Teamgeist gegen Egozockerei

Basketball ist eigentlich ein einfacher Sport. Drei Faktoren sind ausschlaggebend, ob man als Gewinner oder Verlierer vom Parkett geht:
1. Wer hat mehr Lust auf Defensive

2. Wer zeigt mehr Einsatz, Willen und Leidenschaft

3. Wer spielt mehr als Mannschaft zusammen

Ist auch nur ein Punkt nicht oder nur wenig vorhanden, wird es schwer ein Spiel zu gewinnen.

Beim 70:56 79:56 Erfolg der Bamberger gegen Gießen sah man deutlich den Unterschied zwischen einer Mannschaft und einer Ansammlung Egozocker. Der Gießener Teague mag ja individuell ein guter Basketballer sein, in eine Mannschaft kann er sich aber scheinbar nicht integrieren. Ihn schien es nur darauf anzukommen, auf seinen Punkteschnitt zu kommen. Er war wie ein schwarzer Loch: Hatte er einmal den Ball, gab er ihn nicht mehr her. Zeigte er ein System an (die geballte linke Faust in die Höhe gestreckt) hieß das für seine Mitspieler: „Bahn frei, alle aus dem Weg gehen, ich mache die Punkte alleine“. Mit Teambasketball hat das, was Gießen am Samstag über weite Strecken bot, überhaupt nichts zu tun. Auch schien die Parole zu heißen: Länger als 10 Sekunden darf der Ball nicht gehalten werden, dann muss auf den Korb geworfen werden.

Aber Schluss jetzt mit Gießen, wende ich mich lieber den Bambergern zu. Und die machten ihre Sache in diesem verschärften Trainingsspiel sehr gut. Die Erfolge der letzten Wochen haben das Selbstvertrauen sichtlich steigern lassen. Man glaubt an sich und geht mit breiter Brust in die Partien. Auch eine für Bamberger Verhältnisse schlechter Dreierquote von 33% lassen solche Spiele nicht mehr kippen.
Und nun mal wieder die total subjektive Einzelkritik der Bamberger Spieler:

Goldsberry (9 Punkte): 9 Zähler, eine 100% Trefferquote, 2 Assist und 3 Steals, aber trotzdem hat er mich nicht überzeugt. Seitdem ich Anton Gavel jetzt öfters gesehen habe, finde ich an seiner Spielweise keinen Gefallen mehr. Aber mich muss er ja nicht überzeugen. Er muss sein Team besser machen und das Spiel lenken und leiten. Aber auch da habe ich immer ein ungutes Gefühl, wenn er auf dem Feld steht. Es gibt da eine nette Statistik, die führt die Punkte auf, die die eigene Mannschaft mehr macht als der  Gegner, wenn ein Spieler eingesetzt wird. Und dieser Wert ist bei Goldsberry gegen Gießen 1, d.h. spielte er, erzielt Bamberg einen Punkt mehr als die Hessen. Nur zum Vergleich bei Gavel ist der Wert 20…

Suput (12): Er machte nur das Nötigste, hatte aber auch das Wurfglück nicht unbedingt auf seiner Seite. Der Serbe überzeugt seit Wochen mit konstant guten Leistungen und ist einer der Leistungsträger. Trotz seiner gelegentlichen Schwächen in der Abwehr, wenn er von schnelleren Gegenspieler überlaufen wird.

Tadda (5): Beim Warmmachen vor dem Spiel traf er fast gar nichts. Schon da ahnte ich, es wird ein schwieriger Abend für ihn. Er ließ sich aber nicht entmutigen und zog dafür mehr zum Korb. Ein Vergleich mit Steffen Hamann ist gestattet. So wie dieser scheint Tadda den Biss, den Willen, die Bereitschaft zu haben, immer alles zu geben. Unerlässliche Tugenden um den Schritt von einem guten zu einem sehr guten Basketballer zu machen.

