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ENTTÄUSCHUNG?! Jein…

Ja, weil alle gehofft und erwartet hatten, dass es diese Jahr klappen würde mit der Top 16 Teilnahme.

Ja, weil viele der Meinung waren (sind), dass die Mannschaft – trotz Goldsberrys Ausfall – doch stärker sei, als die vom letzten Jahr. Auch – weil Fortschritte bei den Youngsters erwartet werden konnten.

Ja, weil wieder zwei Spiele nur unglücklich verloren wurde und eines – gegen Athen – überraschend gewonnen wurde.

Nein, weil man einfach anerkennen muss, dass europäischer Basketball immer noch viel besser ist als deutscher (Europameisterschaft).

Nein, weil, Heyders Anstrengungen zum Trotz, die Budgets anderer Spitzenvereine immer noch um so viel höher sind als unserer, dass wir höchstens nach einer Fusion zweier Großvereine ein bisschen in der Lage wären dieses Niveau zu erreichen (Illusion).

Nein, weil die Mannschaft eben doch in der BBL ohne richtige Konkurrenz (Ausnahmen gibt es) da steht und nicht in dem Maß gefordert wird, wie es für eine EL notwendig wäre.

Dennoch kann man nach einem solchen Spiel Kritik nicht unterlassen. Kaunas hat es verstanden, Bamberg von Beginn an hervorragend aus dem Spiel zu nehmen. Die Bamberger wussten nicht wohin mit dem Ball, wohin laufen, immer war ein Litauer zur Stelle. Kein geordneter Spielaufbau, riesige Nervosität bei allen Spielern. Manchmal hatte man den Eindruck, dass die Spieler die Bälle nicht mal richtig festhalten konnten.

Hinzu kommt die erschreckend schwache Dreierquote, die normalerweis bei fat 40 % liegt. Mit 15 % Quote kann man gegen einen solchen Gegner nie gewinnen. Natürlich lag das eben auch an der tollen Verteidigung!

Noch ein Wort zu Tibor Pleiss (mancher mag gemerkt haben, dass wir keine Freunde mehr werden): Wir sollten fast hoffen, das Oklahoma ihn bald haben will, damit sein Platz frei würde für einen „richtigen“ Center. Größe allein mag zwar teuer sein, ist aber nicht alles.

Wenn man sieht, dass bei Kaunas vier fast gleich Große völlig austauschbare Center spielen, kann man nur wünschen wir hätten wenigstens einen solchen in unseren Reihen!

Im Übrigen war und ist es unverständlich, warum Tadda nicht mehr Minuten bekommt. So gut wie Jenkins ist er im Moment alle Mal. Auch für die nächste Saison wird man auf ihn bauen müssen, da außer Stuckey und höchstens Neumann niemand in Sicht ist, der erkennbar Bundesligaqualität erreichen wird.

Ich schaue mir regelmäßig Spiele aller Fanken 1st. Mannschaften – auch des Nachwuchses – an und denke, dass ich mir hier ein Urteil erlauben kann. Entweder, aber das gilt sogar für die erste Mannschaft, fehlt es an Größe (cm), Kraft oder Spielintelligenz.

Hier ist noch viel Arbeit zu leisten – selbst wenn wir in Deutschland eine beispielhafte Nachwuchsarbeit erbringen!

Enttäuscht? Nein, weil wir uns jetzt wieder voll auf die Bundesliga konzentrieren können und dort hoffentlich so weiter machen wie wir vergangenes Jahr aufgehört haben.

In diesem Sinne wünsche ich allen Fans, Spielern, Offiziellen und Freundes des Basketballsports frohe Weinhachten und ein gutes Neues Jahr 2012!

KRISE?

„Rekordmeister hat sich blamiert und ist nach der zweiten BL-Niederlage binnen einer Woche die Tabellenführung los. Nach der Niederlage in … stehen sie erstmals seit … Tagen nicht mehr an der Spitze der Liga und sind nur noch Dritter“

„Wenn man die Tabellenführung hergibt, ist das mit Sicherheit ein Tiefpunkt. Es ist ingesamt ein negativer Trend. Wenn wir nicht lernen, den Ball zu rebounden, können wir es vergessen, dass wir als Team nach vorne kommen. Das ist eine Frage der Ehre. Die Spieler müssen sehen, wie sie damit klar kommen.“

Nun, das erste Zitat waren Kommentar und teilweise Aussagen über das Spiel von Bayern München (Fußball) am Wochenende, das zweite die Meinung unseres Basketballtrainers Chris Fleming über das Spiel gegen Giessen.
Wenn man dann noch die Diskussion auf SD verfolgt, muss man wirklich Angst vor der „Krise“ bekommen.
Aber schauen wir doch mal genauer hin: Die Meisten werden sich an die Diskussion nach dem Weggang von Terry und Hines und der Verletzung von Goldsberry erinnern, als beinahe ein Weltuntergangsszenario entstand.
Dann kamen die – vielversprechenden – Neuverpflichtungen und die Aussage der Offiziellen, da die Mannschaft weitgehend zusammengeblieben sei, wäre es sicher nicht schwierig, eine erneut erfolgreiche Saison zu bestreiten, ja mehr noch, auch in der Euroleague besser zu sein als im Vorjahr.
In den wenigen Vorbereitungsspielen konnte man immer wieder beobachten, dass es nicht „rund“ lief. Ein glücklicher Sieg gegen Ulm und weitere relativ glanzvolle Siege sorgten für eine riesige Erwartungshaltung der Zuschauer und Fans.
Nun ist die große Ernüchterung eingetreten. Niederlagen in der EL gegen Mannschaften, die sich wegen das NBA-Lockouts temporär deutlich verstärken konnten und eine – nicht unerwartete – Niederlage gegen Alba folgten.
Also, wie Fleming feststellt, ein negetiver Trend?
Sicher kurzfristig richtig, aber wer allen Ernstes erwartet hatte, es würde so wie letzte Saison weitergehen, muss sich vergegenwärtigen, dass einerseits die anderen BL Mannschaften eben auch nicht geschlafen haben, andererseits unser Spiel sicher auch „ausrechenbarer“ geworden ist (Schwerpunkte Mannverteidigung und Dreier).
Hinzu kommt die unübersehbare Reboundschwäche. Wenn in jedem Spiel der Gegner beinahe 10 und mehr Rebounds mehr holt als wir, sollten sich Trainer und Manager vielleicht doch Gedanken machen, ob bzw. wie man hier für Besserung sorgen könnte.
Ich bin bestimmt kein Befürworter von Panikverpflichtungen, aber gerade München hat hier noch zweimal nachverpflichtet und zumindest mit Troutman einen guten Griff getan.
Unsere Neuverpflichtungen hingegen zeigen, mit Ausnahme vielleicht von Slaughter, noch nicht das, wofür sie verpflichtet wurden.
Wenn man aber von offizieller Seite immer von Wunschverpflichtungen spricht, muss man die Neuen auch entsprechend einsetzen bzw. integrieren. Das ist mit Sicherheit bisher noch nicht gelungen.
Auch die Aussage Flemings, die Spieler müssten „damit klarkommen“, kann ich nicht nachvollziehen. Denn auch er muss damit klar kommen, dass er möglicherweise die Mannschaft im Moment nicht erreicht.
Gerade für unseren – z.Zt. total erfolglosen – Youngstercenter wäre vielleicht auch eine intensive psychologische Betreuung denkbar. Ihn muss man auch vor seinen eigenen – manchmal unbedacht erscheinenden – Aussagen bzgl. seiner Spielqualität und -intensität schützen.
Alles in Allem Aufgaben, die unser Trainerstab jetzt bewältigen muss um wieder an die Erfolgegeschichte der beiden letzten Jahre anzuknüpfen!
Wünschen wir uns, dass es gelingt!

