Blutleer

Man neigt ja gerne dazu die Vergangenheit durch die rosarote Brille zu betrachten, frei nach dem Motto „früher war alles besser“. Diese rückwärts gerichtete Denkweise führt selten zu etwas, sie schadet nur der Entwicklung in der Zukunft. Nach der wiederholten desolaten Leistung der Bamberger Basketballer gegen Alba Berlin muss man aber den Blick zurück richten. Wann hat sich zuletzt eine Bamberger Mannschaft so vorführen lassen? Wann haben die Spieler so blutleer, so aktionslos, so ohne Feuer gegen Berlin agiert? Ein einmaliger Ausrutscher wäre noch zu verzeihen, doch schon Mitte Dezember hat man sich bei der Niederlage in Berlin eine blutige Nase geholt. Die Pleite am Donnerstag war eine Kopie des Spiels von vor 6 Wochen.

Für die Gründe muss man weit in das vergange Jahr zurückblicken, bis in den Sommer. Die Misere begann schon bei der Kaderzusammenstellung. Es soll mir doch keiner erzählen, dass es nicht bessere Alternativen als Ford, Gipson und Ogilvy gegeben hätte. Alle drei Spieler haben bis heute auch nicht annähernd das gebracht, was sich alle Anhänger des Bamberger Basketballs von ihnen versprochen haben. Obwohl, ich habe speziell an Ford und Ogilvy keine großen Erwartungen gehabt.

Sharrod Ford ist ein limitierter Basketballer. Er kann einige wenige Dinge gut. Dazu gehören gegnerische Würfe blocken, rebounden und ein halbwegs passabler Wurf aus dem Dreierland. Das war es dann aber auch schon. Er ist kein guter Verteidiger, er beherrrscht kaum Centerbewegungen, hat ein schlechtes „eins gegen eins“ Spiel und fällt zu oft durch undurchdachte Aktionen auf, die auf einen mangelhaften Basketball-IQ schließen lassen. Wie er in Italien zum besten Center gewählt werden konnte, werde ich nie verstehen. Dies sagt wohl mehr einiges über die Qualität der Liga aus, als über seine individuellen Fähigkeiten.

Auch Gipson ist mehr Ballast als eine Hilfe. Wie von mir schon vor einiger Zeit prognostiziert hat er sich nicht weiterentwickelt. Ganz im Gegenteil. Seine Leistung sind auf einem Niveau angekommen, wo man sich ernsthaft Gedanken machen sollte, ihn nicht mehr spielen zu lassen. Das er kein Aufbauspieler ist (und auch nicht mehr werden wird), haben hoffentlich mittlerweile auch die kühnsten Optimisten verstanden. Aber auch auf der Position des Shooting Guards ist er ein Reinfall. Zwar zeigte er in den letzten Wochen einige gute Partien, aber gegen welche Gegner? Bayreuth, Würzburg, Braunschweig und Tübingen zählen (bei allem Respekt diesen Teams gegenüber) eher zum Fallobst der Bundesliga. Kann es der Anspruch Bambergs und auch Gipsons sein, in solchen Spielern gut zu spielen? Da ist es keine Kunst 15 Punkte aufzulegen und sich anschließend feiern zu lassen. Gegen große Mannschaften muss man Leistung bringen, muss man sein Team tragen, muss man die Big Points machen.
Ein Blick auf seine statistischen Werte spricht Bände. Es sind jeweils die Anzahl der Punkte und der Effiktivitätsindex gegen die folgenden Gegner dargestellt:
Oldenburg 14 Punkte / Eff. 9
Artland 4 / 0
München 9 / 2
Ulm 8 / 4
Berlin 7 / 8
Berlin (EL) 2 /-3
Sehen so die Werte eines Spielers aus, der in den wichtigen, den großen Spielen den Unterschied ausmacht? Gegen Teams aus dem Mittelfeld der Tabelle zu glänzen, ist keine Kunst. Aber selbst in solchen Partien versagt er regelmäßig.
Ich habe keine Zweifel, würde er zum Beispiel für Tübingen, Hagen oder MBC spielen, wäre er eine große Nummer und mit Sicherheit nicht nur Topscorer seiner Mannschaft sondern der gesamten Liga.
Aber für die Ansprüche, national und international, die in Bamberg an ihn gestellt werden, ist er nicht gut genugt.

