaft, der sich zu 100% in den Dienst eben dieser stellt. Ich könnte jetzt ausschweifen, welche Vorzüge dieser Mann mit sich bringt und was er alles kann, doch das weiß ohnehin bereits jeder, so auch der FC Bayern, der nun im zweiten Jahr in Folge extrem stark an Anton baggert. Gavel hat die Brose Baskets nahezu im Alleingang in die TOP16 geschossen. Seine Frühform war nahezu außerirdisch und bitter nötig zugleich, denn der Rest der Mannschaft hat sich in der Vorrunde der EL nicht mit viel Ruhm bekleckert. Da wundert es nicht, dass er sich im Frühjahr eine Ruhepause gönnte und die Verantwortung an den Rest der Mannschaft übergeben hatte. Dass das nicht funktionierte, hat dann auch jeder gesehen.

In der BBL Hauptrunde bringt Gavel eine durchschnittliche Effektivität von 15! Das ist der mit Abstand beste Wert der gesamten Mannschaft (vom Wert von Walsh seiner 5 BBL-Spiele abgesehen). Auch bei den Punkten liegt er einsam an der Spitze mit knapp 15 pro Spiel im Schnitt. In den Playoffs war nur Nachbar besser. Seine EL Werte sind nur leicht schwächer. Insgesamt unglaublich konstante Leistungen auf sehr hohem Niveau in allen Wettbewerben.

  Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde 31:01 13.0 55.1% 41.3% 2.1 2.6 11.3
EL TOP16 31:57 11.8 48.4% 33.3% 2.1 3.2 11.6
BBL Hauptrunde 29:33 14.8 59.2% 46.6% 2.8 3.3 15.0
BBL Playoffs 28:48 14.7 41.4% 38.3% 2.6 3.1 12.3

Negativ fällt mir nur ein, dass Gavel manchmal mit dem Kopf durch die Wand zum Korb zieht, auch wenn es schier unmöglich scheint. Hier wäre manchmal noch das Auge für den freien Mitspieler von Vorteil. Auf der anderen Seite versucht er natürlich in wichtigen Phasen die Verantwortung zu übernehmen.

Gavel ist aus meiner Sicht Bambergs wichtigster Mann, wichtiger als Nachbar, Jacobsen oder Ford. Ohne ihn sind die Franken nur die Hälfte wert. Gavel hat uns in allen Wettbewerben auf ein höheres Niveau gebracht, wie kein anderer Spieler. Ein Verlust dieses Spielers wäre aus Bamberger Sicht höchst schmerzhaft und nur schwer adäquat zu ersetzen. Gavel ist ein Glückfall!

Mein Wunsch für nächste Saison: Unbedingt halten!
Aktueller Status: Bleibt ein Jahr

Jacobsen

Jacobsen der Kapitän, man könnte sagen, seit er da ist, gewinnt Bamberg die Titel. Ich denke, das kann man so stehen lassen. Er mag nicht die Spitzenwerte eines Gavel oder eines Nachbar haben, aber dafür bringt er im läuferischen und kämpferischen Bereich unfassbare Spitzenleistungen. Nicht zu unterschätzen sind auch seine Führungsfähigkeiten auf und neben dem Parkett. Jacobsen bekommt die meisten Minuten, weil er durch seinen ständigen läuferischen Einsatz, Löcher in die gegnerische Defense erläuft, wie kein anderer in ganz Europa! Es ist manchmal kaum nachzuvollziehen, woher er diese Kraft nimmt, so viel in Bewegung zu sein, auch am Ende einer harten Saison. Wenn dazu sein 3er fällt, was leider in dieser Saison nicht immer der Fall war (EL Vorrunde 35%), dann hat er offensiv leider nicht viel anzubieten. Wenn er zum Korb zieht, z.B. mit einem seiner nicht-gefürchteten Floatern, dann wird er nur sehr selten belohnt. Es ist aber aufgefallen, dass er in dieser Saison sehr oft zum Korb zog. Manchmal würde man ihm an dieser Stelle wünschen etwas Nachhilfeunterricht bei Daddy Cool zu bekommen. Der hat auch einen Floater erfolgreich im Korb versenkt, wenn sein Gegenüber acht Köpfe größer war als er selbst.

Nichts desto trotz ist Jacobsen aus dieser Mannschaft nicht wegzudenken. Seine mentale Stärke und seine physische Präsenz bringen einfach diesen Sieger-Gen mit, der Bamberg in den letzten Jahren so erfolgreich machte und das steckt die Mannschaft an.

Eines muss noch gesagt werden. Als es drauf ankam, in den Playoffs das Ruder umzureißen, war Jacobsen wie neu geboren. In den meisten Spielen trug er die Mannschaft über die schweren Phasen des Spiels hinweg. Sein Spitzenwert von 15.2 in den Playoffs bestätigt dies. Da kann nicht mal Gavel oder Nachbar mithalten, nur Ford, doch dazu gleich mehr. Diese Leistung hätte ich mir allerdings auch in den TOP16 von ihm gewünscht, doch da hatte er leider einen Durchhänger. Das war natürlich sehr schade, denn mit einem starken Jacobsen hätten wir sicher das ein oder andere Spiel noch gewinnen können.

Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde 29:49 10.5 51.5% 35.0% 2.8 1.8 9.9
EL TOP16 30:55 8.4 42.4% 43.1% 2.9 2.8 9.3
BBL Hauptrunde 28:36 10.9 50.0% 40.7% 2.9 2.9 11.8
BBL Playoffs 32:15 13.9 41.7% 48.7% 4.6 1.9 15.2

Mein Wunsch für nächste Saison: Unbedingt halten!
Aktueller Status: Bleibt

Ford

Ford… das ist der Spieler, bei dem ich mich am meisten getäuscht habe, weswegen ich mich im Nachhinein bei ihm entschuldigen müsste. Doch auf der anderen Seite waren seine Leistungen in der ersten Hälfte der Saison teilweise wirklich unterirdisch. Eine Effektivität von 2.5 in der EL Vorrunde bestätigt dies auch eindeutig, wie auch all die anderen Werte in diesem Teil des Wettbewerbes. Die Stats sind aber nur die halbe Wahrheit, denn viele von uns störte vielmehr seine Lustlosigkeit, die negative Körpersprache und seine mangelnde Fitness. Zum Glück hat unser Trainergespann ihn aber rechtzeitig erreicht und so wurde er von Monat zu Monat immer besser, bis hin zum besten Spieler der Playoffs mit einer Effektivität von 15.3, 6.4 Rebounds und 12.8 Punkten pro Spiel. Seine Blocks waren phänomenal und haben seine Gegner oft zum Verzweifeln gebracht. Das war schon erste Sahne. Ford hat im Laufe der Saison die Lust am Basketball  wieder entdeckt und spielen, das kann er! Bamberg passt zu ihm, er passt zu Bamberg. Ford ist ganz nebenbei bester Bamberger Rebounder, auch wenn ich mir manchmal noch mehr von ihm wünschen würde.

Negativ zu erwähnen wäre sein 3er Wurf, der zum Ende der Saison schlagartig nachgelassen hatte. In den Playoffs hat er es dann entweder selbst eingesehen, oder eine Vorgabe von Fleming bekommen, keine 3er mehr zu werfen, denn er hörte damit schlagartig auf. Unvergessen bleibt auch sein „F… You“ während eines Auswärtsspiels dem Headcoach gegenüber. Normalerweise ist das ein Suspendierungsgrund, doch ich fand es gut, dass sich der Coach und Ford intern ausgesprochen haben, ohne daraus ein Thema zu machen. Das ist einfach nur professionell. Hut ab.

Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde 16:17 4.5 47.4% 8.3% 3.0 0.4 2.5
EL TOP16 21:29 10.7 56.9% 33.3% 5.2 0.5 9.7
BBL Hauptrunde 21:40 12.0 57.4% 42.1% 5.7 0.6 13.3
BBL Playoffs 22:47 12.8 63.0% 26.5% 6.4 0.8 15.3

Mein Wunsch für nächste Saison: Unbedingt halten!
Aktueller Status: Bleibt weitere zwei Jahre

Nachbar

Nachbar ist unter dem Strich der Spieler, der mich im Laufe der Saison am meisten enttäuscht hatte. Das wird sicherlich den ein oder andern Leser hier verwundern, zum einen weil seine Stats sich gut lesen und zum anderen, weil er das eine oder andere atemberaubende Spiel abgeliefert hatte. Aber seien wir mal ehrlich, was für Spiele waren das? Entweder am Anfang der Saison in der Beko-BBL gegen schwache Gegner, oder das eine Spiel in Moskau mit gefühlten 10.000 3ern. Das Spiel gegen Moskau ging dabei trotzdem verloren… Herausragend hätte ich gefunden, wenn er uns dort, und in so vielen andere knappen EL-Spielen, zum Sieg verholfen hätte. Das ist leider nie passiert. Stattdessen zeigte Nachbar in den wirklich wichtigen Spielen (TOP16, ALBA und FCBB Spiele) meistens ein anderes Gesicht. In den entscheidenden Phasen tauchte Nachbar entweder vollkommen unter oder er versuchte es mit der Brechstange, was so gut wie nie von Erfolg gekrönt war. Es gab in der abgelaufenen Saison so viele knappe Spiele, die wir in den letzten Minuten/Sekunden verloren haben, da hätte Nachbar seine Klasse einbringen können, ja gar müssen. Ich habe mich zu oft über seine Aktionen ärgern müssen. Mein Anspruch ist hoch, den ich hier an ihn stelle, aber es ist auch der teuerste Spieler der Mannschaft und der designierte Leader. Und da hilft es auch nicht, dass er neben dem Court einfach ein netter Kerl ist und nette Sachen bei Twitter schreibt.

Nachbar ist aus meiner Sicht kein Teamplayer, er klatscht seine Spieler kaum ab, redet nicht viel mit ihnen auf dem Parkett, ja er wirkt oft emotionslos, auch in heißen Spielen. Er tritt der Mannschaft nicht in den Allerwertesten, wenn es nötig ist. Doch genau das sind die Eigenschaften, die ich von so einem Spieler erwarte. Wie oft sehnte ich gerade deswegen einen Peja Suput herbei? Zu oft. Als Nachbar während der Saison für ein Spiel ausgefallen ist (in Madrid), hat die Mannschaft mit das beste Spiel der EL-Saison gespielt. Das war sicher kein Zufall. Ok, auch dieses Spiel wurde jedoch verloren.

Von einem Spieler seines Kalibers und seinen Gehaltsregionen erwarte ich einfach mehr. Bamberg kann sich nur 1-2 Spieler dieser Kategorie leisten und diese müssen dann auch zünden. Seine Stats lesen sich durchwegs positiv. Trotzdem hatte er einen sehr starken Leistungsabfall nach Weihnachten. Gerüchten zur Folge soll er evtl. private Probleme gehabt haben, mag sein. Er war zudem auch krank. Doch nach einer Krankheit sind andere auch schnell wieder zurück gekommen. In der schweren Phase am Ende der EL Saison als Bamberg in eine richtige Krise gerutscht ist, war Nachbar auch kein Antreiber. Auch in den Spielen gegen Hagen schaffte er es nicht, der Mannschaft Stabilität zu geben, aber gut, das haben Jacobsen und Gavel auch nicht. Evtl. bin ich zu streng an dieser Stelle.

Unvergessen bleibt mir jedenfalls der Block von Hamann gegen Nachbar. Das war einfach nur traurig anzusehen, wie ein alternder NBA Star von einem Ex-Bamberger Jungen knallhart und vor allem sauber geblockt wurde. Ich war live in der Halle im Audi-Dome dabei und konnte kaum glauben, was ich da gesehen habe. Unvergessen bleiben auch seine 15 hintereinander nicht verwandelte 3er in den Playoffs gegen den FC Bayern, womit er eine unterirdische Playoffs 3er Quote von knapp 23% erreicht (3er Quote im Detail: Hagen 4/23, München 7/27, Oldenburg 2/7). Da hat sogar Tadda eine bessere Ausbeute (25%). Positiv erwähnt werden muss die sehr starke Effektivität von 16.2 und die PPG von 16.8 in der Vorrunde der EL. Das ist der mit Abstand beste Wert der gesamten Mannschaft. Diese exzellenten Werte konnte Nachbar leider nicht mit in die TOP16 transferieren.

Es wundert mich deswegen gar nicht, dass er a) im Laufe der Saison von der Starting Five auf die Bank beordert wurde und b) Bamberg mit ihm in der nächsten Saison nicht weiter macht. Ich bin froh darüber.

Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde 29:33 16.8 47.3% 37.5% 4.9 1.4 16.2
EL TOP16 24:35 15.5 45.0% 36.5% 2.3 0.8 11.9
BBL Hauptrunde 23:23 12.9 46.3% 41.4% 3.6 2.0 12.1
BBL Playoffs 21:46 15.0 59.2% 22.8% 3.8 1.8 12.5

Mein Wunsch für nächste Saison: Netter Kerl, aber bitte nicht mehr in Bamberg.
Aktueller Status: Er geht zum FC Barcelona

Goldsberry

Bei Goldsberry könnte man sagen: Oldie but Goldie. Die Verpflichtung von Goldsberry war ein großes Risiko nach der Saison 2011/2012, die er nahezu vollständig aus Krankenzimmern und von der Bank beobachten konnte. Die Verletzung am Ende der abgelaufenen Saison zeigte auch, dass die Kritiker durchaus Recht behalten sollten. Goldsberry interessierte das alles jedoch nicht, er kam zum wiederholten Mal zurück und holte mit der Mannschaft die vierte Meisterschaft in Folge. Goldsberry ist ein Stehaufmännchen und er wird eines Tages ebenfalls in die Hall-of-Fame der Bamberger Basketballer aufgenommen werden müssen.

Goldsberry’s Spielweise ist höchst unspektakulär und seine Stats wirken auch eher grau. Doch er ist nicht umsonst der Floorgenerall mit einem der höchsten Basketball IQs in der gesamten Beko-BBL. Er weiß immer zur rechten Zeit, wann er das Spiel langsam oder schnell machen muss, wann der richtige Zeitpunkt ist, für einen seiner wenigen Dreier. Diese trifft dann auch hochprozentig. Das wichtigste jedoch ist, der er die rechte Gehirnhälfte von Fleming in seiner rechten Hand trägt. Goldsberry bringt Struktur ins Spiel, Flemings Handschrift ist sofort erkennbar, er macht keine Dinge im Alleingang, er fördert stattdessen den erfolgreichen Team-Basketball. Es kommt hinzu, dass er für einen Aufbauspieler recht viele Rebounds holt, Defensiv wie Offensiv, was erneut auf einen recht hohen BBL-IQ deutet. Da könnte sich z.B. Tadda eine Scheibe von abschneiden.

Wirft man einen Blick auf die Stats, dann fällt der Leistungsabfall in der EL TOP16 sofort auf. Eine Effektivität von 3.5 bei knapp 27 Minuten im Schnitt ist schon grenzwertig. Sein Problem ist tatsächlich etwas sein fortgeschrittenes Alter und somit die nicht mehr vorhandene Schnelligkeit und Physis. Wenn hart und schnell gespielt wird, dann tut sich Goldsberry schon schwer, das hat man während dieser EL Saison schon deutlich gesehen. Deswegen braucht er eine starke Unterstützung von einem jungen Wilden, der in Form von Gipson, Schmidt und dann auch Renfroe in der letzten Saison nicht wirklich gegeben war. Das wird nächste Saison hoffentlich besser.

Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde 19:26 3.9 61.5% 35.0% 2.0 2.7 4.3
EL TOP16 27:26 5.0 20.0% 45.8% 2.0 2.4 3.5
BBL Hauptrunde 19:43 3.9 42.1% 45.5% 2.2 2.8 7.3
BBL Playoffs 18:11 3.4 44.4% 45.0% 1.8 3.3 6.0

Mein Wunsch für nächste Saison: Ein Jahr noch behalten, als Backup-Aufbauspieler
Aktueller Status: Er bleibt als 7. Ausländer!

Gipson

Gipson, Gipson, Gipson… oder besser gesagt Zappelphilipp. Selten habe ich mich so intensiv und vor allem so oft über einen Mannschafts-Sportler so geärgert, wie über ihn. Da fällt mir spontan nur noch Nelson Valdez von Borussia Dortmund ein. Gipson ist 30 Jahre alt und agierte auf dem Feld teilweise wie ein 17jähriger: Vollkommen nervös und verunsichert, seine Spielweise meist egoistisch. So viele TO’s wie von ihm im Laufe der Saison fabriziert, kann man als Trainer kaum ertragen. Machen wir es kurz: Gipson war da und es war gut, als er weg war. Und zwar für alle.

Die Stats sprechen eine leicht andere Sprache. In der BBL schaut das gar nicht so schlecht aus, denn gegen schwache Gegner wusste er auch wirklich zu gefallen. Kaum war der Gegner etwas stärker, wie in der EL, so kam sofort der Zappelphilipp zurück.

Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde 22:46 8.1 35.4% 46.2% 1.7 2.8 5.8
EL TOP16 16:54 6.8 40.0% 44.4% 0.8 0.8 1.8
BBL Hauptrunde 22:12 10.1 47.3% 39.1% 1.6 2.2 8.2
BBL Playoffs

Mein Wunsch für nächste Saison: Nein, danke.
Aktueller Status: ?

Williams

Was soll man über einen Spieler sagen, der gerade mal sieben Spiele für Bamberg absolviert hat? Physisch ist er sicher eine Wucht und besitzt zudem exzellente Sprungkraft. Doch leider konnte er sich nicht so in Szene setzen, bzw. er konnte seine Fähigkeiten nicht in bare Münze umwandeln. Evtl. war auch das Bamberger Spiel nicht auf ihn zugeschnitten. Er wurde nicht viel eingesetzt, was seiner Integration schadete. Am Ende wurde der kurzfristige Vertrag auch nicht verlängert. Evtl. hätte er aber mit etwas Geduld (siehe Ford) zu einem besseren Massey werden können. Im Nachhinein ist man eben schlauer.

Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde 12:08 4.3 41.4% 0.0% 3.4 0.3 3.3
EL TOP16
BBL Hauptrunde
BBL Playoffs

Mein Wunsch für nächste Saison: Passt nicht.
Aktueller Status: ?

