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Saisonbilanz 2011 4. und letzter Teil

John Goldsberry

Der US-Amerikaner ist mehr Chef auf dem Feld denn je. Er macht das was er soll und kann das Spiel organisieren – nahezu in Perfektion. Es liegt ihm mehr seine Mitspieler in Szene zu setzen als selbst zu punkten und das obwohl seine Dreierquote von 44.4 % zu den besten der Liga gehört. Die statistischen Werte sagen kaum etwas über seinen Wert aus, er ist der uneingeschränkte Kopf des Teams und der Agressive Leader im Stile eines Marc van Bommel.

Ein großes Fragezeichen besteht allerdings hinsichtlich seiner Gesundheit. Es steht immer noch im Raum, dass er aufgrund einer wieder aufgebrochenen schweren Knorpelverletzung im Knie seine Karriere beenden bzw. erneut operiert werden muss. Ein längerfristiger Ausfall würde die Mannschaft hart treffen. Er ist, wie schon geschrieben, eindeutig der General auf dem Feld und mit ihm hat der Spielaufbau eine ganz andere Qualität. Außerdem macht der US-Amerikaner im Aufbau keine Fehler. Auf jeden Ballverlust folgen bei ihm 3,9 Ballvorlagen (der Spitzenwert in der Liga) und in 11 Partien verlor er überhaupt nie den Ball.

Aber nicht nur offensiv, sondern auch defensiv gehört er zu den besten Bambergern. Ein sehr guter Passverteidiger war er schon immer, aber mittlerweile kann er seinen Gegenspieler auch fast perfekt zustellen.

Das folgende Video kann nicht eingebettet werden, darum hier der direkte Link.

Reyshawn Terry

Er bringt eigentlich alle Voraussetzungen mit, um das Spiel zu dominieren. Er ist groß (2,03m), er ist sehr athletisch, er kann werfen und er spielt eine sehr gute Abwehr. Trotzdem bin ich von ihm nicht restlos überzeugt. Dies mag damit zusammenhängen, dass er es zu oft mit der Brechstange versuchte. Gerade mit seiner Überathletik muss er mehr das Brett attackieren. Er hat die Mittel im Eins gegen Eins seine Gegenspieler ganz alt aussehen zu lassen. Stattdessen nahm er öfters zu schnell zu schwierige Würfe, worunter dann seine Wurfquote (34,3% 3er) litt. Manchmal wäre es besser, erst zu denken und dann zu schießen. Bamberg spielte schließlich nicht „7 seconds or less“, sondern versuchte sich gute Wurfchancen durch kluges Passspiel zu erarbeiten, was dann meist länger als 7 Sekunden dauerte.

Die 27 Zähler beim Alba-Schlachtfest im Dezember 2010 waren sein persönliches Highlight-Game.  An diese Bestleistung kam er im Laufe der Saison bei Weitem nicht mehr heran, seine 9,6 Punkte im Schnitt bei knapp 19 Minuten Einsatzzeit je Partie sind aber kein schlechter Wert. Als athletischen und abwehrwilligen Gegenpol zu Peja Suput ergänzte er die Mannschaft fast optimal. Trotz allem erscheint er mir ein Wackelkandidat zu sein für eine Weiterverpflichtung. Möchte man den nächsten Schritt machen, dann muss hier ein Upgrade her, Jan Jagla wäre eine Option.
Auch von ihm gibt es hier ein Video.

Peja Suput

Der Serbe ist auf der Position des Power Forward immer noch die Nummer 1 im deutschen Basketball. Die FIVE schrieb in der Issue #79 über ihn:

Falls jemand die überschaubaren Stats des neuen und alten besten Vierers der Liga kritisieren möchte, dann sei ihm entgegnet: Suput musste in der Saison im Schnitt nur 22:12 Minuten aufs Feld! Bei ihm ist es nicht wichtig, was er in einem Allerweltsspiel gegen ein Mittelklasseteam leistet, sondern sein tatsächlicher Wert offenbart sich erst in Partien gegen echte Konkurrenten wie Berlin (34 Punkte, 11/11 aus dem Feld) oder in Göttingen (26, 9/16). Bezüglich seiner Offense wird oft gelobt, dass er vielseitig und abgezockt ist sowie einen noch guten Distanzwurf und eine noch bessere Fußarbeit im Lowpost hat. Jeder Verteidiger wird jedoch bestätigen, dass der Mann beim Schieben in der Zone auch kräftig wie ein Bulle ist. Fakt ist: Wenn der 34-jährige Serbe bei einem Mittelklasseteam spielen würde, wäre er Topscorer der Liga.

Die nächste Saison wird höchstwahrscheinlich seine letzte in Bamberg sein. Er wird nicht jünger und schon jetzt waren gegen Ende der Spielzeit deutliche Verschleißerscheinungen zu merken. In der Abwehr ist er nur dann kein Ausfall, wenn er will. Seine Einsatzbereitschaft in der Defensive hängt aber auch maßgeblich mit seiner körperlichen Fitness zusammen. Man hat nicht selten den Eindruck, er spart hinten Kraft um dann vorne noch genügend Power zur Verfügung zu haben.

Hier noch ein anderes Video.

Karsten Tadda

Es beschleicht einen durchaus das Gefühl, dass der Bamberger seit nunmehr drei Saisons stagniert und keinen relevanten Schritt nach vorne macht. Auch in dieser Saison wechselten sich Licht und Schatten ab. 37,7% Feldwurf- und 62,5% Freiwurfquote sind mindestens ausbau-, eher schon verbesserungswürdig. Er muss aufpassen nicht zum ewigen Rollenspieler abgestempelt zu werden. Jedes Jahr wartet man schon darauf, dass er den nächsten Schritt macht. Seine Abwehrarbeit gehört ganz sicher zu dem Besten, was es nicht nur im mit starken Defensivspezialisten gespickten Bamberger Team gibt, sondern auch in der Liga seinesgleichen sucht.

Aber sein Wurf ist wackelig und fällt nicht konstant, auch sollte er seine Schnelligkeit mehr nutzen und zum Korb ziehen. Ob seine Zukunft auf der Position 1 oder 2 liegt, ist noch nicht ganz klar. Eingesetzt wurde er in letzter Zeit hautsächlich als Shooting Guard, wobei er dafür fast ein wenig zu klein ist.
Ein Video von ihm findet man hier.