Der nächste Problemfall ist A.J. Ogilvy. Er war mal ein richtig guter Center in seiner Zeit in der Türkei. Das Jahr in Spanien als dritte Wahl auf seiner Position ist ihm nicht gut bekommen. Die Leistenverletzung zu Beginn dieser Saison tat noch ihr übriges, dass er nicht richtig in Tritt kommt. Man wartet nun schon seit einigen Wochen, dass er endlich durchstartet, dass er den Turbo, den Nachbrenner oder was auch immer, zündet. Aber es kommt nichts. Ist er auf dem Feld kann er kaum Akzente setzen, wirkt wie ein Fremdkörper in der Mannschaft.
Er hat einen guten schnellen ersten Schritt am Gegner vorbei Richtung Korb, aber dann ist Schluss mit seinem Können. Ich habe es schon in den Vorbereitungsspielen beobachtet: Er kann am Korb nicht vollstrecken. Immer wieder kommt er dank seiner beschriebenen Schnelligkeit gut zum Brett, nur um dann auch beste Möglichkeiten nicht in zählbares umzusetzen. Man soll keine Vergleiche ziehen, aber ich frage mich dann jedesmal, was hätten Kyle Hines oder Marcus Slaughter daraus gemacht?

Eine weitere Schwachstelle ist die kaum vorhandene Fähigkeit der Aufbauspieler zum Korb zu ziehen. Eine Ausnahme bildet Anton Gavel, aber weder John Goldsberry noch Gipson, Schmidt oder Tadda suchen häufig den Weg zum direkten Abschluss am Brett. Sie verlassen sich zu sehr auf den Wurf von aussen. Darauf kann sich ein Gegner einstellen, wie es Alba Berlin in den beiden Spielen gegen Bamberg perfekt getan hat. Nimmt man Bamberg den Dreier, dann kann man davon ausgehen, dass man sehr gute Chancen auf den Sieg hat. Denn das Centerspiel genießt in den Bamberger Angriffsvariationen nicht gerade Priorität A. Zu häufig verlässt man sich auf den Distanzwurf. Läuft es gut und fällt der Dreier zuverlässig, dann hat man auch in Malaga und Moskau eine Siegchance. Fällt er aber nicht, dann kommen dann halt solche Ergebnis wie die gegen Berlin zustande.

Vielleicht hat man sich aber auch durch die deutlichen Siege in der Bundesliga gegen schwächere Teams etwas blenden lassen und gedacht, man könnte mit Halbgas gegen Alba bestehen. Spiele gegen Berlin sind die Mutter aller Schlachten, da müssen alle Akteure mit Schaum vor dem Mund auflaufen, sich vor Ehrgeiz und Einsatzwillen zerreißen. Ein wenig kam mir die Begegnung wie Not gegen Elend vor. Berlin hatte auch nicht gerade seinen besten Abend erwischt, zum Erfolg gegen schwache Bamberger hat es aber dennoch gereicht. Gratulation dafür an die Berliner.

Ich bin mir fast sicher, am Samstag gegen den MBC wird Bamberg hoch gewinnen, Teddy Gispon 12 und Sharrod Ford 14  Punkte (oder so ähnlich) erzielen, und alle werden wieder das Loblied anstimmen, was für tolle Basketballer die beiden sind. Und alles ist wieder Friede-Freude-Eierkuchen.