Ogilvy

Ogilvy = Pleiten, Pech und Pannen stets mit einem Grinsen im Gesicht 🙂

Pleiten, oder anders gesagt Verletzungen, waren leider an der Tagesordnung. Er kam quasi schon verletzt nach Bamberg. Da muss man sich schon fragen, was ein medizinischer Check für die Bamberger Verantwortlichen eigentlich bedeutet. Es kam dann wie es kommen musste: Erst setzte er fast die halbe Saison aus, weil er verletzt war, dann kam er zwar zurück, war aber komplett neben der Spur. Dann erneute Verletzungen und Rückschläge. Ein Teufelskreis. Wenn er spielte, dann meistens mit viel Pech. Guter erster Schritt, gute Moves zum Korb, doch zu oft warf er dann Ziegelsteine gegen das Brett. Manchmal tat es mir als Zuschauer richtig weh zuzuschauen. Sein Spiel war ebenfalls von vielen Pannen bestimmt: Fehlpässe und Ballverluste. Eigentlich nur schade, denn es gibt wenig Leute, die so viel Pech haben, so oft vom Trainer unberücksichtigt werden und dann trotzdem nie die Klappe aufmachen um sich zu beschweren. Ogilvy steckte alles weg, was ihn irgendwie wieder sympathisch machte. Sympathie alleine reicht im Profisport leider nicht aus, die Leistung muss ebenso passen. Und hier muss man konstatieren: Die Leistung passte nicht bzw. es hat einfach nicht gereicht. Das Experiment Europa für ist Ogilvy  fehlgeschlagen. Deswegen freue ich mich für ihn, dass er wieder zu Hause unter der australischen Sonne spielen darf.

In der Beko-BBL Hauptrunde machte AJ gerade mal sieben Spiele, in der EL Vorrunde ganze zwei, bei einer Effektivität von schmeichelhaften 0.5 Punkten. Immerhin kam er in der TOP16 in 13 von 14 Spielen zu Kurzeinsätzen (in sieben Spielen max. 5 Minuten). Sein bestes Spiel für die Bamberger machte er allerdings in den Playoffs. Als Geheimjoker stach er im extrem wichtigen Auswärtsspiel gegen den FC Bayern München mit 10 Punkten und einigen wirklich gelungenen Aktionen. In den beiden darauffolgenden Spielen glänzte er aber wieder mit 0 Punkten. Negativ erwähnt werden muss seine unglaublich schwache Rebound-Leistung. Für einen klassischen Center mit seiner Größe einfach nicht akzeptabel.

Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde 4:39 0.5 0.0% 0.0% 1.0 0.0 0.5 (2 SP)
EL TOP16 9:37 4.4 46.3% 0.0% 1.8 0.2 4.5
BBL Hauptrunde 16:28 11.9 54.5% 0.0% 4.1 1.3 13.0 (7 SP)
BBL Playoffs 9:24 2.6 36.4% 0.0% 1.8 1.1 3.3

Mein Wunsch für nächste Saison: Passt nicht zu Bamberg, evtl. zu schwach für internationalen Basketball.
Aktueller Status: Spielt wieder für den Heimatverein in Australien

Massey

Das größte Missverständnis der vergangenen Saison war die Verpflichtung von Massey. Und neben Gipson heißt das schon was. Er wurde in der Phase verpflichtet, als die Bamberger Herren gemerkt haben, dass es in der Zone und in der Defense auf internat. Niveau einfach nicht reicht. Ein defensiv starker und physischer 4er wurde gesucht, der die Mannschaft bei den Rebounds entlastet und im Zonenspiel verstärken sollte. Das Profil von Massey passt eigentlich auf diese Anforderungen, aber was Massey dann gezeigt hatte, war etwas völlig anderes. Von Spiel zu Spiel entfernte er sich immer öfter aus der Zone, schoss bald nur noch wilde 3er von Außen und das nicht mal erfolgreich (20% bzw. 25%). Erstaunlicherweise hörte er damit nicht auf, sondern ballerte teilweise wie ein Verrückter immer wieder auf den Korb. Vom Gang in die Zone ganz zu schweigen. Defensiv war er auch nicht ansatzweise die Verstärkung, die man sich erhofft hatte. Menschlich erwies er sich dann auch noch als sozialer Kröpel, ein absoluter Egozentriker. Ein ums andere mal navigierte er sich mit seinen eigenen Aussagen ins Aus.

Unvergessen bleibt an dieser Stelle der Ellenbogen-Schlag in den Unterleib von Steffen Hamann. Allein nach dieser höchst unsportlichen Aktion hätte ich diesen Spieler intern suspendiert. Er durfte allerdings zur Verwunderung aller noch ein paar Spiele für die Bamberger bestreiten.

Doch auch die Bamberger Verantwortlichen, allen voran Heyder, hat sich bei Massey‘s Verpflichtung nicht mit viel Ruhm bekleckert. Er wurde zu spät für die zweite Hälfte der EL TOP16 angemeldet und durfte erst mal nur zuschauen. Das ist ein höchst peinlicher Fehler, der eigentlich nicht passieren darf. Doch ja, Fehler sind menschlich und auch Heyder wird viel dabei gelernt haben, in jeglicher Hinsicht. Die Spiele, die Massey in der EL noch bestritt, waren dann auch alle eher in der Kategorie: Mit viel Luft nach oben (Effektivität 5.8 bei 18 Minuten im Schnitt und einer 20%igen 3er Quote und ganze 2.8 Rebounds pro Spiel)!

Der Befreiungsschlag der Bamberger Mannschaft nach seinem Rauswurf zeigte dann auch deutlich, wie stark er das Mannschaftsklima vergiftet haben muss. Der Rauswurf war dann die einzig richtige und konsequente Entscheidung. Damit wurden die oben beschriebenen Fehler einigermaßen korrigiert, was die Mannschaft mit nichts anderem als der deutschen Meisterschaft bestätigte. Insgesamt bestritt Massey 15 Spiele für die Bamberger (10 BBL und 5 EL TOP16).

Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde
EL TOP16 18:14 6.2 40.0% 20.0% 2.8 0.6 5.8 (5 SP)
BBL Hauptrunde 22.22 11.3 64.3% 25.0% 5.1 1.6 13.8 (10 SP)
BBL Playoffs

Mein Wunsch für nächste Saison: Bitte nicht!
Aktueller Status: Spielt wohl bei Champville SC im Libanon

Walsh

Walsh absolvierte nur 11 Spiele für die Bamberger. Das ist sehr bedauerlich, weil er ein guter Typ ist, mit einem wirklich hohen Basketball IQ. Walsh ist ein klassischer Allrounder, er kann so ziemlich alles, was im Basketball notwendig ist: er hat ein gutes Auge für den Mitspieler, guten Pass, guten Wurf, gute 3er Quote, gute Reboundwerte und er ist obendrein eine starke Kampfsau.

In den sechs Spielen in der Beko BBL hat er extrem gut eingeschlagen: In durchschnittlich 22 Minuten auf dem Parkett erzielte er 12.2 Punkte und holte 6.6 Rebounds (!!!). Dazu 3.2 Assists bei einer 3er Quote von 45%. Das sind wirklich exzellente Werte, vor allem bei den Rebounds! Er holte mehr Rebounds im Spiel als Ford oder Zirbes. Noch Fragen? Die Effektivität ist die höchste, sogar höher als die von Gavel, auch wenn der Vergleich aufgrund der wenigen Spiele etwas hinkt. Doch was, wenn er die Leistung über die gesamte Saison erbracht hätte? Hätten wir einen zweiten Gavel im Team? Vielleicht. Leider stoppte ihn eine blöde Verletzung und wir werden das nicht mehr erfahren.

Zu erwähnen ist noch seine sehr hohe TO Anzahl in den wenigen Spielen. Ich denke jedoch, für die tragende Rolle, die er kurzfristig ohne ausreichender Trainings- und Eingewöhnungszeit in der Mannschaft bekommen hatte, ist das nachzuvollziehen. Ich fand Walsh richtig gut, weil er auch ein Kämpferherz hat und um jeden Ball kämpft. Er hätte eine zweite Chance in Bamberg sicherlich verdient.

Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde
EL TOP16 24:53 7.5 47.8% 26.1% 5.5 3.3 8.7 (5 SP)
BBL Hauptrunde 22:23 12.2 56.3% 45.8% 6.6 3.2 16.2 (6 SP)
BBL Playoffs

Mein Wunsch für nächste Saison: Gerne wieder, aber von Anfang an
Aktueller Status: Geht zu Virtus Bologna, Italien

Renfroe

Renfroe kam in einer sehr schwierigen Phase nach Bamberg. Bamberg schlotterte gerade in die Krise. Es war kein Leichtes in dieser Phase zu glänzen oder sich zu integrieren. Doch mit seiner guten, offenen und positiven Art, hat er sich recht schnell in die Herzen der Bamberger gespielt. Seine Werte können sich wirklich sehen lassen. Er ist noch jung und es wäre viel Potential nach oben gewesen. Ich verstehe nicht ganz, warum Bamberg sich recht früh nach den Playoffs gegen ihn entschieden hat.

Seine Schwächen waren recht klar: zu unsicher im Ballvortrag und zu viele TOs. Für einen 1er einfach No-Go’s. In den Spielen gegen Hagen und den FC Bayern in den Playoffs hat mir wirklich das Herz geblutet, als seine Gegenspieler ihm ein ums andere Mal einfach den Ball wegspickten. Er wirkte oft auch sehr nervös und produzierte dadurch auch viele Fehlpässe.

Gut gefallen hat mir sein Zug zum Korb und seine Schnelligkeit (Rennfrosch 🙂 ). Seine 3er Werte waren OK und ich kann mich an zwei 3er erinnern, die uns in den Playoffs den Kopf aus der Schlinge zogen. Wie gesagt, er hätte eine Chance über die gesamte Saison verdient gehabt, mit dem Bamberger Trainerstab hätte man sicher viel bewegen können.

Die Anzahl der Rebounds und der Assists ist wirklich oberes Niveau für einen Aufbauspieler. Die Werte von Goldsberry liegen weit darunter. Aber wie oben schon erwähnt, Basketball ist viel mehr als nur Statistiken.

Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde
EL TOP16
BBL Hauptrunde 27:19 6.9 51.4% 40.0% 3.6 4.6 11.4
BBL Playoffs 24:56 7.3 58.5% 31.3% 4.3 4.8 11.1

Mein Wunsch für nächste Saison: Hätte in Bamberg wirklich eine zweite Chance verdient. Schade.
Aktueller Status: Auf Jobsuche?

Tadda

Für mich war Tadda der mit Abstand schlechteste Stammspieler der Saison. Damit schließe ich die ganzen Neuzugänge und den langzeitverletzen Ogilvy aus.

Tadda ist kein Talent mehr, ganze 25 Jahre alt inzwischen, sondern ein gestandener BBL-Spieler mit langjähriger internationaler Erfahrung, ja er ist gar deutscher Nationalspieler (warum auch immer).

Seine Werte sind schlecht bis sehr schlecht. Er kann nichts wirklich gut, nur vieles ein bisschen. Der einzige Grund, warum man an ihm wohl festhält ist, dass er a) ein Deutscher ist (und gar aus der Region) und b) eine ganz passable Defense mit sich bringt. Das war’s. Ansonsten ist er einfach nur ein Randspieler, einfacher BBL-Durchschnitt.

Seine Effektivitätswerte sind vernichtend schlecht, und zwar in allen Wettbewerben. Das spielgelt ganz gut meine Wahrnehmung von ihm wieder. Effektivität 2.8 in den TOP16 und in den Playoffs sprechen eigene Sprache. Seine Befürworter werden jetzt entgegnen, dass es für seine Defense keine Statistik gibt und diese ja so überragend sein soll. Zum einen habe ich mir seine Steals Werte angesehen, die im Durchschnittsbereich liegen. Zum anderen gibt es in der BBL viele andere junge deutsche Spieler, die ähnlich gut verteidigen, die aber auch offene Korbleger und offene 3er im Schlaf verwandeln können. Für Tadda stellt letztgenanntes oft eine große Herausforderung dar. OK, ich übertreibe ein wenig, aber die Tendenz stimmt.

Was ich viel schlimmer finde, als seine rein statistischen schlechten Werte, ist sein Entwicklungsstopp. Seit mindestens zwei Jahren kommt er keinen Schritt weiter. Teilweise stagniert seine Leistung eher. Das ist unverständlich. Seine Playoffs-Werte sind, wenn man ehrlich ist, unteres Niveau. Mit Fleming und Co als Trainer, die in den letzten Jahren fast aus jedem einen Top-Spieler geformt haben, verstehe ich diese Stagnation nicht. Liegt es an ihm oder am Trainer? Ich weiß es nicht. Evtl. sollte man ihn wirklich ziehen lassen und einem Stuckey eine Chance in Bamberg geben. In Würzburg hat er teilweise echt gute Leistungen gezeigt.

Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde 14.09 3.4 40.0% 41.7% 1.9 0.8 3.8
EL TOP16 18:24 3.1 37.5% 23.8% 1.4 1.2 2.8
BBL Hauptrunde 16:38 3.6 48.8% 32.2% 1.6 1.3 4.5
BBL Playoffs 15:46 3.4 23.5% 25.0% 1.7 1.4 2.8

Mein Wunsch für nächste Saison: Er braucht den nächsten Entwicklungsschritt, und zwar außerhalb von Bamberg.
Aktueller Status: Wird wohl bleiben

Schmidt

Schmidt ist inzwischen 23 Jahre alt, gilt aber immer noch als Nachwuchstalent. Ich glaube viele vergessen sein Alter und er genießt deswegen noch so eine Art Welpenschutz. Auf der anderen Seite, wenn ich mich auf internationalen Niveau so umsehe, dann sind exzellente „Talente“ bereits unter 20 Jahren leicht zu finden. Mit 23 sind dort Spieler in der Regel gestandene Basketballspieler. Aber eventuell ist das ein generelles „deutsches“ Problem.

Schmidt erinnert mich von seiner Art her stark an Bastian Doreth: sicherer Ballvortrag und ganz gute Übersicht, dabei immer auf Sicherheit bedacht. Aber. Beide sind einfach zu langsam und von Außen zu ungefährlich. Wenn Sie zum Korb ziehen, dann verbreiten sie auch nicht Angst und Schrecken. Ein Leo Westermann ist erst 21 Jahre jung oder sein Teamkollege Vucic ist auch erst 24 Jahre, doch beide sind bereits die Führungs-Spieler bei Partizan Belgrad. In den beiden EL-Spielen gegen Bamberg haben mich beide Spieler fasziniert. Schade, dass keiner von beiden den Weg nach Bamberg findet. Das wäre für mich persönlich die größte Sensation. Egal, ich schweife ab. Solche Spieler findet man in anderen Ligen öfters. In Deutschland gibt es sie ebenfalls, Ole Wendt von Phönix Hagen zum Beispiel. Er ist auch erst 21, doch er kann einfach bereits heute Vieles, was Schmidt oder Tadda auch mit 30 nicht erlernen werden. Wendt ist mit seinen 21 Jahren bereits ein Führungs-Spieler seiner Mannschaft und nicht ein Talent, der in unbedeutenden  Spielen 5 Minuten Einsatzzeit bekommt, wenn der Trainer einen guten Tag hat. Mag sein, dass ich mich irre, soll ja vorkommen, aber in Schmidt sehe ich mittelfristig einfach keinen Mehrwert und somit auch keine Chance eine tragende Rolle für Bamberg zu spielen. Wenn er bleibt, dann wird er immer der Ergänzungs-Aufbauspieler bleiben. Ihm würde es sicherlich auch gut tun, zu einem anderen BBL-Club zu wechseln, bei welchem er mehr Minuten bekommt, um nicht für immer das „ewige Talent“ zu bleiben.

In dieser Saison hat er recht viele Minuten auch bekommen, und zwar aufgrund der vielen Verletzungen. Aus meiner Sicht hat er die Chance nicht wirklich genutzt. Er hat natürlich im Rahmen seiner Möglichkeiten gut gespielt. Doch warum kann so ein Spieler dann nicht einfach über sich hinauswachsen und explodieren? Schmidt hat in der EL sogar 12 Spiele absolviert, in nur drei (!) davon hat er eine positive Effektivität aufzuweisen, in fünf Spielen gar eine negative. Seine 3er Quote ist miserabel (14% TOP16 und 17% BBL Vorrunde). Dabei hat er in den Top16 im Schnitt immerhin 9:15 gespielt. Doch gerade in diesem Wettbewerb wurde es ganz deutlich: Schmidt ist einfach nicht gut genug, bzw. noch nicht so weit. Doch da sind wir wieder bei der Frage, ob es bei ihm mittelfristig die Aussicht gibt, sich zu verbessern? Ich weiß es nicht. Einfach nur sicher den Ball von der einen in die andere Hälfte vorzutragen ist für den Bamberger Anspruch, und auch meinen, zu wenig.

In den Playoffs hat er auch seine 3er besser getroffen, zwei ganz wichtige waren auch dabei. Ob das jedoch Grund genug ist, in der Zukunft weiter auf ihn zu setzen? Hamann war in seinem Alter bereits ein ganz anderes Kaliber.

Fairerweise muss aber konstatieren, dass er Bamberg in schweren Phasen, wenn Not am Mann war, ganz gut vertreten hat, national wie auch international. Das respektiere ich. Er muss sich jedoch selbst die Frage stellen, ob seine Rolle in Bamberg das ist, was ihn persönlich weiter bringt. Das kann ihm keiner abnehmen.

Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde 1:37 0.0 0.0% 0.0% 0.0 0.0 0.0
EL TOP16 9:15 1.2 40.0% 14.3% 0.6 1.4 -0.6
BBL Hauptrunde 8:38 2.2 47.1% 16.7% 0.7 0.9 2.0
BBL Playoffs 3:42 0.7 0.0% 33.3% 0.3 0.8 1.0

Mein Wunsch für nächste Saison: Ausleihen an einen BBL Konkurrenten
Aktueller Status: Wird wohl in Bamberg bleiben

Neumann

Neumann ist von Natur aus ein unglaublicher Sympathieträger, oder anders gesagt, ein sympathischer Draufgänger im positiven Sinne. Ich mag ihn und ich mag seinen unbändigen Willen. Seine unorthodoxe Art Basketball zu spielen, macht ihn irgendwie auch einzigartig. Die Anmeldung zur NBA Summerleague hätte er sich allerdings sparen können.

Bei keinem anderen Spieler ist der Leistungsbruch zwischen BBL und EL so krass wie bei ihm. Wie will der allen ernstes in die NBA? Neumann ist derzeit ein sehr guter Spieler für die deutsche Liga, gegen international erfahrene Center sah er allerdings ganz alt aus mit seinen frischen 21 Jahren. Trotzdem, er hat sich zur Vorsaison mit am meisten weiter entwickelt. Vom reinen Wusler hat er sich im Laufe der Saison in die feste Rotation gespielt, und zwar nicht aufgrund der Verletzungen, sondern aufgrund seiner guten Leistungen. Apropos Leistungen. Diese waren leider extrem unkonstant, Genie und Wahnsinn wechselten sich von Spiel zu Spiel ab. Daran muss Neumann in der nächsten Saison sicher noch arbeiten.