Hürde Bonn genommen

Bamberg wankte, fiel aber nicht. Nach einer unter dem Strich souveränen Darbietung gewinnt Bamberg in Bonn mit 85:73 und damit auch das siebte Spiel dieser Saison. Somit ist Bamberg Saison übergreifend nun schon seit 15 Hauptrundenpartien in der Bundesliga ungeschlagen.

Glaubt man den Augenzeugen, die in Bonn dabei waren, dann war der Erfolg hart umkämpft. Bamberg setzte sich mehrmals ab, Bonn jedoch vermochte die Rückstände zu egalisieren. Letztlich gab aber die längere Bank der Oberfranken den Ausschlag gegenüber den Bonnern, denen am Ende die Kraft fehlte um Bamberg die erste Niederlage beizubringen.

Bamberg besitzt dank der Erfolge der letzten Jahre mittlerweile eine mentale Stärke (man kann es auch als Selbstvertrauen bezeichnen), die sie selten am eigenen Leistungsvermögen zweifeln lässt. Zumindest in Bundesligabegegnungen, Sie verstehen es in den entscheidenden Spielphasen noch eine Schippe drauf zu legen um den Gegner in die Schranken zu weisen. International klappt dies nur selten, dazu sind die Kontrahenten oftmals zu selbst zu stark.

Der Sieg in Bonn war der erste richtige Gradmesser in dieser Bundesligasaison. Nichts gegen die bisherigen Gegner, aber ein richtig starker war außer Ulm nicht dabei. Jetzt weiß die Mannschaft wo sie steht, wenn sie es sowieso nicht schon vorher wusste.

Die ultimative Standortbestimmung folgt aber erst am kommenden Wochenende, wenn die Mutter aller Schlachten, das Duell in Berlin stattfindet. Ich bin schon auf das mediale Pre-Game-Schwanzlängen-messen gespannt. Mal schauen, ob die Berliner oder die Bamberger Protagonisten den Anfang machen.

Fast schon langweilig

Bundesliga-Heimspiele der Bamberger Basketballer sind in dieser Saison nicht unbedingt Thriller. Sieht man von der Partie gegen Ulm ab, die „nur“ mit fünf Punkten Differenz gewonnen wurde, waren die restlichen Spiele gegen Göttingen, Braunschweig und Frankfurt deutliche Angelegenheiten. Knapp 39 Zähler erzielten die Bamberger in diesen Begegnungen im Schnitt mehr als die Gegner.

Mir soll es recht sein, denn ich habe oft genug in der Vergangenheit bei engen Spielen gelitten. Erhöhter Puls, feuchte Hände, strapazierte Stimmbänder waren oft die Nebenwirkungen. Nein, ich habe nichts gegen klare Erfolge, sie sind mir lieber als das ständige balancieren am Abgrund. Aber die Gefahr bei der Dominanz, die zur Zeit herrscht, ist, dass man sich daran gewöhnt. Zumindest als Fan.

Der Erfolgshunger der Mannschaft scheint jedenfalls noch lange nicht gestillt zu sein, was ein gutes Zeichen für den weiteren Verlauf der Saison ist. Satt, ob der Siege der letzten Jahre, scheint das Team jedenfalls nicht zu sein. Auch scheint der Trainerstab mit Chris Fleming an der Spitze der Mannschaft noch Ziele vermitteln zu können, die es zu erreichen gilt.

Anders schaut die Sache in der Euroleague aus, die Bilanz lautet dort nach drei Spieltagen 1:2. Zagreb war ein Pflichtsieg, Moskau eine Pflichtniederlage, einzig die Partie gegen Malaga ging nicht so aus, wie erhofft. Dennoch spielt man mit einem Spitzenteam aus der spanischen Liga auf Augenhöhe, was keine Selbstverständlichkeit darstellt. Gespannt darf man sein, wie man sich in Kaunas schlägt. Die Litauer haben ihre drei Begegnungen alle verloren, stehen also mit dem Rücken zur Wand. Dazu aber in den nächsten Tagen mehr.

Der Traum geht weiter

Ich habe es nicht für möglich gehalten, aber die Bamberger Basketballer scheinen ihr hohes Niveau der Vorsaison halten zu können. Es deutet zurzeit überhaupt nichts darauf hin, dass die Erfolgsgeschichte zu Ende gehen könnte. Ganz im Gegenteil, Bamberg macht da weiter, wo man mit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft in der letzten Saison aufhörte. Nach fünf Spieltagen steht man dort, wo man Bamberg fast schon naturgemäß erwartet: An der Spitze der Tabelle.

Bestanden vor der Saison Bedenken, ob sich die Neuzugänge Jenkins, Tucker und Slaughter in die Mannschaft einfügen werden können, so sind die Fragezeichen auf der Stirn der Fans deutlich kleiner geworden.
Über die Qualitäten Julius Jenkins bestanden keine Zweifel. Im Gegenteil, man konnte davon ausgehen, dass sich der Neuzugang aus Berlin würde problemlos integrieren können. Seine Rolle in Bamberg ist aber eine andere als noch bei Alba. Bei den Hauptstädtern nahm er eine Hauptrolle ein, in Bamberg ist er mehr ein Supporting Cast. Nicht nur seine Einsatzzeit je Spiel sank um mehr als 6 Minuten, sondern in der  Folge auch die erzielten Punkte (8,8 zu 14,2) und auch die Wurfquote verringerte sich von 47,5% auf 39,5%. Bamberg hat hervorragende Einzelspieler, die Stärke ruht aber nicht auf den Schultern weniger, sondern ist die Summe der Einzelteile. Und Jenkins nimmt auch nur eine Planstelle unter vielen ein.