Maurice Stuckey

Der talentierte Nachwuchsspieler hat diese Saison schon vielumjubelte Spiele gezeigt. Die Dominanz der Bamberger hat ihm Spielzeit gebracht, die er genutzt hat. Mittlerweile darf der athletischen Guard regelmäßig in allen Spielphasen ran und bringt es auf fast 10 Minuten pro Partie. Seine 12 Punkte gegen Hagen waren ein Ausrufezeichen, jedoch hat Trainer Fleming zuletzt immer wieder betont, dass er nicht immer mit der Verteidigungsleistung seiner jungen Guards einverstanden ist. Potential scheint bei ihm vorhanden zu sein, jedoch muss man ihm zugutehalten, dass gerade auf den kleinen Positionen in Bamberg ein Überangebot an sehr guten Akteuren herrscht und man sich jede Minute Einsatzzeit hart erarbeiten muss.

Phillipp Neumann

Viel zum Spielen kam er bislang im Bundesligateam noch nicht, er sammelte bei Breitengüßbach in der ProB Erfahrung. Suchte man für ihn einen Spitznamen, dann würde Zappelphillipp gut passen. In der Bundesliga waren seine Einsätze rar gesät und von unglücklichen Aktionen geprägt. Er wirkt hektisch und übermotiviert. Gerade so, als wollte er in den wenigen Spielminuten die er bekommt, alles zeigen und besonders gut machen, was er kann. Meistens hatten seine Bemühungen aber teilweise etwas von Slapstick. An Motivation scheint es ihm nicht zu mangeln, er sollte aber lernen sie richtig einzusetzen. Auch für ihn gilt, sich konstant weiterzuentwickeln.

Erik Land

Leider muss man sagen, er ist in Bamberg gescheitert. Zu nennenswerten Einsätzen kam er die letzten Jahre nicht. Auch von Verletzungen der Stammkräfte auf seiner Position profitierte der Power Forward nicht. Er konnte sich nicht durchsetzen und macht konsequenter Weise einen Schritt rückwärts und wechselt in die ProA nach Homburg zu den Saar-Pfalz Braves. Dort erhält er sicher mehr Spielzeit und wird sein Talent besser präsentieren können.

Tibor Pleiß

Seine Spiele lassen keinen Fan kalt. Entweder er hat einen rabenschwarzen Tag, kann kaum einen Ball fangen, ist zögerlich beim Weg zum Korb, bringt sich früh in Foultrouble und geht mit maximal 5 Punkten vom Feld. Oder aber er ist dynamisch, schnappt sich viele Rebounds, dominiert seine Gegenspieler und jagt ihnen den kalten Schweiß auf die Stirn, wenn sie gegen ihn zum Korb ziehen. Dies sind die zwei Gesichter des Tibor Pleiß. Zum Glück überwiegen die positiven Partien, im Gedächtnis bleiben aber die unglücklichen Momente hängen. Und dies ist schade und wird seinem Talent in keinster Weise gerecht.

Er hat sich in der letzten Spielzeit wieder verbessert und seine Statistiken in einigen Kategorien positiv gesteigert. So führt er beispielsweise bei den Rebounds, Blocks (Liga-Bester!) und der Effektivität sein Team an. Dadurch, dass in der Draft im Juli 2010 die Oklahoma City Thunder aus der NBA die Rechte an ihm gezogen haben, wurde der Druck auf ihn nochmals erhöht. Jeder erwartet von ihm in jedem Spiel außergewöhnliche Leistungen. Dazu ist er aber als 21-jähriger noch nicht fähig, noch dazu als Center. Eine Position die viel Erfahrung voraussetzt; Erfahrung die er gerade erst sammelt. Dazu wird er auch in der Spielzeit 2011/2012 in Bamberg Gelegenheit haben, denn er wird nicht in das südliche Europa wechseln. Dies käme für ihn noch zu früh, genauso wie ein Wechsel in die NBA.

Brian Roberts

Danke an Brian, danke für unvergessliche Momente, danke für Spiele, die er im Alleingang gewann. Kritisierte ich vor Jahresfrist noch seine zeitweise Verteidigungsunlust und seine geringen Fähigkeiten als Aufbauspieler, so hat er sich in beiden Kategorien über den Sommer nochmals gesteigert. Zwar kommen seine Aufbau- und Abwehrqualitäten nicht an die eines John Goldsberry heran, dafür ist er aber ein eiskalter Vollstrecker.
In der FIVE Issue #79 war über ihn zu lesen:

Bester Sechster Mann, der bei jedem BBL-Team außer Bamberg und Frankfurt (und da auch nur wegen Wood) starten würde. Der Crunchtime-Killer ist beim Meister in jedem Viertel der Mann für den letzten Angriff. Obenrum kann sich kein anderer Akteur der Brose Baskets derart gut seinen eigenen Wurf kreieren. Sein eingesprungener Dreier aus dem Dribbling bescherte selbst den Gegnern in der Euroleague einiges Kopfzerbrechen.

Nun deutet vieles auf einen Wechsel des 25-jährigen in das europäische Ausland hin. Er wird den wesentlich höher dotierten Angeboten zahlungskräftiger Klubs aus Spanien oder der Türkei erlegen. Und wenn wir ehrlich sind: Er hat es verdient. Brian Roberts wurde je zweimal Pokalsieger und Meister mit Bamberg. Mehr kann er hier nicht erreichen. Jetzt wird es für ihn Zeit den nächsten Schritt zu machen, spielerisch und finanziell. Die Chancen auf eine Weiterverpflichtung im Frankenland sind gering. Sollte er seinen Vertrag in Bamberg nicht verlängern, ist ihm nur alles Gute zu wünschen für seinen weiteren Weg.

Casey Jacobsen

Seine Rolle hat sich im Laufe der vergangenen Jahre vom reinen Shooter hin zum kompletten Basketballer gewandelt.
Die FIVE schreibt über ihn:

Eigentlich ist der Kapitän des Meisters nicht sonderlich schnell beim Antritt, und eigentlich weiß auch jeder Verteidiger, dass er gerne vom rechten Flügel mit links über die Mitte zieht, aber trotzdem passiert es immer wieder. Das Ganze endet zumeist entweder mit einem Linkskorbleger, einem Pass nach außen zum freien Schützen oder gelegentlich sogar mit einem Stepback-Jumper aus der Mitteldistanz. Der Vorzeigeprofi ist zudem die Personifizierung eines perfekten Teamkapitäns, was leider aber auch gelegentlich davon ablenkt, was für ein herausragender Basketballer der 30-jährige immer noch ist.