Seine beste Leistung lieferte Neumann folgerichtig in den Playoffs. In manchen Spielen hatte er dabei gar eine entscheidende Rolle gehabt. Das freut mich sehr für ihn. Leider schwächelte auch er bei den Rebounds, da muss mehr gehen, insbesondere aufgrund seiner Position und seiner Größe, und das ist das zweite, woran er in der kommenden Saison arbeiten sollte.

In die NBA kann er gehen, wenn er regelmässig Spiele, wie am Ende der regulären Saison gegen Gießen abliefert, und zwar in der BBL und in der EL. Dieses Spiel bleibt für mich unvergessen. Neumann spielte einfach überragend und erzielte 24 Punkte. Das war das beste Spiel seines noch kurzen Lebens.

Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde 8:27 2.4 50.0% 0.0% 1.5 0.1 1.4
EL TOP16 10:26 3.3 65.2% 0.0% 1.7 0.8 3.2
BBL Hauptrunde 13:19 5.8 62.3% 0.0% 3.3 0.5 7.2
BBL Playoffs 10:38 5.6 63.9% 0.0% 3.4 0.1 7.4

Mein Wunsch für nächste Saison: Soll sich so weiter entwickeln und in der EL eine Schnippe drauf legen
Aktueller Status: Bleibt!

Zirbes

Zirbes, der Hoffnungsträger. Sein Einstieg bei den Brose Baskets ist fast schon tragisch. Er durfte, bzw. musste, in die riesengroßen Fussstapfen von Pleiß treten. Da sind auch die Erwartungen der Fans entsprechend hoch ausgefallen. Auch ich hielt Anfangs sehr große Stücke auf ihn. Leider waren die Fußstapfen von Pleiß und der Erwartungsdruck des Umfelds dann doch zu groß. Auf diese Weise verkrampfte Zirbes in den Spielen und die Fans wurden von Spiel zu Spiel immer ungeduldiger. Der traurige und vorläufige Höhepunkt wurde erreicht, als die eigenen Fans in der eigenen Halle lautstark mit „Zirbes raus!“-Rufen auf sich aufmerksam machten. Peinlich. Ich schäme mich dafür noch heute.

Es mag stimmen, dass er keinen guten Start hatte. Er war höchst verunsichert und vom Erwartungsdruck erschlagen. Seine Körpersprache sprach Bände. Dabei waren seine statistischen Werte gar nicht so schlecht. Er spiele recht solide, leider mit vielen unglücklichen Aktionen. Er wurde stets von allen Seiten mit seinem Vorgänger verglichen. Ich habe mir die Mühe gemacht und die erste Saison in Bamberg von Zirbes und Pleiß (2009/2010) zu verglichen (Stats siehe unten). Erstaunlicherweise haben die beiden Akteure nahezu identische Werte. Beide spielten im Schnitt 20 Minuten für Ihre Mannschaft bei einer Effektivität um die 11. Pleiß holte dabei mehr Rebounds und Zirbes erzielte dafür mehr Punkte. Und wenn wir alle ehrlich sind, dann war Pleiß in seiner erste Saison auch ein „Problemfall“, er spielte schlicht zu lasch und konnte sich körperlich nicht durchsetzen. Zirbes ist für mich auch der bessere CENTER. Er hat bessere Center-Bewegugen drauf und kann seinen Körper besser einsetzen. Was ihm noch fehlt sind hohe Reboundwerte, bzw. das richtige Ausblocken unter dem Korb. Das konnte Pleiß zwar auch nicht gut, aber mit seinen Affenarmen konnte er Vieles einfach herunter pflücken, auch wenn er dabei schlecht stand. Somit muss ich faireweise sagen, dass Zirbes den Vergleich zu Pleiß nicht scheuen braucht. Auch der Vergleich zu Pleiß’schen Saison 2011/2012 (drittes Jahr in Bamberg) ist gar nicht so schlecht. Hier muss sich Zirbes in der kommenden Saison allerdings auch steigern. Sein Saisonverlauf lässt jedoch positiv in die Zukunft blicken und die Fans haben sich mit ihm auch wieder versöhnt. Bei der Meisterfeier holte er dann auch die letzten Nörgler vom Dach. Ich finde eine Sache wird ebenfalls noch vergessen: Pleiß hatte in den Jahren immer sehr starke Führungsspieler neben sich: Slaugther, Hines, Tucker oder Suput. Zirbes musste mit Neumann und Anfangs der Saison mit einem pummeligen Ford zusammenspielen, von Ogilvy ganz zu schweigen. Somit lastete tatsächlich viel mehr Druck auf seinen Schultern. Pleiß konnte sich immer im Schatten der Großen verstecken und somit viel befreiter aufspielen. In großen Spielen übernahmen andere die Verantwortung, zumindest in seinen ersten zwei Jahren.

Wie Neumann hatte allerdings auch Zirbes in der EL, vor allem am Anfang, seine Probleme. Er ließ sich auf einfachste Art und Weise von erfahrenen Center veräppeln und sah dabei einfach nur wie eine Marionette aus. Ich fand es jedoch sehr charakterstark von ihm, dass er sich von all der schlechten Fan-Stimmung und der Heyder-Kritik nicht von seinem Weg hat abbringen lassen. Die letzten Spiele in der TOP16 und vor allem in den Playoffs waren alle sehr ordentlich und so musste ich tatsächlich innerlich den Hut vor ihm ziehen, wie schnell er es geschafft hatte, sich von einem Wackelkandidaten zum Leistungsträger zu entwickeln. Mach weiter so, dann werden wir alle noch viel Spass an Dir haben!

Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde 21:13 8.3 57.8% 0.0% 6.0 0.9 8.8
EL TOP16 18:29 8.1 51.1% 0.0% 4.2 0.4 6.8
BBL Hauptrunde 19:44 8.8 57.7% 0.0% 5.2 0.8 10.9
BBL Playoffs 19:42 9.2 71.0% 0.0% 4.8 0.8 12.1

Mein Wunsch für nächste Saison: Unbedingt halten!
Aktueller Status: Bleibt

Pleiß 2011/2012

Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde 18.33 6.5 51.0% 0.0% 5.4 0.4 8.1
EL TOP16
BBL Hauptrunde 19:44 9.9 62.2% 44.4% 6.0 0.5 13.5
BBL Playoffs 21:12 10.8 58.2% 40.0% 6.2 0.6 14.6

Pleiß 2009/2010

Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde
EL TOP16
BBL Hauptrunde 18:55 8.3 58.2% 80.0% 5.5 0.2 11.2
BBL Playoffs 20:33 7.2 52.7% 0.0% 7.1 0.6 11.7

Ich freue mich auf die neue Saison. Wenn die neuen Spieler besser einschlagen, und vor allen Dingen vom Verletzungspech der vergangenen Saison verschont bleiben, dann kann das nur eine sehr gute Saison werden. Vor dem FC Bayern … ähmmm ALBA … oder doch nicht? … brauchen wir uns jedenfalls nicht zu verstecken!!!

Saisonbilanz 2012/2013

Bamberg gewinnt den vierten Meistertitel in Serie, den sechsten insgesamt. Für mich und viele andere Anhänger, die teilweise seit Jahrzehnten „zum Basketball“ gehen, ist dies unglaublich. Lange Zeit mussten die Bamberger Basketballfans auf den ersten Titel im Jahr 2005 warten. Seit dem konnten nur drei andere Teams (Berlin, Köln und Oldenburg) eine deutsche Meisterschaft feiern, sonst hieß der Titelträger immer nur Bamberg. Das es soweit kommen konnte, liegt in erster Linie an Wolfgang Heyder. Der Manager versteht es seit vielen Jahren das nötige Geld aufzutreiben, um das Bamberger Programm zum Marktführer in Deutschland weiterzuentwickeln. Nie werde ich vergessen, als vor etwa 10 Jahren Tickets noch aus einem Schuhkarton verkauft wurden. Diese Zeiten sind schon lange vorbei, die Professionalisierung hat in allen Bereichen Einzug gehalten.

Mit einem Etat von etwa 10 Millionen Euro braucht sich Bamberg in Deutschland nicht zu verstecken. Damit liegt man mit an der Spitze der bedeutenden Mannschaftssportarten (außer Fußball). Selbst im Eishockey oder Handball haben die Top-Klubs Eisbären Berlin und THW Kiel keinen höheren Etat vorzuweisen. Für eine kleine Stadt wie Bamberg sie ist, bedeutet es eine enorme Kraftanstrengung jedes Jahr neu das Budget sicherzustellen. Dies geht nur mit vielen kleinen Partnern und wenigen Großsponsoren. Die Firma Brose deckt etwa ein Fünftel des Gesamtetats, der Rest teilt sich zwischen den zahlreichen mittleren und kleinen Geldgebern auf. Zu nennen wäre natürlich auch noch REWE, die schätzungsweise 500.000 Euro beisteuern. Dass das Geld gut angelegt ist, zeigen die Erfolge der letzten Jahre.

Eine Meisterschaft ist keine Selbstverständlichkeit, auch wenn dies viele Bamberger Fans (ich möchte mich da nicht ausnehmen) anders sehen. Nach dem Durchmarsch in der Spielzeit 2011/2012 und dem Abgang fast der gesamten ersten Fünf war klar, es muss einen Umbruch geben. Eine Fortsetzung der Siegesserie der vergangenen Jahre schien nicht möglich und nicht zu erwarten. Der Grundtenor war, man braucht Geduld mit der fast neuen Mannschaft, die sich erst finden muss. Und nach dem Erreichen der besten 16 Teams in der Euroleague war aufgrund der enormen Belastungen die ein oder andere Niederlage in der Bundesliga zu erwarten. Im März 2013 war dann der Tiefpunkt erreicht: Bamberg verlor 8 Pflichtspiele in Folge, die Mannschaft schien physisch und psychisch am Boden. Nichts, aber rein gar nichts deutete auf eine erfolgreiche Titelverteidigung hin. Bamberg bezog gegen Berlin und München richtig Prügel. Und nicht nur einmal, sondern gleich mehrfach. Die Zeit der Wachablösung schien gekommen.

Die Meisterschaft 2013 ist für mich höher einzustufen, als die vorangegangen drei Titel.
Für mich sind die Gründe:

  • Das Team musste auf wesentlichen Positionen neu besetzt werden. Das Integrieren der neuen Akteure war ein langwieriger Prozess und verlief keineswegs reibungslos.
  • Konstanz war lange ein Fremdwort. Wenn man es genau nimmt, dauerte die Findungsphase bis in die Halbfinalserie gegen Bayern München.
  • Erstmals seit Jahren war man wieder gezwungen Spieler nachzuverpflichten. Williams, Massey, Walsh und Renfroe wurden geholt um Verletzungsausfälle zu kompensieren oder auf Positionen Alternativen zu haben. Leider schlugen nicht alle Nachverpflichtungen ein. Ganz im Gegenteil, es kam durch die neuen Spieler Unruhe in die Mannschaft. Während Renfroe passable Leistungen zeigte, konnten Massey und Walsh nicht immer überzeugen. Im Fall von Williams und Massey musste man sogar die Notbremse ziehen und sich von den beiden Spieler wieder trennen.

Das Erreichen der besten 16 Teams in der Euroleague brachte noch einmal 14 Partien mehr, am Ende hatte die Mannschaft mit Bundesliga, Pokal, Euroleague und Play-off 71 Pflichtspiele absolviert. Da ist es verständlich und klar, dass man nicht jede Partie mit 100%iger Konzentration angehen kann. Schwächeperioden sind bei diesem Mammutprogramm vorprogrammiert und waren auch zu erwarten. Da muss ich mir auch an die eigene Nase fassen und zugeben diese Belastung unterschätzt zu haben. Meine Lehre für die Zukunft ist, einfach mehr Geduld und Vertrauen in die Stärke der Mannschaft zu haben. Teams unter einem Trainer Fleming scheinen jederzeit in der Lage zu sein, den Schalter umzulegen. Auch, wenn es zu bestimmten Phasen einer Spielzeit nicht so scheint.

Während man national die Saison erfolgreich abschließen konnte, war man auf europäischer Ebene chancenlos. Von insgesamt 24 Spielen, verlor man 21. Aber: in der Runde der letzten 16 Teams verlor Bamberg von 14 Spielen 7 mit 3 oder weniger Punkten Differenz.

Hätte, wäre, wenn
Das (Sport-)Leben ist kein Konjunktiv, aber wenn man von diesen 7 Partien nur 5 gewonnen hätte, dann wäre der Sprung unter die besten 8 europäischen Mannschaft zumindest in Reichweite gewesen. So groß war der Abstand zu einigen der anderen Teams in der Gruppe nicht.

Geld schießt Körbe
Basketball ist ein einfaches Spiel. Am Ende gewinnt fast immer das Team, das die besseren Einzelspieler hat. Ausnahmen gibt es natürlich, wenn die unterlegene Mannschaft schlecht gecoacht wird, einen gebrauchten Tag oder keine Lust hat. Wenn Bamberg nun einen Etat von etwa 12 Millionen Euro zur Verfügung hätte, dann wäre der Unterschied zur europäischen Spitze nicht mehr so groß. Zwei Spieler mehr eines Kalibers von Anton Gavel oder Boki Nachbar und Bamberg würde an den Top 8 schnuppern. Aber dies ist dann wieder eine Frage der Finanzen und Topspieler auf einem bestimmten Niveau kosten nun einmal viel Geld.

37 Heimspiele sind eine große Belastung, nicht nur für die Spieler, auch für die Zuschauer. Nicht immer habe ich mit großer Freude den Weg in die Arena angetreten, oftmals war es ein „Muss“, gerade in der Zeit, als die Mannschaft schlecht spielte. Viele Euroleague-Partien begannen auch erst um 20:45 Uhr, für nicht wenige Zuschauer eine ungünstige Zeit. Auch der immer gleiche Ablauf während der Spiele nervte mit der Zeit, hier würde für die nächste Spielzeit etwas Abwechslung gut tun.

Die ersten Entscheidungen sind schon gefallen: Walsh und Renfroe werden wir im Bamberger Trikot nicht mehr sehen. Ob es noch mehr Abgänge geben wird, werden die nächsten Wochen sehen.

„Mannschaft, die nicht ansatzweise funktioniert“

Ich musste mich in den letzten Tagen oft selbst zurückhalten, hier ein paar Worte zum aktuellen Stand der Bamberger Basketballer zu schreiben, denn nach der Niederlage gegen ALBA war ich wütend, fassungslos und vor allem resigniert. Im Nachhinein bin ich froh, nichts geschrieben zu haben, denn es wäre kein schöner Text geworden. Ich will auch heute nicht viel sagen, denn das hat jemand in einem Radio-Interview für mich übernommen: Michael Körner von Sport1. Die Aussagen von M. Körner  spiegeln nahezu 1:1 meine derzeitige Sicht auf den Bamberger Basketball wider. Hier der Link zum Interview. http://sportradio360.de/_mp3/epi93-4-bbl.mp3

Ich möchte heute deswegen nicht selbst schreiben, sondern nur ein paar Aussagen von M. Körner zitieren:

„Ich mache mir große Sorgen um die Bamberger, weil ich glaube, dass da viel mehr schief gelaufen ist.“

„Sie haben dieses Jahr Pech gehabt und hier und da immer wieder mal personaltechnisch daneben gegriffen.“

„Sie haben jetzt tatsächlich eine Mannschaft, die nicht ansatzweise funktioniert. Die funktioniert nicht.“ 

Wenn Anton Gavel nicht wär, dann würden die jedes Spiel mit 15 Punkten verlieren.“

„Es ist keine Teamchemie.“

„Die haben sich komplett verrannt.“

„Ich sehe die Mannschaft ganz klar auf dem absteigenden Ast.“

Die haben ein Problem auf Center, weil Zirbes nicht richtig in die Gänge kommt.“

„Nachbar wirft nur noch Ziegelsteine gegen’s Brett“

„Ich find’s unfassbar, wie eine Mannschaft richtig zerbröseln kann, so habe ich das Gefühl.“

„Vielleicht übertreib ich auch jetzt, aber die strahlt nichts mehr aus. Null Komma Null. Die laufen da rum 40 Minuten, wie ein angeschossenes Eichhörnchen.“

M. Körner ist natürlich ein Medienmensch und drückt sich sehr plakativ aus. Doch die Kernaussagen stimmen. Schon interessant, wie ein neutraler Beobachter die Hauptprobleme der Bamberger erkennt. M. Körner ist sicher kein Blinder, er beschäftigt sich mit dem Basketball recht intensiv seit über 20 Jahren.

Ich für meinen Teil habe die Meisterschaft nach dem Spiel gegen Alba abgeschrieben. Vorher habe ich immer auf die Wende gehofft, bzw. auf eine Leistungs-Explosion. Aus den zwei Siegen in den TOP16 wird auch nichts. Der eine Sieg gegen Alba war fest eingeplant. Im derzeitigen Mannschaftszustand sehe ich gegen Panathinaikos und in Kaunas keine Chancen. Wir werden tatsächlich die A-Karte ziehen und uns mit 14 Niederlagen aus 14 Spielen aus der TOP16 verabschieden.

Doch diese Saison wird trotzdem etwas Gutes haben. Ich ordne diese Saison jetzt schon unter „Umbruch“ und „Lehrjahre in der EL“ ein. Der Bruch im Sommer war einfach zu gewaltig. Da hätte wirklich jedes noch so kleine Rädchen perfekt ineinander greifen müssen, damit die Erfolge der Vorjahre wiederholt werden können. Und dieses Glück hatte Bamberg in dieser Saison nicht, da ging einfach zu viel schief. Und seien wir alle mal ehrlich: In den letzten drei Jahren ist in Bamberg wirklich ALLES perfekt gelaufen. Wir haben teilweise den Bezug zur Realität verloren. Diese Saison haben wir jedoch den Boden unter den Füßen wieder. Und das ist wichtig, um in der neuen Saison die richtigen Lehren zu ziehen. Ich bin davon überzeugt, dass wir im Herbst in Bamberg eine ganz andere Mannschaft sehen werden. Ich vertraue da voll und ganz auf Heyder und Co.

Zum Spiel bzw. Niederlage gegen Alba und den damit verbundenen Begründungen/Ausreden nur so viel:

Müdigkeit: Alba hat die gleiche Anzahl von Spielen absolviert, wie Bamberg.

Verletzungen: Auch Alba muss sich die gesamte Saison mit Verletzungen rumschlagen.