Fragte ich noch vor Saisonbeginn welche Rolle für P.J. Tucker zugedacht sein wird, hat sich mittlerweile doch ein klares Bild ergeben. Er swingt zwischen den Positionen 3 und 4 hin und her. Mal gibt er den Backup für Casey Jacobsen, mal startet er auf der Position des Power Forwards. Bei ihm scheint es bislang nur hopp oder top zu geben. Bei seiner Punkteausbeute galt in den absolvierten fünf Partien entweder das Motto „überragend“ oder „bescheiden“: 16 – 6 – 14 – 4 – 22, so waren die Ergebnisse auf den Statistikbögen in der Spalte Zähler je Spiel. Seine Qualitäten spiegeln sich aber nicht nur in den erzielten Punkten wider. Er ist auch ein außergewöhnlicher Verteidiger, der aufgrund seiner Athletik in der Lage ist fast alle Spieler des Gegners zu verteidigen. Dabei geht er auch sehr geschickt vor, was seine geringe Anzahl von Fouls (1,0 je Partie) verdeutlicht. Sein Wurf aus dem Dreierland ist sicher (43%), jedoch hat er bisher auch nur sieben Würfe genommen.

Kyle Hines war der Liebling der Fans, folglich wurde die Verpflichtung von Marcus Slaughter besonders kritisch gesehen. Das Fazit jedoch fällt positiv aus: Seine Leistungen sind konstant aber nicht überragend. Die erzielten Punkte pendeln zwischen 8 und 12 Zählern, ohne Ausreißer nach oben oder unten. Aber nur 5,8 Rebounds sind ein nicht besonders hoher Wert für ein Spieler auf der zentralen Centerposition Jedoch ist Reboundarbeit in Bamberg ein Gemeinschaftsprojekt, welches nicht nur von den langen Leuten erledigt wird. Bamberg ist ein Team, welches hochprozentig trifft (53,9% sind der Bestwert in der Liga). Dies hat natürlich zur Folge, dass es auch weniger Rebounds zu holen gibt.

Auch in der Euroleague liegt man im Soll. Zagreb wurde im Heimspiel deutlich bezwungen und im Auswärtsspiel im Moskau kam man nicht unter die Räder. Eine 20 Punkte Niederlage beim hohen Favoriten auf den Gewinn der Euroleague liegt im Rahmen. Nur die kühnsten Optimisten erwarteten im der russischen Hauptstadt ein besseres Resultat. Jedoch zeigte man zu viel Respekt und zeigte an beiden Enden des Courts nicht den aggressiven Basketball den man von Bamberg gewohnt ist. Es ist also auch auf internationalem Parkett noch Luft nach oben. Ob es dann für den Einzug in die Runde der besten 16 Mannschaften langt, wird man sehen. Dies ist aber nicht von den Ergebnissen gegen Moskau abhängig, sondern von den Partien gegen Zagreb, Kaunas und Malaga. Diese Spiele müssen gewonnen werden, dann hat man eine gute Chance auf den Aufstieg.

Mitleid?!

Muss man mit den Göttingern Mitleid haben? Ja – und nein. Eine junge uneingespielte Mannschaft gegen einen deutschen Meister und Pokalsieger, der nur drei – und dazu hochkarätige – Neuzugänge zu integrieren hat. Und ein Trainer, der manchmal wirkich ratlos wirkte und dachte mit Auswechslung vielleicht den Gegner zu irritieren. Erfolglos.

Auf der anderen Seite unsere Brösel mit dem sichtbar starken Willen ein Zeichen zu setzen. Bis zum Schluss kein Ausruhen oder Nachlassen, weder im Angriff noch in der Verteidigung.

JJ macht den Eindruck als sei er seit Jahren ein Bamberger und die beiden anderen Neuen, PJ und Marcus Slaughter integrierten sich hervorragend in das mannschaftsdienliche Spiel der Bamberger.

Aus meiner Sicht – trotz des Fehlens von Goldie – eine deutlich stärkere Mannschaft als letztes Jahr!
Ich will gar nicht auf einzelne Spieler eingehen,das Scouting spricht auch dagegen. Es gibt wohl in der BBL keine andere Mannschaft, in der so ausgeglichen gepunktet wird, wie in Bamberg. Kein Spieler stand länger als 28 Minuten (!!!) auf dem Feld. Wenige Fouls, viele gewonnene Turnover, auch mehr Rebounds als der Gegner (war letzte Saison oft nicht der Fall) -was will man mehr?

Dem Nachwuchs, besonders in Person von Neumann wurde viel Zeit geschenkt. Dabei fehlt ja auch noch Stuckey! Alles in Allem ein sehr erfreulicher Start in eine hoffentlich ebenso erfolgreiche Saison wie die vergangene!

Die Saison kann kommen

Einen Turniersieg feiern zu können ist immer schön, auch wenn es „nur“ der Domreiter-Cup ist. In diesem Jahr war das 2-tägige Event so gut besetzt wie schon lange nicht mehr, denn mit Galil Gilboa aus Israel, Gran Canaria und dem wanna-be-Meister der nächsten Jahre Bayern München war die Gästeliste auf dem Papier hochkarätig besetzt. Bamberg hatte es am Samstag mit dem spanischen Vertreter von der Ferieninsel zu tun und setzte sich nach zähem Kampf erst in Verlängerung durch. Im Finale hatten dann die Münchener keine Chance und verloren deutlich mit 40 Punkten Differenz.

Weniger als das Ergebnis interessierte mich wie sich die Bamberger Mannschaft präsentieren wird und wie die Integration der neuen Spieler verläuft. Um es kurz zu machen: es passt. Bamberg hat nichts von der Spielfreude der vergangen Saison eingebüßt, das fast blinde Verständnis ist immer noch vorhanden und in der Abwehr wird auch immer noch Beton angerührt. Und man kann immer noch ein Schippe drauflegen, wenn es nötig ist. Deutlich wurde dies besonders in der Partie gegen Gran Canaria, als die Spanier in der zweiten Halbzeit schon mit 12 Punkten in Front lagen und trotzdem noch verloren. Bamberg intensivierte die Abwehrbemühungen und zwang dadurch den Gegner zu schwierigen Würfen.

Offensiv wurde noch eine Spur schneller der Abschluss gesucht, als noch in der vergangenen Spielzeit. Dies hat den Vorteil, dass sich die gegnerische Abwehr noch nicht formiert hat und man deshalb oftmals zu leichten Fast-break Zählern kommt. Diese Spielphilosophie steht im krassen Gegensatz zu der Auffassung die zum Beispiel Dirk Bauermann bei seinen Bayern spielen lässt. Um aber seine eigenen Leute rennen zu lassen braucht ein Trainer die passenden Spieler, Bamberg scheint sie zu haben.

Bambergs Offensive ist mit den Neuzugängen P.J. Tucker und Marcus Slaughter noch flexibler geworden. Ein 1:1 Ersatz für die Abgänge Terry und Hines sind die beiden nicht unbedingt, dafür ist Tucker mehr auf der Position 3 zu Hause als es Terry je war. Aber wer als Small Forward spielen will, der braucht einen stabilen Wurf, was bekanntlich nicht die Stärke einen Reyshawn Terry war. Auch scheint Tucker mehr zu wissen, was er auf dem Basketballfeld so treibt. Zumindest, wenn es Richtung Korb geht. Da versuchte es Terry zu oft mit der Brechstange, während die Aktionen Tuckers doch durchdachter aussehen.