Abseits vom spielerischen ist er der Klebstoff der das Bamberger Team zusammenhält. Er ist für die Jüngeren ein Vorbild, nicht nur wegen seiner vier Jahre in der NBA, sondern sein Einsatz, Willen und seine Laufbereitschaft sind beispiellos. Und dennoch nagt auch an ihm der Zahn der Zeit. Sein Antritt ist nicht mehr so explosiv wie noch vor einigen Jahren. Schuld daran kann die schwere Knieverletzung, erlitten im Frühjahr 2010, sein, die ihm wohl ein paar Prozentpunkte seiner Athletik kostete.

Sein großer Vorteil ist aber nach wie vor die überragende Basketball-Intelligenz, die immer noch höher ist als bei vielen anderen Spielern in der Liga. Seine Erfolgsbilanz ist überragend: in seinen vier Bundesligajahren wurde er jeweils 3x Meister und Pokalsieger. Mit Ausnahme der Seriensieger zu Zeiten von Leverkusen und Berlin dürften nur wenige Spieler so viele Trophäen in die Höhe gestemmt haben.
Er hat seinen Vertrag erst um drei Jahre verlängert und auch schon angedeutet, nie mehr bei einem anderen Klub spielen zu wollen.

Und hier noch einige Highlights aus seiner Zeit in der NBA:

Auch der Sportsender ESPN würdigte ihn einst mit einem Special:
Teil 1

Teil 2

Teil 3

Anton Gavel

Der Bamberger Publikumsliebling konnte die Leistungen aus seiner tollen Vorjahressaison im Großen und Ganzen bestätigen und beweist sich weiterhin als engagierter Verteidiger. Goldlöckchen ist immer noch ein Mann für die Big Points von jenseits der Dreierlinie und seine Defense ist sowieso eine der besten in der Liga. Sein Wurf ist so flach, man könnte fast meinen, der Ball knallt immer vorne an den Ring. Aber mit einer Dreierquote von 42,3% rangiert er nicht nur im Bamberger Team, sondern auch in Liga ziemlich weit vorne in der Rangliste der treffsichersten Schützen.

An Einsatz mangelt es ihm nie, selbst mit Verletzungen, bei denen sich schon manch anderer US-Amerikaner in der Vergangenheit 2 Wochen krankschreiben ließ, spielte er und gab alles. In Bayern würde man sagen, er ist ein harter Hund. Defensiv ist er dank seiner schnellen Beine immer in der Lage gegnerische Aufbauspieler gut zu verteidigen. Was ihm an Länge fehlt, macht er durch Willen wett. 2,7 Rebounds je Spiel sind die Meisten aller Bamberger Aufbauspieler. Dass der Trainer viel von ihm hält, wird an der Einsatzzeit deutlich: Nur Casey Jacobsen stand mit 29:59 Minuten pro Partie länger auf dem Feld als Anton Gavel (27:50).

Immer wieder wird spekuliert, ob der Slowake, der auch einen deutschen Pass besitzen soll, seinen Status als Bosman-Spieler abgibt und nur noch als Deutscher aufläuft. Damit würde er einen Ausländerplatz freigeben. Wer aber jemals ein Bild von ihm als Fan in einem Trikot der slowakischen Eishockey-Nationalmannschaft sah, kann an einen Wechsel der Staatsbürgerschaft nicht recht glauben.

Kyle Hines

Der Mann ist eine Urgewalt. Als seine Verpflichtung vor Jahresfrist publik wurde, waren nicht wenige skeptisch, ob das Experiment mit einem Spieler, der offiziell 1,96m groß sein soll, gutgehen kann. Aber bereits nach den ersten Vorbereitungsspielen wurde deutlich, dass Kyle Hines ein außergewöhnlicher Akteur ist.
Nach einem Testspielerfolg gegen Bayreuth Anfang September 2010 schrieb ich:

Und schon nach wenigen Minuten in der Partie wird klar, dieser Typ ist krass! So ein wenig ein Jeff Gibbs Klon, nur noch beweglicher und schneller. Muss er aber auch nicht können, unter dem Korb überzeugt er dafür umso mehr. Seine Bewegungen um die Gegenspieler herum mit abschließendem Dunking sind klasse. Er ackert, er kämpft um jeden Ball, er gibt alles. Denke die Bamberger Fans werden ihn lieben.

Und genauso kam es. Er wurde nicht nur Finals MVP, sondern auch von den Bamberger Fans zum beliebtesten Spieler gewählt. Manager Wolfgang Heyder meinte über ihn: „Er ist ein Mensch der noch Bitte und Danke sagt“. Dies sagt in einer Branche in der Egoismus zum Berufsbild gehört viel über Kyle Hines aus.

Trotz seiner für einen Center geringen Körpergröße war er in der Lage viele seiner Gegenspieler zu dominieren. Seine 1,2 Blocks je Spiel bedeuteten Rang 4 in der Rangliste aller Bundesligaakteure (Tibor Pleiß steht übrigens auf Platz 1 mit 1,6 Blocks). Seine überragende Athletik und Schnelligkeit ließ viele hüftsteife Gegner ziemlich alt aussehen. Trotz aller Begeisterung für ihn und seine Spielweise muss man sich fragen, ob man auf seiner Position nicht doch mehr Größe haben sollte. Gerade im Hinblick auf die hohen Ziele in der Euroleague. So waren seine Probleme in der Defensive, resultierend aus seiner geringen Körpergröße, auch den Gegnern bekannt. Nur 4,6 Rebounds im Schnitt sind nüchtern betrachtet für einen Center zu wenig.
Auch von ihm gibt es ein Highlight-Video:

Saisonbilanz 2011 3. Teil

Bamberg stürmte durch die Hauptrunde wie schon lange keine andere deutsche Mannschaft mehr. Einzig beim späteren Absteiger in Düsseldorf und in Göttingen zog man den Kürzeren. Die Niederlage in Düsseldorf kam für viele nach 16 Siegen in Folge überraschend, für mich jedoch nicht. Mir war klar, wenn die Erfolgsserie reißt, dann bei einem Team aus den Niederungen der Tabelle. Gegen Topteams war die Konzentration und Motivation so hoch, da konnte fast nichts passieren. Gegen ein Kellerkind der Liga jedoch schleicht sich gerne mal der Schlendrian ein, man gibt nicht mehr 100%, der Gegner erwischt einen Sahnetag und schon hat man verloren. Genau so kam es dann auch beim Gastspiel im Rheinland. Außerdem fehlte bei dieser Partie auch John Goldsberry wegen eine Sperre, nachdem er im Spiel vorher in Bayreuth nach einer Rangelei mit dem Ex-Bamberger Jared Reiner vom Feld flog.