Aber Leute, lasst euch nicht blenden, diese Saison kann noch ganz böse enden, wenn nicht an einigen Stellschrauben gedreht wird. Die nächste Bewährungsprobe steht nämlich kurz bevor, in Gestalt des aufstrebenden Bayern München, welcher den Platzhirsch Bamberg im Pokal Anfang Februar herausfordern wird.

Offtopic

Habe ein Problem, welches mit Basketball überhaupt nichts zu tun hat: Ich möchte die Reichweite meines WLAN vergrößern.

Folgende Ausgangssituation: Im Erdgeschoß steht eine Fritz Box 7270 mit funktionierendem WLAN. Zusätzlich geht davon ein LAN-Kabel in den 2. Stock um dort einen Desktop Rechner zu versorgen. Da das WLAN-Signal im 2. Stock schwach ankommt, möchte ich nun an das LAN-Kabel einen Repeater anschließen um auch mit mobilen Geräten WLAN-Empfang zu haben. Auch soll der Desktop-Rechner weiterhin per LAN angeschlossen werden.

Ich habe noch ein Speedport W701V, vielleicht kann man dies ja nutzen.

Wer kann mir mit qualifizierten Ratschlägen weiterhelfen?

Podcast Ausgabe 3

Kurz vor Heilig Abend wird in der dritten Folge des Podcast auf die bisherige Saison zurückgeblickt, eine total subjektive Einzelkritik der einzelnen Spieler abgegeben und noch etwas zu brosebaskets.tv gesagt. Und dies alles in knapp 24 Minuten.


Hier der direkte Link zum Download (rechte Maustaste – Ziel speichern unter):

Podcast Folge 3

„Gefühlte“ -51 Punkte

So denken zumindest viele Fans, die das Spiel am Sonntag gegen Alba live oder am Fernseher mitverfolgt haben.

Und es ist sicher richtig, dass wir solche Spiele lange nicht mehr erlebt haben.

Bereits kurz nach Beginn des Spiels äußerte sich Stephan Baeck über die Körpersprache von Boki Nachbar. „Das wird heute nichts, schauen Sie sich nur Boki Nachbar an…“ Und es stimmte. Hervorragend ein- und aufgestellte Berliner, deren Kader ich persönlich fast stärker einschätze als unseren, machten ihre Punkte aus fast jeder Situation, während unseren Spielern wenig bis nichts gelang!

Zirbes, Tadda und Gipson waren praktisch Totalausfälle. Zarte Lichtblicke sind der wiedererstarkende Goldsberry, natürlich Gavel und mit Abstrichen Neumann und Ford.

Allerdings, wenn man das Interview mit Heyder in der Pause verfolgte, hatte man nicht gerade den Eindruck, als herrsche Panik im Bamberger Lager. Dabei meine ich auch herausgehört zu haben, dass Ogilvy immer noch oder wieder verletzt ist, was natürlich bedenklich ist. Man holt für eine Position in der ersten Fünf einen bestimmten Spieler und dieser bringt es dann in drei oder vier Spielen nur auf wenige Minuten Einsatzzeit.

Etwas was ich von unserem Trainer überhaupt noch nie gesehen habe, ist, dass er im vierten Viertel eine ganze Zeit nahezu unbeweglich und scheinbar entspannt an der Bande lehnte und dem Spiel zuschaute ohne irgendwelche Signale zu geben. Später saß er dann auf der Bank und schaute in seine Unterlagen. Suchte er nach Lösungsansätzen oder plante er die Anspreche nach dem Spiel in der Kabine?

Sicher war dieses Spiel in Berlin nicht von der Wichtigkeit wie das vom Donnerstag gegen Belgrad, allerdings muss man gerade dabei aufpassen, dass die Mannschaft nicht einen psychologischen Knacks bekommt.

Also sollten wir hoffen, dass es dem Trainerteam gelingt, die Stimmung für die kommenden, nominell sicher nicht allerschwersten Spiele, wieder aufzubauen und dass es Wolfgang Heyder  schafft, einen oder zwei „schwergewichtige“ Neue zu verpflichten.