Personalwechsel: Auch Alba hat in dieser Saison vergleichbare Probleme mit dem Personal gehabt

Trotzdem gewinnt Alba beide TOP16 Spiele gegen uns und steht auch im Finale der Top4 (aktueller Stand gegen Ulm 53:51 Nachtrag 16:50 Uhr: Die Berliner holen den deutschen Pokal, besiegen Ulm locker 85:67 und wirken dabei am Ende viel frischer als die Ulmer, und das Mitten in den TOP16 und nach recht anstrengenden Spielen gegen Bamberg am Mittwoch und den FC Bayern am Samstag. So viel zum Thema Müdigkeit und Frische). Nach dieser Niederlage ist klar: Die Bamberger Mannschaft hat in dieser Saison einfach keine Seele, ich sehe nur Einzelkämpfer (wenn auch sehr gute). Alle Spiele, bei denen es um etwas Großes ging, gingen auch verloren (Ausnahme: Spiel gegen Belgrad – ich sage nur Zitterspiel). Und auch wenn Fleming ein Genie bei der Mannschaftsformung ist, so sehe ich es nicht, dass es ihm dieses Jahr bis zu den Play-Offs noch gelingt dies zu wiederholen. Warum? Weil einige Spieler es einfach nicht wollen und die Play-Offs bereits am 4. Mai beginnen. Bis dahin hat Bamberg noch 8 BBL und 2 EL Spiele (also 10 Spiele in 5 Wochen!!!). Viel Zeit zum Trainieren und zum Formen bleibt also nicht.

Dass diese Sicht nicht die einzig richtige ist, kann man im selbigen Interview in den Aussagen von André Voigt der Zeitschrift Five hören. Der Juni wird es zeigen…

Saisonbilanz 2011 4. und letzter Teil

John Goldsberry

Der US-Amerikaner ist mehr Chef auf dem Feld denn je. Er macht das was er soll und kann das Spiel organisieren – nahezu in Perfektion. Es liegt ihm mehr seine Mitspieler in Szene zu setzen als selbst zu punkten und das obwohl seine Dreierquote von 44.4 % zu den besten der Liga gehört. Die statistischen Werte sagen kaum etwas über seinen Wert aus, er ist der uneingeschränkte Kopf des Teams und der Agressive Leader im Stile eines Marc van Bommel.

Ein großes Fragezeichen besteht allerdings hinsichtlich seiner Gesundheit. Es steht immer noch im Raum, dass er aufgrund einer wieder aufgebrochenen schweren Knorpelverletzung im Knie seine Karriere beenden bzw. erneut operiert werden muss. Ein längerfristiger Ausfall würde die Mannschaft hart treffen. Er ist, wie schon geschrieben, eindeutig der General auf dem Feld und mit ihm hat der Spielaufbau eine ganz andere Qualität. Außerdem macht der US-Amerikaner im Aufbau keine Fehler. Auf jeden Ballverlust folgen bei ihm 3,9 Ballvorlagen (der Spitzenwert in der Liga) und in 11 Partien verlor er überhaupt nie den Ball.

Aber nicht nur offensiv, sondern auch defensiv gehört er zu den besten Bambergern. Ein sehr guter Passverteidiger war er schon immer, aber mittlerweile kann er seinen Gegenspieler auch fast perfekt zustellen.

Das folgende Video kann nicht eingebettet werden, darum hier der direkte Link.

Reyshawn Terry

Er bringt eigentlich alle Voraussetzungen mit, um das Spiel zu dominieren. Er ist groß (2,03m), er ist sehr athletisch, er kann werfen und er spielt eine sehr gute Abwehr. Trotzdem bin ich von ihm nicht restlos überzeugt. Dies mag damit zusammenhängen, dass er es zu oft mit der Brechstange versuchte. Gerade mit seiner Überathletik muss er mehr das Brett attackieren. Er hat die Mittel im Eins gegen Eins seine Gegenspieler ganz alt aussehen zu lassen. Stattdessen nahm er öfters zu schnell zu schwierige Würfe, worunter dann seine Wurfquote (34,3% 3er) litt. Manchmal wäre es besser, erst zu denken und dann zu schießen. Bamberg spielte schließlich nicht „7 seconds or less“, sondern versuchte sich gute Wurfchancen durch kluges Passspiel zu erarbeiten, was dann meist länger als 7 Sekunden dauerte.

Die 27 Zähler beim Alba-Schlachtfest im Dezember 2010 waren sein persönliches Highlight-Game.  An diese Bestleistung kam er im Laufe der Saison bei Weitem nicht mehr heran, seine 9,6 Punkte im Schnitt bei knapp 19 Minuten Einsatzzeit je Partie sind aber kein schlechter Wert. Als athletischen und abwehrwilligen Gegenpol zu Peja Suput ergänzte er die Mannschaft fast optimal. Trotz allem erscheint er mir ein Wackelkandidat zu sein für eine Weiterverpflichtung. Möchte man den nächsten Schritt machen, dann muss hier ein Upgrade her, Jan Jagla wäre eine Option.
Auch von ihm gibt es hier ein Video.

Peja Suput

Der Serbe ist auf der Position des Power Forward immer noch die Nummer 1 im deutschen Basketball. Die FIVE schrieb in der Issue #79 über ihn:

Falls jemand die überschaubaren Stats des neuen und alten besten Vierers der Liga kritisieren möchte, dann sei ihm entgegnet: Suput musste in der Saison im Schnitt nur 22:12 Minuten aufs Feld! Bei ihm ist es nicht wichtig, was er in einem Allerweltsspiel gegen ein Mittelklasseteam leistet, sondern sein tatsächlicher Wert offenbart sich erst in Partien gegen echte Konkurrenten wie Berlin (34 Punkte, 11/11 aus dem Feld) oder in Göttingen (26, 9/16). Bezüglich seiner Offense wird oft gelobt, dass er vielseitig und abgezockt ist sowie einen noch guten Distanzwurf und eine noch bessere Fußarbeit im Lowpost hat. Jeder Verteidiger wird jedoch bestätigen, dass der Mann beim Schieben in der Zone auch kräftig wie ein Bulle ist. Fakt ist: Wenn der 34-jährige Serbe bei einem Mittelklasseteam spielen würde, wäre er Topscorer der Liga.

Die nächste Saison wird höchstwahrscheinlich seine letzte in Bamberg sein. Er wird nicht jünger und schon jetzt waren gegen Ende der Spielzeit deutliche Verschleißerscheinungen zu merken. In der Abwehr ist er nur dann kein Ausfall, wenn er will. Seine Einsatzbereitschaft in der Defensive hängt aber auch maßgeblich mit seiner körperlichen Fitness zusammen. Man hat nicht selten den Eindruck, er spart hinten Kraft um dann vorne noch genügend Power zur Verfügung zu haben.

Hier noch ein anderes Video.

Karsten Tadda

Es beschleicht einen durchaus das Gefühl, dass der Bamberger seit nunmehr drei Saisons stagniert und keinen relevanten Schritt nach vorne macht. Auch in dieser Saison wechselten sich Licht und Schatten ab. 37,7% Feldwurf- und 62,5% Freiwurfquote sind mindestens ausbau-, eher schon verbesserungswürdig. Er muss aufpassen nicht zum ewigen Rollenspieler abgestempelt zu werden. Jedes Jahr wartet man schon darauf, dass er den nächsten Schritt macht. Seine Abwehrarbeit gehört ganz sicher zu dem Besten, was es nicht nur im mit starken Defensivspezialisten gespickten Bamberger Team gibt, sondern auch in der Liga seinesgleichen sucht.

Aber sein Wurf ist wackelig und fällt nicht konstant, auch sollte er seine Schnelligkeit mehr nutzen und zum Korb ziehen. Ob seine Zukunft auf der Position 1 oder 2 liegt, ist noch nicht ganz klar. Eingesetzt wurde er in letzter Zeit hautsächlich als Shooting Guard, wobei er dafür fast ein wenig zu klein ist.
Ein Video von ihm findet man hier.

Maurice Stuckey

Der talentierte Nachwuchsspieler hat diese Saison schon vielumjubelte Spiele gezeigt. Die Dominanz der Bamberger hat ihm Spielzeit gebracht, die er genutzt hat. Mittlerweile darf der athletischen Guard regelmäßig in allen Spielphasen ran und bringt es auf fast 10 Minuten pro Partie. Seine 12 Punkte gegen Hagen waren ein Ausrufezeichen, jedoch hat Trainer Fleming zuletzt immer wieder betont, dass er nicht immer mit der Verteidigungsleistung seiner jungen Guards einverstanden ist. Potential scheint bei ihm vorhanden zu sein, jedoch muss man ihm zugutehalten, dass gerade auf den kleinen Positionen in Bamberg ein Überangebot an sehr guten Akteuren herrscht und man sich jede Minute Einsatzzeit hart erarbeiten muss.

Phillipp Neumann

Viel zum Spielen kam er bislang im Bundesligateam noch nicht, er sammelte bei Breitengüßbach in der ProB Erfahrung. Suchte man für ihn einen Spitznamen, dann würde Zappelphillipp gut passen. In der Bundesliga waren seine Einsätze rar gesät und von unglücklichen Aktionen geprägt. Er wirkt hektisch und übermotiviert. Gerade so, als wollte er in den wenigen Spielminuten die er bekommt, alles zeigen und besonders gut machen, was er kann. Meistens hatten seine Bemühungen aber teilweise etwas von Slapstick. An Motivation scheint es ihm nicht zu mangeln, er sollte aber lernen sie richtig einzusetzen. Auch für ihn gilt, sich konstant weiterzuentwickeln.

Erik Land

Leider muss man sagen, er ist in Bamberg gescheitert. Zu nennenswerten Einsätzen kam er die letzten Jahre nicht. Auch von Verletzungen der Stammkräfte auf seiner Position profitierte der Power Forward nicht. Er konnte sich nicht durchsetzen und macht konsequenter Weise einen Schritt rückwärts und wechselt in die ProA nach Homburg zu den Saar-Pfalz Braves. Dort erhält er sicher mehr Spielzeit und wird sein Talent besser präsentieren können.

Tibor Pleiß

Seine Spiele lassen keinen Fan kalt. Entweder er hat einen rabenschwarzen Tag, kann kaum einen Ball fangen, ist zögerlich beim Weg zum Korb, bringt sich früh in Foultrouble und geht mit maximal 5 Punkten vom Feld. Oder aber er ist dynamisch, schnappt sich viele Rebounds, dominiert seine Gegenspieler und jagt ihnen den kalten Schweiß auf die Stirn, wenn sie gegen ihn zum Korb ziehen. Dies sind die zwei Gesichter des Tibor Pleiß. Zum Glück überwiegen die positiven Partien, im Gedächtnis bleiben aber die unglücklichen Momente hängen. Und dies ist schade und wird seinem Talent in keinster Weise gerecht.

Er hat sich in der letzten Spielzeit wieder verbessert und seine Statistiken in einigen Kategorien positiv gesteigert. So führt er beispielsweise bei den Rebounds, Blocks (Liga-Bester!) und der Effektivität sein Team an. Dadurch, dass in der Draft im Juli 2010 die Oklahoma City Thunder aus der NBA die Rechte an ihm gezogen haben, wurde der Druck auf ihn nochmals erhöht. Jeder erwartet von ihm in jedem Spiel außergewöhnliche Leistungen. Dazu ist er aber als 21-jähriger noch nicht fähig, noch dazu als Center. Eine Position die viel Erfahrung voraussetzt; Erfahrung die er gerade erst sammelt. Dazu wird er auch in der Spielzeit 2011/2012 in Bamberg Gelegenheit haben, denn er wird nicht in das südliche Europa wechseln. Dies käme für ihn noch zu früh, genauso wie ein Wechsel in die NBA.

Brian Roberts

Danke an Brian, danke für unvergessliche Momente, danke für Spiele, die er im Alleingang gewann. Kritisierte ich vor Jahresfrist noch seine zeitweise Verteidigungsunlust und seine geringen Fähigkeiten als Aufbauspieler, so hat er sich in beiden Kategorien über den Sommer nochmals gesteigert. Zwar kommen seine Aufbau- und Abwehrqualitäten nicht an die eines John Goldsberry heran, dafür ist er aber ein eiskalter Vollstrecker.
In der FIVE Issue #79 war über ihn zu lesen:

Bester Sechster Mann, der bei jedem BBL-Team außer Bamberg und Frankfurt (und da auch nur wegen Wood) starten würde. Der Crunchtime-Killer ist beim Meister in jedem Viertel der Mann für den letzten Angriff. Obenrum kann sich kein anderer Akteur der Brose Baskets derart gut seinen eigenen Wurf kreieren. Sein eingesprungener Dreier aus dem Dribbling bescherte selbst den Gegnern in der Euroleague einiges Kopfzerbrechen.

Nun deutet vieles auf einen Wechsel des 25-jährigen in das europäische Ausland hin. Er wird den wesentlich höher dotierten Angeboten zahlungskräftiger Klubs aus Spanien oder der Türkei erlegen. Und wenn wir ehrlich sind: Er hat es verdient. Brian Roberts wurde je zweimal Pokalsieger und Meister mit Bamberg. Mehr kann er hier nicht erreichen. Jetzt wird es für ihn Zeit den nächsten Schritt zu machen, spielerisch und finanziell. Die Chancen auf eine Weiterverpflichtung im Frankenland sind gering. Sollte er seinen Vertrag in Bamberg nicht verlängern, ist ihm nur alles Gute zu wünschen für seinen weiteren Weg.

Casey Jacobsen

Seine Rolle hat sich im Laufe der vergangenen Jahre vom reinen Shooter hin zum kompletten Basketballer gewandelt.
Die FIVE schreibt über ihn:

Eigentlich ist der Kapitän des Meisters nicht sonderlich schnell beim Antritt, und eigentlich weiß auch jeder Verteidiger, dass er gerne vom rechten Flügel mit links über die Mitte zieht, aber trotzdem passiert es immer wieder. Das Ganze endet zumeist entweder mit einem Linkskorbleger, einem Pass nach außen zum freien Schützen oder gelegentlich sogar mit einem Stepback-Jumper aus der Mitteldistanz. Der Vorzeigeprofi ist zudem die Personifizierung eines perfekten Teamkapitäns, was leider aber auch gelegentlich davon ablenkt, was für ein herausragender Basketballer der 30-jährige immer noch ist.

Abseits vom spielerischen ist er der Klebstoff der das Bamberger Team zusammenhält. Er ist für die Jüngeren ein Vorbild, nicht nur wegen seiner vier Jahre in der NBA, sondern sein Einsatz, Willen und seine Laufbereitschaft sind beispiellos. Und dennoch nagt auch an ihm der Zahn der Zeit. Sein Antritt ist nicht mehr so explosiv wie noch vor einigen Jahren. Schuld daran kann die schwere Knieverletzung, erlitten im Frühjahr 2010, sein, die ihm wohl ein paar Prozentpunkte seiner Athletik kostete.

Sein großer Vorteil ist aber nach wie vor die überragende Basketball-Intelligenz, die immer noch höher ist als bei vielen anderen Spielern in der Liga. Seine Erfolgsbilanz ist überragend: in seinen vier Bundesligajahren wurde er jeweils 3x Meister und Pokalsieger. Mit Ausnahme der Seriensieger zu Zeiten von Leverkusen und Berlin dürften nur wenige Spieler so viele Trophäen in die Höhe gestemmt haben.
Er hat seinen Vertrag erst um drei Jahre verlängert und auch schon angedeutet, nie mehr bei einem anderen Klub spielen zu wollen.

Und hier noch einige Highlights aus seiner Zeit in der NBA:

Auch der Sportsender ESPN würdigte ihn einst mit einem Special:
Teil 1

Teil 2

Teil 3

Anton Gavel

Der Bamberger Publikumsliebling konnte die Leistungen aus seiner tollen Vorjahressaison im Großen und Ganzen bestätigen und beweist sich weiterhin als engagierter Verteidiger. Goldlöckchen ist immer noch ein Mann für die Big Points von jenseits der Dreierlinie und seine Defense ist sowieso eine der besten in der Liga. Sein Wurf ist so flach, man könnte fast meinen, der Ball knallt immer vorne an den Ring. Aber mit einer Dreierquote von 42,3% rangiert er nicht nur im Bamberger Team, sondern auch in Liga ziemlich weit vorne in der Rangliste der treffsichersten Schützen.

An Einsatz mangelt es ihm nie, selbst mit Verletzungen, bei denen sich schon manch anderer US-Amerikaner in der Vergangenheit 2 Wochen krankschreiben ließ, spielte er und gab alles. In Bayern würde man sagen, er ist ein harter Hund. Defensiv ist er dank seiner schnellen Beine immer in der Lage gegnerische Aufbauspieler gut zu verteidigen. Was ihm an Länge fehlt, macht er durch Willen wett. 2,7 Rebounds je Spiel sind die Meisten aller Bamberger Aufbauspieler. Dass der Trainer viel von ihm hält, wird an der Einsatzzeit deutlich: Nur Casey Jacobsen stand mit 29:59 Minuten pro Partie länger auf dem Feld als Anton Gavel (27:50).

Immer wieder wird spekuliert, ob der Slowake, der auch einen deutschen Pass besitzen soll, seinen Status als Bosman-Spieler abgibt und nur noch als Deutscher aufläuft. Damit würde er einen Ausländerplatz freigeben. Wer aber jemals ein Bild von ihm als Fan in einem Trikot der slowakischen Eishockey-Nationalmannschaft sah, kann an einen Wechsel der Staatsbürgerschaft nicht recht glauben.

Kyle Hines

Der Mann ist eine Urgewalt. Als seine Verpflichtung vor Jahresfrist publik wurde, waren nicht wenige skeptisch, ob das Experiment mit einem Spieler, der offiziell 1,96m groß sein soll, gutgehen kann. Aber bereits nach den ersten Vorbereitungsspielen wurde deutlich, dass Kyle Hines ein außergewöhnlicher Akteur ist.
Nach einem Testspielerfolg gegen Bayreuth Anfang September 2010 schrieb ich:

Und schon nach wenigen Minuten in der Partie wird klar, dieser Typ ist krass! So ein wenig ein Jeff Gibbs Klon, nur noch beweglicher und schneller. Muss er aber auch nicht können, unter dem Korb überzeugt er dafür umso mehr. Seine Bewegungen um die Gegenspieler herum mit abschließendem Dunking sind klasse. Er ackert, er kämpft um jeden Ball, er gibt alles. Denke die Bamberger Fans werden ihn lieben.

Und genauso kam es. Er wurde nicht nur Finals MVP, sondern auch von den Bamberger Fans zum beliebtesten Spieler gewählt. Manager Wolfgang Heyder meinte über ihn: „Er ist ein Mensch der noch Bitte und Danke sagt“. Dies sagt in einer Branche in der Egoismus zum Berufsbild gehört viel über Kyle Hines aus.