32 Siegen standen nur 2 Niederlagen vor Beginn der Play-off zu Buche. Eine nahezu perfekte Ausgangslage um die Mission Titelverteidigung zu starten. Zu diesem Zeitpunkt hatte Bamberg aber mit dem Pokalsieg den ersten Titel bereits in der Tasche. Vor heimischer Kulisse konnte man sich am ersten April-Wochenende in zwei äußerst knappen Spielen erst gegen Artland und im Finale gegen Braunschweig durchsetzen und den Pokalerfolg vom Vorjahr wiederholen. Der erste Druck einen Titel holen zu müssen war dadurch schon mal genommen, aber was ist schon der Pokal, wenn man Meister werden will?

In der ersten Runde der Play-off wartete mit Bremerhaven eine unangenehme, aber letztlich machbare Aufgabe. Aber die drei Spiele offenbarten schon eine gewisse Tendenz: Bamberg hat den Nimbus der Unschlagbarkeit verloren. Zwar setzte man sich mit 3:0 gegen die Norddeutschen durch, aber überzeugend waren die Erfolge nicht. Die Mannschaft wirkte müde und machte nicht immer einen souveränen Eindruck.

Im Halbfinale wartete dann mit Artland der denkbar schwerste Gegner. In den Ligaspielen und im Pokal setzte sich Bamberg jeweils nur mit wenigen Zählern Differenz durch. In den Play-off war dies anders, aber nicht so wie gedacht. Die Serie ging über die volle Distanz von fünf Spielen und jedes Mal gewann die Heimmannschaft mit mindestens 12 Punkten Unterschied. Spätestens da war klar, die Auswärtsstärke Bambergs ist nicht mehr vorhanden.

Aber Bamberg wäre nicht Freak City, wenn in einem „do or die“-Game die Fans ihr Team nicht zum Sieg pushen würden. So war es dann auch keine große Überraschung, dass bei den beiden besten Artländern Ryce und Bailey am Ende die Kräfte schwanden und sich das Bamberger Kollektiv durchsetzen konnte.
Die besten Szenen aus dem fünften Spiel:

Tja, und damit war das Traumfinale perfekt: Bamberg gegen Berlin, die Mutter aller Schlachten. Es war also nach 2004 endlich mal wieder soweit, dass sich beide Mannschaften in den Play-off gegenüberstanden. Berlin schummelte sich ein wenig in die Endspielserie, sie taten sich erst gegen Oldenburg und dann gegen Frankfurt teilweise sehr schwer.
Fast wäre die Mission Titelverteidigung schon nach der gewonnenen ersten Partie in weite Ferne gerückt. Mit John Goldsberry zog sich einer der wichtigsten Spieler einen Bänderriss zu und sein Einsatz in den weiteren Spielen war sehr fraglich.

Die Überlegenheit und Souveränität der Hauptrunde war irgendwo auf dem Weg vom Trainingslager in Malaga bis zu Beginn der Play-off verloren gegangen. Die Gegner witterten Morgenluft und nahmen Fährte auf, bei Bamberg schien das Momentum verschwunden zu sein. Berlin machte aus seinen Möglichkeiten das Beste und zeigte gerade in seinen Heimspielen gute Leistungen. Aber auch nur, weil Bamberg sie gewähren ließ. Nicht absichtlich, das traue ich ihnen dann doch nicht zu. Aber vielleicht spukte in den Köpfen der Bamberger Akteure doch der Gedanke herum, dass man sich bislang immer auf seine Heimstärke verlassen konnte. Dadurch hielt Gevatter Schlendrian Einzug – nur ein wenig und ganz langsam, aber stetig. Bamberg ließ Berlin ins Spiel kommen, und dies ist das Schlimmste was einem gegen Berlin passieren kann. Da zählen auch die vorangegangenen Spiele nichts mehr. Auch war von der Spritzig- und Leichtigkeit aus der Hauptrunde nicht mehr viel zu sehen.

Von fünf Auswärtspartien in den Play-off gingen vier verloren. Und zwar nicht knapp, sondern teilweise richtig deutlich. Aber eine Stärke der Bamberger Mannschaft, in der zu Ende gegangenen Saison, war die mentale Stabilität. Sie hat sich aus allen Leistungstälern wieder herausgearbeitet und stets in den Folgepartien eine Reaktion gezeigt.
Aber auch während eines Spiels schaffte man es wiederholt Rückstände aufzuholen und in Siege umzumünzen. Ganz sicher ein Verdienst von Coach Chris Fleming, der meistens an den richtigen Hebeln zog um seine Jungs wieder in die richtige Spur zu führen.
Bestes Beispiel war die alles entscheidende fünfte Finalpartie. Berlin führt 1:30 vor Schluss mit vier Punkten und wird dann doch nicht Meister. Die letzten 90 Sekunden trennte die Männer von den Buben und man sah, wer wirklich Erwachsensport betreibt. Kyle Hines holte nach Berliner Fehlschüssen wichtige Rebounds und John Goldsberry und Brian Roberts versenkten eiskalt zwei Bomben aus dem Dreierland. Von den Berlinern Jenkins, McElroy und Co. war da nichts mehr zu sehen.

Pokalsieg verteidigt, Meisterschaft verteidigt, als Bamberger Fans muss man sich wie in einem feuchten Traum vorkommen. Die letzten 18 Monate waren unglaublich und speziell die letzte Saison fast nicht wiederholbar.
Welche Ziele bleiben jetzt noch übrig? Nochmal das Double verteidigen oder versuchen in der Euroleague den nächsten Schritt zu machen. Das Eine oder das Andere ist durchaus reizvoll, aber motiviert das auch die Mannschaft? Alles, was man jetzt national noch erreichen kann, ist nur eine Wiederholung. Es besteht die große Gefahr, dass die Mannschaft von den Erfolgen satt ist, nicht den letzten Willen aufbringt, um in einem Jahr sich wieder auf dem Maxplatz feiern zu lassen.
Darum wäre es jetzt Zeit einen Schnitt zu machen und das Team auf einigen Positionen umzubesetzen. Frische, nach Siegen lechzende und hungrige Spieler wären nötig um dem Mikrokosmos Mannschaft neues Blut zuzuführen.