Denn – wie lautet die alte Baketballweißheit: Die Playoffs sind im Mai/Juni, dann wird abgerechnet!

Wunschzettel an das Christkind

Mittlerweile bin ich ja nicht mehr in dem Alter, meine Geschenkwünsche für Weihnachten auf einen Zettel zu schreiben, auf das Fensterbrett zu legen und darauf zu hoffen, dass das Christkind mich reich beschenkt. In diesem Jahr jedoch werde ich nach langer Zeit wohl mal wieder einen Wunschzettel schreiben.
Einen Entwurf habe ich schon:

Liebes Christkind!

Ich weiß, du bist schwer beschäftigt und hast bestimmt keine Zeit dich mit Wünschen von Erwachsenen zu befassen. Normalerweise wenden sich ja auch nur Kinder an dich. In diesem Jahr jedoch habe ich einen riesigen Wunsch, den mir bislang noch niemand erfüllen konnte:

Bitte liebes Christkind, schenke mir und den vielen Fans des Bamberger Basketballs einen Aufbauspieler.
Einen Spielmacher, der seine Mitspieler besser macht.
Einen, der den Spielaufbau organisieren kann.
Einen, der nicht regelmäßig in wichtigen Spielsituationen den Ball verliert.
Einen, der die richtigen Entscheidungen trifft.

Gut, ich weiß auch, dass du nicht zaubern kannst, gute Spielmacher wachsen nicht auf den Bäumen, auch nicht dort, wo du herkommst.
Es ist ja nicht so, dass die Bamberger Basketballer nicht einen Aufbauspieler haben. Gipson heißt er mit Namen, so bekannt und berühmt ist er nicht, dass du ihn kennen musst.
Seit mehr als 3 Monaten ist er nun schon in Bamberg. Einige meinen, er sei ein guter seines Fachs, diese Stimmen werden aber immer weniger. Es gibt auch noch einige die hoffen, er werde in den nächsten Monaten bestimmt noch besser. Die denken aber nicht daran, dass er in Kürze 32 Jahre alt wird. Und liebes Christkind, du bist doch auch schon nicht mehr das jüngste, hast viel erlebt in deinem Leben  und weißt, dass sich Menschen (also auch Basketballspieler) in einem gewissen Alter nicht mehr ändern könnnen.

Auch finde ich es immer wieder lustig, dass manche meinen, Gipson habe in dieser oder jener Partie aber gut gespielt. Denen muss ich Recht geben, aber ist es nicht so, dass auch ein blindes Huhn mal ein Korn findet? Jedenfalls mangelt es ihm an Konstanz auf hohem Niveau.

Mittlerweile scheint wohl auch unser Coach Fleming erkannt zu haben, dass Gispon nicht dazu taugt auf dem Spielfeld zu stehen, wenn es um etwas geht. Sonst hätte er ihn sicher nicht gegen Ulm und gegen Vilnius auf der Bank schmoren lassen, als es um etwas ging.

Aber liebes Christkind, warum erzähle ich dir das alles, dass weißt du doch schon längst. Du weißt doch immer alles. Ich vermute, mein Wunsch wirst du mir nicht erfüllen können. Deine knapp bemessene Zeit willst du bestimmt mit sinnvollerem verbringen. Was sind schon die Wünsche eines Bamberger Basketballfans gegen die Wünsche vieler Millionen Kinder?
Auch, wenn an Heilig Abend kein neuer Aufbauspieler unter dem Weihnachtsbaum liegen sollte, wünsche ich dir liebes Christkind eine schöne Weihnachtszeit!

Vielleicht ist ja das Christkind auch der komplett falsche Adressat, vielleicht sollte ich meinen Wunschzettel jemand ganz anderem schicken. Manager Wolfgang Heyder oder Coach Fleming zum Beispiel. Vielleicht wäre das der richtige (Dienst-)Weg.

Verloren? Gewonnen!