Trotz seiner für einen Center geringen Körpergröße war er in der Lage viele seiner Gegenspieler zu dominieren. Seine 1,2 Blocks je Spiel bedeuteten Rang 4 in der Rangliste aller Bundesligaakteure (Tibor Pleiß steht übrigens auf Platz 1 mit 1,6 Blocks). Seine überragende Athletik und Schnelligkeit ließ viele hüftsteife Gegner ziemlich alt aussehen. Trotz aller Begeisterung für ihn und seine Spielweise muss man sich fragen, ob man auf seiner Position nicht doch mehr Größe haben sollte. Gerade im Hinblick auf die hohen Ziele in der Euroleague. So waren seine Probleme in der Defensive, resultierend aus seiner geringen Körpergröße, auch den Gegnern bekannt. Nur 4,6 Rebounds im Schnitt sind nüchtern betrachtet für einen Center zu wenig.
Auch von ihm gibt es ein Highlight-Video:

Saisonbilanz 2011 3. Teil

Bamberg stürmte durch die Hauptrunde wie schon lange keine andere deutsche Mannschaft mehr. Einzig beim späteren Absteiger in Düsseldorf und in Göttingen zog man den Kürzeren. Die Niederlage in Düsseldorf kam für viele nach 16 Siegen in Folge überraschend, für mich jedoch nicht. Mir war klar, wenn die Erfolgsserie reißt, dann bei einem Team aus den Niederungen der Tabelle. Gegen Topteams war die Konzentration und Motivation so hoch, da konnte fast nichts passieren. Gegen ein Kellerkind der Liga jedoch schleicht sich gerne mal der Schlendrian ein, man gibt nicht mehr 100%, der Gegner erwischt einen Sahnetag und schon hat man verloren. Genau so kam es dann auch beim Gastspiel im Rheinland. Außerdem fehlte bei dieser Partie auch John Goldsberry wegen eine Sperre, nachdem er im Spiel vorher in Bayreuth nach einer Rangelei mit dem Ex-Bamberger Jared Reiner vom Feld flog.

32 Siegen standen nur 2 Niederlagen vor Beginn der Play-off zu Buche. Eine nahezu perfekte Ausgangslage um die Mission Titelverteidigung zu starten. Zu diesem Zeitpunkt hatte Bamberg aber mit dem Pokalsieg den ersten Titel bereits in der Tasche. Vor heimischer Kulisse konnte man sich am ersten April-Wochenende in zwei äußerst knappen Spielen erst gegen Artland und im Finale gegen Braunschweig durchsetzen und den Pokalerfolg vom Vorjahr wiederholen. Der erste Druck einen Titel holen zu müssen war dadurch schon mal genommen, aber was ist schon der Pokal, wenn man Meister werden will?

In der ersten Runde der Play-off wartete mit Bremerhaven eine unangenehme, aber letztlich machbare Aufgabe. Aber die drei Spiele offenbarten schon eine gewisse Tendenz: Bamberg hat den Nimbus der Unschlagbarkeit verloren. Zwar setzte man sich mit 3:0 gegen die Norddeutschen durch, aber überzeugend waren die Erfolge nicht. Die Mannschaft wirkte müde und machte nicht immer einen souveränen Eindruck.

Im Halbfinale wartete dann mit Artland der denkbar schwerste Gegner. In den Ligaspielen und im Pokal setzte sich Bamberg jeweils nur mit wenigen Zählern Differenz durch. In den Play-off war dies anders, aber nicht so wie gedacht. Die Serie ging über die volle Distanz von fünf Spielen und jedes Mal gewann die Heimmannschaft mit mindestens 12 Punkten Unterschied. Spätestens da war klar, die Auswärtsstärke Bambergs ist nicht mehr vorhanden.

Aber Bamberg wäre nicht Freak City, wenn in einem „do or die“-Game die Fans ihr Team nicht zum Sieg pushen würden. So war es dann auch keine große Überraschung, dass bei den beiden besten Artländern Ryce und Bailey am Ende die Kräfte schwanden und sich das Bamberger Kollektiv durchsetzen konnte.
Die besten Szenen aus dem fünften Spiel:

Tja, und damit war das Traumfinale perfekt: Bamberg gegen Berlin, die Mutter aller Schlachten. Es war also nach 2004 endlich mal wieder soweit, dass sich beide Mannschaften in den Play-off gegenüberstanden. Berlin schummelte sich ein wenig in die Endspielserie, sie taten sich erst gegen Oldenburg und dann gegen Frankfurt teilweise sehr schwer.
Fast wäre die Mission Titelverteidigung schon nach der gewonnenen ersten Partie in weite Ferne gerückt. Mit John Goldsberry zog sich einer der wichtigsten Spieler einen Bänderriss zu und sein Einsatz in den weiteren Spielen war sehr fraglich.

Die Überlegenheit und Souveränität der Hauptrunde war irgendwo auf dem Weg vom Trainingslager in Malaga bis zu Beginn der Play-off verloren gegangen. Die Gegner witterten Morgenluft und nahmen Fährte auf, bei Bamberg schien das Momentum verschwunden zu sein. Berlin machte aus seinen Möglichkeiten das Beste und zeigte gerade in seinen Heimspielen gute Leistungen. Aber auch nur, weil Bamberg sie gewähren ließ. Nicht absichtlich, das traue ich ihnen dann doch nicht zu. Aber vielleicht spukte in den Köpfen der Bamberger Akteure doch der Gedanke herum, dass man sich bislang immer auf seine Heimstärke verlassen konnte. Dadurch hielt Gevatter Schlendrian Einzug – nur ein wenig und ganz langsam, aber stetig. Bamberg ließ Berlin ins Spiel kommen, und dies ist das Schlimmste was einem gegen Berlin passieren kann. Da zählen auch die vorangegangenen Spiele nichts mehr. Auch war von der Spritzig- und Leichtigkeit aus der Hauptrunde nicht mehr viel zu sehen.

Von fünf Auswärtspartien in den Play-off gingen vier verloren. Und zwar nicht knapp, sondern teilweise richtig deutlich. Aber eine Stärke der Bamberger Mannschaft, in der zu Ende gegangenen Saison, war die mentale Stabilität. Sie hat sich aus allen Leistungstälern wieder herausgearbeitet und stets in den Folgepartien eine Reaktion gezeigt.
Aber auch während eines Spiels schaffte man es wiederholt Rückstände aufzuholen und in Siege umzumünzen. Ganz sicher ein Verdienst von Coach Chris Fleming, der meistens an den richtigen Hebeln zog um seine Jungs wieder in die richtige Spur zu führen.
Bestes Beispiel war die alles entscheidende fünfte Finalpartie. Berlin führt 1:30 vor Schluss mit vier Punkten und wird dann doch nicht Meister. Die letzten 90 Sekunden trennte die Männer von den Buben und man sah, wer wirklich Erwachsensport betreibt. Kyle Hines holte nach Berliner Fehlschüssen wichtige Rebounds und John Goldsberry und Brian Roberts versenkten eiskalt zwei Bomben aus dem Dreierland. Von den Berlinern Jenkins, McElroy und Co. war da nichts mehr zu sehen.

Pokalsieg verteidigt, Meisterschaft verteidigt, als Bamberger Fans muss man sich wie in einem feuchten Traum vorkommen. Die letzten 18 Monate waren unglaublich und speziell die letzte Saison fast nicht wiederholbar.
Welche Ziele bleiben jetzt noch übrig? Nochmal das Double verteidigen oder versuchen in der Euroleague den nächsten Schritt zu machen. Das Eine oder das Andere ist durchaus reizvoll, aber motiviert das auch die Mannschaft? Alles, was man jetzt national noch erreichen kann, ist nur eine Wiederholung. Es besteht die große Gefahr, dass die Mannschaft von den Erfolgen satt ist, nicht den letzten Willen aufbringt, um in einem Jahr sich wieder auf dem Maxplatz feiern zu lassen.
Darum wäre es jetzt Zeit einen Schnitt zu machen und das Team auf einigen Positionen umzubesetzen. Frische, nach Siegen lechzende und hungrige Spieler wären nötig um dem Mikrokosmos Mannschaft neues Blut zuzuführen.

Aber um die Spieler wird es im letzten Teil der Saisonbilanz gehen, die am Montag, 4. Juli veröffentlicht wird.

Saisonbilanz 2011 2. Teil

Den 27. Oktober 2010 werden ganz viele Bamberger Basketballfans nicht mehr vergessen. An diesem Tag war die Spitzenmannschaft Olympiakos Piräus zu Gast. Vor der Partie wurde nur über die Höhe der Niederlage gesprochen, von einem Sieg redete niemand. Als es nach dem ersten Viertel 16:16 stand, meinte mein Sitznachbar zu mir: „Wenigstens haben wir jetzt ein Viertel nicht verloren“. Auch zur Halbzeit beim Stand von 34:28 für die Franken trauten wir dem Braten noch nicht. Doch ein an diesem Tag nicht zu stoppender Brian Roberts mit 23 Zählern führte Bamberg zum unerwarteten Sieg gegen die Griechen.
Wer nochmal ein paar bewegte Bilder sehen möchte, kommt hier auf seine Kosten.

Dies war der erste Erfolg gegen einen wirklich großen Klub. Bamberg hatte an diesem Tag einen riesen Vorteil auf seiner Seite: sie waren eingespielt. Für Piräus war es dagegen erst das dritte Pflichtspiel der Saison und dies merkte man ihnen deutlich an. Auf dieser Seite war damals zu lesen:

„Natürlich haben die Superstars aus Griechenland Bamberg unterschätzt, sie dachten wohl nach dem klaren Erfolg vor Wochenfrist gegen Real Madrid, gegen Bamberg nur mit halber Kraft spielen zu können. Die Franken hatten keine Chance, nutzen diese aber eiskalt aus. Leidenschaft, Einsatzwille und Herzblut – diese Eigenschaften zeigten die Franken am Mittwochabend und wenn dann auch noch spielerisch überzeugt wird, hat es eben auch eine Multi-Millionen-Truppe schwer, in der Frankenhölle zu bestehen. Bamberg zeigte eine geschlossene Mannschaftsleistung, alle Akteure zeigten viel Willen und Einsatz.“

Der Erfolg gegen Piräus ließ das Selbstvertrauen noch einmal wachsen. Zu spüren bekamen dies in der Folgezeit nicht nur die Konkurrenten in der Bundesliga, sondern auch die Gegner in der Euroleague. Der 15. Dezember 2010 ist das nächste denkwürdige Datum, denn an diesem Tag musste Real Madrid dran glauben. Auf die mangelnde Eingespieltheit konnten die Madrilenen ihre Niederlage in Bamberg nicht schieben, auch dürfte Unterschätzung (vor allem nach dem knappen 83:81 Sieg im Hinspiel) nicht dazu geführt haben, dass sie verloren. Bamberg war an diesem Abend schlicht und ergreifend besser. Aber nach der verlorenen Partie in Charleroi und der äußerst unglücklichen Niederlage in letzter Sekunde durch einen Wahnsinnsdreier von Roms Charles Smith war ein Aufsteigen in die Runde der besten 16 Teams nicht mehr möglich.

Am letzten Spieltag der Euroleague setzte man aber noch einmal ein Ausrufezeichen mit dem Erfolg in Malaga. Letztlich fehlte aber nur ein Sieg für den Einzug in die Runde der Top 16. Piräus, Madrid und Malaga bezwungen und dennoch nicht weitergekommen – dies war schon bitter.
Die Mannschaft nahm aber sehr viel an Erfahrung und Selbstvertrauen aus den 10 Spielen der Euroleague mit. Das Wissen um die eigene Stärke wurde im Verlauf der Saison und besonders in den Play-off ein wichtiger Faktor. Bamberg konnte die großen Vereine einige Male gehörig ärgern, zum ganz großen Wurf langte es aber nicht. Dieses zu erreichen könnte ein Ziel für die neue Spielzeit in der Euroleague werden.

Der grandiose Gewinn der Partie gegen Madrid war der Beginn von zwei Wochen, die unglaubliche Resultate brachten. Nur drei Tage nach Madrid musste Alba Berlin dran glauben. Das 103:52 war nicht nur der höchste Sieg einer Bamberger Basketball Mannschaft, es war auch die höchste Berliner Niederlage aller Zeiten. Und es war der Anfang vom Ende des Alba-Coaches Luka Pavicevic. Bamberg stürzte die Hauptstädter in die größte Krise ihrer Vereinsgeschichte.

Weil es so schön war, hier die Highlights:

Der Hunger der Franken war aber noch nicht gestillt. Nach Oldenburg mit 35 Punkten Unterschied wurde auch noch Ludwigsburg 28 Zählern Differenz abgefertigt.
Der Dezember 2010 war der unglaublichste Basketball Monat den die meisten Bamberger Anhänger je erlebt haben.

Um die Play-offs wird es im 3. Teil der Saisonbilanz 2011 ab Samstag 2. Juli gehen.

Saisonbilanz 2011 1. Teil

Nach einer Saison mit ganz vielen Höhepunkten und nur sehr wenigen Tiefpunkten fällt die Bilanz natürlich positiv aus. Pokalsieger und Deutscher Meister, beide Titel nach 2010 verteidigt, noch dazu in der Euroleague nicht nur mitgespielt, sondern einige große Teams mächtig geärgert. Die Spielzeit 2010/2011 wird in die Geschichte des Bamberger Basketballs eingehen.

Nach dem Ende der Feierlichkeiten und nachdem die Fans von Freak City wieder nüchtern sind, möchte ich nicht nur auf die Highlights zurückblicken, sondern auch die wenigen nicht so positiven Sachen betrachten.

Fast alle Leistungsträger der Meistermannschaft 2010 konnten gehalten werden, einzig von Center Elton Brown trennte man sich. Beckham Wyrick zog es nach München, bei Mark Worthington war das Heimweh nach Australien zu groß und Robert Garrett beendete im Zorn seine Karriere (zumindest vorläufig, ehe er dem Ruf von Dirk Bauermann folgte und in München ein Comeback startete). Aber der Kern um John Goldsberry, Anton Gavel, Brian Roberts, Peja Suput, Tibor Pleiß und Casey Jacobsen blieb Bamberg erhalten. Man konnte also das Mannschaftsgefüge erhalten und verstärkte sich mit Center Kyle Hines und Forward Reyshawn Terry.

Anders als in den Vorjahren und auch bei den meisten anderen Teams in der Bundesliga kannte man sich, war eingespielt und motiviert den nächsten Schritt zu tun. Gerade die Eingespieltheit war in den ersten Wochen ein riesiger Vorteil den anderen Mannschaften gegenüber. Man musste sich nicht erst lange finden, man musste nicht erst eine Teamstruktur und Hierarchien entwickeln und Angriffs- und Abwehrsysteme lernen. Die Eingewöhnungszeit war kurz und auch die neu dazugekommenen Spieler gewöhnten sich schnell ein.

Es gab sicherlich Mannschaften, die die besseren Einzelspieler hatten, aber niemand war als Team besser als Bamberg. Jedes Zahnrad passte perfekt zum anderen, Bamberg war eine hocheffiziente Maschine, die aus ihren Einzelteilen das Optimum herausholte und jedes einzelne Bestandteil im Gesamtverbund besser machte. Nie trifft das Sprichwort „Das Ganze ist mehr als die Summe der Einzelteile“ mehr zu, als auf diese Bamberger Mannschaft der Saison 2010/2011.

Anhand einiger Statistiken möchte ich dies verdeutlichen:
Der beste Bamberger Scorer ist erst auf Platz 26 der Rangliste aller Korbschützen der Bundesliga zu finden: Peja Suput mit im Schnitt 12,6 Punkten. Dafür hatte man fünf Akteure mit mindestens zweistelliger Punkteausbeute, soviel wie keine andere Mannschaft. Ein Indiz für die Ausgeglichenheit des Kaders, was ein wesentlicher Vorteil darstellte. So konnte sich der Gegner nicht nur auf den einen Überflieger konzentrieren (wie zum Beispiel Frankfurts Wood), Bamberg dagegen war nicht auszurechnen. Zehn Spieler waren in der Lage in mindestens einer Partie offensiv zweistellig zu produzieren – ein Spitzenwert in der Liga.

Keine andere Mannschaft erzielte mehr Punkte aus der Dreierdistanz, niemand holte sich mehr defensive Rebounds und niemand verlor weniger den Ball. In der Kategorie Steals per Turnover stehen mit Goldsberry, Tadda und Gavel drei Bamberger ganz oben. Ein Indiz für Ballsicherheit im Aufbau und flinke Hände in der Abwehr.

Gerade die Guards waren ein Erfolgsgarant. Goldsberry, Roberts, Gavel und als Backup Tadda sind Spieler, die wissen wo der Korb hängt. Offensiv zu produzieren war für sie kein Geheimnis und in der Abwehr haben sie sich, im Vergleich zur Vorsaison, nochmals gesteigert.
Ein wichtiger Faktor, der gerne übersehen wird, war die Verpflichtung von Athletik-Trainer Marcus Lindner. Der bislang für die Nationalmannschaft tätige Fitness-Coach hob das körperliche Leistungsniveau auf eine höhere Ebene. Wurden in der vorangegangenen Spielzeit nicht wenige Partien gerade in der Schlussphase verloren (teils nach deutlichen Führungen), trat diese Saison eine bessere physische und damit einhergehende psychische Stabilität ein. Auch nach Rückständen glaubte das Team immer an sich und überrannte die Gegner regelmäßig im letzten Viertel. Die körperliche und geistige Fitness ist ein Faktor, der nicht von Allen als wichtig angesehen wird. Bamberg hat aber vor über einem Jahr mit Marcus Lindner einen anerkannten Fachmann verpflichten können, der von den Spielern respektiert wird.
Der Körper eines Leistungssportlers ist das Wichtigste was er hat. Er muss ihn hegen und pflegen und alles dafür tun, damit die Leistungsfähigkeit umfassend erhalten bleibt. Nur dann kann eine Karriere lange und erfolgreich sein. Nicht alle Basketballer haben das verinnerlicht, auch in Bamberg gab es in der Vergangenheit Spieler, die öfter bei den bekannten Fastfood-Ketten anzutreffen waren, als in der heimischen Küche.

Die Zeit vom Beginn der Saison bis zum Jahresende 2010 kann als die Erfolgreichste in der Geschichte bezeichnet werden. 16 Siege in Folge in der Bundesliga stellten einen Vereinsrekord dar. Aber nicht nur die blanken Siege waren bemerkenswert, sondern die Art und Weise wie sie zu Stande kamen.

Aber über den Wahnsinns-Dezember und die Erfolge in der Euroleague wird es im 2. Teil der Saisonbilanz gehen, die am Mittwoch, 29. Juni an dieser Stelle zu lesen sein wird.

Saisonbilanz 2010

Jetzt ist sie rum, die Saison der Bamberger Basketballer, die mit dem Pokalsieg und der deutschen Meisterschaft zwei Titel nach Franken brachte. Erstmals seit 2003 gelang es wieder einer Mannschaft beide Titel zu gewinnen.