Aber um die Spieler wird es im letzten Teil der Saisonbilanz gehen, die am Montag, 4. Juli veröffentlicht wird.

Saisonbilanz 2011 2. Teil

Den 27. Oktober 2010 werden ganz viele Bamberger Basketballfans nicht mehr vergessen. An diesem Tag war die Spitzenmannschaft Olympiakos Piräus zu Gast. Vor der Partie wurde nur über die Höhe der Niederlage gesprochen, von einem Sieg redete niemand. Als es nach dem ersten Viertel 16:16 stand, meinte mein Sitznachbar zu mir: „Wenigstens haben wir jetzt ein Viertel nicht verloren“. Auch zur Halbzeit beim Stand von 34:28 für die Franken trauten wir dem Braten noch nicht. Doch ein an diesem Tag nicht zu stoppender Brian Roberts mit 23 Zählern führte Bamberg zum unerwarteten Sieg gegen die Griechen.
Wer nochmal ein paar bewegte Bilder sehen möchte, kommt hier auf seine Kosten.

Dies war der erste Erfolg gegen einen wirklich großen Klub. Bamberg hatte an diesem Tag einen riesen Vorteil auf seiner Seite: sie waren eingespielt. Für Piräus war es dagegen erst das dritte Pflichtspiel der Saison und dies merkte man ihnen deutlich an. Auf dieser Seite war damals zu lesen:

„Natürlich haben die Superstars aus Griechenland Bamberg unterschätzt, sie dachten wohl nach dem klaren Erfolg vor Wochenfrist gegen Real Madrid, gegen Bamberg nur mit halber Kraft spielen zu können. Die Franken hatten keine Chance, nutzen diese aber eiskalt aus. Leidenschaft, Einsatzwille und Herzblut – diese Eigenschaften zeigten die Franken am Mittwochabend und wenn dann auch noch spielerisch überzeugt wird, hat es eben auch eine Multi-Millionen-Truppe schwer, in der Frankenhölle zu bestehen. Bamberg zeigte eine geschlossene Mannschaftsleistung, alle Akteure zeigten viel Willen und Einsatz.“

Der Erfolg gegen Piräus ließ das Selbstvertrauen noch einmal wachsen. Zu spüren bekamen dies in der Folgezeit nicht nur die Konkurrenten in der Bundesliga, sondern auch die Gegner in der Euroleague. Der 15. Dezember 2010 ist das nächste denkwürdige Datum, denn an diesem Tag musste Real Madrid dran glauben. Auf die mangelnde Eingespieltheit konnten die Madrilenen ihre Niederlage in Bamberg nicht schieben, auch dürfte Unterschätzung (vor allem nach dem knappen 83:81 Sieg im Hinspiel) nicht dazu geführt haben, dass sie verloren. Bamberg war an diesem Abend schlicht und ergreifend besser. Aber nach der verlorenen Partie in Charleroi und der äußerst unglücklichen Niederlage in letzter Sekunde durch einen Wahnsinnsdreier von Roms Charles Smith war ein Aufsteigen in die Runde der besten 16 Teams nicht mehr möglich.

Am letzten Spieltag der Euroleague setzte man aber noch einmal ein Ausrufezeichen mit dem Erfolg in Malaga. Letztlich fehlte aber nur ein Sieg für den Einzug in die Runde der Top 16. Piräus, Madrid und Malaga bezwungen und dennoch nicht weitergekommen – dies war schon bitter.
Die Mannschaft nahm aber sehr viel an Erfahrung und Selbstvertrauen aus den 10 Spielen der Euroleague mit. Das Wissen um die eigene Stärke wurde im Verlauf der Saison und besonders in den Play-off ein wichtiger Faktor. Bamberg konnte die großen Vereine einige Male gehörig ärgern, zum ganz großen Wurf langte es aber nicht. Dieses zu erreichen könnte ein Ziel für die neue Spielzeit in der Euroleague werden.

Der grandiose Gewinn der Partie gegen Madrid war der Beginn von zwei Wochen, die unglaubliche Resultate brachten. Nur drei Tage nach Madrid musste Alba Berlin dran glauben. Das 103:52 war nicht nur der höchste Sieg einer Bamberger Basketball Mannschaft, es war auch die höchste Berliner Niederlage aller Zeiten. Und es war der Anfang vom Ende des Alba-Coaches Luka Pavicevic. Bamberg stürzte die Hauptstädter in die größte Krise ihrer Vereinsgeschichte.

Weil es so schön war, hier die Highlights:

Der Hunger der Franken war aber noch nicht gestillt. Nach Oldenburg mit 35 Punkten Unterschied wurde auch noch Ludwigsburg 28 Zählern Differenz abgefertigt.
Der Dezember 2010 war der unglaublichste Basketball Monat den die meisten Bamberger Anhänger je erlebt haben.

Um die Play-offs wird es im 3. Teil der Saisonbilanz 2011 ab Samstag 2. Juli gehen.

Saisonbilanz 2011 1. Teil

Nach einer Saison mit ganz vielen Höhepunkten und nur sehr wenigen Tiefpunkten fällt die Bilanz natürlich positiv aus. Pokalsieger und Deutscher Meister, beide Titel nach 2010 verteidigt, noch dazu in der Euroleague nicht nur mitgespielt, sondern einige große Teams mächtig geärgert. Die Spielzeit 2010/2011 wird in die Geschichte des Bamberger Basketballs eingehen.

Nach dem Ende der Feierlichkeiten und nachdem die Fans von Freak City wieder nüchtern sind, möchte ich nicht nur auf die Highlights zurückblicken, sondern auch die wenigen nicht so positiven Sachen betrachten.

Fast alle Leistungsträger der Meistermannschaft 2010 konnten gehalten werden, einzig von Center Elton Brown trennte man sich. Beckham Wyrick zog es nach München, bei Mark Worthington war das Heimweh nach Australien zu groß und Robert Garrett beendete im Zorn seine Karriere (zumindest vorläufig, ehe er dem Ruf von Dirk Bauermann folgte und in München ein Comeback startete). Aber der Kern um John Goldsberry, Anton Gavel, Brian Roberts, Peja Suput, Tibor Pleiß und Casey Jacobsen blieb Bamberg erhalten. Man konnte also das Mannschaftsgefüge erhalten und verstärkte sich mit Center Kyle Hines und Forward Reyshawn Terry.