Ja, verloren – aus meiner Sicht fast ein bisschen unglücklich (zittrige Hände, manche fragwürdige Schiedsrichterentscheidung) – aber dennoch wegen der überragenden Leistung der Moskoviter, insbsondere von Teodosic und Christmas, nicht unverdient!

Nein, gewonnen – weil jetzt endlich – nach überstandener Krankheit von Nachbar und Schmidt deutliche Steigerungen erkennbar waren.

Besonders das Zusammenspiel der Mannschaft steigert sich sichtbar von Spiel zu Spiel. Besonders Goldsberry scheint doch wieder der „Alte“ zu werden, gestern sogar mit drei erfolreichen Würfen! Als Spielmacher sind seine Qualitäten sowieso unbestritten. Und diese setzt er immer mehr zur Freude seiner Mitspieler um! Freilich wird er nie ein Teodosic werden (dessen Zuckerpässe wirklich eine Augenweide waren), aber allmählich  merkt man ihm eigentlich keine Verletzung oder Wehwehchen mehr an.

Auch der Kapitän, Casey Jacobsen, scheint seine Zielsicherheit wieder gefunden zu haben. Dazu kommt, dass er häufiger als früher erfolgreich zum Korb zieht um einen Korbleger oder Floater zu machen oder aber den Ball an einen Center durchsteckt.

Besonders zu erwähnen ist auch Neumann, der den Ball immer fest ergreift und auch festhält (!!!) und ohne Umschweife (unnötiges Zwischendribbeln) zum Dunk kommt. Das hat Pleiss erst in seinem dritten Jahr manchmal geschafft und auch Zirbes kann es  nicht so konsequent!

Über die Qualitäten von Gavel und Nachbar muss man erst gar nichts sagen, die sind einfach Spitze.

Aber auch, dass der Ball wieder über mehrere Stationen gepasst wird und der besser postierte Mitspieler gesucht wird, sehen wir jetzt immer öfter.

Für die BBL wird das sicher auch weiterhin reichen, besonders wenn Gavel endlich seine deutsche Staastbürgerschaft bekommen hat und Ogilvy richtig gesund und in die Mannschaft integriert ist.

In der Euroleague können wir nur hoffen, dass sich der Aufwärtstrend, der deutlich erkennbar ist, beibehalten werden kann und wir Zuschauer weiterhin so gute Spiele mit Weltklassespielern in Bamberg sehen wie gestern!

Nach dem FCB ist vor dem FCB

Ein Spiel gegen den FC Barcelona, noch dazu wenn es mit einer Niederlage endet, kann kein Gradmesser für den Zustand einer Mannschaft sein. Man darf ein Team nicht am Erfolg oder Misserfolg gegen eine der besten europäischen Mannschaften messen. Aber ein paar Bemerkungen müssen erlaubt sein.

Die alten Probleme sind geblieben, Besserung ist nicht in Sicht. Wie ich schon vor zwei Wochen an dieser Stelle schrieb, Bamberg ist immer noch ein Team ohne Führung. Mittlerweile bin ich mit meiner Meinung nicht mehr alleine. Mit wem ich auch nach dem Spiel gegen Barcelona am Donnerstag sprach, keiner zeigte sich mit dem Aufbau im Bamberger Spiel zufrieden. Auch die treuesten Goldsberry Fans erkannten (endlich) seine Defezite im köperlichen Bereich und übten starke Kritik an seiner Weiterverpflichtung im Sommer.

Auch Ford stand weder im Zentrum der Kritik, aber ich möchte seine Personalie nicht zum wiederholtem Male diskutieren. Meine Meinung zu ihm ist bekannt und dürfte sich auch in Zukunft nicht so schnell ändern.

Am Sonntag gibt sich der nächste FCB die Ehre. FC Bayern München ist der Gegner und nur die kühnsten Optimisten erwarten einen Sieg der Gäste. Mit der Leistung vom Donnerstag dürfte Bamberg diesmal gegen den anderen FCB die Oberhand behalten.