Slaughter ist eindeutig nicht so eine Urgewalt wie Kyle Hines, dafür sollte er im Rebound stärker sein. Gegen die kantigen spanischen Center hatte er zwar einige Mühe in das Spiel zu finden, gegen Bayern München sah dies schon wieder ganz anders aus. Im Finale rollte er mehrmals mit enormen Zug in Richtung gegnerischen Korb und wenn er dabei nicht einige Male gefoult worden wäre, dann hätte die Korbanlage ziemlich gewackelt.

Unter dem Strich scheinen Tucker und Slaughter ein Upgrade zu sein, mit einigen Fragezeichen bezüglich der Roller von Tucker, ob er denn mehr auf der Position 4 oder doch der 3 zum Einsatz kommen wird.

Über den anderen Neuzugang Julius Jenkins braucht man eigentlich nicht viel sagen. Seine Verpflichtung ist ein „no brainer“, denn mit ihm kann man nichts falsch machen. Seine Stärken und Schwächen sind aus den letzten Berliner Jahren jedem bekannt. Jedenfalls ist Bamberg auch dank ihm in der Offensive noch durchschlagskräftiger geworden. Mit ihm hat man noch einen Spieler hinzu bekommen, der offensiv Akzente setzen und auch mal den Ball bringen kann. Auch, wenn ich mich erst daran gewöhnen muss ihn in einem Bamberger Trikot zu sehen.

Brain Roberts als Aufbauspieler ist ebenfalls ungewohnt, auch wenn er die letzten beiden Jahre John Goldsberry schon öfter einmal vertreten hat. Der verletzte Goldsberry ist nicht zu ersetzen, dies haben die beiden Spiele am Wochenende deutlich gezeigt. Seine Sicherheit im Spielaufbau hat Roberts noch nicht erreicht, auch wenn Roberts sich im Spiel gegen München in dieser Beziehung steigerte. Aber diese Saison scheint der Spielaufbau auch mehr ein Gemeinschaftsprojekt zu sein, denn neben Roberts sind auch Gavel, Jenkins und mit Abstrichen Jacobsen in der Lage den Ball zu bringen. Gerade Roberts hat in den letzten beiden Spielzeiten bewiesen, dass er die Fähigkeit besitzt zu lernen und sich zu steigern. Deutlich wurde dies nicht nur im Angriff, sondern auch im Defensivverhalten. Warum sollte er nicht auch noch als Spielgestalter seine Leistungen auf ein höheres Niveau heben?

Beeindruckt hat mich in den wenigen Minuten seiner Einsatzzeit Phillip Neumann. Er wirkte längst nicht mehr so hippelig, seine Aktionen hatten Hand und Fuß. Endlich einmal scheint Bamberg einen großen Mann zu besitzen (außer Kyle Hines im letzten Jahr natürlich), der sich traut mit aller Gewalt in Richtung Korb zu ziehen. Neumann scheint doch auf dem richtigen Weg zu sein.

Das Fazit der beiden Partien beim Domreiter-Cup ist schnell gezogen: Die Neuzugänge scheinen Bamberg nicht zu schwächen, ganz im Gegenteil. Man ist noch unberechenbarer geworden, noch mehr Akteure sind in der Lage zu punkten und Abwehrallergiker scheinen Jenkins, Tucker und Slaughter auch nicht zu sein. Die größte Schwierigkeit wird aber sein, sich neue Ziele zu setzen. Der Kern der Mannschaft hat national in den vergangenen zwei Jahren alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Da kann es schon mal schwierig sein, sich bei der ein oder anderen Auswärtsfahrt ausreichend zu motivieren. Wichtig wird auch sein, den neuen Spielern möglichst rasch das Freak-City Gen zu implantieren, ihnen also klar zu machen, wofür Freak-City steht.

Also, auf geht’s in die neue Saison, die hoffentlich lang werden wird, viele gute und ab und zu auch spannende Spiele bringen soll.

Die Mission Three-peat kann gestartet werden!

Comeback von John Goldsberry unsicher

John Goldsberry wurde vor einigen Tagen in den USA am Knie operiert, es soll eine Mikrofrakturierung durchgeführt worden sein. Viele werden sich darunter nichts vorstellen können. Darum will ich mich erst einmal an einer Begriffsklärung versuchen.

Eine Operation ist die Ultima-Ratio, das letzte Mittel, um ein geschädigtes Knie zu behandeln. Ursache ist in der Regel ein Knorpelschaden. Klingt erst einmal harmlos, ist aber eine ernsthafte Angelegenheit. Knorpelschäden sind meist verschleißbedingt, daher ist eine Heilung nur in Ausnahmefällen möglich. Bei eher oberflächlichen Schädigungen kann eine Glättung von losen Knorpelfragmenten Reizerscheinungen wie Schwellungen etc. lindern. Bei tiefgehenden, aber noch örtlich begrenzten, Defekten stehen u.a. Maßnahmen wie die Knorpeltransplantation zur Verfügung.

Bei John Goldsberry ist die Sache jedoch komplizierter. Bereits im Sommer 2008 laborierte er an einer Schädigung des Knorpels im Knie. Mittels einer Operation wurde der Knorpel geglättet, erst im Februar des darauffolgenden Jahres feierte er sein Comeback, konnte aber in den verbleibenden Saisonmonaten seine wahre Leistung noch nicht abrufen.

Die nun erfolgte Mikrofrakturierung wird bei Defekten bis zu einem Durchmesser von maximal 2 cm durchgeführt. Dazu wird der erkrankte Knorpel radikal entfernt und in den nun freiliegenden Knochen werden mit Hilfe eines Bohrdorns Löcher eingestanzt. Die zusammen mit Blut aus dem Knochenmark austretenden Stammzellen können sich in Knorpelzellen umwandeln und es wird ein Ersatzknorpel aufgebaut. Es ist dann eine mehrwöchige Entlastung des betroffenen Beines erforderlich. Die Qualität des Ersatzgewebes entspricht nicht einem originären Knorpel. Beschwerdelinderung oder auch Beschwerdefreiheit ist durch diese Maßnahme für eine begrenzte Zeit meist möglich.

Es gibt einige namhafte Athleten, die sich einer Mikrofrakturierung unterzogen haben. Jason Kidd, John Stockton, Kenyon Martin, Zach Randolph und Amar’e Stoudemire konnten nach der Operation (fast) wieder an ihr altes Leistungsniveau anknüpfen, während Ron Harper, Brian Grant, Chris Webber, Allan Houston, Penny Hardaway, Jamal Mashburn, Terrell Brandon und Greg Oden niemals mehr ihre alte Form erreichten bzw. sogar die Basketballstiefel an den Nagel hängen mussten.