Anders als in den Vorjahren und auch bei den meisten anderen Teams in der Bundesliga kannte man sich, war eingespielt und motiviert den nächsten Schritt zu tun. Gerade die Eingespieltheit war in den ersten Wochen ein riesiger Vorteil den anderen Mannschaften gegenüber. Man musste sich nicht erst lange finden, man musste nicht erst eine Teamstruktur und Hierarchien entwickeln und Angriffs- und Abwehrsysteme lernen. Die Eingewöhnungszeit war kurz und auch die neu dazugekommenen Spieler gewöhnten sich schnell ein.

Es gab sicherlich Mannschaften, die die besseren Einzelspieler hatten, aber niemand war als Team besser als Bamberg. Jedes Zahnrad passte perfekt zum anderen, Bamberg war eine hocheffiziente Maschine, die aus ihren Einzelteilen das Optimum herausholte und jedes einzelne Bestandteil im Gesamtverbund besser machte. Nie trifft das Sprichwort „Das Ganze ist mehr als die Summe der Einzelteile“ mehr zu, als auf diese Bamberger Mannschaft der Saison 2010/2011.

Anhand einiger Statistiken möchte ich dies verdeutlichen:
Der beste Bamberger Scorer ist erst auf Platz 26 der Rangliste aller Korbschützen der Bundesliga zu finden: Peja Suput mit im Schnitt 12,6 Punkten. Dafür hatte man fünf Akteure mit mindestens zweistelliger Punkteausbeute, soviel wie keine andere Mannschaft. Ein Indiz für die Ausgeglichenheit des Kaders, was ein wesentlicher Vorteil darstellte. So konnte sich der Gegner nicht nur auf den einen Überflieger konzentrieren (wie zum Beispiel Frankfurts Wood), Bamberg dagegen war nicht auszurechnen. Zehn Spieler waren in der Lage in mindestens einer Partie offensiv zweistellig zu produzieren – ein Spitzenwert in der Liga.

Keine andere Mannschaft erzielte mehr Punkte aus der Dreierdistanz, niemand holte sich mehr defensive Rebounds und niemand verlor weniger den Ball. In der Kategorie Steals per Turnover stehen mit Goldsberry, Tadda und Gavel drei Bamberger ganz oben. Ein Indiz für Ballsicherheit im Aufbau und flinke Hände in der Abwehr.

Gerade die Guards waren ein Erfolgsgarant. Goldsberry, Roberts, Gavel und als Backup Tadda sind Spieler, die wissen wo der Korb hängt. Offensiv zu produzieren war für sie kein Geheimnis und in der Abwehr haben sie sich, im Vergleich zur Vorsaison, nochmals gesteigert.
Ein wichtiger Faktor, der gerne übersehen wird, war die Verpflichtung von Athletik-Trainer Marcus Lindner. Der bislang für die Nationalmannschaft tätige Fitness-Coach hob das körperliche Leistungsniveau auf eine höhere Ebene. Wurden in der vorangegangenen Spielzeit nicht wenige Partien gerade in der Schlussphase verloren (teils nach deutlichen Führungen), trat diese Saison eine bessere physische und damit einhergehende psychische Stabilität ein. Auch nach Rückständen glaubte das Team immer an sich und überrannte die Gegner regelmäßig im letzten Viertel. Die körperliche und geistige Fitness ist ein Faktor, der nicht von Allen als wichtig angesehen wird. Bamberg hat aber vor über einem Jahr mit Marcus Lindner einen anerkannten Fachmann verpflichten können, der von den Spielern respektiert wird.
Der Körper eines Leistungssportlers ist das Wichtigste was er hat. Er muss ihn hegen und pflegen und alles dafür tun, damit die Leistungsfähigkeit umfassend erhalten bleibt. Nur dann kann eine Karriere lange und erfolgreich sein. Nicht alle Basketballer haben das verinnerlicht, auch in Bamberg gab es in der Vergangenheit Spieler, die öfter bei den bekannten Fastfood-Ketten anzutreffen waren, als in der heimischen Küche.

Die Zeit vom Beginn der Saison bis zum Jahresende 2010 kann als die Erfolgreichste in der Geschichte bezeichnet werden. 16 Siege in Folge in der Bundesliga stellten einen Vereinsrekord dar. Aber nicht nur die blanken Siege waren bemerkenswert, sondern die Art und Weise wie sie zu Stande kamen.

Aber über den Wahnsinns-Dezember und die Erfolge in der Euroleague wird es im 2. Teil der Saisonbilanz gehen, die am Mittwoch, 29. Juni an dieser Stelle zu lesen sein wird.

Deutscher Meister, Bamberg heißt er

Als ich heute Früh in meinem Berliner Hotelzimmer aufwachte, musste ich mich erst einmal kneifen. Ist Bamberg wirklich Meister oder schlafe und träume ich noch? Aber ja doch, es ist wahr, Bamberg ist Meister 2011!!!

Meine Jubelschreie nach Abpfiff waren so laut, dass ich vermutete, jeden Moment kommt der Manager und bittet mich das Hotel zu verlassen. aber so weit kam es dann zum Glück doch nicht. Die innere Genugtuung bei mir ist auch nach einer sehr kurzen Nacht immer noch sehr groß. Stolz würde mein Gefühl auch sehr gut beschreiben, wenn ich an die jetzt zu Ende gegangene Saison zurück denke.
Den Double Repeat geschafft nach einer Spielzeit, die in die Ananlen der Bamberger Basketballgeschichte eingehen wird. Das alles entscheidende fünfte Spiel gegen Alba Berlin hatte alles, was ein packendes Finale ausmacht. Berlin forderte alles von den Bambergern, die am Ende noch ein paar Prozent an Energie und Willen drauflegten um die Meisterschaft zu erringen.

Respekt an beide Teams, an Berlin und an Bamberg. Besonders die Hauptstädter zeigten eine Leistung, die viele, mich eingeschlossen, nicht für möglich hielten. Aber: the winner takes it all, und der Sieger heißt verdient Bamberg.
Bamberg war vom ersten Spieltag an die dominierende Mannschaft, zeigte eine überragende Hauptrunde, gewann alle Heimspiele und schwächelte nur in den Play-off in den Auswärtssspielen.