Team ohne Führung

Spätestens als sich die Leistungsträger vergangener Jahre verabschiedeten, musste den Fans klar sein, dass der Start in die Saison 2012/13 würde holprig werden. In der Phase des Umbruchs und Neuaufbaus ist es wichtig Spieler zu haben, die der Mannschaft Stabilität und Führung geben können. Dem Starting Five Aufbauspieler kommt dabei ganz entscheidende Bedeutung zu. Bamberg ging mit Gipson, Goldsberry, Schmidt und Gavel im Backcourt in die Saison. Sich auf Akteure zu verlassen, die entweder mehr als 1 Jahr verletzungsbedingt nicht gespielt haben (Goldsberry), noch lernen müssen (Schmidt), eigentlich keine richtigen Spielgestalter sind (Gipson & Gavel), war und ist sehr fahrlässig. Solch eine Strategie kann in Jahren gutgehen, in denen nicht die Mannschaft fast komplett neu zusammengestellt ist.

In der jetzigen Bamberger Lage muss man aber sagen, dass Experiment ist gescheitert. John Goldsberry machte zwar beim Sieg gegen Vilnius eine gute Partie, kann solche Leistungen aber zur Zeit nicht konstant bringen. Wann Daniel Schmidt nach seiner Erkrankung wieder auf dem Parkett stehen wird, ist noch unklar. Man sollte aber nicht den Fehler begehen, alle Hoffnungen auf Besserung im Spielaufbau alleine auf ihn setzen. Anton kann nicht in jedem Spiel den besten gegnerischen Akteur decken, im Angriff hochprozentig treffen und auch noch das Bamberger Spiel lenken. Alles zusammen funktioniert auf Dauer nicht.

Und Gipson ist sowieso ein spezieller Fall. Er ist mit unglaublichen Offensiven Fähigkeiten ausgestattet, ein Floor-General ist er aber nicht. Leitet er den Spielaufbau ist man als Fan hin- und hergerissen. Es gibt Tage, da überzeugt er als Regisseur, und dann gibt es Tage an denen er dem Bamberger Spiel kaum eine Struktur gibt. Diese Phasen können sich aber auch innerhalb einer Partie abwechseln. Konstant sieht aber jedenfalls anders aus. Und es soll keiner glauben, dass ein bald 33jähriger Basketballspieler sich noch groß weiterentwickeln kann. Wäre er 10 Jahre jünger, würde ich daran glauben.

John Goldsberry machte am Freitag gegen Vilnius ein gutes Spiel, er traf einen wichtigen Dreier und machte im Angriff keine großen Fehler. Aber kann man damit schon zufrieden sein? Kann er eine/seine Mannschaft dauerhaft führen? Ich habe da so meine Zweifel.

Ein weiteres Sorgenkind ist Sharrod Ford, der am Freitag ganz klar nicht seinen besten Tag hatte. Es kann nicht sein, dass am Ende der 24 Sekunden, die man im Angriff zur Verfügung hat, Sharrod Ford als letzte Option den Ball an der Dreierlinie bekommt und unter Zeitnot und Bedrängnis vom Gegner sein Glück suchen muss. Er ist nicht gerade als Dreiergott bekannt, dies sollte auch den Aufbauspielern bewusst sein. Und da kommt man wieder zum Eingangsthema Führung.

Latavious Williams wurde am Freitag früh beim McDonalds gesehen. Am Mittag erhielt ich die Nachricht, dass er nicht mehr für Bamberg spielen werde. Am Abend gibt brose baskets bekannt, Williams hätte sich einen Magen-Darm-Virus zugezogen und stehe deswegen nicht im Kader. Was stimmt jetzt? Was ist die Wahrheit? Ich weiß es nicht, man kann nur spekulieren. Vielleicht hat er sich wirklich nur den Magen verdorben, vielleicht steckt aber auch mehr dahinter. Spätestens am Montagabend werden wir es wissen, ob er der Partie gegen Frankfurt beiwohnt.