Kleine Anekdote am Rande: nach dem Pokalerfolg standen meine Mitfahrer und ich in Frankfurt in der Nähe der Ballsporthalle am Parkplatz, als ein Mann uns zum Sieg beglückwünschte. Er war Journalist und meinte zu uns, gerade eben auf der Pressekonferenz wurde davon gesprochen, dass der Pokalsieger seit sieben Jahren danach nicht mehr Meister wurde. Unsere Antwort war kurz und knapp: dies wird sich dieses Jahr ändern. Und so kam es dann auch.

Bamberg ist mit vier Titeln (drei Meisterschaften und einem Pokalsieg) in den letzten sechs Spielzeiten das erfolgreichste Team in diesem Zeitraum. Mit Fug und Recht kann von der Ära Bambergs gesprochen werden: Seit 2003 waren die Franken 8-mal in Folge in den Play-off, 7 mal im Halbfinale, 5 mal im Finale und 3 mal Meister. Ein großartiger Erfolg, der die Kontinuität, die Leidenschaft und die Kompetenz der Verantwortlichen eindrucksvoll bestätigt. Ein kleiner Seitenhieb auf unsere Freunde aus Berlin darf in diesem Zusammenhang erlaubt sein: Die Hauptstädter haben es im selben Zeitrum auf zwei Pokalsiege und eine Meisterschaft gebracht.

Aber ist deswegen alles gut und richtig gelaufen? Fangen wir am Anfang an.

Bamberg gewann von den ersten acht Spielen nur zwei, von den restlichen 26 dann 20. Das heißt, man verlor in den ersten acht Partien genauso oft wie in 26 folgenden. Und genau mit diesem schlechten Saisonstart verbaute man sich schon eine bessere Ausgangsposition für die Play-off. Jetzt im Nachhinein war es zwar egal von welchem Platz man in die Play-off startet. Wer konnte schon ahnen, dass sich die in der Abschlusstabelle vier bestplatzierten Mannschaften bereits in der ersten Play-off Runde verabschieden würden? Aber mit diesem schlechten Start sorgte man für Unruhe im Umfeld und bei den Fans.

Nicht Wenige kritisierten in dieser Phase Trainer Chris Fleming und die Mannschaft hart. Mehrmals kam ein Bruch ins Spiel weil Casey Jacobsen und Peja Suput, die beiden besten Bamberger Spieler, zusammen auf der Bank saßen. Gegen Ulm, Frankfurt und Weißenfels verschenkte man durch eine schwache Leistung im letzten Viertel den möglichen Sieg, obwohl man jeweils schon zweistellig führte.

Man kann nicht 34 Spieltage hochkonzentriert spielen, dies ist schon klar. Aber die Schwäche, Spiele nach hoher Führung auch siegreich zu beenden, zog sich wie ein roter Faden durch die gesamte Saison. Meister wird man im Juni, nicht im Oktober. Diese Aussage ist auch richtig. Wenn man jedoch mit sechs Niederlagen startet und diese Hypothek die gesamte Saison durchschleift, läuft man der Tabellenspitze immer hinterher. Andererseits ist es ja nicht so, dass man dies mit Absicht tut. Aber es ist schon die Frage nach den Gründen erlaubt.

Die Mannschaft blieb im Kern erhalten, mit Casey Jacobsen und Brian Roberts kamen nur zwei neue Stammspieler hinzu. Ein Schwachpunkt war zu Beginn der Aufbau. Mit einem nicht fitten John Goldsberry und Karsten Tadda als Backup zu starten, war ein Fehler. Erst mit der Nachverpflichtung Anton Gavels kam Sicherheit und Gefahr in den Spielaufbau.

Das Team wirkte nicht als Mannschaft, sondern wie eine Ansammlung guter Einzelspieler. Negativer Höhepunkt war die verheerende 44:62 Heimniederlage gegen Alba Berlin. Noch nie habe ich es erlebt, dass das Bamberger Publikum höhnisch Punkte des Gegner, noch dazu wenn er aus Berlin kommt, beklatschte. Als dann wenige Tage darauf auch noch klar gegen Bonn verloren wurde, schien das Aus für Chris Fleming nahe.

Doch der Overtime-Erfolg in Düsseldorf läutete die Wende zum Guten ein. Von den nächsten neun Spielen wurde nur noch eines verloren. Wie realistisch eine Entlassung Chris Flemings wirklich war, wird nur das Management wissen. Fakt ist aber auch, dass in Bamberg in den letzten 20 Jahren kein Trainer vorzeitig gehen musste. Ein langer Atem zahlt sich doch meist aus. Nach dem miserablen Saisonstart war aber auch klar, es muss sich etwas ändern.

Chris Fleming nahm einige taktische Änderungen vor, so rutschte Karsten Tadda für Brian Roberts in die erste Fünf, ebenso Tibor Pleiß für Elton Brown. Über die gesamte Saison betrachtet waren Bambergs Stärken die gute Abwehr und die beste Trefferquote aus dem Dreierland aller Teams. Mit Gavel, Goldsberry und Roberts hatte man drei sehr starke kleine Leute, die offensiv und defensiv viel Druck aufbauten. Dahinter klaffte aber eine Lücke. Tadda braucht noch Zeit, um ein vollwertiger Ersatz zu werden und Robert Garrett hatte in den letzten Monaten endgültig den Anschluss verloren.

Größter Schwachpunkt war der Rebound und hier vor allem die Arbeit am offensiven Brett. Man holte sich nur jeden vierten möglichen Abpraller. Teams wie Göttingen, Oldenburg und Bonn waren da wesentlich besser, die sich bis zu vier Rebounds mehr sicherten und so zu mehr zweiten Wurfchancen kamen.

Die Stärken lagen aber woanders. Immer, wenn man mit Leidenschaft, Einsatz, Intensität und als Mannschaft spielte, hatte es der Gegner schwer zum Sieg zu kommen. Oft wurde bereits im ersten Viertel ein großer Vorsprung herausgespielt und damit die Basis für erfolgreiche Partien gelegt. Bamberg war aber kein Comeback-Team. Lag man hinten, konnte man nicht viele Spiele noch drehen.

Wie geht es weiter? Die Mannschaft wird hoffentlich kein ganz neues Gesicht erhalten, es sollte unbedingt versucht werden Suput, Jacobsen, Goldsberry und Gavel zu halten, die für mich die Eckpfeiler dieser Mannschaft sind. Nach der endgültigen Trennung von Okulaja und Newson, die angeblich noch den Etat belasteten, sollte eigentlich ausreichend Geld vorhanden sein.

John Goldsberry

Vor Jahresfrist stellte ich an dieser Stelle die Frage, ob John Goldsberry nach seiner schweren Verletzung der Anführer sein kann, der er einmal in Leverkusen und Artland war. So eindeutig und klar kann die Frage immer noch nicht beantwortet werden. Bis Anfang dieses Jahres wäre die Antwort nein gewesen. Doch seit dem Frühjahr zeigt seine Leistungskurve steil nach oben. Zugute kam ihm die taktische Umstellung von Coach Chris Fleming ihn zusammen mit Anton Gavel spielen zu lassen, anstatt entweder ihn oder den Slowaken. So lastet nun nicht mehr die Last des Spielaufbaus und Vollstrecker alleine auf seinen Schultern.

Lange Zeit schien das Wort Verteidigung bei ihm eine allergische Reaktion hervorzurufen. Ein ausgezeichneter Passverteidiger war er schon immer, wenn es allerdings um die Mannverteidigung ging, zeigte der US-Boy oftmals typische amerikanische Schwächen. Aber auch auf diesem Gebiet hat er sich verbessert. Offensiv zeigte er seine Klasse: 58% Trefferquote aus dem 2-Punkte-Bereich sind der beste Wert des gesamten Teams, ebenso seine 3,3 Assists im Schnitt. Dass er keine Wurfmaschine ist und wohl auch nie werden wird, zeigen die 4,3 Würfe die er pro Partie nimmt. Aufbaukollege Anton Gavel ist da aktiver, er wirft 6,3-mal auf den gegnerischen Korb.

Sein Vertrag läuft aus. Ob ich ihn verlängern würde? Ein klares Ja. Erstens: Man weiß, was man an ihm hat, man kennt seine Stärken und Schwächen. Zweitens: Ich glaube er hat noch Potential im Tank, er kann noch mehr der Leader des Teams sein, seine Mannschaft tragen, Akzente setzen, offensiv wie auch defensiv. So wie er es die letzten Wochen tat.

Peja Suput

Der beste Spieler der Mannschaft, Punkt. Mehr gibt es nicht zu sagen. Für mich nicht nur der MVP des Teams, sondern auch der Liga.

Warum? Er kann von Position 2 bis Center alles spielen. Er hat dank der Ex-jugoslawischen alten Schule die technischen und taktischen Fähigkeiten zu dominieren. Er spielt nach Casey Jacobsen nicht nur die meisten Minuten, er nimmt auch mit 10,4 Würfen die meisten Schüsse und ist obendrein mit 4,7 gefangenen Abprallern vom Brett ein guter Rebounder. Und auf der Position 4 ist die Liste der Gegenspieler, die er in dieser Saison vernascht hat ziemlich lang. Wenn er seinen serbischen Tango auspackt, tanzt er seine Gegenspieler aus und lässt sie sehr alt aussehen.

Eigentlich gibt es in der Liga keinen Gegner, der ihn halten kann. Wenn er denn will.

Und das ist der Grund, warum Peja Suput eben nicht MVP der Liga wurde. Galavorstellungen wechseln sich halt auch mit Spielen ab, in denen man den Eindruck hat, er habe keine große Lust auf Verteidigung. Wenn er aber will, dann kann er schon mal einen Gegner komplett aus dem Spiel nehmen.

Er ist das lebende Mismatch. Groß genug um über seinen Gegenspieler hinwegzuwerfen oder schnell genug um mit ein, zwei Drehungen und aufgelöstem Sternschritt (ganz alte Schule; den übrigens kaum noch ein Collegeboy richtig gut kann) mit Unterhandkorbleger abzuschließen.

Auch sein Vertrag läuft aus, aber Suput und Brose sollen sich schon einig sein, den Vertrag zu verlängern. Andererseits wird ihm ein Angebot aus Berlin nachgesagt, die ja schon lange einen richtig guten Vierer suchen. Die Frage wird sein, tut er sich noch einmal 2 Jahre (wegen nur einem Jahr wird er sicher nicht nach Berlin mit seiner Familie umziehen) einen jugoslawischen Trainer an (ja, ich weiß Jugoslawien gibt es nicht mehr, aber ihr wisst schon, was ich meine)? Noch dazu einen Luka Pavicevic, der ja nicht ganz einfach sein soll.

Brian Roberts

Das laufende Phlegma. Ein wenig mehr gezeigte Emotionen wären nicht schlecht. Aber vielleicht würde er dann auch nicht mehr so gut treffen. Gerade das Eiswasser, was sicherlich in seinen Adern fließt, hat seiner Mannschaft einige Male den Arsch gerettet. Erinnern wir uns nicht alle mit Begeisterung an seine beiden Dreier, die im Eurocup eine schon verlorene Partie gegen die Italiener aus Biella in den Schlusssekunden noch drehen ließ.

Detlef Schrempf, vor Dirk Nowitzki der beste deutsche Basketballer in der NBA, kommentierte seine Rolle als 6. Mann (für die er zweimal von der Liga geehrt wurde) so: „Es ist nicht entscheidend, wer am Anfang auf dem Feld steht, sondern am Ende“.
Genauso wird sich wohl Brian Roberts seine veränderte Rolle schön geredet haben, als er aus der Starting Five flog und zum Edelreservisten wurde. Aber es spricht für seinen Charakter, dass er sich nicht hängen ließ und zum zweitbesten Scorer wurde.

Und eines ist in der abgelaufenen Saison auch klar geworden: Ein Aufbauspieler ist Brian Roberts nicht. Er kann auf dieser wichtigen Position aushelfen, aber die alleinige Verantwortung für den Spielaufbau ist bei anderen Akteuren besser aufgehoben. Darum verstehe ich die Absicht von Chris Fleming nicht, die dahinter steckt, wenn manchmal Brian Roberts den Ball bringt, obwohl John Goldsberry und Anton Gavel mit auf dem Parkett stehen. Spontan fällt mir das Spiel in Weißenfels ein, als ein Ballverlust von Roberts die Niederlage einläutete. Auch im Pokalfinale gegen Frankfurt wäre es fast schief gegangen, als er den Ball kurz vor dem Ende der Partie verlor und so das Spiel noch einmal eng und spannend machte. In solchen Situation darf er einfach nicht den Ball nach vorne tragen, dies muss ein gelernter Aufbauspieler machen.

Auch bei ihm ist eine zeitweilige Verteidigungsunlust festzustellen. Er kann seinem Gegenspieler schon auf den Füßen stehen und ihm das Leben zur Hölle machen – wenn er will. Manchmal läuft er aber auch nur nebenher und scheint das Geschehen aus der Distanz zu betrachten. Hier muss er an sich arbeiten.

Möchte ihn jetzt nicht schlechter machen als er ist. Seine Drives zum Korb sind schon eine Augenweide. Und nicht nur einmal fragte man sich, wie er es geschafft hat, den Ball im Korb trotz Bedrängnis unterzubringen. Außerdem gehört sein Wurf zu den elegantesten der Liga. Aber dafür kann man sich nichts kaufen.

Froh bin ich, dass er noch einen Vertrag für die nächste Spielzeit besitzt, denn auch bei ihm bin ich mir sicher, wir haben noch nicht alles von ihm gesehen. Schließlich ist er noch jung und hat gerade einmal zwei Jahre Erfahrung als Profi hinter sich.

Casey Jacobsen

Wie von mir vor der Saison prophezeit, spielte er nicht die dominierende Rolle wie noch im Meisterjahr 2007. Dazu hatte er diesmal stärkere Nebenleute in der Mannschaft. War er vor drei Jahren noch der Alleinunterhalter im Team, verteilte sich die Scoringlast diesmal auf mehrere Schultern.

Nach den beiden Jahren in der NBA bei Memphis und bei Alba Berlin schien er etwas Rost angesetzt zu haben. Zeichnete ihn bei seinem ersten Engagement in Bamberg noch die Schnelligkeit aus, mit der er einen Ball fangen und werfen konnte, verlängerte sich diese Zeit um winzige Bruchteile einer Sekunde. Dies langte aber aus, um den Gegenspielern eine bessere Verteidigungsposition zu ermöglichen. Die Folge war eine schlechtere Trefferquote. Aber im Laufe der Zeit fand er zu seiner alten Schnelligkeit zurück und variierte sein Spiel.

Vom rollenspielenden Distanzschützen gewandelt, zeigte er sein ganzes Programm. Seine dynamischen Bewegungen zum Korb gehören noch immer zum Feinsten. Aber dies ist nicht seine Hauptwaffe, dies ist eindeutig sein Distanzwurf, der zwar mit 38% Trefferquote nicht unbedingt sehr stabil ist. Dafür bindet er aber mindestens einen Abwehrspieler auf dem Flügel und eröffnet dadurch Räume für seine Mitspieler.

Außerdem scheint er so was wie die Mutter der Kompanie zu sein, der Leader of the Pack, der heimliche Chef. Er hält den Laden zusammen, staucht auch mal einen jungen Spieler zusammen oder verteilt anerkennende Klapse. Er ist sich aber auch nicht zu schade, den Balljungen zu spielen. So geschehen gegen Ende der regulären Saison, als er wegen einer Knieverletzung einige Partien aussetzte. Für einen Akteur mit 287 NBA Spielen keine Selbstverständlichkeit!

Defensiv ist er athletisch genug um auch größere Gegner zu verteidigen und flink auf den Beinen ist er allemal. Auch, wenn sein offensiver Output nicht beeindruckend scheint, ist er für mich neben Peja Suput der wichtigste Mann bei Bamberg. Es sollte versucht werden wenigstens einen, wenn nicht sogar beide für die neue Saison weiter zu verpflichten. Hinter vorgehaltener Hand spricht man davon, Casey Jacobsen hätte seinen Vertrag schon verlängert.

Anton Gavel

Was haben eigentlich die Scouts im Sommer getan? Offensichtlich haben sie alle geschlafen, denn den unbeschäftigten Anton Gavel hatte überhaupt keiner auf dem Radar. So versauerte er in der Slowakei bis der Anruf von Bamberg kam, um als Ersatz für den verletzten John Goldsberry einzuspringen.

Glück für uns. Ein Mann seiner Klasse hat es verdient in einer guten Mannschaft zu spielen. Und sind wir doch mal ehrlich: Er hat Chris Fleming den Job gerettet. 2-6 betrug die Bilanz der ersten Saisonspiele, ehe Anton Gavel zur Mannschaft stieß. Bis zum Jahreswechsel konnten dann acht der nächsten neun Ligapartien gewonnen werden.

Seine Qualitäten sind unbestritten. Er agiert mehr vom Zonenrand, kann seinen eigenen Schuss kreieren und aus dem Dribbling heraus werfen. Seine 2,3 Assist pro Spiel sind zwar ausbaufähig, dafür passt er sehr gut auf den Ball auf, lediglich 1,0 Ballverluste pro Spiel sind ein sehr guter Wert für einen Aufbauspieler.
Er gibt dem Bamberger Spiel Stabilität, Kreativität und Gefährlichkeit. Er ist das fehlende Puzzleteil, das aus einer verunsicherten, schwächelnden Mannschaft eine gute werden ließ.

Wie schon erwähnt, hat auch Chris Fleming erkannt, dass Gavel und Goldsberry einen unheimlichen Druck auf den Gegner ausüben können, vorne wie hinten. Anfangs ließ der Trainer meist nur einen von beiden spielen. Erst als sie zusammen in der Starting Five standen, wurde die Siegesserie, deren Krönung der Pokalsieg und die Meisterschaft waren, gestartet.

Will man das Haar in der Suppe finden, dann ist die Verteidigung nicht unbedingt das Steckenpferd von Anton Gavel. Ohne Frage, er ist ein guter Verteidiger, aber Offensivfouls zieht er fast so selten wie Tibor Pleiß Dreier wirft. Am Mann verteidigt er weniger gut als den Passweg.

Auch sein Vertrag läuft aus, es sollte aber unbedingt versucht werden, ihn zu halten.

Karsten Tadda

Mit den jungen Spielern muss man Geduld haben, nicht jeder ist ein spanischer Wunderjunge namens Ricky Rubio. Gerade die Youngsters unterliegen enormen Leistungsschwankungen. Oftmals prallen sie im Frühjahr gegen die Rookie-Wall und stürzen nach famosem Saisonbeginn in ein Leistungsloch. So ist es auch Karsten Tadda ergangen.