Wie bei John Goldsberry die Heilungsprognose sein wird, kann nur wenige Tage nach dem Eingriff niemand vorhersagen. Man sollte aber nicht von einem schnellem Comeback ausgehen, sondern sich für den Worst-Case, das Ende der sportlichen Karriere, wappnen. Dies hat natürlich große Auswirkungen auf die Planungen der Offiziellen der brose baskets. John Goldsberry ist der Aufbauspieler, gewissermaßen das Herz der Mannschaft. Mit ihm als Floor-General gewann Bamberg in den vergangenen beiden Spielzeiten national alles was es zu gewinnen gab. Ein Ersatz ist sicherlich zu finden, jedoch zu einem Preis, den Bamberg nicht bereits sein wird zu zahlen. Aufbauspieler die Bamberg weiterhelfen sind teuer und einen billigen College-Jüngling ohne Bundesliga- und Europaerfahrung werden wir in Bamberg in der kommenden Saison sicher nicht sehen.

Außer einigen wenigen Auserwählten wird niemand wissen, was im brose-Office wirklich läuft und mit wem verhandelt wird. Einige behaupten, die Fans werden Brian Roberts im Bamberger Trikot wiedersehen, was für mich eine fast optimale Lösung darstellen würde. Er kennt die Spielsystem und er hat bewiesen, dass er sich weiterentwickeln kann. Er ist zwar kein lupenreiner Aufbau so wie es John Goldsberry ist, aber warum soll er nicht auch diese Position noch lernen können? Angesichts der Offensivpower die mit den Neuzugängen Jenkins, Tucker und Slaughter hinzukam, könnte er sich zusammen mit Anton Gavel ganz auf den Spielaufbau konzentrieren. Eine Weiterverpflichtung des US-Boys ist noch eine Wunschvorstellung, doch unmöglich scheint sie nicht zu sein. Bis dato wurde Brian Roberts noch bei keinem anderen Klub als Neuzugang bestätigt, er scheint also noch auf dem Markt zu sein. Und jeder Tag der verstreicht, fällt sein Marktwert und er wird billiger.

Einige Sponsoren sollen jedenfalls bereits sein, ihre Schatulle nochmals zu öffnen, um die Verlängerung des Vertrags mit Brian Roberts zu ermöglichen. Ich würde mich freuen!

Saisonbilanz 2011 4. und letzter Teil

John Goldsberry

Der US-Amerikaner ist mehr Chef auf dem Feld denn je. Er macht das was er soll und kann das Spiel organisieren – nahezu in Perfektion. Es liegt ihm mehr seine Mitspieler in Szene zu setzen als selbst zu punkten und das obwohl seine Dreierquote von 44.4 % zu den besten der Liga gehört. Die statistischen Werte sagen kaum etwas über seinen Wert aus, er ist der uneingeschränkte Kopf des Teams und der Agressive Leader im Stile eines Marc van Bommel.

Ein großes Fragezeichen besteht allerdings hinsichtlich seiner Gesundheit. Es steht immer noch im Raum, dass er aufgrund einer wieder aufgebrochenen schweren Knorpelverletzung im Knie seine Karriere beenden bzw. erneut operiert werden muss. Ein längerfristiger Ausfall würde die Mannschaft hart treffen. Er ist, wie schon geschrieben, eindeutig der General auf dem Feld und mit ihm hat der Spielaufbau eine ganz andere Qualität. Außerdem macht der US-Amerikaner im Aufbau keine Fehler. Auf jeden Ballverlust folgen bei ihm 3,9 Ballvorlagen (der Spitzenwert in der Liga) und in 11 Partien verlor er überhaupt nie den Ball.

Aber nicht nur offensiv, sondern auch defensiv gehört er zu den besten Bambergern. Ein sehr guter Passverteidiger war er schon immer, aber mittlerweile kann er seinen Gegenspieler auch fast perfekt zustellen.

Das folgende Video kann nicht eingebettet werden, darum hier der direkte Link.

Reyshawn Terry

Er bringt eigentlich alle Voraussetzungen mit, um das Spiel zu dominieren. Er ist groß (2,03m), er ist sehr athletisch, er kann werfen und er spielt eine sehr gute Abwehr. Trotzdem bin ich von ihm nicht restlos überzeugt. Dies mag damit zusammenhängen, dass er es zu oft mit der Brechstange versuchte. Gerade mit seiner Überathletik muss er mehr das Brett attackieren. Er hat die Mittel im Eins gegen Eins seine Gegenspieler ganz alt aussehen zu lassen. Stattdessen nahm er öfters zu schnell zu schwierige Würfe, worunter dann seine Wurfquote (34,3% 3er) litt. Manchmal wäre es besser, erst zu denken und dann zu schießen. Bamberg spielte schließlich nicht „7 seconds or less“, sondern versuchte sich gute Wurfchancen durch kluges Passspiel zu erarbeiten, was dann meist länger als 7 Sekunden dauerte.

Die 27 Zähler beim Alba-Schlachtfest im Dezember 2010 waren sein persönliches Highlight-Game.  An diese Bestleistung kam er im Laufe der Saison bei Weitem nicht mehr heran, seine 9,6 Punkte im Schnitt bei knapp 19 Minuten Einsatzzeit je Partie sind aber kein schlechter Wert. Als athletischen und abwehrwilligen Gegenpol zu Peja Suput ergänzte er die Mannschaft fast optimal. Trotz allem erscheint er mir ein Wackelkandidat zu sein für eine Weiterverpflichtung. Möchte man den nächsten Schritt machen, dann muss hier ein Upgrade her, Jan Jagla wäre eine Option.
Auch von ihm gibt es hier ein Video.

Peja Suput

Der Serbe ist auf der Position des Power Forward immer noch die Nummer 1 im deutschen Basketball. Die FIVE schrieb in der Issue #79 über ihn:

Falls jemand die überschaubaren Stats des neuen und alten besten Vierers der Liga kritisieren möchte, dann sei ihm entgegnet: Suput musste in der Saison im Schnitt nur 22:12 Minuten aufs Feld! Bei ihm ist es nicht wichtig, was er in einem Allerweltsspiel gegen ein Mittelklasseteam leistet, sondern sein tatsächlicher Wert offenbart sich erst in Partien gegen echte Konkurrenten wie Berlin (34 Punkte, 11/11 aus dem Feld) oder in Göttingen (26, 9/16). Bezüglich seiner Offense wird oft gelobt, dass er vielseitig und abgezockt ist sowie einen noch guten Distanzwurf und eine noch bessere Fußarbeit im Lowpost hat. Jeder Verteidiger wird jedoch bestätigen, dass der Mann beim Schieben in der Zone auch kräftig wie ein Bulle ist. Fakt ist: Wenn der 34-jährige Serbe bei einem Mittelklasseteam spielen würde, wäre er Topscorer der Liga.

Die nächste Saison wird höchstwahrscheinlich seine letzte in Bamberg sein. Er wird nicht jünger und schon jetzt waren gegen Ende der Spielzeit deutliche Verschleißerscheinungen zu merken. In der Abwehr ist er nur dann kein Ausfall, wenn er will. Seine Einsatzbereitschaft in der Defensive hängt aber auch maßgeblich mit seiner körperlichen Fitness zusammen. Man hat nicht selten den Eindruck, er spart hinten Kraft um dann vorne noch genügend Power zur Verfügung zu haben.