Pleiß (11): Gleiches gilt für Tibor Pleiß. Der Junge begeistert mich in jedem Spiel. Schon erstaunlich welche Bewegungen er in seinem Alter schon drauf hat. Auch bei ihm ist der Wille vorhanden, jeden Tag besser zu werden. Dazu gehört auch Lernbreitschaft. Dies sind wir in Bamberg in den letzten Jahren nicht von jedem Centertalent gewohnt gewesen. Pleiß beherrscht die Bretter. Eine Aussage, die man zuletzt nur über Chris Ensminger treffen konnte. Nimmt Pleiß in der Zukunft noch einen Hakenwurf und einen stabilen Mitteldistanzwurf in sein Repertoire auf, dann liegt seine Zukunft  nicht in Bamberg, auch nicht in Deutschland, sonder südlich der Alpen.

Garrett (5): Offensiv kann Robert Garrett immer noch Akzente setzen, kann seiner Mannschaft wichtige Impulse von der Bank geben. Doch in der Defensive ist er ein Risikofaktor. Dies fällt zwar gegen Gegner wie Gießen einer war nicht ins Gewicht. Aber gegen deutlich stärkere Mannschaften, so wie es zum Beispiel Nymburk im Eurocup einer war, hat er mit körperlich agileren Gegenspielern so seine Probleme.

Roberts (12): Roberts ist eigentlich ein Spieler, der fast alles kann. Er scheint aber mit der Verbannung aus der Starting Five nicht gut klarzukommen. Trotz seiner 12 Zähler und 6 Rebounds wirkte er auf mich gehemmt, ohne rechte Spielfreude.

Jacobsen (5): Würde er Kilometergeld bekommen, er könnte sein reguläres Gehalt glatt verdoppeln. Kaum ein anderer Bamberger Akteur rackert, stellt Blöcke, kämpft so, wie er. Und genau darin sehe ich den Hauptgrund für seine, leider so oft, schlechte Wurfquoten. Wer sich verausgabt, dem fehlt dann halt beim Wurf Kondition und Konzentration. Nur, dass ich richtig verstanden werde: Ich unterstelle ihm nicht Konditionsmängel. Nein, ganz im Gegenteil, Casey Jacobsen gehört sicherlich zu dem fittesten Basketballern auf Bamberger Seite. Aber weniger ist manchmal mehr. So sollten die Spielsystem angepasst werden um ihn nicht erst nach endlosen Laufwegen frei zu bekommen.

Brown (4): Besonders aufgefallen ist er nicht. Hätte aus der Lufthoheit der Bamberger mehr machen müssen. Wie es ging, zeigt ihm doch Pleiß deutlich.

Gavel (9): Ich  frage mich, was die Scoutingabteilungen aller Vereine im Sommer gemacht haben. Die müssen wohl geschlafen haben. Wie kann es sein, dass ein Spieler seiner Güte im Sommer keinen Verein fand? Gut für Bamberg, denn so konnte er die Lücke, die durch die Verletzung Goldsberry sendstand ausfüllen. Was heißt hier ausfüllen? Er machte es besser als der US-Boy! Mit Gavel kam die Wende, der Aufschwung , der aus einer bis dato schlechten Saison noch eine gute machen könnte. Anton muss bleiben!

Wyrick (7): Ist es eine Beleidigung, wenn ich ihn Kampfsau nenne? Natürlich nicht, es drückt meinen tiefen Respekt für seine Leistung aus. Nicht  nur gegen Gießen, auch schon in den letzten Partien war es seine Einsatzbereitschaft, die ihn zu einem wertvollen Rollenspieler werden ließ. Er wird nie der dominante Mann sein, der eine Partie beherrscht. Aber von der Bank kommend sorgt er immer wieder für frischen Wind.

Taylor (0): Liebe Leser dieser kleinen Homepage. Kommt doch bitte bei den nächsten Spielen 10 Minuten früher, setzt euch auf eure Plätzte und beobachtet Eric Taylor beim Aufwärmen. Würde es den Begriff „gaggeln“ nicht geben, für das, was er da bietet müsste man ihn erfinden. Versucht jeder andere Bamberger sein Aufwärmprogramm ernsthaft durchzuziehen, albert er mit Ball herum, wie es ein U10 Kind auch nicht schlimmer könnte. Vielleicht ist es seine Art, sich auf die Spiele vorzubereiten, professionell sieht es jedenfalls nicht aus. Und mein Sitznachbar Hans und ich lachen uns jedes Mal kaputt.

Ein Gedanke zu „Teamgeist gegen Egozockerei

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