Als Bankdrücker eingeplant, rutschte er nach dem Saisonfehlstart für Brian Roberts in die erste Fünf und lieferte regelmäßig gute Leistungen ab. Nach einer erneuten taktischen Umstellung (Gavel und Goldsberry starteten) fand er sich auf der Bank wieder, um die Rolle als Energizer und 6. Mann zu geben. Seine Wurfquoten schmolzen im Frühjahr wie der Schnee in der Sonne. Ein sehr guter Verteidiger ist er aber geblieben.

Meist ist seine Spezialaufgabe, den gegnerischen Aufbauspieler unter Druck zu setzen. In der Offensive werden zwar manchmal Systeme für ihn gelaufen, aber mit einer Trefferquote aus der Dreierdistanz von nur 30% empfiehlt er sich nicht gerade als erste Wurfoption. Er genießt noch Welpenschutz, muss aber aufpassen, nicht als der ewige Rollenspieler mit beschränkter Verantwortung abgestempelt zu werden. Die Anlagen den nächsten Schritt zu tun hat er. Ob seine Zukunft jedoch auf der Aufbauposition liegt, da habe ich meine Zweifel. Die Position des Shooting-Guards scheint für ihn besser zu passen. Dafür muss aber sein Wurf noch konstanter fallen. Und er muss lernen noch mehr zum Korb zu ziehen und auch aus dem Dribbling heraus oder nach dem Stellen eines Blocks zu treffen. Aber der Junge hat noch Zeit und am Willen sich zu verbessern scheint es bei ihm auch nicht zu fehlen.

Elton Brown

Eigentlich bin ich ja ein Fan von ihm. Wenn er sich unter dem Korb mit seinem Gegenüber beharkt, dann ist pure Kraft und Leidenschaft zu spüren. Es gibt in der Liga nicht viele Center, die ihn stoppen können. Diesen Vorteil nutzt er oft aus, aber nicht immer.

Begeisternde Partien wechseln sich auch mit Spielen ab, in denen er überhaupt kein Land sieht, sich hängen und jeglichen Einsatz vermissen lässt. Er ist ein schwarzes Loch. Dies soll keineswegs auf seine Hautfarbe bezogen sein. Nein, wenn er einmal den Ball hat, gibt er ihn nicht mehr her.

Deutlich wird dies an seiner geringen Assistquote von 0,5. Hat er den Ball in seinen Händen, versucht er mit allen Mitteln den Korberfolg zu suchen, auch wenn drei Spieler der anderen Mannschaft ihm gegenüber stehen. Dann wird mit dem Kopf durch die Wand gegangen, wo ein Pass zu einem Mitspieler angebrachter wäre.

Auch wird kein anderer Bamberger Spieler so oft geblockt wie er – ein Indiz für mangelndes Passvermögen. In der Abwehr ist es schwer an ihm vorbei zu kommen, er hat die natürliche Härte im Programm, die manche Gegner schon als unfair einstufen. Mir gefällt es, ich bin aber auch ein Anhänger eines gepflegten Abwehrbollwerks, geprägt durch Helmanis, Ensminger und Nahar…

Sein Aktionsradius ist auf die unmittelbare Korbnähe beschränkt. Und seine Freiwurfquote von 52% ist schon fast centertypisch und macht ihn in der Schlussphase einer engen Partie anfällig für „Hack-a-Shack“. Dieser Begriff steht für das taktische Vorgehen des Gegners, bevorzugt einen freiwurfschwachen Spieler zu foulen und ihn an die Linie zu zwingen. Darum steht Elton Brown auch fast nie in knappen Partien am Ende auf dem Feld. Beim Rebound könnte er noch energischer zu Werke gehen. Auf 40 Minuten hochgerechnet schnappt er sich im Schnitt 2,5 Abpraller weniger als Tibor Pleiß.

Möchte ich ihn in der nächsten Spielzeit wiedersehen? Ich weiß nicht, bin mir unschlüssig. Er hat das Zeug dazu, Gegner zu dominieren, müsste dies aber konstanter zeigen. Und ob er dazu in der Lage und willig ist, bin ich mir nicht sicher. Auf der anderen Seite wird man schwer viel bessere und auch bezahlbarere Spieler finden.

Die Frage ist, welche Ausrichtung Chris Fleming bevorzugen wird. Will er auf schnelle bewegliche Männer im Frontcourt setzen, dann ist Elton Brown nicht der Richtige. Setzt er mehr auf den bulligen Centertyp, dann sollte man ihm einen neuen Vertrag anbieten. Man hört immer wieder die Namen Ruben Boumtje-Boumtje und Adam Chubb als mögliche Nachfolger.

Tibor Pleiß

Man konnte ja vor der Saison ahnen, welches Potential in Tibor Pleiß steckt. Aber, dass er eine solche Entwicklung nehmen wird, war nicht unbedingt vorherzusehen. In dem Jungen stecken Wille, Leidenschaft und Engagement. Man merkt dies nach misslungenen Aktionen, wenn er sich ärgert.

Tibor Pleiß scheut sich auch nicht, unter den Körben den harten Weg zu gehen, wo Körperkontakt zum Alltag gehört. Er hat schon mehr Centerbewegungen in seinem Repertoire als Tim Ohlbrecht je haben wird. Dank seiner Beweglichkeit kann er mit links und rechts abschließen.

Hat auch schon genug Spielverständnis um im Pick-and-Roll zu einfachen Körben zu kommen. Zuletzt traute er sich auch schon mehrfach einen Mitteldistanzwurf zu. Wenn er diesen noch hochprozentiger versenken würde, wäre er eine Offensivwaffe, die kaum zu stoppen sein wird.

Nicht selten bringt er Double-Doubles, also eine Ausbeute im zweistelligen Bereich bei Punkten und Rebounds. Er ist schnell genug, um auch im Fast-Break mitlaufen zu können. In der Abwehr ist er heute schon eine Macht. Durchschnittlich blockt er 1,4 Würfe des Gegners und dank seiner langen Arme zwingt er die Gegner zu schwierigen Würfen. In knapp 19 Minuten Einsatzzeit greift er sich 5,6 Rebounds. Ein paar mehr könnten es schon sein. Tibor Pleiß ist aber erst am Anfang seiner Entwicklung und hat in der abgelaufenen Spielzeit seine erste vollwertige Saison in der Bundesliga auf hohem Niveau absolviert.

Er hat zwar noch zwei Jahre Vertrag in Bamberg, wenn er sich aber weiterhin so entwickelt, wird er kaum zu halten sein. Eine Ausstiegsklausel für die NBA besitzt er ja schon, aber er hat mindestens ein weiteres Jahr in Franken bestätigt. Um  aber in der besten Liga der Welt eine Rolle zu spielen, muss er sein Spiel und auch sein Gewicht auf ein höheres Level heben.

Robert Garrett

In der vergangenen Zeit habe ich Robert Garrett nicht immer gelobt, zuletzt auch öfters kritisiert. Dafür habe ich mir so manchen bösen Kommentar anhören müssen.

Wenn wir alle Emotionen und persönliche Zu- oder Abneigungen weglassen, dann muss heute auch dem fanatischsten Robse-Fan klar werden, die Zeit für Robert Garrett in der ersten Liga ist abgelaufen.
Ich finde es gut vom Management, ihm ein Schicksal wie es Eric Taylor widerfahren ist, erspart zu haben. Obwohl es auch innerhalb des Klubs Personen gab, die seine Entlassung forderten. Dazu hat der Unterfranke in den letzten fast fünf Jahren zu viel für Bamberg geleistet.

Was war Robert Garrett einmal für ein guter Basketballer. Berüchtigt seine wilden fünf Minuten, als er heiß lief und jeden Wurf traf. Davon ist leider fast nichts mehr übrig geblieben. Offensiv fallen seine körperlichen Defizite nicht so auf, defensiv jedoch war er zuletzt ein Unsicherheitsfaktor. Auf der Position zwei und drei hat man es heutzutage mit jungen, athletischen Gegenspielern zu tun, die aggressiv zum Korb ziehen. Da kann Robert Garrett in der Bundesliga nicht mehr mithalten. Immer öfters sah er nur noch die Haken seiner Gegner, oder kam einen Schritt zu spät. Schade, dass eine Karriere so enden muss.

Eric Taylor

Auch an Eric Taylor hat der Zahn der Zeit genagt. Es ist schon erstaunlich, wie er im letzten Jahr den Anschluss an die Mannschaft verlor, in der Rotation immer weiter nach hinten rutschte und dann am Ende gar nicht mehr spielte. Ähnlich wie Robert Garrett war er körperlich nicht mehr in der Lage mitzuhalten. Zu oft lief er seinen Gegenspielern nur noch hinterher.

Als Typ hat mir Eric Taylor gefallen. Wie er in seinen viel zu kurzen Hosen mit Trippelschritten als O.J. Simpson-Klon über das Parkett lief, das hatte schon was. Oder sein Warm-Up Procedere vor den Partien grenzte schon fast an Klamauk.

Im Winter wurde sein Vertrag schließlich in beiderseitigem Einvernehmen aufgelöst. Eric Taylor wechselte nach Düsseldorf, mit denen er abstieg.

Beckham Wyrick

Es können immer nur fünf Spieler gleichzeitig auflaufen und noch mal drei bis vier gehören der Rotation an. Dann bleiben für einen Beckham Wyrick halt nur elf Minuten Einsatzzeit im Schnitt übrig.
Er kann vieles, aber wenig richtig gut. Zu seinen Stärken zählt eindeutig seine Einstellung. Ist er auf dem Feld, zeigt er vollen Einsatz.

Er holt fast so viele Rebounds wie Mark Worthington, obwohl dieser länger auf dem Parkett steht. Für einen Vierer ist er fast ein wenig zu klein und für die Position Drei ist seine Wurfquote von 33% zu schwach. Ihn als Kampfschwein zu bezeichnen, würde den Nagel auf den Kopf treffen. Er machte viele kleine Dinge, die auf keinem Scoutingbogen auftauchen, für den Teamerfolg aber enorm wichtig sind. Wieder ein Indiz für seinen Willen. Der US-Amerikaner spricht mittlerweile gut Deutsch, auch ein Zeichen für seinen guten Charakter. Manch anderer US-Boy konnte nach fünf Jahren Deutschland gerade einmal „Guten Tag“ sagen.

Sein Abschied steht fest, er  wechselt in die ProA zu Bayern München.

Mark Worthington

In vielen Dingen erinnert mich der Australier an Uvis Helmanis. Seine Statur, seine Treffsicherheit aus der Distanz, seine Robustheit und auch seine Härte ähneln dem Letten, der einige Jahre für Bamberg auflief.

Als Backup für Suput im Februar nachverpflichtet, war klar, dass er nur eine beschränkte Rolle wird spielen können. Aber hat sich der Deal für beide Seiten gelohnt? Ja und nein. Mark Worthington kommt fast nur dann, wenn Suput geht, ohne aber dessen Rolle zu übernehmen. Suput ist sehr oft im Angriff die erste Option, Worthington ist dies nicht. Es werden wenige Systeme für ihn gelaufen. Er bekommt meist den Ball, wenn die anderen Spieler keine Möglichkeit mehr sehen zum Abschluss zu kommen, muss dann schwierige Würfe nehmen.

Und darunter leidet seine Trefferquote, die mit 32% die Schwächste aller festen Rotationsspieler ist. Und 2,2 Rebounds in 16 Minuten Spielzeit sind für einen Power Forward fast schon  beschämend wenig. Aber er gibt dem Team Härte, die gerade auf den großen Positionen lange Zeit vermisst wurde. Er ackert, er kämpft, er geht dorthin wo es wehtut. Und er hat die Fähigkeit mit Anlauf in Eins-gegen-Eins zum Korb zu ziehen, für einen Spieler seiner Größe keine Selbstverständlichkeit.

Die Frage wird sein, ob er sich mit der Rolle als Backup auch in der nächsten Spielzeit zufrieden geben wird. Oder, ob er wieder zurück nach Australien geht, wo er als Nationalspieler eine große Nummer ist. Für einen Verbleib in Bamberg spricht die Belastung mit Bundesliga und Euroleague in der neuen Saison. Peja Suput wird auch nicht jünger, seine Spielzeit wird sich in Zukunft bestimmt nicht erhöhen und ein fitter Mark Worthington wäre eine wunderbare Ergänzung.

Saisonbilanz 2009

Jetzt ist sie aus, die Saison 2008/2009 der Brose Baskets Bamberg. Eine Saison mit einem halbwegs versöhnlichem Ende, aber einem Verlauf der bei so manchem Basketballfan die grauen Haare nicht weniger werden ließ.
Die Bilanz der nun abgelaufenen Saison möchte ich in mehrere Themenbereiche aufteilen:
Trainer, Fans und Spieler.

Trainer

Nach dem Ende der Ära Dirk Bauermann wurde in Chris Fleming recht schnell ein neuer Übungsleiter gefunden. Dass mit Chris Fleming ein anderer, ein neuer Stil in Bamberg Einzug halten würde, war Jedem klar und die Erwartungen waren hoch. Man erhoffte sich einen attraktiveren Basketball als er in der letzten Zeit von Dirk Bauermann gespielt wurde. Auch ging dem neuen Trainer der Ruf voraus bei der Auswahl seiner Spieler stets ein glückliches Händchen zu haben.
Nicht alles, was man erwartete, wurde auch erfüllt.
Nicht jeder der Zuschauer war immer mit dem einverstanden, was Chris Fleming an taktischen Vorgaben an seine Spieler ausgab. Es ist aber auch nichts Neues, dass von den 6800 Zuschauern mindestens 6000 dabei sind, die alles besser wissen. Es ist aber auch nicht die Aufgabe eines Trainers es der Kulisse auf den Tribünen Recht zu machen. Ich gehe mal davon aus, dass Chris Fleming immer einen Game Plan hatte und wusste, was er tat. Zumindest meistens.
Auf der anderen Seite gab er aber auch vor einigen Wochen zu, in dieser Saison einiges dazu gelernt zu haben. Es steht mir nicht zu, die Taktik zu kritisieren, dazu verstehe ich davon zu wenig.
Was ich aber bemängeln muss, ist die Spielerauswahl. Ich werde nie verstehen, warum er bei Amtsantritt nicht tabula rasa gemacht hat und sich von Altlasten trennte. Jeder der Augen im Kopf hat, musste doch erkennen, dass ein Duo Greene/Garrett eher suboptimal ist.
Vom Berliner Coach Pavicevic mag man halten was man will, aber er hat es vor zwei Jahren richtig gemacht. Er schmiss fast die gesamte Mannschaft raus und trennte sich trotz laufender Verträge von den Spielern, die nicht in sein Konzept passten. Dies hat Chris Fleming verpasst.
Wie konnte man nur Robert Garrett einen Zwei-Jahres-Vertrag geben? Dass mit Demond Greene kein Krieg zu gewinnen ist, müsste sich doch auch herumgesprochen haben. Und dass die Personalie Ohlbrecht auch nicht unbedingt eine Win-Win Situation ist, war zu erahnen.
Und auf die ganzen Spieler die verpflichtet und dann nach kurzer Zeit wieder weggeschickt wurden, werde ich noch weiter unten eingehen.
Ausgehend vom Etat, der ja wohl zu dem Höchsten in der Liga gehört, ist das, was unter dem Strich herauskam, zu wenig. Von den drei gesteckten Zielen (Einzug in die nächste Runde im Eurocup, Pokal Top 4 und Halbfinale + X in der Bundesliga) hat man zwei mit Pauken und Trompeten verpasst.

Die Mannschaft hatte vier Probleme, die sich wie ein roter Faden durch die Saison zogen:
– ein Scoringproblem
– ein Reboundproblem
– ein Crunchtimeproblem
– zu viele vermeidbare Ballverluste

Scoringproblem: Konstante Gefahr für den gegnerischen Korb ging eigentlich nur von Peja Suput und Elton Brown aus. Von 48 Spielen waren diese beiden Spieler 26mal die besten Korbschützen und sie zeichneten für fast ein Drittel aller Bamberger Punkte verantwortlich. Kein anderer Akteur verstand es stabil zweistellig zu punkten. Es gab zwar von dem Einem oder Anderen mal ein Highlight, Konstanz war aber selten vorhanden.

Reboundproblem: Mit 33 Rebounds pro Partie rangiert man im Mittelfeld (Platz 11) aller 18 Teams. Und zieht man nur die Offensivrebounds zu Rate liegt man mit 8,8 nur auf Platz 15. Wichtiger wäre aber eine Statistik wie oft man dem Gegner Offensivrebounds gestattete. Und da ist man gefühlt am letzten Platz.
Rebounding ist Einstellungs- und Willenssache. Nicht umsonst befinden sich in dieser Statistik schon seit Jahren mit Chris Ensminger und Jeff Gibbs eigentlich immer dieselben Akteure auf den vordersten Plätzen.
Einstellung und Wille, diese zwei Tugenden haben ich in manchen Spielen bei den Bambergern vermisst. Zu oft agierte man lustlos, war geistig langsamer als der Gegner. Rebounding ist auch Teamsache, auch die Flügel- und Aufbauspieler müssen energisch versuchen, sich vom Korb abprallende Bälle zu sichern.
Wie man die Misere beheben kann? Ganz einfach, es müssen Typen verpflichtet werden, die „Big Balls“ haben. Auf gut Bayrisch gesagt, Spieler die sich  um nix „scheißen“, die rein gehen ins Getümmel, die ohne Rücksicht auf Verluste immer alles geben.

Crunchtimeproblem: Wie viele enge Spiele hat man gewonnen? Wie oft hat man in den letzten Sekunden, im letzten Angriff, am Ende der Viertel einen Angriff erfolgreich abgeschlossen? Welchem Spieler würde man im letzten Angriff den Ball geben? Mir fällt spontan außer Peja Suput keiner ein. Und genau das ist das Problem. Ich möchte jetzt nicht an die gute alte Zeit erinnern, aber früher konnte man einem Mike Jackel, einem Kai Nürnberger, einem Keith Gray, einem Derrick Taylor oder einem Demond Mallet bedenkenlos den Ball geben und man konnte davon ausgehen, dass mit großer Wahrscheinlichkeit etwas Zählbares dabei herauskam. Diese Ausnahmeakteure wachsen aber nicht auf den Bäumen und kosten heutzutage viel Geld. Aber genau so einen Vollstrecker hatten wir nicht.

Ballverluste: Ich muss nochmal die Statistik bemühen, aber auch bei der Anzahl der Ballverluste je Spiel war Bamberg mit Platz 11 (14,8) nur Mittelmaß. Kaum einer der vielen Aufbauspieler die in der abgelaufenen Saison versuchen durften das Bamberger Spiel zu lenken, vermochte die nötige Sicherheit ins Spiel zu bringen. Ständig war man in Gefahr, das Spielgerät zu verlieren. Von guten Aufbauspielern darf man mehr erwarten.