So, genug für den Moment, ich muss jetzt los die Alba-Fans trösten…

Bin ja nicht wirklich ein Anhänger dieser Gruppe, aber das Lied passt einfach.

Danke an eine scheiße geile Saison:

Maximal 5 oder 7 Spiele?

2:2 steht es in der Finalserie zwischen Bamberg und Berlin und die nächste Partie muss die Entscheidung für oder gegen eine Mannschaft bringen. Maximal 5 Begegnungen gibt es also, aus den USA kennt man dies anders. Dort werden in der NBA, NHL und MLB vier Siege benötigt um sich als Meister feieren lassen zu können, in der BBL langen 3 Erfolge.

Es war irgendwann in den 90ern als es noch die Trennung zwischen Nord und Süd gab, da wurde im Viertelfinale auch einmal nach dem Modus best-of-seven gespielt. Halbfinale und Finale dann wieder nach best-of-five. Warum man dies damals so machte, daran kann ich mich nicht merh erinnern.

Ich möchte jetzt einmal die Diskussion aufbringen, warum man eigentlich nicht den Versuch wagen sollte, im Finale den Meister erst nach 4 Siegen zu feiern. Über die zusätztlichen Einnahmen würden sich die Kassenwarte sicherlich freuen. Das öffentliche Interesse würde länger anhalten, gerade bei solch bekannten Mannschaften wie Bamberg und Berlin.

Über wie viele Spiele sollten die Finals gehen?
Maximal 5 Spiele sind genug

Best of 7

Ist mir egal

Nur Auswertung

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Entscheidung vertagt

So wird Bamberg nicht Meister, jedenfalls wenn man wie am Dienstag bei der 67:87 Pleite spielt. Dies war mit Abstand (ich war bei der Niederlage in Düsseldorf nicht dabei) die schlechteste Saisonleistung die ich miterleben durfte.

Man hat den Gegner, wie übrigens auch schon in Spiel 2, am Boden, muss nur noch den letzten Sargnagel einschlagen und lässt ihn dann doch wieder vom Haken. Bamberg wirkte mental nicht bereit für den Titelgewinn. Im Hintergrund schwirrten wohl die Gedanken herum, dass man ja immer noch ein Heimspiel hat und es dort richten könne. Zu viele Spieler agierten weit unter ihrem Leistungsvermögen. Exemplarisch sind da Casey Jacobsen und Tibor Pleiß zu nennen, die gedanklich überhaupt nicht im Spiel waren.

Bamberg ließ die Berliner Aufbauspieler ihren Rhythmus finden und schaufelte sich damit selbst das Grab. Von den Bamberger Guards kam, mit Ausnahme von Brian Roberts, offensiv fast gar nichts. Ein guter Indikator für die Einsatzbereitschaft ist meist die Anzhal der Rebounds, die ein Team einsammelt. Denn rebounden ist bekanntlich Willenssache, nicht unbedingt von der Größe abhängig. Wie kann es sein, dass die Berliner Schaffarzik und Rochtestie zusammen 12 Rebounds holen, alle Bamberger Aufbauspieler zusammen aber nur 5?
Noch krasser wird die Differenz wenn man sich die Gesamtrebounds anschaut: Berlin 35, Bamberg 15.

Vielleicht ist es zu sehr durch die Bamberger Fanbrille betrachtet, aber Berlin war in dieser Partie schlagbar, allerdings nicht von Bamberg in dieser Verfassung. Die Franken bauten den Gegner selbst auf, machten ihn stark und ließen ihn dadurch in einen Lauf kommen.
Und gerade weil Bamberg so unglaublich schlecht spielte, bin ich mir sicher, am Samstag kann der deutsche Meister nur Bamberg heißen. Zweimal in Folge kann man gar nicht eine solche Leistung zeigen und die Mannschaft hat nach mageren Darbietungen immer die richtige Reaktion gezeigt.

Leider werde ich die 5. Partie nicht live in der Halle verfolgen können, denn ein länger geplanter und nicht verschiebbarer Kurztrip nach Berlin (!!!) steht an. Ich werde dann eben am Samstag Abend mein Fan-Trikot überstreifen und einen Mini-Autokorso über den Kuhdamm machen.

Nur noch 1

Berlin am Boden, Bamberg obenauf.

War der 90:76 Sieg am Samstag Abend ein großer Schritt zur Meisterschaft: Ja.
Gewinnt Bamberg auch am Dienstag in Berlin: Ja, aber.
Die 2:1 Führung in der Finalserie steht jetzt auf dem Papier, zu sicher sollten sich die Bamberger aber nicht sein. Der klare und deutliche Erfolg im dritten Spiel war nur eine Momentaufnahme. Berlin war über weite Strecken der Partie einfach nur schlecht. Sie haben schlechte Entscheidungen getroffen, waren unkonzentriert und hatten zu viele Spieler in ihren Reihen, die ihr wahres Spielvermögen nicht abrufen konnten.

Man spielt immer nur so gut, wie es der Gegner zulässt. Diese Phrase hatte am Samstag ihre Gültigkeit nicht verloren. Bamberg spielt im heimsicher Halle immer eine Nummer besser als auswärts, jedenfalls war dies in den bisherigen Play-off Begegnungen so. Nach diesem Schema sollte Berlin im vierten Spiel der Finals wieder zurückkommen.

Liegt es an der Kulisse oder an der größeren Bereitschaft der Bamberger Mannen noch ein paar Prozentpunkte mehr an Einsatz, Leidenschaft und Herzblut zu zeigen. Jedenfalls gewann Bamberg die Play-off Heimspiel dieses Jahr mit durchschnittlich 18,8 Zählern Differenz. Dagegen gingen von den vier Auswärtspartien drei verloren. Nicht gerade eine gute Ausgangslage um am Dienstag in Berlin den entscheidenden Schritt zur Meisterschaft zu machen.
Dennoch bin ich davon überzeugt, dass Bamberg den Sack bereits in der vierten Begegnung zu machen wird. Zum Einen ist der Kader wieder komplett. John Goldsberry meldete sich vor Partie 3 zur Überraschung aller aus dem Krankenstand zurück. Zwar merkte man ihm die Knöchelverletzung noch deutlich an, aber seine 2:25 Minuten Einsatzzeit gaben den anderen Aufbauspieler nicht viel, aber wertvolle Minuten der Erholung.
Zum anderen machte Berlin in den bisherigen Heimspielen nicht immer den sichersten Eindruck. Sie verloren 3 von 6 Partien in der O2 World und waren auch in Partie zwei gegen Bamberg erst in der Schlussphase den einen Tick stärker, der zum Sieg ausreichte.

