Fifty-fifty

Viele Informationen drangen nicht aus der nicht öffentlichen Sitzung des Stadtrats am Mittwoch in der es um die Zukunft der Jako-Arena ging. In dieser ersten Informationsveranstaltung von Insolvenzverwalter Dr. Beck und Oberbürgermeister Starke wurde ein Rettungspakt vorgestellt, welches im wesentlichen das umfasst, was an dieser Stelle bereits skizziert wurde.

Viel mehr als um die Frage, wer was zu bezahlen hat, scheint es wie so oft im politischen Tagesgeschäft, darum zu gehen, andere zu diskreditieren. Während alle Fraktionen für die Übernahme der Halle durch die städtischen Töchter Stadtbau und Stadtwerke sind, haben die Grünen (die ja oft als Bedenkenträger auftreten) und die CSU große Vorbehalte. Gerade bei den Christsozialen scheinen aber nicht die finanziellen Aspekte eine große Rolle zu spielen, sondern eine Opposition zum Oberbürgermeister Starke zu bilden. Nächstes Jahr wird das Oberhaupt der Stadt Bamberg gewählt und der SPD-Mann Starke hat gute Karten auf eine Wiederwahl. Nach dem Fiasko der letzten 15 Jahre mit gescheiterten Kandidaten und Selbstzerfleischungen in den eigenen Reihen versucht die CSU ihre Truppen in Stellung zu bringen. Und dazu gehört es zu ihrem Selbstverständnis zu Vorschlägen, die aus der Richtung des politischen Gegners kommen, erst einmal auf Distanz zu gehen. Aber ob sich die CSU mit der Schließung der Halle einen Gefallen tut, darf bezweifelt werden. Mehr Profil und letztlich Wählerstimmen werden sie dadurch sicher nicht erreichen.

Ich denke die Bevölkerung hat schon längst mit den Füssen abgestimmt, nämlich dadurch das jährlich 500.000 Besucher in die Jako-Arena zu Veranstaltungen kommen. Vielleicht sollten die Entscheidungsträger einmal über den Tellerrand hinausschauen und den Blick in die weitere Zukunft richten. Man braucht kein Prophet sein um vorherzusagen, dass wenn die Halle endgültig schließen sollte, wird es auch in den nächsten 50 Jahren kein Veranstaltungsort vergleichbarer Größe in Bamberg geben. Bamberg schmückt sich gerne mit dem Titel Weltkulturerbe und war nicht im Fränkischen Tag nach dem Umbau des Foyers der Kongress- und Konzerthalle (Kosten übrigens 7,5 Millionen Euro, getragen von der Stadt Bamberg!) von „Weltstadtniveau“ die Rede?

Was ich damit ausdrücken möchte: Bamberg würde gerne in der Liga der Großen mitspielen, und dabei geht es nicht um Basketball. Nein, Bamberg hat, nein muss, den Anspruch haben zu wachsen, sich weiterzuentwickeln, den Menschen die hier leben etwas zu bieten. Dazu gehören neben Rauchbier, dem Dom, den Symphonikern, einem Spaßbad eben auch eine große Veranstaltungshalle mit einem breitgefächerten Angebot. Ich bin jedes Jahr etwa 35 Mal in der Jako-Arena. Davon entfallen circa 30 Besuche auf Basketball und die restlichen 5 auf andere Veranstaltungen. So war ich, um nur eine kleine Auswahl zu geben, in den letzten Monaten zum Beispiel bei der Freizeitmesse, beim Volleyball, habe Schiller live gesehen und werde dieses Jahr (sofern es die Halle dann noch gibt) Horst Lichter beim Kochen zusehen. Alles Veranstaltungen, die es ohne die Halle wohl kaum in Bamberg gäbe.

Bamberg braucht die Halle, die Menschen brauchen die Halle! Und beim Entscheidungsprozess haben politische Ränkespiele und Kindergartengehabe um gekränkte Eitelkeiten keinen Platz!

PS: Eine Liste der Mitglieder der CSU-Fraktion findet man hier. Es ist jedem unbenommen die Stadträte zu kontaktieren und darauf hinzuweisen, was die Bevölkerung will. Schließlich sind die Stadträte ja auch vom Volk gewählt.