Fans

Die Bamberger Zuschauer sind schon ein besonderes Völkchen. Da spielt ihre Mannschaft um Platz 8 herum, bringt teilweise grausame Leistungen und die Jako-Arena ist trotzdem voll. Ich bin mir sicher, in jeder anderen Stadt wäre es nicht so. Die Bamberger sind leidensfähig, aber nicht dauerhaft. Der Zuschauerzuspruch ist kein Selbstläufer und noch eine weitere Saison mit so vielen Up- and Downs werden sich die Fans nicht bieten lassen. Ich persönlich kenne drei Dauerkartenbesitzer die nach dieser Saison ihre Tickets zurückgegeben haben.

Spieler


Goldsberry:

Als er im Sommer von Quakenbrück nach Bamberg wechselte, ging ihm der Ruf voraus, der beste Spielmacher der Liga zu sein. Doch eine schwere Knorpelverletzung im Knie zwang ihn erst einmal zum Zuschauen. Sein Comeback wurde immer weiter verschoben und zeitweise schien es, als würde er überhaupt nicht mehr für Bamberg spielen können. Doch Ende Februar war es soweit, überraschend für die Fans, feierte er seinen Einstand beim Erfolg gegen Trier.
Lag es nur an ihm oder in Kombination mit dem ebenfalls nach verpflichteten Elton Brown, Bamberg kehrte jedenfalls in die Erfolgsspur zurück. Wurden ohne ihn nur 45% der Bundesligaspiele gewonnen, so waren es mit ihm 75%. Sofort merkte man, er macht die Mannschaft besser, er hebt das Niveau auf eine andere, höhere Ebene. Mit ihm erhielt das Spiel eine wesentliche Struktur, eine Struktur die von Saisonbeginn an gefehlt hatte. Nach den Forte-, Jordan-, und Dickau-Fehlgriffen war das allerdings das Mindeste, was man von einem Spielmacher erwarten konnte.

Ist er aber der Spieler, der Bamberg in der Zukunft zum Meister machen kann? Da habe ich so meine Zweifel. Aus heutiger Sicht würde ich die Frage mit Nein beantworten. Keine Frage, er ist ein Floor General, der den Pass dem Schuss vorzieht. Er organisiert das Spiel besser als Steffen Hamann, dafür ist er ein weniger guter Verteidiger und mit langsamen ersten Schritt ausgestattet, so dass er Probleme hat mit dem Ball am Gegner vorbei zum Korb zu ziehen. Aber gerade im modernen Basketball ist es wichtig, dass von jedem Spieler Korbgefahr ausgeht. Dazu gehören Distanzwürfe und auch Penetration zum Korb, was er jedoch so gut wie nie macht. Seine 6,7 Punkte je Partie sind für einen Aufbauspieler einfach zu wenig. Ich bin mir aber auch sicher, den wahren John Goldsberry haben wir noch nicht gesehen. Nach so einer langen und schweren Verletzung kann man nicht sofort wieder bei 100% sein. Um sein volles Leistungsvermögen abzurufen, wird es bestimmt noch einige Zeit brauchen. Und ob er dann der Spielgestalter sein wird, den Bamberg braucht um erfolgreich zu sein, darauf bin ich gespannt.

Greene:

In mir schlagen zwei Herzen. Das eine sagt, Demond Greene ist ein hervorragender Verteidiger, wenn nicht sogar einer der besten der Liga. Er kann fast jeden seiner Gegenspieler in den Wahnsinn treiben, wenn er auf ihn angesetzt wird. Das andere Herz meint, Demond Greene ist in der Offensive ein Mitläufer, ein Schönwetterspieler. Dies mag jetzt hart klingen, aber nur 8,1 Punkte/Partie sind für einen Flügelspieler nicht genug. Sein Wurf fällt nur, wenn er in unmittelbarer Korbnähe oder jenseits der Dreierlinie abdrückt. Dreier trifft er aber nur dann, wenn er sie nicht aus dem Dribbling heraus nehmen muss. Erst im Frühjahr entdeckte er, dass er sich wieder trauen kann, auch einmal zum Korb zu ziehen. Vorher verließ er sich nur auf seinen Distanzwurf.

Würde ich ihn weiter verpflichten? Schwierige Entscheidung. Seine Einstellung und sein Einsatzwille sind über jeden Zweifel erhaben. Ich messe ihn aber immer an seinen Gegenspielern. Diese sind meist 10 bis 15 cm länger und noch eine Spur schneller.

Wie viele Spiele hat er für Bamberg entschieden? Von den 48 Partien in dieser Saison sicher nur wenige. Insgesamt ist Bamberg mit Garrett und Greene zu schwach besetzt. Nachdem Garrett noch einen Vertrag hat, sollte Greene gehen. Und beide nur auf die Bank zu setzen und als Rollenspieler zum Einsatz zu bringen, dafür ist Greene als deutscher Nationalspieler zu teuer.

Garrett:

Und damit bin ich bei dem anderen Problemfall auf dem Flügel. Die Positionen zwei und drei waren eindeutig einer der Schwachpunkte in der abgelaufenen Saison, eigentlich sind sie das schon seit zwei Jahren. Ein Basketballfan meinte jüngst über Robert Garrett, er sieht aus wie ein Tanzbär. Dass er nicht in optimaler körperlicher Verfassung ist, scheint offensichtlich. Leider hat sich an diesem Zustand schon seit zwei Jahren nichts verändert. Robert Garrett ist ein Mitläufer, einer der nur alle paar Spiele einmal aus dem Wachkoma erweckt wird. Dann aber haut er Spiele raus, nach denen ihn fast alle zum Helden ernennen. Leider sind dies aber absolute Einzelfälle.

Letztens hatte ich am Abend nichts zu tun, also schaute ich mir eine DVD der Euroleague-Spiele aus der Saison 2005/06 an. Der Robert Garrett von damals ist mit dem Robert Garrett von heute überhaupt nicht zu vergleichen. Man kann sich nicht immer nur an die Taten der Vergangenheit erinnern, was zählt sind die Leistungen die hier und heute erbracht werden. Und heute fehlt ihm einiges an Spritzigkeit, Schnelligkeit, Wendigkeit. So ist er der Mannschaft nur selten eine Hilfe. Positiv zu erwähnen ist aber auf jeden Fall seine Identifikation mit dem Standort Bamberg und sein Basketballverständnis. So prangerte er öffentlich die mangelnde Fähigkeit einiger Teamkollegen an, die Anweisungen des Trainers umzusetzen. Dies allein macht ihn schon wieder sympathisch. Da er noch einen Vertrag hat, werden wir ihn auch in der nächsten Spielzeit wiedersehen.

Tadda:

Karsten Tadda ist ein Pfand für die Zukunft, denn er ist erst 19 Jahre jung. Trotz seines Alters legt er eine Kaltschnäuzigkeit an den Tag, die beeindruckt. Er traut sich was, bringt offensichtlich die richtige Einstellung zum Basketball mit und hat einen sicheren Wurf. Alles Eigenschaften, die man nicht unbedingt lernen kann. Entweder man hat sie, oder man hat sie nicht. Karsten Tadda hat sie. Und das macht mich für die Zukunft optimistisch was den Jungen betrifft. Je länger die Saison dauerte, umso öfter und länger durfte er zeigen was er kann. Folgerichtig spielte er in der Rotation eine feste Rolle. Vergleiche mit dem jungen Steffen Hamann sind erlaubt. Der Unterschied zwischen dem inzwischen in Berlin spielenden Ex-Bamberger und Tadda ist ganz einfach: Tadda kann werfen.

Suput:

Eigenlob stinkt, aber ich habe es schon immer gewusst: Peja Suput kann in Bamberg eine dominante Rolle spielen. Dank eines sehr hohen Basketball-IQ hat er das Spiel verstanden, was man nicht von allen im Bamberger Team sagen kann. Da macht sich halt die jugoslawische Basketballschule bemerkbar. Spieler vom Balkan können mit dem Ball alle etwas anfangen, sind meist nicht nur auf Spezialrollen oder Sonderaufgaben limitiert. So auch Peja Suput. Er kann von Position zwei bis vier alles spielen, wobei seine Stärken aufgrund seiner Größe doch mehr auf den großen Flügelpositionen liegen. Weil er trotz seiner Länge sehr beweglich ist, kann er es im Angriff auch mit kräftigeren Verteidigern aufnehmen. Und steht ihm ein kleinerer Abwehrspieler gegenüber, dann wird einfach über ihn drüber geschossen. Gut, dass er noch einen Vertrag hat. Einzige Schwäche ist seine gelegentliche Unlust Defensive zu spielen.

Ohlbrecht:

Ich habe es aufgegeben an ihn zu glauben, er hat sich seit zwei Jahren nicht weiterentwickelt, keinen Sprung nach vorne gemacht, ihm mangelt es an den Basketball Center-Basics. Er besitzt so gut wie keinen ordentlichen Center-Move. Seine einzige Stärke sind sein ganz passabler Distanzwurf und seine Blockgefährlichkeit. Wenn ich aber wie er 2,10 m lang wäre, dann könnte ich es auch.

Er wird in den Medien immer mal wieder mit Dirk Nowitzki verglichen, wofür Tim Ohlbrecht aber nichts kann. Er hat aber nicht die Präsenz von Nowitzki, nicht die Dominanz, nicht den Führungsanspruch. Und auch nicht den Charakter. Tim Ohlbrecht hat nicht genug Biss. Er lässt das Spiel einfach nur auf sich zu kommen und er muss selbstkritischer werden.

Ohlbrecht ist tatsächlich ein großes Talent. Wahrscheinlich das größte im deutschen Basketball. Athletik, Ballgefühl, Koordination, alles erste Sahne. Wie es aussieht, liegt das Problem zwischen den Ohren. Es fehlt der Wille, die Bereitschaft, sich zu quälen. Manager Wolfgang Heyder bringt es auf den Punkt: „Er muss mehr für sich tun. Sonst bleibt er mit all seinem Talent auf der Strecke.“ Coach Fleming über Tim Ohlbrecht: „Tim hat zu wenig in seine Karriere investiert. Ein junger Spieler hat es selbst in der Hand, was aus ihm wird. Und dafür muss er eben auch der Erste sein, der zum Training kommt, und der Letzte, der geht.“ Und wer mehr mit Eskapaden abseits des Basketballfeldes im Bamberger Nachtleben auffällt, dem scheint auch die Konzentration auf das Wesentliche eines Basketball Profis zu fehlen. Außerdem ist er sehr verletzungsanfällig. Es vergeht keine Spielzeit in der er nicht mindestens zwei bis dreimal wegen Blessuren ausfiel. Ich mag ihn in einem Bamberger Trikot nicht mehr sehen.

Newson:

Newson hat überragende Anlagen, wahrscheinlich noch mehr für die NBA geschaffen als für Europa. Sein Körper schreit geradezu nach der NBA. Aber hart ausgedrückt: Außer springen wie eine Pferd kann er nichts. Er hat für einen Spieler auf der Position drei keinen stabilen Wurf, Abwehr kann (oder mag) er nicht spielen. Ab und an mal einen Highlight-Poster-Dunk, dafür braucht man ihn nicht.
Er ist eben nur ein „immer mal wieder“ guter Spieler, Konstanz gehört nicht zu seinen Stärken. Irgendwas muss zwischen ihm und Trainer Fleming vorgefallen sein. Es war auffällig, dass er nach einem Trainingslager im Januar so gut wie keine Spielzeit mehr erhielt. Da er noch für die nächste Saison einen Vertrag besitzt, wird es spannend zu sehen, wie es mit ihm weitergeht. Laut den letzten Aussagen plant man ohne ihn, Newson bekräftigt aber seine Absicht auch in der nächsten Saison für Bamberg zu spielen. Meine Vermutung ist, man wird sich auf eine Vertragsauflösung einigen.

Taylor:

Ich kenne ihn zwar persönlich nicht, aber ich mag ihn. Es liegt sicher nicht an seinen zu kurzen Shorts, die aussehen wie ein 80er Jahre Retro-Style. Es ist vielmehr seine kämpferische Art, keinen Ball verloren zu geben. Sein Einsatz, sein Wille, seine Leidenschaft und Begeisterung machen ihn für mich sympathisch. Außerdem ist es ein Bild für Götter, wenn er mit seinem winzigen Hund spazieren geht. Basketballtechnisch ist er limitiert, es gibt talentiertere Spieler. Eric Taylor macht aber genau das, was man von ihm erwartet, aber eben auch nicht mehr. Er ist der typische Rollenspieler. Aber auch die braucht man in einer Basketballmannschaft. Er hat noch einen Vertrag, also freue ich mich schon ihn wiederzusehen.

Wyrick:

Beckham Wyrick ist eine alte Kampfsau. Und dies ist keinesfalls negativ zu verstehen. Seine Einsatzzeit ist nicht die Größte, wird es wohl in Bamberg auch nie werden. Aber wenn er auf dem Parkett steht, gibt er immer alles. Er hechtet sich nach jeden Lose-Ball, geht aggressiv zum Rebound und geht auch mal dorthin wo es wehtut. Kurzum: einer, der viele kleine, versteckte Dinge macht, die für den Teamerfolg wichtig sind, aber auf keinem Scoutingbogen auftauchen. Ich würde mich freuen, ihn auch in der nächsten Saison für Bamberg auflaufen zu sehen.

Johnson:

Alles ein großes Missverständnis, so ist die Personalie Alexander Johnson am besten zu beschreiben. Von seinen Fähigkeiten her brachte er fast alles mit. Er war athletisch, holte Rebounds und hatte einen akzeptablen Wurf. Sein großes Manko war aber sein Wesen. Er scherte sich nicht um das Team, um die Fans (so ging er anfangs nach den Spielen nicht mit auf die Runde um die Fans abzuklatschen), hielt keine Arzttermine ein und kam zu spät zum Training (oder manchmal auch gar nicht). So einen Typen kann man nicht gebrauchen, auch wenn er ohne Zweifel spielerisch einiges drauf hatte. Bundestrainer Dirk Bauermann sprach im Frühjahr, angesprochen auf einer Diskussion bezüglich der Verteilung der Spielanteile von Deutschen und Ausländern davon, dass „manche US-Amerikaner, wenn sie nicht Basketball spielten, in einem Supermarkt Kisten schleppen würden“.
Diese Aussage kann man bewerten wie man will, würde auf Alexander Johnson aber wahrscheinlich zutreffen.

Jordan:

Einen klangvolleren Namen als Michael Jordan gibt es im Basketball nicht. Dass der Michael Jordan, der einige Monate für Bamberg spielte, die Erwartungen die an ihn gestellt wurden, nicht erfüllte, war bedauerlich. Er hatte einige gute Partien, konnte insgesamt aber dem Spielaufbau nicht die erhoffte Struktur und Stabilität verleihen. Als man dann die Möglichkeit erhielt Dan Dickau zu verpflichten, war sein Abgang nach Köln Realität.

Dickau:

Ich möchte jetzt einmal zitieren, was ein User in einem Internetforum schrieb: „Eine Respektlosigkeit ohnegleichen, wie man sich ihm gegenüber verhalten hat. Dieser Mann hatte einen Vorteil: er hat genau 300mal öfter in der NBA gespielt als Goldsberry oder Rivera. Das will etwas heißen. Dass er kein Abwehrgott ist, das hat man ja schon vorher gewusst. Mag auch sein, dass er eine Mimose war. Aber er hat in fünf Spielen eine nahezu göttliche Offensivleistung gebracht, ebenso das Pokalspiel in Düsseldorf beinahe gedreht. Er hatte das Spiel weit mehr im Griff als man ihn hat machen lassen. Wenn man ihm das entsprechende Vertrauen entgegengebracht hätte, dann wären seine Ballverluste reduziert worden und dann hätte er sich auch auf die kleinlichen BBL-Schiedsrichter einstellen können. Nein, so geht man nicht mit einem Spieler dieser Qualität um.“

Viel Wahres ist in den Zeilen enthalten. Möchte mir es aber nicht nehmen lassen zusätzlich noch einige Anmerkungen zu bringen. Hätte man gewusst, dass John Goldsberry so schnell wieder spielen kann, dann hätte man Dan Dickau mit Sicherheit nicht geholt. Sein Pech war sicherlich auch, dass er sich genau dann verletzte, als Goldsberry wieder spielte. Und als Dan Dickau dann wieder fit war, gab es einfach keinen Platz mehr in der Rotation. Obwohl man seine Offensivkraft in einigen Partien, als vorne überhaupt nichts klappen wollte, hätte gut gebrauchen können.

Rivera:

Eigentlich will ich ihn in Bamberg nicht mehr sehen. Filiberto Riviera hat sich im Dress der Brose Baskets als das präsentiert, was er immer war (mit Ausnahme einiger Playoff-Spiele 2007): Ein verkappter 2er ohne Wurf. Die meisten seiner Punkte erzielte er durch Zug zum Korb. Sein Distanzwurf ist zu unbeständig und seine eigentliche Stärke, die Schnelligkeit beim coast-to-coast zeigte er zu wenig (oder durfte er nicht mehr?). Beim Ziehen unter den Korb sind seine Korbleger viel zu wackelig. Mindestens drei Partien gingen deswegen verloren, weil er die vermeintlich einfachen Korbleger nicht verwandelte. Als Aufbauspieler ist er auch kein Meister seines Fachs. Zu oft dribbelte er auf der Stelle und ließ wertvolle Zeit verstreichen. Überraschende Ideen gingen von ihm keine aus. Und wenn er den Ball hatte, bestand permanent die Gefahr ihn vom Gegner geklaut zu bekommen.

Brown:

Erst im Januar nach Bamberg gekommen, brauchte er einige Wochen um körperlich fit zu werden. Ich werde es nie verstehen, warum Spieler, die ohne Vertrag sind, sich physisch nicht besser vorbereiten. Sie müssen doch damit rechnen jederzeit von einem Club verpflichtet zu werden. Da muss man doch topfit sein. Er war es jedenfalls nicht. Als er endlich den gewünschten körperlichen Leistungsstand erreichte, stiegen auch seinen Punkte- und Reboundwerte. Realistisch betrachtet gab es in der Liga, mit Ausnahme des Oldenburgers Bumtje Bumtje, keinen Gegenspieler, der es ernsthaft mit ihm aufnehmen konnte. Eigentlich ist er für die Bundesliga viel zu gut. Und das wird das Problem sein, ihn weiter zu verpflichten. Seine guten Spiele in den letzten Monaten werden bei anderen europäischen Vereinen Begehrlichkeiten wecken.