Die Stimmung in der Stechert Arena war am Samstag Play-off würdig. Neutralität darf man in so wichtigen Spielen vom Bamberger Publikum nicht erwarten. Die Zuschauer pushten ihr Team von der ersten Minute an bedingungslos nach vorne. Die diesmal zahlreich angereisten Berliner Fans waren da auf verlorenem Posten.

Bamberg spielte seine Stärke, die Ausgeglichenheit des Kaders, voll aus. So nahm kein Akteur mehr als 7 Würfe, auch die Treffsicherheit aus der Distanz (3er 7 von 15) kehrte zurück. Auch Karsten Tadda und Maurice Stuckey zeigten sich verbessert und waren vom Trainerstab sehr gut auf die Berliner Guards eingestellt. Beide begeisterten an beiden Enden des Feldes mit starken Leistungen.

Will man ein Haar in der Suppe finden, dann sind es die 15 Ballverluste, die am Samtag aber zum  Glück nicht Spiel entscheidend waren. Am Dienstag muss aber wesentlich besser auf den Ball aufgepasst werden. Die Berliner Aufbauspieler haben flinke Hände, dies ist bekannt. Und gerade Fastbreaks nach Ballgewinnen werden gerne zu spektakulären Aktionen genutzt, die dann auch das Berliner Publikum aufwecken.

Der Tisch ist gedeckt, Bamberg muss nur noch seinen Teller leer essen, dann schmeckt auch der Siegessekt lecker.

Berlin gleicht Serie aus

Alba Berlin hat seinen Heimvorteil genutzt und gleicht die Finalserie nach dem 80:71 Erfolg zum 1:1 aus. John Goldsberrys Fußverletzung, die er im ersten Finalspiel erlitten hat, hinderte ihn daran an der Partie teilzunehmen. Und dies war letztlich für die Niederlage entscheidend.

Goldsberrys Qualitäten spiegeln sich nicht in Punkten wider. Nein, er ist der Kopf seiner Mannschaft, er zieht die Fäden im Aufbau. Zu Beginn der Partie war sein Fehlen nicht zu merken, Bamberg erwischte einen Superstart und führte nach dem ersten Viertel mit 27:14. Bamberg profitierte von der schlechten Wurfquote der Berliner. Die Abwesenheit des Aufbauspielers machte sich dann aber im weiteren Verlauf des Spiels immer mehr bemerkbar. Brian Roberts und Anton Gavel mussten die Aufgabe des Ballvortrags übernehmen. Dadurch fehlten ihnen die Ruhephasen und schließlich die Konzentration um wie gewohnt im Abschluss erfolgreich zu sein.

Die Berliner Rentnertruppe konnte wesentlich mehr Druck auf die Bamberger Aufbauspieler ausüben und mit einer an das Göttinger System angelehnten Taktik immer wieder frische Akteure auf die Franken hetzen. So war Sven Schultzes einzige Aufgabe die Bamberger zu foulen. Diese von Trainer Katzurin ausgegeben Marschroute war genau die richtige. Bamberg fehlte einfach die Alternativen, Tadda und Stuckey konnten offensiv überhaupt keine Akzente setzen. Die Rotation mit Jacobsen, Roberts und Gavel im Ballschleppen verbrauchte zu viel Energie, die dann im Abschluss fehlte.

Negativ hat auch die Foulbelastung der Bamberger deren Spiel beeinflusst. Ich möchte jetzt kein Schiedsrichter Bashing betreiben, insgesamt waren die umstrittenden Pfiffe fast gerecht verteilt. Der Knackpunkt war aber, wann die Pfiffe kamen. Das Offensivfoul bei -4 Punkkten war keines, wie man im Fernsehen deutlich sehen konnte. Im Gegenzug machte Radulijica 2 Zähler und so stand es statt -2 nun -6 Zähler gegen Bamberg.

Wie gesagt, die Schiedsrichter haben diese Partie nicht entschieden, Bamberg hätte im 2. Viertel einfach zurück zu ihrer Linie finden müssen. Stattdessen versuchte man es durch gemächlichen Spielaufbau und lief nicht die Systeme konsequent zu Ende. Gerade in dieser Phase fehlte eine ordnende Hand im Aufbau, wie sie John Goldsberry sonst ist. Auch war die schon erwähnte Foulbelastung, von zum Beispiel Peja Suput, ein Faktor gegen Bamberg.

Noch etwas, was mit der Partie nur indirekt zu tun hat:
Wenn Bamberg verliert, dann stört mich die sprichwörtliche Fliege an der Wand, dann werden Kleinigkeiten plötztlich wichtig und ich bekomme schlechte Laune. So hat es mich wahnsinnig gestört nach dem Ende der Partie einen Papa Schultze, seines Zeichens gefühlte 100 Jahre Hallensprecher in Bamberg und immer noch Leiter der Past-Game Pressekonferenzen in der Stechert Arena, klatschend und lachend mitten unter Berliner Fans hinter der Bank der Albatrosse zu sehen.

Dieter „Beppo“ Pfeifer ist tot

Die Nachricht schockt alle: Dieter „Beppo“ Pfeifer ist tot. Er starb nach kurzer, schwerer Krankheit im Kreis seiner Familie.

Dieter Pfeifer war die Stimme des Bamberger Basketballs. Seine Berichterstattung in Radio Bamberg war vor Live-Ticker, Facebook und Twitter lange Zeit die einzige Informationsquelle von Auswärtsspielen. Mit seiner markanten Stimme zog er die Zuhörer in seinen Bann. Neutralität war seine Sache nicht, immer bezog er klar Stellung für sein Team. Oft sah er Fouls, wo keine waren, vermutete hinter vielen Pfiffen eine Intrige der Schiedsrichter. Aber gerade dafür liebten ihn die Fans, soweit sie für Bamberg die Daumen drückten.

„The Voice“ Pfeifer wird untrennbar mit der jüngeren Geschichte des Bamberger Basketballs verbunden bleiben.