Hier noch ein anderes Video.

Karsten Tadda

Es beschleicht einen durchaus das Gefühl, dass der Bamberger seit nunmehr drei Saisons stagniert und keinen relevanten Schritt nach vorne macht. Auch in dieser Saison wechselten sich Licht und Schatten ab. 37,7% Feldwurf- und 62,5% Freiwurfquote sind mindestens ausbau-, eher schon verbesserungswürdig. Er muss aufpassen nicht zum ewigen Rollenspieler abgestempelt zu werden. Jedes Jahr wartet man schon darauf, dass er den nächsten Schritt macht. Seine Abwehrarbeit gehört ganz sicher zu dem Besten, was es nicht nur im mit starken Defensivspezialisten gespickten Bamberger Team gibt, sondern auch in der Liga seinesgleichen sucht.

Aber sein Wurf ist wackelig und fällt nicht konstant, auch sollte er seine Schnelligkeit mehr nutzen und zum Korb ziehen. Ob seine Zukunft auf der Position 1 oder 2 liegt, ist noch nicht ganz klar. Eingesetzt wurde er in letzter Zeit hautsächlich als Shooting Guard, wobei er dafür fast ein wenig zu klein ist.
Ein Video von ihm findet man hier.

Maurice Stuckey

Der talentierte Nachwuchsspieler hat diese Saison schon vielumjubelte Spiele gezeigt. Die Dominanz der Bamberger hat ihm Spielzeit gebracht, die er genutzt hat. Mittlerweile darf der athletischen Guard regelmäßig in allen Spielphasen ran und bringt es auf fast 10 Minuten pro Partie. Seine 12 Punkte gegen Hagen waren ein Ausrufezeichen, jedoch hat Trainer Fleming zuletzt immer wieder betont, dass er nicht immer mit der Verteidigungsleistung seiner jungen Guards einverstanden ist. Potential scheint bei ihm vorhanden zu sein, jedoch muss man ihm zugutehalten, dass gerade auf den kleinen Positionen in Bamberg ein Überangebot an sehr guten Akteuren herrscht und man sich jede Minute Einsatzzeit hart erarbeiten muss.

Phillipp Neumann

Viel zum Spielen kam er bislang im Bundesligateam noch nicht, er sammelte bei Breitengüßbach in der ProB Erfahrung. Suchte man für ihn einen Spitznamen, dann würde Zappelphillipp gut passen. In der Bundesliga waren seine Einsätze rar gesät und von unglücklichen Aktionen geprägt. Er wirkt hektisch und übermotiviert. Gerade so, als wollte er in den wenigen Spielminuten die er bekommt, alles zeigen und besonders gut machen, was er kann. Meistens hatten seine Bemühungen aber teilweise etwas von Slapstick. An Motivation scheint es ihm nicht zu mangeln, er sollte aber lernen sie richtig einzusetzen. Auch für ihn gilt, sich konstant weiterzuentwickeln.

Erik Land

Leider muss man sagen, er ist in Bamberg gescheitert. Zu nennenswerten Einsätzen kam er die letzten Jahre nicht. Auch von Verletzungen der Stammkräfte auf seiner Position profitierte der Power Forward nicht. Er konnte sich nicht durchsetzen und macht konsequenter Weise einen Schritt rückwärts und wechselt in die ProA nach Homburg zu den Saar-Pfalz Braves. Dort erhält er sicher mehr Spielzeit und wird sein Talent besser präsentieren können.

Tibor Pleiß

Seine Spiele lassen keinen Fan kalt. Entweder er hat einen rabenschwarzen Tag, kann kaum einen Ball fangen, ist zögerlich beim Weg zum Korb, bringt sich früh in Foultrouble und geht mit maximal 5 Punkten vom Feld. Oder aber er ist dynamisch, schnappt sich viele Rebounds, dominiert seine Gegenspieler und jagt ihnen den kalten Schweiß auf die Stirn, wenn sie gegen ihn zum Korb ziehen. Dies sind die zwei Gesichter des Tibor Pleiß. Zum Glück überwiegen die positiven Partien, im Gedächtnis bleiben aber die unglücklichen Momente hängen. Und dies ist schade und wird seinem Talent in keinster Weise gerecht.

Er hat sich in der letzten Spielzeit wieder verbessert und seine Statistiken in einigen Kategorien positiv gesteigert. So führt er beispielsweise bei den Rebounds, Blocks (Liga-Bester!) und der Effektivität sein Team an. Dadurch, dass in der Draft im Juli 2010 die Oklahoma City Thunder aus der NBA die Rechte an ihm gezogen haben, wurde der Druck auf ihn nochmals erhöht. Jeder erwartet von ihm in jedem Spiel außergewöhnliche Leistungen. Dazu ist er aber als 21-jähriger noch nicht fähig, noch dazu als Center. Eine Position die viel Erfahrung voraussetzt; Erfahrung die er gerade erst sammelt. Dazu wird er auch in der Spielzeit 2011/2012 in Bamberg Gelegenheit haben, denn er wird nicht in das südliche Europa wechseln. Dies käme für ihn noch zu früh, genauso wie ein Wechsel in die NBA.

Brian Roberts

Danke an Brian, danke für unvergessliche Momente, danke für Spiele, die er im Alleingang gewann. Kritisierte ich vor Jahresfrist noch seine zeitweise Verteidigungsunlust und seine geringen Fähigkeiten als Aufbauspieler, so hat er sich in beiden Kategorien über den Sommer nochmals gesteigert. Zwar kommen seine Aufbau- und Abwehrqualitäten nicht an die eines John Goldsberry heran, dafür ist er aber ein eiskalter Vollstrecker.
In der FIVE Issue #79 war über ihn zu lesen:

Bester Sechster Mann, der bei jedem BBL-Team außer Bamberg und Frankfurt (und da auch nur wegen Wood) starten würde. Der Crunchtime-Killer ist beim Meister in jedem Viertel der Mann für den letzten Angriff. Obenrum kann sich kein anderer Akteur der Brose Baskets derart gut seinen eigenen Wurf kreieren. Sein eingesprungener Dreier aus dem Dribbling bescherte selbst den Gegnern in der Euroleague einiges Kopfzerbrechen.

Nun deutet vieles auf einen Wechsel des 25-jährigen in das europäische Ausland hin. Er wird den wesentlich höher dotierten Angeboten zahlungskräftiger Klubs aus Spanien oder der Türkei erlegen. Und wenn wir ehrlich sind: Er hat es verdient. Brian Roberts wurde je zweimal Pokalsieger und Meister mit Bamberg. Mehr kann er hier nicht erreichen. Jetzt wird es für ihn Zeit den nächsten Schritt zu machen, spielerisch und finanziell. Die Chancen auf eine Weiterverpflichtung im Frankenland sind gering. Sollte er seinen Vertrag in Bamberg nicht verlängern, ist ihm nur alles Gute zu wünschen für seinen weiteren Weg.