4 Gedanken zu „Fifty-fifty

  1. luli

    Schade, dass sich immer die zu Wort melden, die am wenigsten Ahnung von der Materie haben. Halbwahrheiten werden auch nicht wahrer, wenn man sie mit falschen Zahlen untermauert. Zunächst zur Rolle der Stadt Bamberg: Eine Stadt hat vielfältige Aufgaben für ihre Bürger zu erfüllen, hierzu zählen Verwaltung, soziale Aufgaben, Förderung von Sport, Kultur und Bildung. Die Rettung eines insolventen Privatunternehmens, und nichts anderes ist die Jako-Arena, gehört hier zunächst nicht dazu. Man könnte nun argumentieren, dass Sport und Kultur die Halle benötigen würden. Was den Sport anbetrifft gehört die Förderung einer Profimannschaft, welche noch nicht einmal den Namen der Stadt trägt, auch nicht zu den städtischen Aufgaben, und ob es sich bei den Veranstaltungen in der Jako-Arena um förderungswürdige Kultur handelt, darf trefflich gestritten werden. Wenn die Halle so unverzichtbar für die Region ist, warum beteiligt sich der Landkreis Bamberg nicht auch am Risiko, diese Halle zu übernehmen, ein großer Anteil an Besuchern und Nutznießern der Halle kommt nicht direkt aus der Stadt Bamberg. Warum sollten die Bürger der Stadt also eine Halle finanzieren, während das Umland diese sich auf dem Silbertablett servieren lässt? Wie kann man es den Bürgern der Stadt vermitteln, dass man das Risiko einer defizitären Halle übernimmt, welches auf Jahrzehnte nicht absehbar und unkalkulierbar ist, und im Gegenzug hierzu Bildungsaufgaben und soziale Angebote einschränkt. Der Bamberger Basketball muss sich selbst an die Nase fassen, denn wie die finanzielle Analyse zeigt, hat das ausgeklügelte System mit Basketballgesellschaft und Betreibergesellschaft in familiären Banden jährlich erhebliche Geldsummen in sechsstelliger Höhe gekostet. Die Profiteure drohen mit der Flucht nach München.
    Die Stadträte sind sich ihrer Verantwortung bewusst, von gekränkten Eitelkeiten und Kindergartengehabe zu sprechen, zeigt nur, dass der Verfasser keine Ahnung von der Arbeit des Stadtrates hat, egal welcher Partei dessen Mitglieder angehören. Man muss sich allerdings die Frage stellen, ob durch die kurze Entscheidungsfrist von nur einer Woche nicht absichtlich Druck von Seiten des OB aufgebaut wird, um Alternativvorschlägen keinen Raum zu geben.
    Bamberg braucht diese Halle nicht wirklich, die damit verbundenen Betriebskosten und die sicherlich auch eines Tages anstehenden Sanierungskosten würden die Gestaltungsfreiheit der nächsten Jahrzehnte gewaltig einschränken. Bamberg besitzt bereits eine Konzert- und Kongresshalle, für deren Renovierung und Umbau ( im übrigen nur 6,81 Mio € ) Zuschüsse der Oberfrankenstiftung und des Freistaates in Höhe von 4,31 Mio € flossen. Bamberg wird somit bei weitem seiner Verpflichtung gerecht, das kulturelle Angebot zu fördern. Auch für das Sportsponsoring stellt die Stadt, obwohl es sich bei den BroseBaskets um einen Profiverein handelt, über die Stadtwerke jedes Jahr erhebliche Summen zur Verfügung, welche nicht dem Etat der Stadt zugeführt werden.
    Jeder Stadtrat mit Weitsicht wird auch an die nachfolgenden Generationen denken und sie nicht mit einer Halle belasten, welche auf Jahrzehnte Löcher im Stadtsäckel aufreißt, die jetzt noch gar nicht zu überblicken sind!

  2. lothar

    Ihnen als Landkreisbürger muß man die Frage stellen dürfen, welchen Beitrag denn der Landkreis zur Erhaltung der für die Region ach so wichtigen Halle beisteuert. Der exakte Betrag lautet: 0,00€. Bevor Sie auf Bamberger Politiker schimpfen, sollten Sie Ihren eigenen Volksvertretern auf die Füsse treten oder schweigen und in irgendeiner Landkreishalle Basketball schauen. Warum sollten die Bürger der Stadt Bamberg den Landeiern eine Halle kostenlos auf dem Silbertablett servieren?

  3. wbeyersdorf Beitragsautor

    @Lothar: Muss Ihnen Recht geben, auch, wenn mir der Unterton nicht gefällt. Freiwillih wird der Landkreis nichts zahlen, sollte aber in eine Lösung eingebunden sein. War nicht Landrat Denzler bei einigen Gesprächen involviert?

  4. kissfan

    Hallo, so ganz stimmt es nicht, der Landkreis sitzt über die Sparkasse auch mit im Boot. Ich habe mich da auch eines Besseren belehren lassen müssen. Aber es stimmt natürlich, dass wir Bamberger die Hauptlast zu tragen haben!
    Uwe

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