Ford fort! Williams weg?

Ja, wenn man so die Kommentare im Netz liest, dann war das gestern so etwas wie ein Offenbarungseid von Sharrod Ford.

Auch ich teile diese Ansicht. Nicht nur wegen seines gestrigen Auftrittes, sondern wegen seiner erkennbar gleichgültigen Art und dem Auftreten in den bisherigen Spielen.

Denn wenn Körpersprache etwas sagt, dann die von Ford im Vergleich  zu der seiner Mannschaftskollegen. Was die Mannschaft gestern gegen Vilnius zeigte, war endlich so, wie man es sich eigentlich von Anfang der Saison an gewünscht hätte. Auch wenn die Litauer der erhofft und erwartet schwache Gegner – außer Seibutis – war, so war von Anfang an zu spüren, dass man nicht gewillt war, eine weitere Niederlage in der Euroleague hinzunehmen.

Nach einem etwas „schlaffen“ ersten Viertel drehten eigentlich alle Spieler – wir spielten ja mit einer 9er Rotation, allerdings ohne einen – dermaßen auf, dass die Zuschauer in der Halbzeit nur noch über die Höhe des Sieges diskutierten.

Es war eine Freude zu sehen, wie vor allem der sog. Nachwuchs sich durchsetzte und besonders Neumann seine Chancen nutzte. Auch wenn er nicht so viele Punkte machte – ich hätte ihn gerne mal als MVP gesehen!

Allmählich merkt man auch die Ordnung im Aufbau und in der Verteidigung. Selbst Gipson, der für mich bisher mit der schwächste Verteidiger war, scheint sich in diesem System allmählich einzufinden. Lediglich sein Aufbau erscheint mir noch zu egoistisch zu sein, was vielleicht auch aus seiner Rolle in Frankreich herrührt, wo er möglicherweise viel auf sich alleine gestellt war. Der Pass zum besser postierten Mitspieler fällt ihm schon noch manchmal schwer.

Tja, und Williams… Da haben wir einen Spieler für die Euroleague verpflichtet und dann spielt er fast nie – auch wenn es gestern gesundheitliche Gründe waren (an Stego: es wäre schön, wenn das Publikum vielleicht erfahren könnte, warum ein Spieler nicht spielt).

Auch wenn sein Fehlen gestern nicht so tragisch war, wäre es für uns Zuschauer doch schön und wichtig gewesen, ihn endlich mal zu Hause zu sehen. Und er hätte sich, angesichts einer Mannschaft, die fast ihne Center spielte, sicher mal zeigen können. Aber so ist das nun mal im Leben.

Nun hoffen wir, dass der Anstieg der Form so weitergeht und auch die letzten Teile der Mannschaft begreifen, worum es hier in Bamberg geht.

Ein Interview mit Franz Stegner spät abends auf TV Oberfranken war da ein echter Motivator. Da hörte man durch, warum sich dieser Mann dermaßen für den Verein engagiert und sich aktiv einbringt! Mustergültig, danke Franz Stegner!

Ausnahmezustand

Ausnahmezustand herrschte gestern in Bamberg. Nein, nicht beim Basketball, sondern anschließend in der Konzerthalle. Das hessische Komikerduo Mundstuhl präsentierte ihr neues Program „Ausnahmezustand„. Was das mit Basketball zu tun hat? Eigentlich nichts, aber interessanter und unterhaltsamer war die Darbietung der beiden im Vergleich zum Basketballspiel von Bamberg gegen den MBC auf jeden Fall.

Die Mannschaft aus dem beschaulichen Weißenfels ist kein Basketballgigant, ganz im Gegenteil. Auch, wenn sie letzte Woche Bayern München am Rand einer Niederlage hatten, spricht das mehr für die Schwäche der Münchner als für die eigene Stärke. Die Bamberger Spieler schienen aus der herben Niederlage gegen Istanbul nur wenig gelernt zu haben. Schon bei den ersten beiden Angriffen des MBC offenbarten sie große Lücken in der Abwehr. So sah sich Coach Fleming schon nach nicht einmal 2 Spielminuten genötigt eine Auszeit zu nehmen. Dies habe selbst ich nach mehr als 30 Jahren als Zuschauer noch nicht erlebt.