Casey Jacobsen

Seine Rolle hat sich im Laufe der vergangenen Jahre vom reinen Shooter hin zum kompletten Basketballer gewandelt.
Die FIVE schreibt über ihn:

Eigentlich ist der Kapitän des Meisters nicht sonderlich schnell beim Antritt, und eigentlich weiß auch jeder Verteidiger, dass er gerne vom rechten Flügel mit links über die Mitte zieht, aber trotzdem passiert es immer wieder. Das Ganze endet zumeist entweder mit einem Linkskorbleger, einem Pass nach außen zum freien Schützen oder gelegentlich sogar mit einem Stepback-Jumper aus der Mitteldistanz. Der Vorzeigeprofi ist zudem die Personifizierung eines perfekten Teamkapitäns, was leider aber auch gelegentlich davon ablenkt, was für ein herausragender Basketballer der 30-jährige immer noch ist.

Abseits vom spielerischen ist er der Klebstoff der das Bamberger Team zusammenhält. Er ist für die Jüngeren ein Vorbild, nicht nur wegen seiner vier Jahre in der NBA, sondern sein Einsatz, Willen und seine Laufbereitschaft sind beispiellos. Und dennoch nagt auch an ihm der Zahn der Zeit. Sein Antritt ist nicht mehr so explosiv wie noch vor einigen Jahren. Schuld daran kann die schwere Knieverletzung, erlitten im Frühjahr 2010, sein, die ihm wohl ein paar Prozentpunkte seiner Athletik kostete.

Sein großer Vorteil ist aber nach wie vor die überragende Basketball-Intelligenz, die immer noch höher ist als bei vielen anderen Spielern in der Liga. Seine Erfolgsbilanz ist überragend: in seinen vier Bundesligajahren wurde er jeweils 3x Meister und Pokalsieger. Mit Ausnahme der Seriensieger zu Zeiten von Leverkusen und Berlin dürften nur wenige Spieler so viele Trophäen in die Höhe gestemmt haben.
Er hat seinen Vertrag erst um drei Jahre verlängert und auch schon angedeutet, nie mehr bei einem anderen Klub spielen zu wollen.

Und hier noch einige Highlights aus seiner Zeit in der NBA:

Auch der Sportsender ESPN würdigte ihn einst mit einem Special:
Teil 1

Teil 2

Teil 3

Anton Gavel

Der Bamberger Publikumsliebling konnte die Leistungen aus seiner tollen Vorjahressaison im Großen und Ganzen bestätigen und beweist sich weiterhin als engagierter Verteidiger. Goldlöckchen ist immer noch ein Mann für die Big Points von jenseits der Dreierlinie und seine Defense ist sowieso eine der besten in der Liga. Sein Wurf ist so flach, man könnte fast meinen, der Ball knallt immer vorne an den Ring. Aber mit einer Dreierquote von 42,3% rangiert er nicht nur im Bamberger Team, sondern auch in Liga ziemlich weit vorne in der Rangliste der treffsichersten Schützen.

An Einsatz mangelt es ihm nie, selbst mit Verletzungen, bei denen sich schon manch anderer US-Amerikaner in der Vergangenheit 2 Wochen krankschreiben ließ, spielte er und gab alles. In Bayern würde man sagen, er ist ein harter Hund. Defensiv ist er dank seiner schnellen Beine immer in der Lage gegnerische Aufbauspieler gut zu verteidigen. Was ihm an Länge fehlt, macht er durch Willen wett. 2,7 Rebounds je Spiel sind die Meisten aller Bamberger Aufbauspieler. Dass der Trainer viel von ihm hält, wird an der Einsatzzeit deutlich: Nur Casey Jacobsen stand mit 29:59 Minuten pro Partie länger auf dem Feld als Anton Gavel (27:50).

Immer wieder wird spekuliert, ob der Slowake, der auch einen deutschen Pass besitzen soll, seinen Status als Bosman-Spieler abgibt und nur noch als Deutscher aufläuft. Damit würde er einen Ausländerplatz freigeben. Wer aber jemals ein Bild von ihm als Fan in einem Trikot der slowakischen Eishockey-Nationalmannschaft sah, kann an einen Wechsel der Staatsbürgerschaft nicht recht glauben.

Kyle Hines

Der Mann ist eine Urgewalt. Als seine Verpflichtung vor Jahresfrist publik wurde, waren nicht wenige skeptisch, ob das Experiment mit einem Spieler, der offiziell 1,96m groß sein soll, gutgehen kann. Aber bereits nach den ersten Vorbereitungsspielen wurde deutlich, dass Kyle Hines ein außergewöhnlicher Akteur ist.
Nach einem Testspielerfolg gegen Bayreuth Anfang September 2010 schrieb ich:

Und schon nach wenigen Minuten in der Partie wird klar, dieser Typ ist krass! So ein wenig ein Jeff Gibbs Klon, nur noch beweglicher und schneller. Muss er aber auch nicht können, unter dem Korb überzeugt er dafür umso mehr. Seine Bewegungen um die Gegenspieler herum mit abschließendem Dunking sind klasse. Er ackert, er kämpft um jeden Ball, er gibt alles. Denke die Bamberger Fans werden ihn lieben.

Und genauso kam es. Er wurde nicht nur Finals MVP, sondern auch von den Bamberger Fans zum beliebtesten Spieler gewählt. Manager Wolfgang Heyder meinte über ihn: „Er ist ein Mensch der noch Bitte und Danke sagt“. Dies sagt in einer Branche in der Egoismus zum Berufsbild gehört viel über Kyle Hines aus.

Trotz seiner für einen Center geringen Körpergröße war er in der Lage viele seiner Gegenspieler zu dominieren. Seine 1,2 Blocks je Spiel bedeuteten Rang 4 in der Rangliste aller Bundesligaakteure (Tibor Pleiß steht übrigens auf Platz 1 mit 1,6 Blocks). Seine überragende Athletik und Schnelligkeit ließ viele hüftsteife Gegner ziemlich alt aussehen. Trotz aller Begeisterung für ihn und seine Spielweise muss man sich fragen, ob man auf seiner Position nicht doch mehr Größe haben sollte. Gerade im Hinblick auf die hohen Ziele in der Euroleague. So waren seine Probleme in der Defensive, resultierend aus seiner geringen Körpergröße, auch den Gegnern bekannt. Nur 4,6 Rebounds im Schnitt sind nüchtern betrachtet für einen Center zu wenig.
Auch von ihm gibt es ein Highlight-Video:

Saisonbilanz 2011 3. Teil

Bamberg stürmte durch die Hauptrunde wie schon lange keine andere deutsche Mannschaft mehr. Einzig beim späteren Absteiger in Düsseldorf und in Göttingen zog man den Kürzeren. Die Niederlage in Düsseldorf kam für viele nach 16 Siegen in Folge überraschend, für mich jedoch nicht. Mir war klar, wenn die Erfolgsserie reißt, dann bei einem Team aus den Niederungen der Tabelle. Gegen Topteams war die Konzentration und Motivation so hoch, da konnte fast nichts passieren. Gegen ein Kellerkind der Liga jedoch schleicht sich gerne mal der Schlendrian ein, man gibt nicht mehr 100%, der Gegner erwischt einen Sahnetag und schon hat man verloren. Genau so kam es dann auch beim Gastspiel im Rheinland. Außerdem fehlte bei dieser Partie auch John Goldsberry wegen eine Sperre, nachdem er im Spiel vorher in Bayreuth nach einer Rangelei mit dem Ex-Bamberger Jared Reiner vom Feld flog.

32 Siegen standen nur 2 Niederlagen vor Beginn der Play-off zu Buche. Eine nahezu perfekte Ausgangslage um die Mission Titelverteidigung zu starten. Zu diesem Zeitpunkt hatte Bamberg aber mit dem Pokalsieg den ersten Titel bereits in der Tasche. Vor heimischer Kulisse konnte man sich am ersten April-Wochenende in zwei äußerst knappen Spielen erst gegen Artland und im Finale gegen Braunschweig durchsetzen und den Pokalerfolg vom Vorjahr wiederholen. Der erste Druck einen Titel holen zu müssen war dadurch schon mal genommen, aber was ist schon der Pokal, wenn man Meister werden will?

In der ersten Runde der Play-off wartete mit Bremerhaven eine unangenehme, aber letztlich machbare Aufgabe. Aber die drei Spiele offenbarten schon eine gewisse Tendenz: Bamberg hat den Nimbus der Unschlagbarkeit verloren. Zwar setzte man sich mit 3:0 gegen die Norddeutschen durch, aber überzeugend waren die Erfolge nicht. Die Mannschaft wirkte müde und machte nicht immer einen souveränen Eindruck.

Im Halbfinale wartete dann mit Artland der denkbar schwerste Gegner. In den Ligaspielen und im Pokal setzte sich Bamberg jeweils nur mit wenigen Zählern Differenz durch. In den Play-off war dies anders, aber nicht so wie gedacht. Die Serie ging über die volle Distanz von fünf Spielen und jedes Mal gewann die Heimmannschaft mit mindestens 12 Punkten Unterschied. Spätestens da war klar, die Auswärtsstärke Bambergs ist nicht mehr vorhanden.

Aber Bamberg wäre nicht Freak City, wenn in einem „do or die“-Game die Fans ihr Team nicht zum Sieg pushen würden. So war es dann auch keine große Überraschung, dass bei den beiden besten Artländern Ryce und Bailey am Ende die Kräfte schwanden und sich das Bamberger Kollektiv durchsetzen konnte.
Die besten Szenen aus dem fünften Spiel:

Tja, und damit war das Traumfinale perfekt: Bamberg gegen Berlin, die Mutter aller Schlachten. Es war also nach 2004 endlich mal wieder soweit, dass sich beide Mannschaften in den Play-off gegenüberstanden. Berlin schummelte sich ein wenig in die Endspielserie, sie taten sich erst gegen Oldenburg und dann gegen Frankfurt teilweise sehr schwer.
Fast wäre die Mission Titelverteidigung schon nach der gewonnenen ersten Partie in weite Ferne gerückt. Mit John Goldsberry zog sich einer der wichtigsten Spieler einen Bänderriss zu und sein Einsatz in den weiteren Spielen war sehr fraglich.

Die Überlegenheit und Souveränität der Hauptrunde war irgendwo auf dem Weg vom Trainingslager in Malaga bis zu Beginn der Play-off verloren gegangen. Die Gegner witterten Morgenluft und nahmen Fährte auf, bei Bamberg schien das Momentum verschwunden zu sein. Berlin machte aus seinen Möglichkeiten das Beste und zeigte gerade in seinen Heimspielen gute Leistungen. Aber auch nur, weil Bamberg sie gewähren ließ. Nicht absichtlich, das traue ich ihnen dann doch nicht zu. Aber vielleicht spukte in den Köpfen der Bamberger Akteure doch der Gedanke herum, dass man sich bislang immer auf seine Heimstärke verlassen konnte. Dadurch hielt Gevatter Schlendrian Einzug – nur ein wenig und ganz langsam, aber stetig. Bamberg ließ Berlin ins Spiel kommen, und dies ist das Schlimmste was einem gegen Berlin passieren kann. Da zählen auch die vorangegangenen Spiele nichts mehr. Auch war von der Spritzig- und Leichtigkeit aus der Hauptrunde nicht mehr viel zu sehen.

Von fünf Auswärtspartien in den Play-off gingen vier verloren. Und zwar nicht knapp, sondern teilweise richtig deutlich. Aber eine Stärke der Bamberger Mannschaft, in der zu Ende gegangenen Saison, war die mentale Stabilität. Sie hat sich aus allen Leistungstälern wieder herausgearbeitet und stets in den Folgepartien eine Reaktion gezeigt.
Aber auch während eines Spiels schaffte man es wiederholt Rückstände aufzuholen und in Siege umzumünzen. Ganz sicher ein Verdienst von Coach Chris Fleming, der meistens an den richtigen Hebeln zog um seine Jungs wieder in die richtige Spur zu führen.
Bestes Beispiel war die alles entscheidende fünfte Finalpartie. Berlin führt 1:30 vor Schluss mit vier Punkten und wird dann doch nicht Meister. Die letzten 90 Sekunden trennte die Männer von den Buben und man sah, wer wirklich Erwachsensport betreibt. Kyle Hines holte nach Berliner Fehlschüssen wichtige Rebounds und John Goldsberry und Brian Roberts versenkten eiskalt zwei Bomben aus dem Dreierland. Von den Berlinern Jenkins, McElroy und Co. war da nichts mehr zu sehen.

Pokalsieg verteidigt, Meisterschaft verteidigt, als Bamberger Fans muss man sich wie in einem feuchten Traum vorkommen. Die letzten 18 Monate waren unglaublich und speziell die letzte Saison fast nicht wiederholbar.
Welche Ziele bleiben jetzt noch übrig? Nochmal das Double verteidigen oder versuchen in der Euroleague den nächsten Schritt zu machen. Das Eine oder das Andere ist durchaus reizvoll, aber motiviert das auch die Mannschaft? Alles, was man jetzt national noch erreichen kann, ist nur eine Wiederholung. Es besteht die große Gefahr, dass die Mannschaft von den Erfolgen satt ist, nicht den letzten Willen aufbringt, um in einem Jahr sich wieder auf dem Maxplatz feiern zu lassen.
Darum wäre es jetzt Zeit einen Schnitt zu machen und das Team auf einigen Positionen umzubesetzen. Frische, nach Siegen lechzende und hungrige Spieler wären nötig um dem Mikrokosmos Mannschaft neues Blut zuzuführen.

Aber um die Spieler wird es im letzten Teil der Saisonbilanz gehen, die am Montag, 4. Juli veröffentlicht wird.