12 Zähler betrugt am Ende die Differenz zugunsten Bambergs. Ist damit wieder alles Friede, Freude, Eierkuchen? Ist die fränksiche Basketballerseele zufrieden gestellt? Wohl kaum.

Die Partie gegen den MBC war eine Steigerung im Vergleich zum Euroleague gegen Istanbul. Jedoch gegen eine stärkere Mannschaft wäre es ungleich schwerer geworden zu siegen.
Einige Bamberger Akteure in der Einzelkritik:
Goldsberry: Bitte Coach Fleming, tue ihm, der Mannschaft und den Fans den Gefallen und nehme ihn aus dem Team. In der jetzigen Form hat er absolut nichts in einer Profimannschaft verloren. Das Fleming seinen Lieblingsspieler nach der schweren Verletzung nicht fallen ließ, ehrt ihn. Aber bei John Goldsberry ist leider seit Wochen keine Leistungssteigerung zu erkennen. Bamberg kann es sich nicht leisten einen Spieler „mitzuschleppen“, der auch nur annäherend nicht sein normales Leistungsniveau erlangt. Bitte nicht falsch verstehen: Ich bin ein Fan von John Goldsberry (nicht nur auf Faceboook) und war von seiner Art den Bamberger Aufbau zu leiten begeistert. Aber momentan ist er keine Hilfe, sondern eine Belastung für das Team. Ich fürchte seine Zeit ist rum, fast scheint es, er hat bei jeder Bewegung Angst sich neu zu verletzen. Nach dem Spiel behauptete jemand, mit 30 hat man auch ohne Verletzung das Verfallsdatum als Aufbau erreicht, wenn man keinen aussergewöhnlich guten Wurf hat. Soweit möchte ich nicht gehen, aber jede schwere Verletzung raubt einem Profispieler ein wenig mehr von seiner Spritzigkeit. Besonders, wenn man ein gewisses Alter erreicht hat.

Gipson: Mit ihm hat man nominell einen Vertreter für Goldsberry verpflichtet. Leider erfüllt er bislang zu selten die hohen Erwartungen. Er hat keine Defensive und eine mangelhafte Spielorganisation. Er vermag dem Bamberger Spiel zu wenig seinen Stempel aufdrücken. Sich im Angriff auf das Feld zu stellen, denn Ball ein paar Mal zu dribbeln und dann gelegentlich ein paar Punkte zu zocken, ist zu wenig für die hohen Bamberger Ansprüche. Er wäre bei einem Mittelfeldteam wie Tübingen oder Hagen (nichts gegen die beiden Mannschaften, sind nur Beispiele) besser aufgehoben. Dort wäre er der Einäugige unter den Blinden.

Ford: Dass ich nicht gerade ein Anhänger seiner Spielweise bin, dürfte hinlänglich bekannt sein. Daran ändern auch seine 18 Punkte gegen den MBC nichts. Gegen einen stärkeren Gegner wäre er sicher nicht so frei an der Dreierlinie gestanden und hätte von dort 9 Zähler erzielen können. Und wenn Abwehrarbeit so aussieht, den Gegenspieler erst vorbeizulassen und dann einen Block zu versuchen, dann habe ich das Spiel nicht verstanden.

Es ist keine einfache Zeit für die Bamberger Verantwortlichen, sie müssen sich sehr gut überlegen was zu tun ist und wie man reagiert. Meine Vermutung ist, dass die Rufe der Fans nach Ausstausch einiger Spieler ungehört verhallen werden. Es wird sich wahrscheinlich nichts am aktuellen Kader ändern.